Ali

Ali (2001)

Darsteller: Will Smith, Jon Voight, Jamie Foxx, Mario van Peebles, Ron Silver, Jeffrey Wright, Jada Pinkett Smith, Michael Michele, Nona M. Gaye
Drehbuch: Steven J. Rivele & Christopher Wilkinson, Eric Roth & Michael Mann
Kamera: Emmanuel Lubezki
Musik: Pieter Bourke, Lisa Gerrard
Regie: Michael Mann

Um’s vorneweg zu nehmen: Ich habe Ali schon vor einiger Zeit auf Video gesehen und mich eigentlich nicht bemüßigt gefühlt, darüber eine Kritik zu schreiben. Aber ich dachte, jetzt, wo er im Kino läuft, interessiert es euch vielleicht, wie ich ihn fand. Vielleicht auch nicht. Aber ich sag’s euch trotzdem, schließlich ist diese Rubrik auf meiner Seite dazu da, meine Meinung über Filme kundzutun. Da müsst ihr jetzt durch.

(Pause)

Das war eben ein fürchterlicher Absatz, oder? Ich wette, ihr wart schon nach dem zweiten Satz gelangweilt und habt euch gedacht, ja doch, komm zum Thema.

Genauso ist Ali.

Er macht keinen Punkt, er kreist ewig und elegisch um einen einzigen, nicht wirklich überraschenden Gedanken („Muhammad Ali hat klasse geboxt und hatte ein großes Maul“), und er ist grottenlangweilig.

Schade eigentlich, denn Will Smith gibt sich redlich Mühe, hat ordentlich an Muskelmasse zugelegt und sich sogar vom Champ selber ein paar Tipps zu seiner Technik geben lassen. Und er macht seine Sache sehr überzeugend. Er klingt nicht so, wie man es von allen anderen Filmen mit ihm gewohnt ist, sondern man glaubt an guten Stellen wirklich Ali zu hören: die Modulation, der Akzent – sehr schön.

Und das war’s dann leider auch schon, was ich Gutes zu diesem Film sagen kann. Denn, ehrlich gesagt, habe ich ihn nicht bis zum Ende durchgehalten. Ich hatte nach anderthalb Stunden nicht mal Lust, auf Fast Forward zu gehen, um herauszubekommen, wie er ausgeht. Mal abgesehen davon, dass wir das ja sowieso wissen: Kriegsdienstverweigerung, Verurteilung, Lizenzentzug, grandioses Comeback, Rumble in the jungle … jajaja. Eigentlich ne spannende Story. Trotzdem ein total langweiliger Film.

Das Problem ist, dass Michael Mann (mit dessen Filmen ich sowieso Schwierigkeiten habe, weil er grundsätzlich jedes Sujet auf drei Stunden ausdehnen muss) keine Geschichte erzählen will. Stattdessen beleuchtet er mal hier, mal da ein paar Begebenheiten aus Alis Leben, blendet dann aus und springt in die nächste Szene. Es ist zwar alles chronologisch, aber durch die relative Zusammenhanglosigkeit habe ich es nie geschafft, gefühlsmäßig einen Zugang zu dem Film zu kriegen. Sobald ich in einer Szene drin war, kam eine andere, die mit der ersten nicht mehr viel zu tun hatte. Völlig andere Stimmung, plötzlich waren fünf Jahre vergangen, was ist eigentlich aus Dingsda geworden, und wer ist dieser Typ da im Hintergrund jetzt auf einmal … egal.

Syd Field, einer meiner persönlichen Drehbuchgötter, hat mal gesagt: Wenn du dein Publikum nicht in den ersten 15 Minuten kriegst, kriegst du es gar nicht mehr. Die ersten 15 Minuten in Ali sind reine Boxszenen. Gerechtfertigt bis zu einem gewissen Ausmaß, schließlich ist er nun mal Boxer, aber wenn ich NUR Boxen sehen will, kaufe ich mir einen Premiere-Decoder. Ich will mehr über den ersten Popstar des Sports erfahren, seine Gefühle, seine Beziehungen, sein Umfeld – wie sah das alles aus? Und genau das erfahre ich nicht. Jedenfalls erfahre ich nichts, was über das hinausgeht, was ich schon wusste. Und dafür muss ich mich nicht drei Stunden langweilen.