Tagebuch, Sonntag, 14. August 2016

Meine Oma hätte heute Geburtstag gehabt, aber ich weiß peinlicherweise nicht, welchen. Könnte der 100. gewesen sein. Papa fragen.

Lange geschlafen, im Bett noch mit F. über die künstlerische und politische Situation in München in den 1920er Jahren diskutiert. Ich nähere mich im Kopf gerade auf unterschiedlichen Wegen Herrn von Welden, der von 1920 bis 1925 an der Akademie der Bildenden Künste studiert hat. Ich hatte schon über die eher klassische Ausbildung an der Akademie gelesen, möchte darüber aber noch mehr erfahren, vor allem über seine Lehrer. Ich bin immer noch fasziniert davon, dass von Welden in einer so turbulenten Zeit wie der Weimarer Republik trotzig weiter wie im 19. Jahrhundert malte, wobei ich mich bei diesen Gedanken immer frage, ob das nicht vielleicht viele gemacht haben und wir heute nur diejenigen in den Katalogen finden, die neu und aufregend waren, die sich neuen Themen angenommen haben und diese ungesehen umgesetzt haben. Aber wo sind dann die anderen? Wo finde ich deren Bilder – also einfacher als mich durch die gesamte oben verlinkte Matrikelliste zu klicken und jeden Namen im Kubikat zu suchen? Und: Sind die überhaupt wichtig? Muss nicht jede*r Künstler*in für sich alleine auch wertvoll sein? Oder entsteht Kunst nur im Vergleich mit anderen? Brauchen wir schlechte Bilder, um die guten zu erkennen?

Ich weise mal wieder turnusmäßig auf den Artikel der Washington Post hin, wo Weltklassegeiger Joshua Bell sich erfolglos in eine U-Bahn-Station gestellt hat, weil kaum jemand bemerkte, wer oder wie da jemand auf einer Stradivari spielt.

Nachmittags weiter Lektoratskorrekturen überprüft, ein bisschen was neu geschrieben. Weiter über Leo nachgedacht. Ein bisschen Turnen geguckt und vom sehr unaufgeregten und technischen Kommentar im ZDF beeindruckt gewesen. Danach den Supercup nicht ertragen, gelangweilt ausgeschaltet.

Kekse gebacken und mal wieder meinen Ofen in Hamburg vermisst. Der Münchner Ofen ist so beknackt, dass ein Blech voller Kekse im hinteren Teil des Ofens fast verbrannt ist, bevor der vordere durchgebacken ist. Nervscheiß. Aber immerhin als Nachtrag zum eigenen Rezept gemerkt: Ja, ein Teelöffel Kaffee mehr in den Teig sorgt sehr locker dafür, dass alles nach Kaffee schmeckt. (Die Kekse aus dem hinteren Teil des Ofens bringen auch noch ein interessantes Röstaroma mit.)