Tagebuch Donnerstag, 10. Januar 2019 – Rumstapfen

In der Mittagspause traf ich eine hervorragende Entscheidung: Ich ließ mich mit dem Bus nicht zur Stabi fahren, zu der ich wollte, sondern mitten in den Englischen Garten und ging von dort zu Fuß zur Bibliothek. Das war so schön, dass ich mir das ernsthaft des Öfteren selber sagte. Ich stapfte durchs ruhige und fast menschenleere Weiß und sagte „Das ist so schön!“ vor mich hin. Meiner Oma hätte das gefallen.

Das ist der Biergarten am Chinesischen Turm. Ich fand es sehr hübsch, wie akkurat es sich der Schnee auf den Bänken und Tischen bequem gemacht hat.

Von da ging ich einfach kreuz und quer durch die Gegend.





Bis ich am Monopteros ankam, der einzigen Marke, von der aus ich weiß, wo ich bin.


Hier bin ich schon auf dem Weg zur Straße, die aus dem Garten direkt zur Uni führt. Nebenan ist die Stabi.



Ich konnte gar nicht alle Schneemenschen fotografieren, die bereits rumstanden. Leider. Aber schön zu merken, dass ich nicht die einzige bin, die sofort welche bauen will, wenn’s geht.

Aus der Stabi holte ich zwei Bücher über Bohuslav Martinů: eine Biografie (es gibt laut des Vorworts mehrere, die aber zum Teil unter der Zensur der Tschechoslowakei erschienen und dementsprechend nicht ganz vollständig sind) und einen Aufsatzband, der sich mit Martinůs Musik und ihrem Platz im 20. Jahrhundert beschäftigt. Die Biografie begann ich dann auch gleich im Bus zurück nach Hause zu lesen.

Was ich beim Rumsuchen im OPAC erst zu spät gesehen habe: Die Bibliothek hat natürlich auch Partituren. (Natürlich hat die Bibliothek auch Partituren! ❤️) Da werde ich vermutlich demnächst auch ein paar ausleihen; vielleicht verstehe ich beim Mitlesen, warum mir die Musik dieses Komponisten so gefällt und ich sie nicht mehr aus dem Kopf kriege.

Der Bus brachte mich dann zum Supermarkt, wo ich einmal das halbe Gemüseregal leerkaufte und mir zuhause eine Suppe kochte. Was man halt so macht im Winter. Team Suppe forever!

Zum Spätzleschaben war ich allerdings zu faul, die sind gekauft, SORRY SCHWABEN!

Wo wir gerade bei Suppe sind:

Why are Instagram-famous recipes so impossible to resist?

Nikita Richardson schreibt für Grub Street über die Kichererbsensuppe aus der New York Times, die ich auch nachgekocht habe (Instagram/Rezept im Blog), ohne allerdings den Hashtag #thestew zu kennen. Gestern auf Twitter fragte ich mich, ob ich ein early oder ein unaware adopter sei, worauf Herr Giardino meinte, ich sei ein unaware influencer. Das gefällt mir sehr.

Ich habe die Suppe übrigens gekocht, weil die Cooking-Sektion der Times sie mir in meine Twittertimeline gespült hat. Vielleicht, und das wird auch im Artikel angerissen, kochen wir das Rezept auch nur alle nach, weil’s gut klingt und nicht weil es einen Hashtag dazu gibt.

„In less than two months, #TheStew has taken on a life of its own, and has no doubt entered the regular cooking rotation for numerous home cooks around the country. In the days when cookbooks, food magazines, and product labels were the primary spots that people found new recipes, it could take months or even years for ideas to become universally beloved household staples. (It probably required at least a few Thanksgivings before green-bean casserole achieved critical mass, and people are still discovering Marcella Hazan’s superlative tomato sauce.) But in the age of digital word of mouth, you only need to see the same recipe pop up on your feed so many times before you feel compelled to try it — and then of course to post about it yourself. The Instagram snowball effect means a recipe can enter the home-cooking canon in a matter of days, not years. Call it the joy of hashtag cooking.“

Nicht Franck Ribéry ist pervers, sondern 19 Cent für 100 g Hähnchenkeulen

Ich hoffe, ihr seid mit der Causa Ribéry vertraut? Ja, oder? Dann noch ein letzter Take von Herrn Dollase zum Thema:

„Franck Ribéry hat nichts anderes getan, als eine von vielen Möglichkeiten zu wählen, zu viel Geld für fast nichts auszugeben. Sein Gag mit dem Blattgold schadet Niemandem. Der Wirt des Etablissements wird sich freuen, und vielleicht sichern ja solche und ähnliche Ausgaben auch noch diverse Arbeitsplätze. Ohnehin kommt es immer wieder mal vor, dass Angehörige besonders zahlungskräftiger Bevölkerungsgruppen in Luxusrestaurants den Eindruck erwecken, der Laden gehöre ihnen – sie würden das Ganze schließlich finanzieren. Da ist der Fall Ribéry viel Wind um nichts.

Vor allem ist nicht Ribéry pervers, sondern die Tatsache, dass für Billig-Angebote in Supermärkten Tiere getötet und zu einem Preis verhökert werden, der eine Mssachtung von Leben und eines zivilisierten Zusammenhanges von Wertschätzung für Tiere und ihrem Preis ist. In einem aktuellen Angebot von heute bietet EDEKA 100 g Keulenfleisch für 19 Cent an. Um sich dem „Nichts“ an Preis noch weiter anzunähern, nimmt man auch nicht den Kilo-Preis, sondern den für 100 Gramm, weil er noch billiger klingt. Darüber regen wir uns sporadisch auf, obwohl es ein Dauerzustand ist, der trotz massiver Kritik zu keinerlei Veränderung führt.“

(via @ClaudiusSeidl)