Tagebuch Montag, 23. November 2015 – Sphärische Gurtbögen

Die hat uns der Dozent in der Barock-Klassizismus-Vorlesung versucht zu erklären; er hat sogar zwei Papierbögen mit eingezeichneten Linien dabeigehabt, die er zu einem Tonnengewölbe formte, um uns klarzumachen, wie die Racker funktionieren im Vergleich zu normalen Gurtbögen. Hat nur so halb funktioniert, der ganze Hörsaal guckte recht sparsam, aber als wir dann nach dem Grund- und Aufriss endlich ein Foto sahen, wurde es klarer.

Die Bögen gehen nicht von gerade ausgerichteten Säulen nach oben, sondern von schräggestellten. Deswegen beschreiben sie kein schönes Rechteck, sondern ein Oval, das immer anders aussieht, je nachdem wo man in der Kirche steht. Der Dozent nannte das den Höhepunkt der dynamisierten Innenräume, nicht mal die irre Moderne käme an diese Schwingungen heran. „Kurvierte Architektur ist nicht einfach, aber wir sind im Spätbarock, da ist ja nix einfach.“

Referat- und Handoutmanuskript fürs Kiefer-Referat finalisiert, nachdem vom Mitstreiter kein Input mehr kam (I am Jack’s total lack of surprise). Ich trenne mich nur sehr ungern von Kiefer, ich finde immer noch mehr schicke Aufsätze, fiese Verrisse und tolle Bücher und habe das Gefühl, sein Frühwerk jetzt wirklich gut durchdrungen zu haben. So fühlt sich hoffentlich mein Forschungssemester an, das in einem Jahr auf mich wartet.

Mein MA-Studium besteht aus vier Semestern. Die ersten beiden sind quasi zum Reinkommen: im ersten habe ich zwei Seminare und zwei Vorlesungen, was sich erstmal nach nichts anhört, für die ich aber neben zwei Klausuren (piece of cake) zwei Hausarbeiten im Umfang von 50.000 Zeichen schreiben muss. (Zum Vergleich: Meine BA-Arbeit hatte 65.000 Zeichen.) Im zweiten Semester ist es dann nur noch ein Seminar und eine Vorlesung, aber dafür taucht mein geliebtes Nebenfach endlich wieder auf: Geschichte. Da besuche ich ein Seminar (Klausur, Referat, Hausarbeit 30.000 Zeichen) und zwei Übungen (Klausur, Referat, Hausarbeiten 15.000 Zeichen, vulgo: zwei lange Blogeinträge).

Im dritten Semester bleibt in Geschichte alles beim alten, aber in Kunstgeschichte muss ich nur noch ein Seminar belegen, in dem ich meine sogenannte Forschungsarbeit schreibe, die 70.000 Zeichen haben wird und für die Kiefer und die Werke Richard Wagners echt ein schönes Thema gewesen wären. Aber gut, rocke ich halt in diesem Semester eine tolle Hausarbeit runter.

Im vierten Semester ist Geschichte dann schon wieder Vergangenheit und die Masterarbeit mit 100.000 Zeichen will geschrieben werden. Die darf gerne auf dem Forschungsmodul aufbauen – wir sollen ja unsere ganzen wilden Grundkenntnisse aus dem BA-Studium in eine Richtung und auf ein Spezialgebiet hintrimmen, was für mich momentan noch ein Wunschtraum ist. Ich habe zwar schon drei grobe Richtungen, bei denen ich ahne, dass sie mich länger begleiten, aber welche davon jetzt mein Gebiet wird: keine Ahnung.

Wobei Lektorgirl meinte: „Nimm [Thema 3], dann kannste endlich mal wieder ein Buch schreiben, das wir veröffentlichen würden.“

The Leftovers ließen mich sprachlos zurück. Wie immer eigentlich.

Viel Tee getrunken. Sehr oft auf dem Klo gewesen. Lebkuchenvorräte gehen zur Neige. Mir ist kalt.