Was schön war/Was nicht schön war/
Was schön war, Montag, 15. Februar 2016

Schön: noch mehr Bibliotheksausweise fürs Portemonnaie.

Morgens holte ich zunächst ein Buch aus der UB ab (endlich The Iconic Building von Charles Jencks aus der UB Regensburg in der Hand – vor meinem geistigen Auge schrieben sich schon die ersten Fußnoten von selbst), um dann zur TUM zu fahren, wo ich mir den dritten Bibliotheksausweis für München ausstellen ließ nach UB/Stabi (ist für Studis einer) und ZI.

Ich hatte mir zwar vorher selbstverständlich im Internet den Lageplan der TUM und der Bibliothek angeguckt, aber als ich im Gebäude stand, war ich verwirrt ob der komplett fehlenden Ausschilderung. Also fragte ich einen freundlich schauenden Studi: „Kannst du mir sagen, wo ich die Bibliothek finde?“, worauf er weiterhin freundlich meinte: „Da müssen Sie hier nur die Treppe hochgehen.“

Ich sollte mir endlich das Siezen von fremden Leuten wieder angewöhnen, was mir in der Werbung gründlich ausgetrieben wurde. Was ich mir eventuell auch abgewöhnen sollte, ist das innere Lästern über die Eingangshalle der TUM. An der Uni werden Architektur, Ingenieurswissenschaften und Ähnliches gelehrt, aber die Bodenplatten im Eingangsbereich sind so schlampig verlegt, dass viele von ihnen wackeln und kippeln und nervige Geräusche machen.

Beim Verlassen des Geländes sah ich meine Zukunft vor mir – und war darob gut gelaunt.

Im Sitzen Putzen und die eigene Stadt sauber halten. Ein Traum.

Nicht schön: Umzug planen.

Anfang April werde ich ein letztes Mal in Hamburg sein, um Kisten zu packen. Ein paar Möbel sollen zu meinen Eltern, den Rest kauft mir der Kerl netterweise ab, einiges wird verschenkt, weggeschmissen oder in Kisten verpackt, von denen die meisten auch zu meinen Eltern kommen; das dürften nur noch so um die 15 sein, wenn ich richtig schätze, und eventuell noch drei oder so für mich, die ich irgendwie nach München kriegen muss.

Um endlich die Umzugsjungs zu ordern, musste ich im Geist die ganze Wohnung in Hamburg abgehen, um zu überlegen, was noch wo hängt und steht, damit ich ihnen sagen kann, auf wieviele Kisten sie sich einstellen können. Also besah ich mir aus der Erinnerung noch mal jedes einzelne Zimmer und jeden einzelnen Schrank plus Inhalt, was mich trauriger machte als ich erwartet hatte.

In den letzten gut vier Monaten habe ich längst Abschied von der Wohnung genommen. Ich werde es allerdings noch sehr lange betrauern, nicht mehr dort zu wohnen. Ich vermisse weder Hamburg noch den Kerl (endlich!), aber ich muss zugeben, dass ich 120 qm Platz vermisse, Altbauwände, an denen Luise zur Geltung kommt, hohe Decken, an denen meine ollen Designerlampen hängen und große Fenster, an die man drei Meter lange Gardinen dengeln kann. Ich liebe meine Münchner Wohnung, hauptsächlich weil sie in München ist und sie ganz alleine mir gehört und mir mein Leben hier ausnehmend gut gefällt, aber in jedem Zimmer (also in dem einen, das ich habe plus Küche, Flur und Bad) stolpere ich über Kompromisse, die ich logischerweise auf 120 qm nicht machen musste.

Ja, First World Problems, ich weiß. Aber auch die können traurig machen.

Schön: Geistesblitz.

Um mich aus meinem Trauerloch zu befreien, las ich weitere Aufsätze über Stadtbranding und Imagebildung, zeichenhafte Gebäude und den Einfluss von Sportstadien auf ihre urbane Umgebung. Und als ich wieder mal im Academic Search nach Tourismuszahlen aus Peking nach den Olympischen Spielen suchte, hatte ich eine Idee: Tripadvisor! Ich möchte in meiner Hausarbeit unter anderem untersuchen, ob sich das Verhältnis von Touristen und Einheimischen zur Stadt durch das Stadion verändert hat, und da war Tripadvisor ein erster kleiner (und vor allem zitierbarer) Fingerzeig. Von über 1.400 Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, die die Website in Peking aufzählt, landete das Stadion auf 29 und ist damit zusammen mit der Mauer, den vielen, vielen Tempeln und der Verbotenen Stadt ein legitimes und gern besuchtes Reiseziel. Internet <3

Schön: kochen.

Ich hatte morgens Fisch zum Auftauen rausgelegt und suchte spontan im Supermarkt nach einer gemüsigen Beilage, als mir Kohlrabi entgegenlachte. Eigentlich wollte ich den nur hobeln, salzen und roh verspeisen als schönen, kühlen Kontrast zum warmen, buttrigen Fisch, aber dann kochte ich ihn doch kurz in Butter und goß noch einen Schwupps Sahne dazu. Das tat gut nach dem blöden Nachmittag.

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