Was schön war, Samstag, 7. Januar 2016 – Lesen, essen, reden (aka was ich am liebsten mache)

Mein Wecker klingelte um 6.30 Uhr, weil ich um 8 in der Stabi sein wollte. Es ist Prüfungszeit, und in der eh stets gut besuchten Stabi kriegt man eine Stunde nach Öffnung kaum noch einen Platz. Da ich aber dringend an die Bibliotheksrechner musste, schälte ich mich halt früh aus Decken und Armen und sah der Sonne mit Kaffee in der Hand beim Aufgehen zu.

Hier überquere ich gerade die Ludwigsstraße, um zur Stabi auf der anderen Seite zu kommen. Ich mochte das Licht, das langsam über die Häuserspitzen und das Siegestor kommt.

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Um 8.15 Uhr schlenderte ich zu den noch komplett freien Rechnern, die sich an der riesigen Fensterseite der Stabi befinden. Normalerweise sitze ich da nie, im Sommer ist es zu warm – und wie ich seit gestern weiß, im Winter zu kalt. Viel zu kalt. Nach 30 Minuten eifrigem FAZ-Lesen fing ich an, mir mit den Händen über die Arme zu streichen, um sie zu wärmen. Nach einer Stunde schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper, wenn ich einen langen Artikel am Tischrechner lesen und deswegen nicht gleich auf dem danebenstehenden Laptop tippen musste. Die Dame rechts neben mir ging extra nochmal an ihr Schließfach und kam mit einem breiten Schal wieder, den sie fast als Decke nutzte. Der Herr links neben mir schien unbeeindruckt, aber mir wurde immer kälter und kälter. Nach vier Stunden gab ich auf; vom Hungergefühl und der Konzentration her hätte ich locker noch eine Stunde machen können, aber zum Schluss erwischte ich mich dabei, bei jedem angeklickten Artikel darauf zu hoffen, dass er nichts hergeben möge, damit ich weiterklicken und fertigwerden könne. Das ist nicht die Art, wie ich arbeiten will, und deshalb packte ich meine Sachen. Mein Platz war ungefähr eine Sekunde lang verwaist, dann sprinteten gleich zwei Menschen auf den frei werdenden Tisch zu. Nervscheiß.

Aber: schön was geschafft. Ich habe die kompletten 50 Artikel aus den 60er Jahren gelesen und eingeordnet und, weil das Archiv einen kleinen Schluckauf hatte und ich die Artikel nicht chronologisch aufrufen konnte, die Jahre 79 und 78 durchgeschaut – vermutlich aber irgendwann nicht mehr aufmerksam genug, da gehe ich lieber nochmal rüber. Die 70er sind eh noch mit massiver Arbeit verbunden, aber was ich bisher habe, reicht jetzt schon locker, um an meine Zeichenbegrenzung zu kommen. Also alles wie immer.

Anstatt gleich in der Uni in den Bus zu steigen, ging ich bis zur Schellingstraße zu Fuß, um wieder ein bisschen wärmer zu werden. Zuhause tauschte ich meine Fleecedecke, unter der ich gerne auf dem Sofa rumlungere, gegen meine Bettdecke aus, aß ein Scheibchen Sonnenblumenbrot mit Tomaten und daddelte im Internet rum.

Abends wurde ich dann vom ehemaligen Mitbewohner zum Essen ausgeführt. Wir gingen ins Marechiaro und gönnten uns nach einem herrlichen Prosecco zunächst die gemischte Vorspeisenplatte für zwei, auf der ausnahmslos alles schmeckte (das hatte ich noch nie, glaube ich). Mir fiel der leckere Balsamico auf und dass ich dringend mal wieder Carpaccio essen müsste.

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Beim Hauptgang schwankte ich zwischen einer Pizza mit Büffelmozzarella, dem Klassiker Saltimbocca und Gnocchi, und sobald der Kellner an den Tisch trat, wurden es dann spontan letztere. Ich weiß nicht, was das für ein komisches Gebrösele oben drauf war (schockgefrosteter Parmesan?), aber das Pesto war super.

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Der Nachtisch war eine Empfehlung des Hauses, eine Waldbeertarte, die auch klasse war. Einzig die Sprühsahne aus der Dose verstimmte mich ein wenig. Zu allem hatten wir einen schmackigen Weißwein, den ich mir vergessen habe zu notieren, und als Abschluss gab’s natürlich einen Espresso.

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Den Absacker nahmen wir dann auf der Couch des Mitbewohners, wo wir versuchten, Hail, Caesar! zu gucken und es nach dreißig Minuten abbrachen. Ich fand den komplett belanglos, bis auf die hübsche Ausstattung, und wollte ihn schlicht nicht weiterschauen. Dann plauderten wir halt noch ein wenig, wie vorher beim Essen auch schon. Angefangen hatten wir bei „Und wie war’s bei deinen Eltern zu Weihnachten?“, schwenkten dann zu YouTube und Bildauffassungen der Moderne und landeten zum Schluss bei Militärmuseen, die sich durch Ballerspiele ganz neue Kunden erschließen.

Mit U-Bahn nach Hause, Schlafzeug geholt (blöderweise vergessen einzupacken) und dann per Bus zu F. Gemeinsam eingeschlafen. (Ich freue mich weiterhin, das tippen zu können, deswegen steht das hier so oft. Ja, mir fällt das durchaus auf, wie oft das hier steht.)