2018 revisited

(2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003.)

1. Der hirnrissigste Plan?

Den Nachlass eines Malers in die eigene Dissertation einzuplanen, ohne vorher mal die Erben zu fragen, ob die mich da reingucken lassen.

2. Die gefährlichste Unternehmung?

Für meine Handgelenke: Ikeamöbel ohne Akkuschrauber aufbauen.

3. Die teuerste Anschaffung?

Ich wäre froh, wenn es bei den sehr glücklich machenden Noise-Cancelling-Kopfhörern für 250 Euro geblieben wäre, aber nein, Frau Kaffeetante musste sich auch noch eine Espressomaschine für 1000 Euro kaufen. Die macht zwar auch sehr glücklich, aber hätte ich gewusst, dass ich drei Wochen nach ihrem Kauf eine neue Wohnung mit höherer Miete haben würde, hätte ich sie mir verkniffen.

4. Das leckerste Essen?

Im Juli war ich im dringend nötigen Spontanurlaub in Lindau im wunderbaren Villino, im November konnte mich dann Konstantin Filippou in Wien sehr erfreuen. Und jedes Caesar Dressing mit selbstgerührter Majo gehört auf diese Liste.

5. Das beeindruckendste Buch?

Comic: Shit is real von Aisha Franz. Runner-up: Ein Sommer am See von Mariko und Jillian Tamaki; darüber habe ich hier kurz geschrieben.

Sachbuch: Ganz vorne liegt Philipp Bloms Die zerrissenen Jahre, weil ich sehr viel davon mitgenommen habe und es dauernd im Blog zitieren kann. Direkt danach kommt Petra Terhoevens Die Rote Armee Fraktion: Eine Geschichte terroristischer Gewalt, die ich im Blog nicht besprochen, aber mit großem Gewinn gelesen habe. Und einen Ehrenplatz gibt’s für Salz, Fett, Säure, Hitze von Samin Nosrat, weil ich endlich wieder mit viel Lust und Vergnügen und Neugier und Tatendrang am Herd stehe.

Fiktion: Da gab es dieses Jahr einen klaren Sieger, weil es ein völlig neues Leseerlebnis war: der Ulysses von James Joyce. Über den Tweet des James Joyce Centre aus Dublin freue ich mich immer noch. Und über diesen einer Joyce-Doktorandin, der ich seitdem folge.

Deutlich bekannteres Leseerlebnis, aber Feuchtwanger geht ja immer: Exil hat mich fertiggemacht. Auch kein Spaß, aber wichtig: Menschen im Krieg von Andreas Latzko. Ich habe bestimmt auch zeitgenössische Fiktion gelesen, aber da war anscheinend nichts Überwältigendes dabei. Die Klassiker wissen schon, warum sie Klassiker sind.

6. Der ergreifendste Film?

Ich war nur einmal im Kino und habe Ex Libris gesehen und gemocht. Dafür war ich öfter im Theater, wo mir besonders Alles klappt und Philipp Lahm gefallen haben. Bonuspunkt für den Räuber Hotzenplotz in der Augsburger Puppenkiste!

7. Die beste CD? Der beste Download?

Ha, kurz vor Jahresende wirklich mal wieder eine CD gekauft bzw. sogar gleich zwei, und zwar von Bohuslav Martinů. Die waren dann wohl auch die besten.

Runtergeladen habe ich keine MP3-Sammlung, aber dafür versacke ich dank Amazons Prime Video, das ich als Studi für ein Jahr gratis bekommen habe, nicht mehr ausschließlich vor Netflix. Slow clap.

8. Das schönste Konzert?

Da kann ich mich nicht entscheiden. Die 100 Metronome im Januar waren toll, genau wie Sol Gabetta im März (daher die Begeisterung für Martinů) und die Nachtmusik der Moderne mit Helmut Lachenmann erst vor wenigen Wochen im Dezember. Hat alles meinen Horizont sehr erweitern können.

