Tagebuch, Mittwoch, 9. März 2016

Tagsüber alte Belege von veröffentlichten Artikeln auf dem Rechner gesucht und größtenteils gefunden. Die fehlenden angefragt und teilweise innerhalb von zehn Minuten als hübsches PDF zurückbekommen. Mich ein bisschen darüber gefreut, dass ich schon über so viele Dinge für Geld geschrieben habe und einen kurzen Wunsch ins Universum geschickt, dass ich das gerne weiter machen würde.

Schöne Texte gelesen. Den hier von Katia Kelm zum Beispiel, die über eine Ausstellung mit ihr in der Schweiz berichtet:

einmal setzen wir uns kurz irgendwo rein und ich bestell für 7 euro eine eierbechergroße portion cappuchino.
auf meine frage, ob sie auch sojamilch hätten, die bedienung so, auf schweizerdeutsch: „ich glaube ja, aber ich hab das noch nie gemacht.“
ich: „ach naja, is egal, dann nehm ich den einfach mit normaler milch“
bedienung: „nein, kein problem! ich möchte nur, dass sie wissen: ich hab das noch nie gemacht, ich kann nicht versprechen, dass er gut wird.“
ich: „ach, machen sie sich keine umstände, ich nehm den dann einfach mit milch.“
bedienung: „lassen sie mich ihren kaffee BITTE mit sojamilch machen!!!“

Danach noch Architekturtheorie und Nazikram, aber sowas steht nicht online, sondern in Bibliotheken.

Wieder traurig geworden, weil ich über den Kerl und unsere Wohnung nachdenken musste. Einerseits bin ich froh, wenn das alles Anfang April vorbei ist, andererseits ist dann wirklich die letzte Verbindung zwischen uns weg. Ich wünsche mir irrationalerweise, dass er in unserer Wohnung bleibt, damit ich weiß, dass noch jemand da ist, dass noch irgendwas von uns da ist. Also neben den tausend Referenzen in diesem Blog.

Ich koche gerne nach meinen eigenen Rezepten – deswegen verblogge ich sie ja überhaupt, da sind sie alle schön an einem Platz. Neuerdings stolpere ich dauernd über Sätze, die was mit dem Kerl zu tun haben, und das tut jedesmal weh. Spontan will ich die Texte ändern, ich reiße mich dann aber zusammen, weil ich alte Frau natürlich weiß, dass die Zeit alle Wunden heilt, dass ich irgendwann wieder darüber lächeln kann, dass ein Mann in meinem Bienenstichrezept auftaucht, und bis dahin muss ich das aushalten.

Es fällt nur so schwer, es im eigenen Blog auszuhalten.