Tagebuch, Freitag, 20. April 2018 – Schöne Post

Gestern morgen verschlief ich nicht, sondern saß brav um 9 in der Stabi, zu der ich glücklich-grinsend radelte. Hach, Fahrradfahren! Immer wieder toll. Gut, ich bin inzwischen soweit münchnerisiert, dass ich den wenigen Menschen, die mir entgegenkommen, ein „Geisterfahrer“ entgegenzische, aber es zu brüllen, traue ich mich noch nicht. Ich brülle allerdings Radfahrer*innen, die gerade an der Stabi die Radampel übersehen, ohne Scheu „IHR HABT ROT!“ entgegen, denn sie brettern gerne von rechts an mich heran, wo sie gefälligst anhalten sollen, damit ich entspannt nach links auf den Radweg einbiegen kann. Reicht es nicht, dass ich mich über Autos aufregen muss? Muss ich mich auch noch über meinesgleichen aufregen? Herrgottnochmal. (Okay, genug gemeckert. … NEE, DOCH NICHT!)

In der Stabi las ich einige Bücher für ein paar Jobs bzw. schlug nochmal Dinge nach. Dann blätterte ich in einem Buch, das ich mir für die Diss hatte in den Lesesaal legen lassen, stellte aber fest, dass das für mich total nutzlos war. Zum Abschluss gönnte ich mir wieder schlechte Laune, indem ich im aktuellen Ausstellungskatalog des NS-Dokumentationszentrums ein paar Aufsätze las. Ich freute mich zwar grimmig darüber, dass den Menschen, die rechtes Gedankengut abnicken, keine große intellektuelle Anstrengung bescheinigt wurde, aber das hilft uns jetzt auch nur bedingt weiter, sie Idioten zu nennen.

Dann radelte ich wieder nach Hause („IHR HABT ROT!“) bzw. fuhr einen Umweg über Post und Bäcker und freute mich darüber, einen Umweg radeln zu können weil hach fahrradfahren.

Nachmittags schickte ich einen fertigen Text zum Kunden, feilte an zwei anderen noch rum und machte ziemlich früh Feierabend. Ich kleines Cleverle hatte morgens natürlich meine Rolläden geschlossen und die Fenster verrammelt und konnte so die widerlichen 28 Grad da draußen komplett ignorieren, während ich entspannt auf dem Sofa Zeitung las.

Abends freute ich mich dann sehr über eine Mail; ich hoffe, der Verfasser verzeiht mir das wörtliche Zitat, aber das ist so schön:

„Hallo Frau Gröner,

ich bin einer der vielen “stillen Genießer” Ihres Blogs, schon seit vielen Jahren.

Und – vielen Dank – Sie haben mir geholfen, eine Wette gegen mich zu gewinnen:
Als Sie sich im März die De Longhi kauften, war buchstäblich mein erster Gedanke: “Mal sehen, wie lange dem Genussmenschen Gröner diese Maschine taugt…”. Gratulation und willkommen, Sie sind SEHR schnell auf der Dunklen Seite ™ angekommen…“

Darüber musste ich doch sehr lachen. Das müsst ihr mir doch sagen, wenn ihr schon wisst, dass ich Schrott kaufe! Wozu habe ich euch denn? Da koche ich miesen Espresso um miesen Espresso und ihr nickt das einfach so ab? So kann ich nicht arbeiten!

Der Verfasser hatte noch ein paar gute Tipps, die ich mir auch schon angelesen hatte, aber dann scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein. Ich bräuchte noch schnell ein paar Buchungen, dann wird ein 40-Kilo-Maschinchen in meine Küche gewuchtet, und dann kriegt ihr mich da nie wieder von weg. Höchstens zum hachfahrradfahren.

Museums Shake Things Up by Mixing Old and New

Ich habe noch keine Meinung zu diesem Thema, gucke aber seit gestern interessiert auf die Rembrandt-Rothko-Kombi, die derzeit in Wien hängt.

„“I’d like to think that we are teasing out all of the ideas and concerns and dreams and nightmares that are buried in all of the historical works that we have,” said Jasper Sharp, who curates the museum’s program for modern and contemporary art. But he added that the curators spent a few years trying to figure out “what types of confrontations would be interesting, respectful,” he said.

Pairing Édouard Manet with Diego Velázquez, or bringing a Titian into conversation with a J.M.W. Turner seemed to work, he said, because “these are very well-documented admirations of younger artists looking at older artists.”

But other choices proved riskier. Scores of art lovers responded on Instagram to the museum’s juxtaposition of a Rembrandt self-portrait next to a Mark Rothko color field painting. “Half of them were saying ‘this is absolutely abysmal,’ or ‘Rembrandt must be turning in his grave,’” Mr. Sharp said. “Some of the connections knit together instantly; others reward more sustained looking.”“

On Becoming an American Writer

Oder anders: Wer schreibt, der bleibt.

„“What would you read to someone who was dying?” Annie Dillard had asked our class. She wanted this to be the standard for our work. There, at the memorial service for my friend, I thought of another: Dying, what stories would you tell? […]

To write is to sell a ticket to escape, not from the truth but into it. My job is to make something happen in a space barely larger than the span of your hand, behind your eyes, distilled out of all that I have carried, from friends, teachers, people met on planes, people I have seen only in my mind, all my mother and father ever did, every favorite book, until it meets and distills from you, the reader, something out of the everything it finds in you. All of this meets along the edge of a sentence like this one, as if the sentence is a fence, with you on one side and me on the other.

If you don’t know what I mean, what I mean is this: When I speak of walking through a snowstorm, you remember a night from your childhood full of snow or from last winter, say, driving home at night, surprised by a storm. When I speak of my dead friends and poetry, you may remember your own dead friends, or if none of your friends are dead, you may imagine how it might feel to have them die. You may think of your poems or poems you’ve seen or heard. You may remember you don’t like poetry.

Something new is made from my memories and yours as you read this. It is not my memory, not yours, and it is born and walks the bridges and roads of your mind, as long as it can.

All my life I’ve been told this isn’t important, that it doesn’t matter, that it could never matter. And yet I think it does.“