9. Die tollste Ausstellung?

Auch gut für den Horizont (und die Diss, falls ich jemals an ihr weiterarbeiten sollte): die Neuhängung der Kunst aus den 1930er Jahren in der Moritzburg in Halle. Sehr gefreut habe ich mich über Basquiat in der Schirn in Frankfurt, weil ich mir erst durch diese Retrospektive sein Schaffen und seine Bedeutung etwas klarer wurden, genau der gleiche Effekt wie vor ein paar Tagen bei Jörg Immendorff in München. Die Videoausstellung Generations – Künstlerinnen im Dialog im Haus der Kunst hat mir gezeigt, dass ich anscheinend doch mit Videos klarkomme, um die ich mich sonst gerne drücke. Und die Bruegel-Ausstellung in Wien war schlicht einmalig. Das werde ich so nie wieder sehen können.

10. Die meiste Zeit verbracht mit …?

Darüber zu staunen, dass dieses Werbeding, von dem ich quasi fünf Jahre Pause gemacht habe, nach kurzem Anlaufstottern wieder ziemlich gut läuft – und vor allem auch wieder richtig Spaß macht.

11. Die schönste Zeit verbracht mit …?

Die neue Wohnung schönzupuscheln, jedenfalls gefühlt. Das hat mich die Monate seit September doch mehr in Beschlag genommen als ich dachte. Aber jetzt ist alles wunderhübsch.

So ziemlich jede Zeit mit F. ist die schönste. Und die alleine auf dem Sofa mit dem Laptop oder in der Bibliothek mit den Büchern auch.

Ich habe mich außerdem darüber gefreut, dass meine Eltern mich mal hier unten besucht haben, und habe auch dabei viel gelernt.

12. Vorherrschendes Gefühl 2018?

Geht doch.

13. 2018 zum ersten Mal getan?

Im Burgtheater Wien gewesen. In Halle gewesen. F. die Wedemark gezeigt. Alleine in einem Sternerestaurant gegessen. Eine Wohnung mit einem benutzbaren Balkon besessen. Ein Special-Interest-Haushaltsgerät gekauft, das mehr gekostet hat als die meisten meiner Autos, siehe oben. Die Augsburger Puppenkiste besucht. Die Fuggerei besichtigt. In Hamburg an der Texterschmiede gelehrt. An einem Doktorandenseminar teilgenommen. Wildschwein gegessen. Eine Fußballdauerkarte besessen. Okay, immer noch keine mit meinem Namen drauf, aber im Gegensatz zur letzten Spielzeit, wo ich sie nur halb hatte, gehört sie mir gerade für die ganze Saison.

14. 2018 nach langer Zeit wieder getan?

Regelmäßig mit Werbung Geld verdient. Wieder im eigenen Bett geschlafen und nicht auf einem Bettsofa. Ein eigenes Arbeitszimmer gehabt; das ist wirklich lange her, dass ich schon mal eins hatte, ich glaube, so um die 20 Jahre. Im Sprengel-Museum und den Herrenhäuser Gärten in Hannover gewesen. Durch die wiedereröffnete Hamburger Kunsthalle gesprintet. In einem Planetarium gestaunt. Den (fast) kompletten Ring gesehen; beim Siegfried war ich leider krank.

Zählt Wahldienst nach einem Jahr? Zählt in Wien gewesen zu sein nach zweieinhalb Jahren? Ein Umzug nach drei? Wann ja, dann das auch.

15. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Alte Dämonen. Die AfD in allen Länderparlamenten. Die Absage der Grossberg-Erben.

16. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

So schnell renne ich nicht weg.

17. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Nicht wegzurennen.

18. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Ungefähr 800 Flughafentoblerones und geduldiges Lampenandübeln.

19. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Weil du da bist.“

Runner-up: „Brauchst du Hilfe beim Umzug?“

20. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Ich hol dich nicht vom Flughafen ab.“

21. 2018 war mit einem Wort …?

Gut.