A Beautiful Mind

A Beautiful Mind
(A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn, 2002)

Darsteller: Russell Crowe, Jennifer Connelly, Ed Harris
Drehbuch: Akiva Goldsman, nach dem Buch von Sylvia Nasar
Kamera: Roger Deakins
Musik: James Horner
Regie: Ron Howard

Ich hatte die ganze Kritik schon im Kopf, bevor ich überhaupt die Kinokarte gekauft hatte: Das neue Meisterwerk von Kuschelregisseur Ron Howard (gell, wir haben es nicht einmal dem bösen, bösen Entführer aus Ransom gegönnt, dass er vor der Bank elendig verblutet, oder?). Nominiert für Hunderte von Oscars (dem fairsten Filmpreis ever). Und natürlich mit meinem persönlichen Schnuckel Russell Crowe (dessen goldgerahmtes Autogramm ich jeden Morgen küsse, bevor ich die Wohnung verlasse. Und der, wenn er nur wüsste, dass es mich gibt, sofort sein blondes Model verlassen und mit einem Diamantring nicht unter fünf Karat vor mir auf den Knien rumrutschen würde).

Kurz gesagt: Ich würde diesen Film lieben. Das ging gar nicht anders.

Pustekuchen.

A Beautiful Mind erzählt die Geschichte des Mathematik-Nobelpreisträgers John Nash. Dass er nicht besonders sozial ist, dass er auf der Suche nach der einen, wahren, überraschenden Theorie ist, die ihn in den Mathe-Himmel katapultiert. Und dass er mit einer netten Frau verheiratet ist, die auch bei ihm bleibt, als er an Schizophrenie erkrankt und noch seltsamer draufkommt als er eh schon ist.

Also alles Baukasten-Zutaten für die perfekte Oscar-Schmonzette. Da hab ich ja auch überhaupt nichts gegen. Gladiator war ebenfalls aus den klassischen Versatzstücken zusammengebastelt. Reden wir erst gar nicht von Titanic. Aber bei diesen Filmen habe ich hemmunglos vor Rührung geweint, habe mit den Hauptdarstellern mitgelitten, habe mich diebisch gefreut, wenn die Bösen eins aufs Dach kriegen und zum Schluss alles irgendwie gut ausgeht. Auch wenn der Protagonist stirbt, aber, hey, in jedem guten Film sterben die Helden. Deswegen heißen sie ja auch Helden.

A Beautiful Mind hat mich leider total kalt gelassen. Mir wurde überhaupt nicht klar, warum die schicke Schnitte Jennifer Connelly sich in diesen doofen, kauzigen, mit fieser Zahnprothese rumlaufenden Russell verliebt. Woher überhaupt dieser Drang von ihm kam, unbedingt der Beste sein zu wollen. Warum alle Princeton-Kommilitonen ihm Jahre später noch zu Seite stehen, obwohl er sich ständig wie ein Arschloch aufführt.

Dazu kommt die unsägliche „Wenn ich nur will, kann ich meine Schizophrenie überwinden. Das ist wie mit einer Diät: Ich beschließe, einige Dinge nicht zu essen. Und bei Schizophrenie beschließe ich, einige Dinge nicht zu sehen“-Storyline. Okay, ich gebe zu, ich habe in meinem Leben bis jetzt weder eine Diät durchgehalten noch Schizophrenie bekämpft, aber ist es wirklich so einfach, eine Geisteskrankheit mit dem Geist (sic!) zu besiegen?

Alles egal. Ich fand den Film langatmig und langweilig. Von den ganzen biografischen Details, die der Film geflissentlich übergeht, weil sie nicht in die Gutmenschen-Geschichte passen, fange ich gar nicht erst an. Und wegen der schon angesprochenen Zahnprothese und den noch nicht erwähnten fürchterlichen Frisuren, mit denen Russell verschandelt wurde, konnte ich mich nicht mal sabbernd im Kinosessel zurücklehnen und die Story nen guten Mann sein lassen.

