Was schön war, Montag, 14. November 2016 – Kunsthilfe

Ihr erinnert euch an mein letztes 12von12, wo ich einen Brief aus Paris erwähnte (6. Bild), in dem ein Hobbyhistoriker nach einer Grabplatte bzw. deren Inschrift und einem darauf abgebildeten Wappen fragte? Ich weiß jetzt, was da steht und ich weiß auch, zu wem das Wappen gehört, und deswegen hat sich der gestrige Tag ziemlich gut angefühlt, weil ich jemandem helfen konnte.

Vormittags erledigte ich Korrekturen, mittags saß ich im wie immer lehrreichen Rosenheim-Seminar, und direkt danach radelte ich ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte, um ein Wappen zu suchen und einen Aufsatz über Kasernen in der NS-Zeit für eine Dame auf Twitter einzuscannen. In die Bibliothek des ZI darf man, wie üblich, keine Jacken mitnehmen, Rucksäcke, Zeug halt, in dem man Bücher verstecken könnte. Besonders ist hier, dass man auch keine Getränke mitnehmen darf, was aber okay ist, weil der Weg vom Leseplätzchen zum Schließfach nicht sehr lang ist. In der Stabi mit ihrer Riesentreppe würde mich das doch sehr nerven, wenn ich für einen Schluck Wasser gefühlt 500 Meter gehen müsste. (Ich sehe die Sportlerinnen unter euch mit den Augen rollen, aber ich bin nicht zum Laufen in der Bibliothek, sondern zum Lernen.) Ich zuppelte also meinen Laptop ohne Hülle aus dem Rucksack, mein Netzteil und mein Notizbuch, in dessen hinterer Klappe immer meine Bezahlkarte für die ZI-Scanner liegt. Mein USB-Stick, den ich ebenfalls dazu brauche, steckt in meiner vorderen Rucksacktasche. Jedenfalls theoretisch. Gestern steckte er da nicht, denn ich hatte ihn beim letzten Besuch in die Hosentasche umgesiedelt, deren Inhalt ich immer auf meine Flurkommode werfe, wenn ich nach Hause komme, und anscheinend vergessen, ihn von dort wieder in den Rucksack zu packen. Knurrend ging ich trotzdem in den Lesesaal, vielleicht würde ich ja gar nichts finden, dann wäre das auch egal.

Natürlich fand ich alles, was ich suchte. (ZI-Bib <3) Ich erinnerte mich an dieses Buch, in dem ich für meine Frauenchiemsee-Hausarbeit ewig geblättert hatte, weil es irrwitzig ausführlich war. Ich meinte mich auch an ein Kapitel zu erinnern, in dem es um Grabplätze in der Klosterkirche ging – mein Thema war ja unter anderem das Grab der ersten uns bekannten Äbtissin, der seligen Irmengard. Als ich im vierten Semester diese Arbeit schrieb, durfte ich noch nicht ins ZI – damals durfte man dort erst mit einem anständigen Forschungsinteresse rein, also mindestens eine BA-Arbeit, heute dürfen wir KuGi-Studis ab dem ersten Semester rein –, aber ich ahnte, dass das Buch da sein würde. War es auch, und ich hatte mich richtig erinnert: Ein Kapitel beschäftigte sich nur mit den Grabdenkmälern im Münster.

grabplatte
Düll, Sigrid: „Grabmalplastik und Epigraphik im Kloster Frauenchiemsee“, in: Brugger, Walter/Weitlauff, Manfred (Hrsg.): Kloster Frauenchiemsee 782-2003. Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer altbayerischen Benediktinerinnenabtei, Weißenhorn 2003, S. 201–246, hier S. 206.

Die Platte ist ein Epitaph für die selige Irmengard, die von der Äbtissin Magdalena Auer (Äbtissin seit 1467, verstorben 1494) posthum in Auftrag gegeben wurde. Die lateinische Inschrift besagt genau das: wer dort liegt und dass sie zu Lebzeiten ihre Schäfchen (Nonnen) weise geführt hat. Das linke Wappen zeigt die französischen Lilien (ihr Vater war König des ostfränkischen Reiches), das mittlere Wappen mit den gekreuzten Seerosenblättern steht für Frauenchiemsee, und das rechte Wappen ist das der Äbtissin Auer.

Jetzt musste ich diese Infos von den Buchseiten nur irgendwie in eine E-Mail kriegen. Nachdem ich den ganzen Lesesaal nach einem mir bekannten Gesicht abgesucht, aber keines gefunden hatte, setzte ich mich tapfer über alle Konventionen hinweg und fragte laut nach einem USB-Stick, der mir auch sofort gereicht wurde. Yay! Auch den Aufsatz über die Kasernen fand ich sofort im Regal, zog mit Stick und Büchern zum Scanner und bastelte danach schöne verschickbare PDFs aus den Buchseiten.

Das hat sich gut angefühlt, interessierten Leuten mit meinem Wissen – oder meinem Zugang dazu – weiterhelfen zu können.