Star Wars: Attack of the Clones

Star Wars: Episode II – Attack of the Clones
(Krieg der Sterne: Episode II – Angriff der Klonkrieger, USA 2002)

Darsteller: Ewan McGregor, Hayden Christensen, Natalie Portman
Drehbuch: George Lucas
Kamera: David Tattersall
Musik: John Williams
Regie: George Lucas

Samstag abend. Nach dem historischen 8:0 und einer sehr unterhaltsamen 80er Jahre Show auf RTL war ich gut gelaunt genug, um noch ins Kino zu fahren, um einen Film zu sehen, den ich eigentlich gar nicht sehen wollte. Aber da ich ja der Meinung bin, dass nicht nur Shakespeares fünf große Dramen, sondern auch George Lucas’ fünf miese Filme heute zur Allgemeinbildung gehören, muss ich da halt durch. Hey, ich hab Othello überstanden. Schlimmer kann’s nicht werden. Little did I know.

Die Szenerie: Grindel, Saal 6. Ich stelle fest, dass immer noch der Soundtrack von Man on the Moon läuft. Seit zwei Jahren. Es wird dunkel. Der Kerl schräg hinter mir in der Reihe hat anscheinend kein Taschentuch. Gottlob ist die Werbung so laut, dass man nicht mal seinen eigenen Atem hört, geschweige denn das Gerotze des Typs hinter einem. Dolby Digital rules. Ich muss zum 1000. Mal die Sätze „Gute Hunde. Guter Pool. Guter Kaffee“ hören und schalte innerlich auf Durchzug. Klappt nicht lange, denn der Typ vor mir findet den Chio-Spot, wo der Tomatendipp an der Heckscheibe landet, total zum Brüllen. Und ich meine, zum Brüllen. Vielleicht sollte ich mir abgewöhnen, Samstag abends in Jungs-Filme zu gehen. Hey, der neue James Bond-Trailer – der fängt ja klasse an. Hört aber konventionell auf. Egal, zwei gute Sekunden entschädigen für den Energy-Spot. Hach, und der Spiderman-Trailer. Auch immer wieder schön. Der Typ vor mir erzählt seinem Mitstreiter noch mal, wie geil der Tomatendipp an der Scheibe aussah.

Der Film geht los. Die übliche gelbe Schrift, die im Nichts verschwindet und mir Fakten über die Story erzählt, die ich schon beim Lesen wieder vergessen habe. Ich amüsiere mich immerhin für ungefähr 20 Minuten. Auch wenn die rasante Verfolgungsjagd mit den fliegenden Autos mich fatal an Das Fünfte Element erinnert. Und das arme Amidala-Double ziemlich schlecht den Heldentod stirbt. Egal. Die wirklich sehr schicken Computer-generierten Hintergründe sehen klasse aus. Und sobald man die richtig genießt, fängt die unselige Anakin-liebt-Amidala-Story an. Die beiden Königskinder, die nicht nicht zusammen kommen dürfen (ja, hier stimmt sogar die pubertäre Doppelbedeutung, denn im Lucas-Universum hat man einfach keinen Sex), sind auf Amidalas Heimatplanet angekommen und tummeln sich unter anderem auf einer grünen Wiese, die im Vergleich zu den ganzen künstlichen Sets total billig aussieht. Ich stelle entsetzt fest, dass ich mich gerade über die Realität mokiere, da muss ich die banalsten Dialoge aller Zeiten über mich ergehen lassen: „Schau mich nicht so an – Warum nicht – Weil ich mich unwohl dabei fühle – Okay.“ Watt? So einfach geht das? Das probiere ich in der S-Bahn-Haltestelle Reeperbahn auch mal: Hey, glotz nicht so, da fühl ich mich total unwohl bei. Oh, tschuldigung, Eure Majestät.

