Was schön war, Donnerstag, 16. März 2017 – Geburtstagsessen im Broeding

Der Eintrag ist etwas verspätet, ich musste so lange verdauen.

Das Broeding ist mein Lieblingsrestaurant in München, aber ich gönne es mir nicht so oft wie ich gerne würde, schlicht weil ich es mir gerade nicht leisten kann. Daher war ich im letzten Jahr nur einmal da, nämlich zum Geburtstag. Deswegen war klar, was ich auch an diesem Geburtstag machen wollte. Ich hatte keine Lust zum Fotografieren, aber netterweise knipste F. in der Gegend rum und notierte sich auch die Weine, während das Geburtstagskind glücklich-bräsig genoss. Und wie es genoss!

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Nach dem obligatorischen Rosé-Sekt – Ankes eiserne Regel: Wenn irgendwo Rosé mit Kohlensäure auf einer Karte steht, wird der bestellt – kam der Gruß aus der Küche: eine kalte Gurkensuppe mit einem Stückchen Mozzarella drin. Nette, kühle Kleinigkeit mit einem salzigen Käsebiss.

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Der erste Gang war ein Stückchen fest-fettes Mangalica-Schwein mit Sauerkraut und Mastersauce. Schmeckte fein-asiatisch und gleichzeitig wie um die Ecke, weil Sauerkraut.

Dazu gab’s ein Cuvée aus Riesling und Silvaner mit einer hübschen Geschichte dazu: Twentysix (Achtung, erst schlimmes Werbegewäsch, dann die Geschichte). Der gefiel mir in seiner klaren Schlichtheit so gut, dass F. einen Tag später eine Kiste davon orderte. Und weil’s den Twentysix auch in rosa und rot gibt, gleich noch jeweils drei Flaschen von der anderen Farbe dazu. Wir planen eine sorgfältige Versuchsreihe auf dem Balkon, sobald die Temperaturen das zulassen, der weiße war nämlich ein Eins-A-Balkonwein.

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Atlantiklachs mit knuspriger Haut und Spinat und Blumenkohl. Lachs finde ich meist irgendwie langweilig, aber mit Blumenkohl geht mir bei alles. Das Tolle an dem Gang war allerdings der Wein dazu: ein Hirtzberger Chardonnay Smaragd, Schlossgarten 2015. Genau wie Lachs finde ich Chardonnay meist irgendwie langweilig, auch weil er einem irgendwann den Mund zukleistert, aber der hier war erstmal recht wenig süß, fast schon mild-hochnäsig-gelangweilt, dass da jemand was von ihm wollte. Je länger er aber im Glas war, desto kräftiger wurde er, und zum Schluss war er feiner Honig mit einer dicken gelben Frucht, die mir aber partout nicht einfallen wollte. Und kein Kleister!

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Gebratener Arunda (das ist der Käse) mit Radicchio und einer schlotzigen Rotweinsauce. Dazu erzählte der Service die Geschichte, dass dem Restaurant zwei Kühe gehörten, die irgendwo entspannt rumgrasen und für diesen Käse zuständig seien. Danke, Kühe, a job well done. Da schmeckte sogar die Rinde, und in Verbindung mit dem bitteren Salat fühlte er sich auch nicht so schwer an. Dachten wir, wir Narren.

Dazu gab’s einen Rotburger 2015 vom Weingut Schuster. Der roch erstmal wie Kirschcrumble mit Vanillesauce und blieb auch im Mund dabei. Im Glas verlor sich die Vanille etwas und er war, nach der zuckerbäckerigen Nase, überraschend trocken. Auch ein schönes Ding. Ãœberhaupt waren die Weine durch die Bank weg toll. Das sind sie im Broeding zwar immer, deswegen gehe ich ja so gerne in den Laden, aber an diesem Abend fühlte ich mich wirklich sehr verwöhnt.

