Der Wixxer

Der Wixxer (D, 2004)

Darsteller: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Olli Dittrich, Anke Engelke, Thomas Fritsch, Wolfgang Völz, Christoph Maria Herbst, Tanja Wenzel, Thomas Heinze
Musik: Andreas Grimm
Kamera: Gerhard Schirlo
Drehbuch: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Oliver Welke
Regie: Tobi Baumann

Der Frosch mit der Maske, der Mönch mit der Peitsche, der Mann mit dem Glasauge und natürlich der Hexer – sie alle haben einen würdigen Nachfolger gefunden: den Wixxer. Ein Fiesling, wie er im Buche steht: eine furchteinflößende Gummimaske, eine unheilvolle Stimme, eben der klassische Schrecken der Londoner Unterwelt. Aber er hat einen ebenbürtigen Gegner, einen Inspektor von Scotland Yard, ein Mann, der seinem Namen jede Ehre macht: Chief Inspector Even Longer. Der Wixxer hat keine Chance, Baby.

Mit den heute arg antiquiert wirkenden Edgar-Wallace-Schinken aus den 60ern hat Der Wixxer glücklicherweise kaum etwas gemein. Er hat zwar auch eine Menge blöder Namen (mein Hassfavorit war Mrs. Drycunt), ist aber ansonsten eher lustig als spannend. Auch wenn Eddi Arendt damals wohl auch lustig sein sollte.

Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka, die zusammen mit Oliver Welke das Drehbuch geschrieben haben, kalauern sich durch muntere 85 Minuten Film, in denen Thomas Fritsch als Earl of Cockwood auf einem Schloss lebt, in dem alles schwarzweiß ist und der einen Butler mit Hitlerbärtchen hat, der gerne zu David Hasselhoff sein Workout macht. Außerdem begegnen wir Anke Engelke, die für eine Girlband zwangsgecastet werden soll, Olli Dittrich als Dieter Dubinsky aus Bitterfeld und Wolfgang Völz als Chef von Scotland Yard, der im – wörtlich zu nehmen – Handumdrehen aus einem Ton-Penis Big Ben machen kann. Tolle Sache, das.

Man merkt der gesamten Truppe an, wieviel Spaß sie beim Dreh hatten, so launig und unverkrampft kommen die meisten Gags daher. Natürlich dürfen die Witze für die Zwölfjährigen im Publikum nicht fehlen. Wie praktisch, dass der Earl eine Mopszucht hat und eine blonde Angestellte, die wegen der – genau – Möpse eingestellt wurde. Diese Gags aus der Mottenkiste bleiben aber netterweise die Ausnahme. Ansonsten folgt ein skurriler Einfall auf den nächsten, und so nimmt man es Oliver Kalkofe auch nicht weiter übel, dass er überhaupt nicht schauspielern kann. Er ist am besten, wenn er einfach nur versoffen oder verknallt oder grübelnd durch die Gegend guckt, während Pastewka mit seinem Jojo spielt oder dem Earl die Kekse wegfrisst.

Überhaupt sind sämtliche Charaktere so dermaßen überdreht, dass sie sich wirklich jeden Blödsinn erlauben dürfen. Jeder Anflug von Tiefe wird sofort weggescherzt, und jeder Ansatz einer sinnvollen Handlung dadurch zunichte gemacht, dass die Akteure mit dem Medium spielen, in dem sie sich bewegen. Wenn der Soundtrack zum Beispiel unheilvoll anschwillt, nölt Kalkofes Even Longer in die Kamera, dass er so einfach nicht arbeiten könne – worauf die Blaskapelle im Hintergrund ins Bild kommt und ihre drohende Melodie sofort einstellt. Schöne Cameos von Größen und Kleinen der deutschen Showbranche runden das muntere Treiben ab. Hier passt der altmodische Ausdruck meiner Meinung nach wirklich, denn aus der Hommage an die alten Filmchen ist ein sehr unterhaltsames Werk geworden, das liebevoll mit seiner Vorlage spielt und sie gleichzeitig respektlos auseinandernimmt.

Wer genau der Wixxer denn nun ist, interessiert zum Schluss nicht wirklich, auch wenn es ein sehr schöner Gag ist, jedenfalls für die Leute, die ab und zu Kalkofes Mattscheibe gucken. Eigentlich wollte ich persönlich nur wissen, ob bei der wilden Verfolgungsjagd die obligatorische E.T.-Anspielung kommt (sie kam) und ob Inspektor Even Longer seine Angebete, Miss Pennymarket, zum Schluss in die Arme schließen darf (sag ich nicht). Und wenn Pastewka nicht ständig den indischen Rosen-Verkäufer machen würde, hätte ich noch lauter über seine schräge Bestellung „Ich nehme ein stilles Wasser und den Eisbecher Pinocchio“ gelacht.

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