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In der FAZ gibt es gerade eine Serie zur Weimarer Republik; Teil 1 und 2 sind schon online, gestern gab’s den dritten (Edit 28.5., ist jetzt auch online), aus dem ich zwei schöne Absätze zitieren möchte. Der erste bestätigte mir, was ich mir gerade für die Masterarbeit zum Thema Vergangenheitsbewältigung angelesen habe (den Begriff gibt es übrigens seit ungefähr Anfang der 1960er Jahre). Den zweiten fand ich schlicht sehr erhellend.

„Will man die Weimarer Republik gerecht beurteilen, ist ein Blick über die Grenzen hilfreich. Und dieser Blick ist ernüchternd: Kaum eine der nach dem Ersten Weltkrieg neugegründeten Demokratien überlebte die europäische Krise des Parlamentarismus, in fast allen ergriffen schon seit den 1920er Jahren autoritäre, faschistische oder Militärdiktaturen die Macht. Auch jetzt ist wieder ein europäischer Vergleich angebracht: Heute zählt die Bundesrepublik weltweit zu den stabilsten Demokratien, in kaum einem Staat sind nationalistische Populisten vergleichbar schwach, noch nie sind sie bisher in den Bundestag gekommen. Die Bundesrepublik zählt zu den wenigen Staaten, in denen die derzeitige Renationalisierung beziehungsweise ein auflebender Nationalismus keine Breitenwirkung erlangt hat, was nicht zuletzt auf den antitotalitären Grundkonsens in der Bundesrepublik und ihre nachhaltige Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur zurückzuführen ist.

Wie wesentlich es ist, die Jugend zu gewinnen, dafür bietet die Weimarer Republik ebenfalls ein warnendes Beispiel: Den überalterten demokratischen Parteien standen nur zwei gegenüber, deren Funktionäre, Mitglieder und Wähler überwiegend jung waren, die NSDAP und die KPD [.] Sie vermittelten scheinbar Zukunftsperspektiven und Aufbruchstimmung, die heutigen Nationalisten aber Untergangsstimmung.“

Horst Möller: „Zwischen Feinden und Freunden“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.5.2017, S. 6.

(Wo die eckige Klammer steht, ist im Original ein Doppelpunkt, aber das wären dann zwei Doppelpunkte in einem Satz, und bei solchen Scheußlichkeiten kommt meine innere Korrekturfee durch.)