Einziger Pluspunkt: die schauspielerische Glanzleistung von Russell, der der Versuchung widersteht, einen Geisteskranken auch so aussehen zu lassen. So ungefähr: Guck mal, Mama, ich schauspielere! Ich wackele mit dem Kopf! Ich tanze irr in der Gegend rum! Ich sabbere beim Sprechen! Guck doch mal, das ist ein sicherer Oscar! JETZT GUCK DOCH!

Diesmal leider nicht so gut: Jennifer Connelly. Die darf sich mehr oder weniger rehäugig durch den Film weinen. Und Ed Harris (ach ja, der spielt auch noch mit) ist ein Abziehbild seiner selbst.

Und wer mir jetzt das Wort „Pustekuchen“ ethymologisch erklären kann, den lade ich ins Kino ein. In einen anderen Film.

4 Antworten:

  1. Hm, also nach dem Lesen dieser Kritik war ich doch etwas überrascht, muss ich sagen. Wir scheinen genau gegensätzliche Auffassungen zu haben und das einzige, in dem wir offensichtlich übereinstimmen ist unser Vorname.

    Den Film A Beautiful Mind habe ich vor Gladiotor gesehen, da ich Gladiotor erst sah, als er im Tv lief…das wäre der erste Unterschied, was aber viel entscheidener ist: Mich hat A Beautiful Mind nicht gelangweilt, mich ließ der Film nicht völlig kalt und ich habe ihn mir gerne angesehen. Während des Films habe ich kein einziges Mal auf die Uhr gesehen, habe fast geweint und sogar nach dem Film habe ich mich noch lange mit meinen Freunden über den Inhalt unterhalten.
    Ganz anders bei Gladiotor. Vorher ließ ich mir vrsichern, dass der Film ja absolut heldentoll sei und so konnte ich mich überwinden mir ein Heldenepos anzugucken, was ich normalerweise doch dringen zu vermeiden ersuche. Nach über einer Stunde hielt ich es aber nicht mehr aus. Dieses Rumgekämpfe und Blutvergießen konnte mich nicht vor dem Fernseher fesseln und so habe ich den Film nicht mal zu Ende gesehen.

    …eine Sache gibt es da doch noch: In Galdiator sah Russel Crowe in der Tat besser aus, aber da ich ohnehin kein riesiger Fan von ihm bin, beeinflusste das meine Ansicht über die Qualität der Filme recht wenig.

    Mag sein, dass das jetzt wenig konstruktiv war, aber ich konnte es mir auch nicht verkneifen, diese Filmkritik zu kommentieren.

  2. P.S:

    “Pustekuchen” hat in etwa die gleiche Bedeutung wie “Denkste!”. Wir sagen es meist voller Schadenfreude, wenn sich jemand umsonst Hoffnungen gemacht hat oder etwas getan hat, was nicht gerade klug war.

    Genau das bedeutet “Pustekuchen” ja auch: “Weniger klug”! Der Ausdruck setzt sich aus zwei jiddischen Wörtern zusammen: Puste kommt von “poschut” – das heißt “wenig”. Kuchen kommt von “chochem”. Das bedeutet “klug”, “wissend”, “gewitzt”.

    =)

  3. Alte Haloscan-Kommentare hier. Dort bitte nicht mehr kommentieren.

  4. Ich fand den Film auch nicht so den Bringer (hab ihn aber auch nicht ganz gesehen), aber ich fand Jennifer Connelly viel besser als Crowe. Und weshalb sie ihn geheiratet hat – hey, schon mal was von Liebe gehört? ;) Tsts, Anke!

    Achja, noch was: Es gibt keinen Mathematik-Nobelpreis. Welche Preise es gibt und welchen Nash gewonnen hat, erfährst du hier:

    http://nobelprize.org/search/all_laureates_yd.html

    Ich erwähn das ja eigentlich auch nur, weil sich die Mathematiker seit Jahrzehnten aufregen, dass es für sie keinen so bedeutenden Preis wie den Nobelpreis gibt.