Links, Mittwoch, 21. September 2016

Spiderwoman’s Cloth Lullaby: The Illustrated Life of Artist Louise Bourgeois

Maria Popova von Brainpickings (immer ein guter Tipp, wenn man gerade zu viel Zeit hat) schreibt über ein Kinderbuch über Louise Bourgeois. Im Artikel ist auch ein Hinweis auf ihre Tagebücher, die ich mir gleich mal aus der Stabi bestellt habe.

„Bourgeois’s studies are severed by her mother’s sudden death, the devastation of which drives the young woman to abandon science and turn to the certain uncertainty of art. She cuts up all the fabric she owns — her dresses, her bed linens, her new husband’s handkerchiefs — and spends the remainder of her life making it and making herself whole again, putting it all together into cloth sculptures, colorful hand-sewn spirals, cloth drawings, cloth books, and many, many, many spiders.“

Bitte mal kurz rüberklicken, da gibt’s eine Menge wunderschöner Bilder aus dem Buch zu sehen. Und hier geht’s zu unserem alten Fehlfarben-Podcast, in dem wir über eine Borgeois-Ausstellung im Haus der Kunst sprachen.

The Many Sad Fates of Mr. Toledano

Das erste Mal, dass ich ein Video, das länger als drei Minuten ist, auf dem iPhone angeschaut habe. Der Fotograf Phillip Toledano setzt sich mit seiner Sterblichkein auseinander, indem er sich drei Jahre lang Masken anlegen lässt und sein eigenes, fiktives Schicksal inszeniert. Das klingt fürchterlich narzisstisch (ist es vermutlich auch), aber je länger ich ihm dabei zugeschaut habe, desto mehr habe ich verstanden, wieso er sich auf diese Reise begeben hat. Sauer aufgestoßen ist mir allerdings die eine Variante seines schlimmen, SCHLIMMEN Daseins, nämlich die, in der er dick war. Das ist kein Schicksalsschlag, das ist nur Fett. Komm mal runter.

Über die Idee, dass Dicksein nicht nur total fürchterlich, sondern sogar eine moralische Verfehlung ist, grummele ich immer mehr. Vorgestern lief die Pilotfolge von The Good Place, auf die ich sehr gespannt war. Sie war okay, aber bei einer Dialogzeile war ich kurz versucht, den Rechner vom Sofa zu kicken. In den guten Teil der Ewigkeit kommen natürlich nur die guten Menschen, aber anscheinend hat das System einen Fehler, denn „there are a few chubsters here“.

Was soll der Scheiß? Wieso sind dicke Menschen ein Fehler? (Auf der Enterprise gab’s übrigens auch keine Dicken, das ist mir schon vor 20 Jahren aufgefallen.) Ich finde es (aus meiner nicht-behinderten Perspektive) sehr gut, dass es für die Paralympics 2012 die Kampagne We are the superhumans gab, in der Behinderung nicht als ein Mangel, sondern eine Möglichkeit dargestellt wurde. An dem Spot fand ich allerdings den Verweis auf die Ursache der Behinderung doof; scheißegal, warum jemand so ist, wie er ist, ob das jetzt ein Autounfall oder die Gene sind, und der eigene Zustand ist auch nichts, was man irgendwie überwinden muss. Ich will Fettsein auf keinen Fall auf die Stufe einer Behinderung stellen und es ist meiner Meinung nach auch keine Krankheit – darüber diskutieren wir noch –, aber ich finde es schon bezeichnend, dass wir als Gesellschaft anscheinend eher mit Metallbeinen als mit einem dicken Arsch klarkommen. Wenn beides irgendwann mal schlicht als Variation eines menschlichen Körpers angesehen wird, mache ich ne Kiste Schampus auf.

einfach mehr vielfalt

Das Thema Variationen spricht auch Katharina Seiser an, die sich mit einer blöden Aldi-Werbung auseinandersetzt, die mit der Headline „Einfach, weil man keine 10 Zitronen-Sorten braucht, sondern einfach nur Zitronen“ arbeitet.

„bei apfelsorten sind jetzt alle, die das plakat/seine aussage eh in ordnung finden, der gleichen meinung? einer reicht, golden delicious? ein essig reicht, welchen hätten wir denn gerne? ein öl, desodoriertes sonnenblumenöl, nie wieder olivenöl, kernöl, nussöl? eine käsesorte, merkt aldi jetzt, wie absurd das ist? ein brot, wie armselig! als endlösung für die fürchterlich komplexe welt des essens dann soylent, flüssignahrung aus der retorte? arme, traurige welt, schlimm genug, wer keine wahl hat, und über die ungerechte verteilung von essen muss geredet werden, darum geht es in dieser kampagne aber nicht. sich freiweillig zu beschränken, weil man vor der wahl steht und nicht weiß, wie man sich entscheiden soll?“

Die Frau als Objekt des Ekels

Und weil ich jetzt eh schlecht gelaunt bin, hier noch ein Verweis auf die neuesten Ideen der Bodyshaming-Arschlöcher.