Tagebuch, Samstag, 12. Mai 2018 – Ürovisiong

Ausgeschlafen, einkaufen gegangen, Leergut weggebracht, Wohnung zu gefühlt 70 Prozent geputzt, den Rest ignoriert (für sowas wird man erwachsen), Betten bezogen, Wäsche gewaschen. Den Newsletter der New York Times abonniert (nur für Abonnent*innen), der mir helfen soll, die Küche vernünftig zu organisieren. Kann ich eigentlich auch alleine, aber ich mag das Konzept Newsletter inzwischen recht gerne.

Mal wieder Cold Brew genossen, seit letztem Jahr mein Lieblingsgetränk im Sommer. Ich nutze dazu immer noch diese Flasche, die ich gerne weiterempfehle: gut zu reinigen, passt in die Kühlschranktür und man erspart sich das Umfüllen, wenn der Brew durchgezogen ist. Bisher habe ich, shame on me, bereits gemahlenen Kaffee dafür benutzt, aber seit einiger Zeit achte ich ja brav darauf, was mir so in die Kaffeetasse kommt. Daher habe ich meinen Vorrat an herrlichen Kaffeebohnen durchwühlt und trinke gerade diesen Kaffee von Kolla Kaffee in Rosenheim. Damit habe ich zum ersten Mal geschmeckt, dass Kaffee eine Frucht ist. Ich schmeckte kein anderes Obst heraus oder Nüsse oder Schokolade, sondern anscheinend das Kaffeearoma. Ich würde vielleicht ein winziges bisschen auf Birne gehen, aber das kann Einbildung sein. Der Cold Brew war keine Spur säuerlich, sondern frisch und fruchtig, aber eben keine Frucht, die ich kannte. Da ersparte ich mir sogar den kleinen Schwups Milch, den ich sonst gerne in die Cold Brew kippe.

Ich trinke schwarzen, kalten Kaffee. Das hätte mir mal jemand vor ein paar Jahren prophezeien sollen.

Nachmittags natürlich den letzten Bundesliga-Spieltag in der Konferenz verfolgt. Das Augsburg-Spiel war egal, auch wenn ich ehrlich gesagt auf eine Freiburger Niederlage oder wenigstens ein Unentschieden gehofft hatte, weil ich dem Laden das 3:3 im Hinspiel immer noch übelnehme. Hat nicht funktioniert, aber war wie gesagt egal. Der Verein beendet die Saison auf dem 12. Platz, was weder Fisch noch Fleisch ist, aber eben auch nicht die Abstiegsecke, in die der FCA vor Saisonbeginn von so ziemlich allen reingeschrieben wurde. Genau wie Hannover, die hinter dem FCA auf Rang 13 ins Ziel gekommen sind.

Die ganze Saison fluchte ich wie immer über Hamburg und nölte, dass sie doch bitte endlich absteigen sollten, aber je näher das Szenario rückte, desto wimmeriger wurde ich dann doch. Der Schlussspurt im Daumendrücken war vergebens: Der letzte Verein, der seit Gründung der Bundesliga im Oberhaus dabei ist, ist seit gestern nicht mehr dort.

Keine vernünftige Tageszeitung und jetzt auch keinen Erstligaverein mehr – rechtzeitig aus der Stadt weggezogen, würde ich sagen.

(Too soon?)

Abends den Grand Prix geguckt, wie er bei mir immer noch heißt und mich sinnloserweise über die gute Platzierung des deutschen Beitrags gefreut, der mir aber dann doch eher egal war. Noch egaler war mir allerdings der Siegertitel, den ich eigentlich toll finden müsste: eine nicht-normschöne Frau singt über die #metoo-Sache, aber mir ging das Lied total auf den Zeiger.

Was aber schön war: Twitter war mal wieder Twitter, wie ich es mag: eine launige Eckkneipe, in der nicht über Politik geredet wird, sondern wo alle Drinks mit Schirmchen haben und zu schlechter Musik mitgrölen.

Einen Kakao zur guten Nacht. Auch dafür wird man erwachsen.