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Geschmorter Rinderhals mit Pastinaken-Süßkartoffel-Püree und grünen Bohnen. Auf dem Püree lag noch etwas frittierter Grünkohl, und nachdem ich den gegessen hatte, war ich doppelt froh, der Foodblog-Versuchung der letzten Jahre „kale chips“ nie nachgegangen zu sein. Grünkohl gehört gekocht in einen dicken Eintopf mit viel Fleischigem, Zwiebeln und Kartoffeln, basta, keine Ausnahme. Meine Norddeutschigkeit war fast ein bisschen entrüstet über dieses Sakrileg.

Dazu gab’s einen St. Laurent von Grassl (Reserve 2011). Ich habe noch nie einen so rauchigen Rotwein getrunken; ich dachte im ersten Moment, ich säße in F.s Whiskysammlung. Der erste Schluck war recht flach, alle danach dann voller beerigem Rauch.

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Nach Mozzarella und dem hauseigenen kam nun zum dritten Mal Käse auf den Tisch. Für das Broeding sucht Thomas Breckle den Käse aus. Genauer als „Alpkäse“ wurde das Stück nicht bezeichnet, war aber egal, weil äußerst schmackhaft. Vor allen in der Kombination mit dem leicht kümmeligen Brot und der bitteren Pomeranzenmarmelade.

Und jetzt kam der Wein auf den Tisch, bei dem ich einfach nur die Klappe hielt und Schlückchen für Schlückchen verkostete. Es war ein Orange Wine, mit denen ich eigentlich ein bisschen auf Kriegsfuß stehe. Ich habe schon einige probiert, aber meist schmeckten sie für mich nach muffigem Apfelmost und hatten so gar nichts von den Eigenschaften, die ich so am Wein mag. Und, zugegebenermaßen, kenne: Mir fehlt schlicht das Vokabular, um Orange Wine vernünftig zu beschreiben, weil ich ihn weder mit dem Kopf noch mit der Zunge irgendwie an das angleichen kann, was ich mir für Wein angeschmeckt habe. Dass ich auch da noch oft genug passen muss, durfte ich gerade ein paar Gänge vorher erleben, als ich wirklich nicht wusste, nach was der Chardonnay schmeckt. Drei Tage später bin ich bei Nashibirne in Zuckersirup, aber das ist auch nur wild geraten.

Der Wein zum Käse stammte vom Weingut Loimer und war ein Achtung! Traminer Alte Reben 2013. In der Nase hatte ich ein süßes Quittenshampoo, im Mund dann trockenen, feinen Apfelschaum, aber beides nicht weinig, nicht weiß, nicht rot, aber auch kein Saft oder Cidre – ich würde meine Art, ihn zu trinken, mit Cognac vergleichen. Nicht im Geschmack, aber in der Art, ihn in kleinen Schlucken zu verkosten und nachzuspüren, was er so im Mund macht. Ich glaube nicht, dass ich davon eine Flasche trinken wollen würde, aber das war der erste Orange Wine, der mir die Faszination dieser Vergärungsart deutlich machen konnte. Mit Schmackes.

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Den Satz „Sie sehen noch so hungrig aus“ brachte die Bedienung zwar an jedem Tisch, aber dafür sehr charmant. Das Basilikumsorbet war dringend nötig – das erste Mal im Broeding hatte ich vor dem Dessert das Gefühl, ich würde gerne mal eine Runde um den Block gehen und einen Schnaps trinken, bevor ich mich aufs Süße stürze.

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Aber für derartige Momente aktiviert man den Dessertmagen und genießt Schokoladenmousse mit Ananas. Dazu gab’s eine Beerenauslese von Heinrich 2010. Von Heinrich stammt mein erster Blaufränkisch, den ich kistenweise einlagern musste, daher bin ich diesem Weingut immer sehr gewogen. Danach kam der Blaufränkisch von Kollwentz und seit Kurzem bin ich dem von Moric (Reserve) verfallen. Mein Geschmack wird leider immer teurer.

Schnaps und Espresso genossen wir mit geöffneten Gürteln zuhause. Die drei Käse waren stärker als wir. Aber wenn ich solche Weine dazu bekomme, würde ich auch sechs essen.