Was schön war, Samstag, 20. August 2016 – Genießen

Gestern bekochte ich F. das erste mal anständig. Dass der Mann schon des Öfteren bei mir am Abendbrottisch rumgelungert hat, ist klar, aber so richtig mit festlicher Tischdecke, Omis Kerzenleuchtern und dem teuren Wein hatte ich ihn noch nicht bewirtet.

Von den Dingen, die mir aus Hamburg fehlen, ist das Esszimmer eins. Das war zwar in unserer 4-Zimmer-Wohnung der Raum, der am wenigsten benutzt wurde – irgendwann war es mein Arbeitszimmer und ich habe mein Buch darin geschrieben –, aber ich fand es immer toll, ein Esszimmer zu haben. Hier in München habe ich ein fantastisches Multifunktionszimmer: Es ist ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Bibliothek und ein Weinaufbewahrungsort. Zusätzlich habe ich eine Küche, die Platz für einen anständigen Tisch hat, weswegen sie Küche, Speisekammer, Arbeitszimmer und Weinaufbewahrungsort ist. (Meine Abstellkammer ist auch ein Weinaufbewahrungsort, und ich überlege gerade, ob ich auch den Flur zu einem machen könnte. Da geht noch was!)

Normalerweise räume ich den Schreibtisch leer, wenn Besuch kommt, aber gestern wollte ich nicht in der Küche essen, sondern in der Bibliothek. Während also Zeug auf und in meinem Ofen schmurgelte und blubberte, kippte ich den Tisch um, schleifte ihn durch den Flur in die Bibliothek und deckte ein.

IMG_0218

Dann stellte ich die Weine kalt. Ein Grund für die Einladung war meine letzte Flasche Emrich-Schönleber, den ich 2012 im reinstoff getrunken hatte und von dem ich danach dringend eine Kiste brauchte. Damals hat eine Flasche um die 60 Euro gekostet, weswegen ich ihn seeehr vorsichtig austrank. Eine einzige Flasche hatte ich bei meinem Umzug noch einpacken können, und ich weiß noch, dass sie in der letzten Kiste lag, die ich in München auspackte. Ich hatte in Hamburg tütenweise Wein verschenkt, aber ein paar Lieblingsfläschchen kamen mit in den Süden, unter anderem diese. Den wollte ich nicht einfach mal abends köpfen, der sollte ein Ambiente kriegen. Hat er jetzt auch gehabt.

IMG_0219

IMG_0220

Vorneweg gab’s die neuntletzte Flasche Le 7. Forever Lieblingsblubber.

Dann machte ich es uns ein wenig gemütlicher … und zum Essen wieder ungemütlicher, denn so war’s zu dunkel, um das Essen würdigen zu können.

IMG_0221

Als Vorspeise gab es diese Ingwer-Orangen-Suppe, bei der ich den Parmaschinken vergaß. Den esse ich dann heute. Als Hauptgang gab’s mein allerliebstes Zitronen-Thymian-Huhn, das ich beim Herrmansdorfer auf dem Elisabethmarkt in Schwabing kaufte. Ich hatte das Huhn in Hamburg nur wenige Male zubereitet – so ein ganzer Vogel ist dann eben doch mehr Fleisch, als ich sonst esse –, weswegen ich nicht mehr wusste, wie man das Vieh bindet und tranchiert (das war bei mir sonst sowieso eher Metzelei als fachgerechtes Zerlegen). Aber dafür gibt es ja YouTube: In diesem Video wird einem das Dressieren sehr schön gezeigt, in diesem das Tranchieren. Hat beides wunderbar geklappt (okay, beim Binden habe ich mindestens drei Schritte ausgelassen) und geschmeckt hat’s auch.

IMG_0225

Zum Nachtisch gab’s das Lieblingsdessert von F., Crème Brûlée. Ich besitzte natürlich einen Brenner, aber der gab nur noch ein müdes, deutlich nach Gas riechendes Fauchen von sich und keine Flamme. Also fuhr ich gestern kurz zum Marienplatz, um im dortigen Kaufhof einen neuen Brenner zu erstehen. Zuhause las ich brav die Bedienungsanleitung und darin den Hinweis, dass man die Brenner bei längerer Nichtbenutzung mal entlüften sollte – also den kleinen Gaszufuhrnupsi mit einem Schraubenzieher eindrücken und ein bisschen Gas entweichen lassen. Das tat ich dann mit dem alten Brenner und zack, hatte ich wieder eine schöne Flamme. Jetzt habe ich allerdings auch zwei Brenner. Egal, ich ziehe bestimmt noch mal um, dann wird der neue verschenkt, vermutlich in Verbindung mit einer Tüte Wein.

Der neue ist übrigens total memmig, weswegen ich mich sehr freue, dass der alte wieder geht. Und beim Karamellisieren brülle ich natürlich FIREBALL vor mich hin.

IMG_0227