Something’s Gotta Give

Something’s Gotta Give
(Was das Herz begehrt, USA 2003)

Darsteller: Jack Nicholson, Diane Keaton, Keanu Reeves, Amanda Peet, Frances McDormand, Jon Favreau
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Michael Ballhaus
Drehbuch: Nancy Meyers
Regie: Nancy Meyers

Schade, dass Valentinstag gerade vorbei ist, denn Something’s Gotta Give wäre der perfekte Kinotipp gewesen: ein entspannter, lustiger, stellenweise hysterisch komischer, romantischer Film. Eine von den altmodischen Screwball-Komödien, allerdings mit modernen Zutaten wie E-Mails und Instant Messaging, aber im Kern immer noch der klassischen Rezeptur „Wir können uns absolut nicht leidern, wir mögen uns nicht, wir kommen irgendwie miteinander aus, wir finden uns nett, wir finden uns klasse“. Hier kommt noch „Wir fallen übereinander her – und danach wird alles anders“ dazu. Und als Sahnehäubchen sind die beiden, denen diese Geschichte passiert, Jack Nicholson und Diane Keaton. Da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Tut es auch nicht. Jack Nicholson spielt einen 63jährigen Plattenboss, der mit der knapp 30jährigen Tocher von Diane Keaton ausgeht. Beim ersten Sex erleidet er einen Herzanfall und wird von Mutter und Tochter (und einer frauenbewegten Freundin, die wundervoll von Frances McDormand gespielt wird) ins Krankenhaus gebracht. Hier begegnen sie einem jungen Arzt, der sich statt zur atemberaubenden Tochter zur Mutter hingezogen fühlt. Der Arzt ist übrigens der wie immer komplett unüberzeugende Keanu Reeves; aber in diesem Film war es mir sowas von egal, ob seine Sätze über EKGs und Infusionen glaubhaft waren oder nicht – die verknallte Art, mit der er Diane Keaton den Hof macht, war so schnuffig, dass man seinen Dialogen eh nicht zuhört, sondern ihn nur gnadenlos anschmachtet.

Das tut auch Diane, die geschmeichelt, aber auch ein wenig verunsichert darüber ist, dass sich ein jüngerer Mann für sie, eine geschiedene Frau in den 50ern, interessiert. Aber nicht nur Keanu entdeckt die Attraktivität dieser intelligenten, schlagfertigen und aufregenden Frau: Auch Jack stellt plötzlich fest, dass er anscheinend nicht nur auf 25jährige Models steht, sondern sich auf einmal zu jemanden hingezogen fühlt, mit dem bzw. der er überhaupt nicht gerechnet hatte.

Man ahnt bereits, wie es ausgeht, aber das ahnt man bei romantischen Komödien ja immer. Darum geht es bei dieser Art von Film ja sowieso nicht. Worum es geht, ist der Weg, sind die Hindernisse, die die beiden überwinden müssen, um sich zu kriegen. Und die sind in diesem Fall mal was anderes als die üblichen Neurosen, die man als Mittdreißiger entwickelt hat. Diesmal sind es die kleinen Macken, die man als über 50jähriger hat – und die noch schwerer loszuwerden sind als die, die man 20 Jahre früher hatte.

Diane Keaton spielt eine Frau, die nach ihrer Scheidung sehr eigenständig geworden ist und nun fürchtet, diese Selbständigkeit wieder aufzugeben, wenn sie ihr Herz verschenkt. Ihr Leben war schließlich gerade so schön geordnet – und nun scheint alles wieder von vorne loszugehen: das Herzflattern, die Eifersucht, die Enttäuschung darüber, dass niemand anruft … der ganze Krempel eben, der einem das Beziehungsleben schwer macht und einen das Schönste daran vergessen lässt: das Gefühl, dass jemand da ist, für den man das Wichtigste auf der Welt ist. Genau dieses Gefühl ist völliges Neuland für Jack Nicholson, der sich bisher um jede feste Beziehung gedrückt hat. Und so haben beide Schwierigkeiten, sich und ihre verschiedenen Leben unter einen Hut zu bringen.

Ich persönlich hatte sehr viel Spaß daran, den beiden dabei zuzusehen. Jack Nicholson ist wie immer großartig, wenn er komisch-sarkastisch ist. In Something’s Gotta Give wird er aber noch ein bisschen persönlicher. Weil seine Figur Parallelen zum wirklichen Nicholson hat, kommt jeder Gag, der auf den Altersunterschied zwischen ihm und seinen Mädels anspielt, doppelt komisch. Außerdem gibt er endlich diese manirierte Distanz auf, die As Good As It Gets etwas anstrengend gemacht hat. Hier liefert er sich ganz den Scherzen des Drehbuchs aus, macht sich gerne zum Deppen und „gönnt“ uns sogar absolut uneitel einen Blick auf seinen 60jährigen Hintern, als er mit Drogen vollgepumpt durchs Krankenhaus torkelt.

Aber dieser Film ist trotzdem nicht sein Film. Er gehört ganz Diane Keaton, die ich noch nie so komisch und gleichzeitig so entwaffnend menschlich und rührend gesehen habe. Jeder verzweifelte Blick von ihr hat mich die Angst einer etwas älteren Frau spüren lassen, für immer alleine zu bleiben. Jede Dialogzeile von ihr hat mich wissen lassen, dass Intelligenz und Esprit zehnmal mehr sexy sind als ein perfekter Hintern. Und jedes Lächeln von ihr hat mich überzeugt, dass alles gut ausgeht, wenn wir uns nur etwas mehr zutrauen würden.

Something’s Gotta Give ist kein dramatisches Meisterwerk, keine intellektuelle Herausforderung, keine Neuerfindung des Rades. Something’s Gotta Give ist ein herzerwärmender Film, der nicht ganz so fies verschnulzt daherkommt wie viele andere chick flicks. Denn im Gegensatz zu den perfekten Paaren, die sich in anderen romantischen Komödien finden, raufen sich hier zwei Menschen zusammen, die alles andere als perfekt sind. Hier finden sich zwei Charaktere, zwei Persönlichkeiten, zwei Biografien. Deshalb gönnt man es ihnen ihr Glück am Ende umso mehr. Und deshalb ist es eigentlich egal, ob der Valentinstag vorbei ist oder nicht – der Film ist in seiner hoffnungslosen Romantik im wahrsten Sinne des Wortes einfach zeitlos.

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