Ups, der Film geht weiter. Konzentrier dich auf die Story, Anke, merk dir endlich mal die ganzen Namen von den Leuten. Hey, ein schöner Soundeffekt, wie die Schallwelle die Asteroiden durchschneidet … und schon wieder vorbei. Hmmmmm …. ich versteh grad die Story nicht … wenn der Kopfgeldjäger die Klonarmee vor zehn Jahren für die Jedi geordert hat, wieso ist er dann jetzt der Böse? Wer ist eigentlich dieser Oberfiesling? Christopher Lee? Der war doch grad in Herr der Ringe schon der Oberfiesling. Was macht der hier? Ernsthaft: Was macht der hier? Wieso hat Jimmy Smits nur zwei Sätze im ganzen Film? Wen spielt er überhaupt? War der im ersten Teil auch schon dabei? Und wieso sucht Ani grad seine Mama (die einen noch schlechteren Tod stirbt)? Nur mal so? Ach, damit er die dunkle Seite in sich spüren kann und er mal ne Heulszene hat. Müssen weibliche Kinozuschauer mit solchen Mitteln in Star Wars gebracht werden? Finde ich das gut? Wenn die Kerle denn schauspielern können, hab ich eigentlich nix dagegen. Das kann Milchfresse Hayden Christensen leider nicht. Immer, wenn er versucht, böse auszusehen, kommt das total großkotzig rüber: Guck mal, in ein paar Jahren bin ich Darth Vader und du nicht, nänänä.

Der Typ vor mir schnarcht. Ich glaub’s ja nicht. Obwohl: eigentlich doch, denn auch ich kann mich grad nicht entscheiden, ob ich mal kurz die Augen zumache (wie das endet, weiß ich seit Pret à Porter, wo ich eingeschlafen bin) oder rausgehe. Ich halte stattdessen weiter tapfer durch, aber irgendwie weiß ich nicht mehr, wie’s weiter ging. Ich erinnere mich daran, dass die Kolosseum-Szene zu sehr nach Gladiator roch, der alte jamaikanische Hippie Jar Jar Binks nicht ganz so nervig wie im 1. Teil und die Kampfszene zwischen Yoda und Christopher Lee ziemlich affig war. Aber wie sind doch gleich die Blechnäpfe R2-D2 und C-3PO wieder nach Hause gekommen? Eben noch im Staub eines feindlichen Planeten und jetzt wieder … ach, egal. Die Hologramme nerven. Jaja, ich weiß, die sehen in den Teilen 4 bis 6 eben auch so aus, und die Teile jetzt spielen ja davor, und deswegen blablabla. Aber Yoda sieht doch auch nicht mehr aus wie ein Contergan-Kasperle an Fäden, sondern eben wie ein richtiger … öhm … grüner, alter Zwerg mit ziemlichen Grammatikschwächen. Muss ich mir diese Logik-Diskussion überhaupt geben? Wen interessiert denn die zeitliche Logik bei Star Wars? Doch nur die Hardcore-Fans. Und das sind Leute, die zwei Wochen lang auf New Yorker Bürgersteigen campieren, um eine Kinokarte zu kaufen. Mit sowas soll ich über Logik reden?

Das Pärchen hinter mir nölt laut, weil ich so oft in meinem Sitz rumrutsche. Das weckt den Schläfer vor mir auf, der seine Cola von der Brüstung kippt. Hey, der Abspann. Die gute, alte John Williams-Musik. Immer noch das beste an diesem Sternendreck.

Ich mag nicht mehr. Rausrausraus. Direkt vor mir in einem aufgemotzen Golf Cabrio die üblichen Samstags-Deppen: zwei durchgegelte Kerle, zwei toupierte Schnitten und Eminem mit aufgedrehtem Bass Boost. Wisst ihr was, Kinder? Ich liebe euch. So doof ihr auch seid – ihr nervt nicht so sehr, wie das, was ich mir grad zwei Stunden angetan hab. Fahrt vorsichtig. Und benutzt Kondome.

Wow, so schnell hab ich noch nie nen Film vergessen.