Was schön war, Freitag, 16. März 2018 – Geburtstagsmenü

Vielen Dank für eure zahlreichen Tweets und Mails UND PRÄSENTE!EINSELF zu meinem Geburtstag, ich habe mich über alles gefreut. Auch F. beschenkte mich wie immer ausgezeichnet. Unter anderem bekam ich, ich muss allmählich anbauen, zwei Sorten Espressobohnen. „DIE HATTE ICH GEKAUFT, BEVOR DIE ANDEREN KAMEN!“ Und auch eine Blogleserin beschenkte mich mit einem Gutschein für eine Rösterei um die Ecke, nämlich in Aßling. Wo das liegt, weiß ich sogar, ansonsten ist Bayern für mich immer noch Terra Incognita und ich gucke auf Wetterkarten immer noch in den Norden und denke Dinge wie, ach mal eben rüber nach Amsterdam und nicht, ach mal eben runter nach Italien. Zurück zu Aßling: Das hatte ich mal nachgeschlagen, denn bis dahin gilt mein Semesterticket der Uni München. (Vielleicht sollte ich den Gutschein vor Ort einlösen!)

Abends ging es wie immer in mein Lieblingsrestaurant, das Broeding, wo wir, ebenfalls wie immer, ausgezeichnet tafelten.

Beim Champagner als Reinkommer und dem Gruß aus der Küche meinte ich noch so launig, nee, heute fotografiere ich mal nicht und notiere mir auch keine Weine, immer dieser Blogstress. Dann knabberte ich aber genussvoll am Thunfisch-Wantan auf ingwergewürztem Karottensalat herum und schon war das Vorhaben hinfällig, denn davon wollte ich natürlich im Blog schwärmen. Immer diese Blogliebe!

Der erste Gang: im Heu gegarter Mangalica-Schweinerücken mit Lauchzwiebeln und Orangensenf. Der Schweinerücken verbarg sich unter dem Schinken, daneben lagen noch Pecannüsse. Das war mein drittliebster Gang, weil er so schön rund war. Leicht scharfer, fruchtiger Senf, das kräftige Schwein, der milde Schinken, die fast süßen Zwiebeln und die knackig-dunklen Nüsse – da passte einfach alles. Dazu gab’s einen Grünen Veltliner von Ebner-Ebenauer, 2015. Der war recht fruchtig und hatte auch mit dem intensiven Essen noch einen schönen Biss. Wir hier unten sagen „resch“ dazu.

Schon kam der liebste Gang, der sich so schlicht liest: Mairüben-Suppe mit schwarzen Walnüssen und Stielmus-Pistou. Pistou ist ein Pesto ohne Käse, wie ich vom wie immer freundlichen Service lernte. Ich lernte allerdings auch, dass fermentierte Walnüsse nicht ganz so meins sind. Aber. Die Suppe. Es ist bloß eine Suppe, es sind bloß Mairübchen, aber davon hätte ich drei Liter essen können und dann nochmal fünf. Ein ganz klares, stimmiges Aroma, fertig. Aber wie ich von tausend Suppenversuchen weiß: Die einfachen Dinge sind immer die fiesesten. Der Wein dazu war ein 2015er Rotgipfler vom Weingut Biegler. Der war sehr süß in der Nase, dann aber recht trocken im Mund und brachte eine Kiste Äpfel mit.

Mit dem gebratenen Saibling auf Wirsing und Roter Bete haderte ich etwas. Fisch war gut, Wirsing ist immer gut, rote Bete gehen auch, aber auf dem Teller waren noch Weintrauben, die für mich den Gang viel zu süß gemacht haben. Auch das Mundgefühl war eher alles eins, kaum Kontraste oder mal was Eckiges, was aufweckt. Da hatte ich hier schon weitaus spannendere Gänge. Der Wein konnte mich dann aber wieder versöhnen, denn mit Riesling kriegt man mich ja immer zu allem rum. Das war einer vom Weingut Hirsch aus Gaisberg, 2010. Der roch zunächst ein bisschen nach muffigem Honigkeller, hatte dann im Mund aber plötzlich eine saure Kirsche (Kirsche? WTF?) und wurde mit dem Essen zusammen dann schön rieslingig honigbananig. Also genauso, wie ich Riesling mag. Schon waren die blöden Weintrauben vergessen.

Der Hauptgang bestand aus Lammfricandeau mit gebackenem Paraplui, weißem Bohnenpüree, Grünkohlchips und Fenchel. Den Paraplui hatte ich mir vor dem Essen ergoogelt – das Broeding schreibt netterweise das Menü immer im Laufe des Tages auf seine Website –, und daher wusste ich, dass das ein Pilz war. Der war auch nicht mein Favorit, aber das Püree war gut, Lamm geht ja eh immer und die Sauce tupfte ich mit viel Brot auf, bis der Teller sauber war. Dazu gab’s den einzigen Rotwein des Abends: ein Cuvée aus meinem allerliebsten Lieblingswein, dem Blaufränkisch, mit dem stinkigen Pferdestallwein St. Laurent, von Rosi Schuster, 2013 (Link zum 2014er). Der wurde ziemlich kühl serviert, was ich aber sehr gerne mag, und schmeckte wie Kirschschorle mit blaufränkischer Schnuffigkeit.

Dann kam der Käse, den ich vergessen habe zu fotografieren, weil wir so mit dem Wein dazu beschäftigt waren. F. twitterte gestern noch: „Wenn du denkst, du hast es alles schon gesehen, kriegste beim Broeding einen Amontillado zum Käsegang serviert.“ Eigentlich freue ich mich im Broeding immer auf herrlich schlotzigen Süßwein zum Käse, aber nein. Zum Morlacco di Grappa, einem sehr schmackhaften Kuhmilchweichkäse, mit Thymiangelee und Nussbrot, gab es einen Albala Marqués de Poley Amontillado, dessen ältestes Fass von 1922 war. Das Ding schmeckte erst nach saurer, total trockener Walnuss – und dann nach Salz. Außerdem blieb es irre lange am Gaumen. Mit dem Käse zusammen kam eine dicke Rosine in den Mund, der riesig groß wurde, und das Walnusssalz wollte immer noch nicht gehen. Das ging auch minutenlang nicht, auch als die Teller und Gläser schon abgeräumt waren. Ein tolles Zeug.

Auf einen Klecks Ananassorbet zum Magenaufräumen folgte dann das Dessert, mein zweitliebster Gang, der ein äußerst würdiger Abschluss des Festessens war. Auch Pandanus-Mousse mit Mango klingt wieder so harmlos, aber hier mochte ich, dass mein Mund dauernd mit anderen Texturen beschäftigt war. Die weichfeste Mousse lag auf spitzig-knackigem Ingwerstroh, die milde Mango kam in viel zähem Sirup, und auf den kleinen Schokobröckchen konnte man schön lange rumkauen, während die überraschend frische Mousse einem den Gaumen auskleidete. Die 2010er Beerenauslese von Lenkey Edes Kövek war dann ebenfalls eine Überraschung: sehr frisch und luftig für einen Süßwein. Der gefiel mir so gut, dass ich mir davon ein Fläschchen zum Geburtstag schenkte.

Den Espresso für mich und den Birnenschnaps für F. nahmen wir dann zuhause, weil wir total satt waren und erstmal ein bisschen rumlaufen mussten. Sehr entspannt und wohlig abgefüttert gemeinsam eingeschlafen.