Tagebuch, Donnerstag/Freitag, 30. Juni/
1. Juli, 2016

Am Donnerstag mal wieder den schönen Kindheitskurs gehabt, wie immer viel gelernt. Nächste Woche ist die Klausur – und ich habe erstmals das Gefühl, gar nicht so groß lernen zu müssen. Ich habe alle Texte brav gelesen und mich im Unterricht beteiligt, wobei ich das eigentlich immer mache. Trotzdem ist eben dieses Gefühl da, gut Bescheid zu wissen, und ich weiß jetzt gerade selber nicht, ob das die fieseste Täuschung meiner Unizeit ist oder ich wirklich gut Bescheid weiß. Zur Sicherheit bastele ich mir Lernkärtchen und lese die Texte nochmal, aber meistens merke ich beim Lesen, ja, weiß ich doch alles. Hm.

Nachmittags einen Kommerztextauftrag bekommen, der ziemlich gut von der Hand ging. Das war schön zu sehen, dass ich das Werben noch nicht verlernt habe. Es hat eine gute Stunde Anlauf gekostet, aber dann kamen Headlines, mit denen man arbeiten konnte. Die davor waren zum Warmschreiben. Freitag bekam ich bereits Feedback, und für Montag muss ich noch einen Schwung machen. Irritierenderweise freue ich mich darüber.

Am Freitag den ganzen Tag im ZI gesessen und gelesen und geschrieben. Mein Kunsttextauftrag besteht aus 15 Werkbeschreibungen; die Objekte sehen alle völlig unterschiedlich aus, haben aber eine gemeinsame Klammer. Bei den ersten Texten merkte ich meine neue Stimme, die mich sehr gefreut hat. Je länger ich an dem Job sitze, desto mehr koche ich den Überschwang wieder runter, werde wieder wissenschaftlicher, behalte aber trotzdem das Grönersche in den Beschreibungen. Jetzt, bei Nummer 7 und 8, die ich gestern fertiggstellte, merke ich schon eine Art Routine – im positiven Sinn. Allmählich sehe ich die Klammer besser; ich kann mich auf das Einzigartige der Objekte konzentrieren und die Klammer im Hintergrund mitschwingen lassen.

(Ja, ich weiß, das ist alles Geraune für euch, aber ich darf noch nicht konkreter werden. Für mich ist es wichtig, die Veränderungen im Schreibprozess nachzuvollziehen.)