WS 2014/15

Mein fünftes Semester ist das letzte im Bachelorstudium, in dem ich noch regelmäßig Seminare und Vorlesungen besuche; im letzten Semester steht nur noch die Bachelorarbeit an – und in meinem Fall auch noch das Praktikumsmodul, um das ich mich bisher gnadenlos gedrückt habe. Mein vorerst letzter Stundenplan sieht so aus:

Montag, 18–20 Uhr, Französisch A1.2

Die LMU spendiert uns kleinen KuGis innerhalb der Prüfungsordnung zwei Sprachkurse, die wir belegen dürfen, für die wir aber keinen Leistungsnachweis erbringen müssen (können wir natürlich trotzdem). Im letzten Semester schnupperte ich in Italienisch rein und fand das auch alles äußerst unterhaltsam, aber gleichzeitig verfestigte sich bei mir der Gedanke, nach dem Bachelor ganz dringend noch den Master machen zu wollen, weswegen ich mal wieder in den Zugangsvoraussetzungen diverser Unis rumlungerte.

Sowohl Hamburg als auch München möchte, dass man irgendwann während des Masterstudiums zwei moderne Fremdsprachen oder eine plus Latein auf einem gewissen Level nachweisen kann. Habe ich im Prinzip – Englisch und das Latinum –, aber ich habe schon im Studium gemerkt, dass Französisch eine sehr sinnvolle Ergänzung wäre. Das wusste ich eigentlich von Anfang an, aber so richtig weiß ich es eben jetzt. Daher habe ich mich von Italienisch verabschiedet und sitze wieder in einem Französischkurs, der nach mehreren gescheiterten Versuchen an der VHS auch endlich mal mein Lernniveau erwischt hat (ich hatte zwei (?) Jahre Französisch in der Schule). Ich habe online einen Einstufungstest ablegen müssen und durfte feststellen, dass ich noch sehr viel verstehe, aber so gut wie nichts mehr sagen bzw. keine Konjugationen mehr kann. Das lerne ich gerade wieder neu und das geht selbstverständlich besser als Italienisch ganz neu zu lernen. Mal abgesehen davon, dass mir Französisch deutlich hübscher über die Lippen geht als das gerollte italienische R.

Der einzige Wehmutstropfen im Kurs: seine widerliche Zeit. Nach 15 Jahren Agenturarbeit ist 18 Uhr bei mir der Punkt, an dem mein Kopf Feierabend macht. Das strengt mich wirklich ein bisschen an, so spät abends noch richtig zu denken. Aber dafür findet der Kurs im Institut der PaläontologInnen statt, wo ich immerhin an diversen Dinosaurierskeletten vorbeischlendere und beim Rein- und Rausgehen den schicken Goldkubus des Lenbachhauses anlächeln kann. (Das zweite Bild von oben: Uni und Museum.)

Dienstag, 8–10 Uhr: Die Privaturkunden des Mittelalters

Im Basiskurs Mittelalter lernte ich die Kaiser- und Königsurkunden kennen, die stets nach einem bestimmten Schema aufgebaut waren und dazu auch noch über eine gewisse Optik verfügten. Das hat mich alles sehr fasziniert und daher will ich jetzt dringend noch was über die Privaturkunden wissen. Das sind alle Urkunden, die nicht von Herrschern (Kaiser- und Königsurkunden) oder Kirchenoberhäuptern (Papsturkunden) ausgestellt wurden. Also Schenkungen, Verträge, Verkäufe, Kredite, Amtshandlungen, alles, was irgendwie von irgendwem schriftlich festgehalten werden musste, damit man was in der Hand hat. Die Vorlesung findet in einem rührend kleinen Hörsaal statt, wir sind ungefähr 20 TeilnehmerInnen, und bis jetzt finde ich alles erwartungsgemäß spannend. Mittelalter halt.

Dienstag, 10–12 Uhr: Ordnung und Gewalt im 19. Jahrhundert. Terror, Terrorismus und staatliches Sicherheitshandeln von Metternich bis zu den Sozialistengesetzen (1815-1878)

Langer Titel, aber wir sind ja auch in einem langen Jahrhundert. Neben dem frühen Mittelalter ist das 19. Jahrhundert meine Lieblingszeit, weil sie meiner Meinung nach diverse Neuerungen brachte, die unsere Welt noch heute beeinflussen und verändern und das vor allem in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit: Kommunikation, Verkehr, Transport, politische Ideen, Emanzipationsbestrebungen (Frauen, Leibeigene) – und eben auch die Idee von Terror, der, laut unserer Dozentin, erst durch die neuen Massenmedien möglich war. Sie zitierte unter anderem Brian M. Jenkins, der 1975 schrieb: “Terrorists want a lot of people watching, not a lot of people dead.” Nach 9/11 hat sich diese Ansicht etwas geändert, und auch darüber sprechen wir; wir beziehen die Freiheitsbewegungen des 19. Jahrhunderts auf unsere heutige Welt, was ich für einen sehr spannenden Ansatz halte, auch gerade im Hinblick auf die oft geäußerte Kritik, was Geschichte denn soll, das sei alles vergangen und heute nicht mehr relevant. Unsere Dozentin erläutert uns in der Vorlesung ihre eigene Habilitationsschrift von 2013, was mich ziemlich begeistert, denn wir bekommen damit quasi tagesaktuelle Forschung auf dem Silbertablett präsentiert.

Dienstag, 12–14 Uhr: Kunst in Deutschland 1925–1960

Und ich kleines Ding dachte, da kriege ich brav den Kanon vorgebetet, aber nein, das hatte sich der Dozent anders vorgestellt: Er erzählt uns lieber was über KünstlerInnen, die noch nicht so recht im Kanon sind, deren Werke sich selbst in unseren kunsthistorischen Datenbanken nur sehr spärlich finden (mein Riechsalz!), aber deren Namen wir dringend kennenlernen sollten. Nebenbei kriegen wir natürlich trotzdem den Kanon mit und ich bin sehr zufrieden mit meiner Kurswahl.

Mittwoch, 10–12: Architektur und ihre Funktionen im Mittelalter und in der Vormoderne

Architektur ♥ Mittelalter ♥ Mein Bachelorprüfer ♥ Läuft.

Mittwoch, 14–16 Uhr: Digitale Methoden der Kunstgeschichte

Die perfekte Ergänzung zur Mittalterarchitektur-Vorlesung. Wir lernen erstmal die Basics, über die ich schon gar nicht mehr nachdenke: Was ist ein Computer? Was ist Software? (Darüber habe ich bereits mein Referat gehalten.) Was ist ein GUI? (Ein Bild, das eine Texteingabe für einen Programmbefehl ersetzt, ist durchaus von kunsthistorischem Interesse.) Was ist das WWW? Demnächst dann: digitale Bilder, Datenbanken, Bilddatenquellen und was wir mit ihnen machen können, Visualisierungsprogramme und weitere Hilfsmittel, mit denen wir das neue digitale Eckchen in der Kunstgeschichte gestalten können.

Ich erwähnte es bereits nebenbei, dass dieses digitale Eckchen meins werden möge. Für die Bachelorarbeit schwebt mir eine Mischung aus Mittelalterarchitektur und digitalen Anwendungen vor, und mein erstes Gespräch mit meinen Prüfer liegt auch schon hinter mir. Ich muss noch nachbessern, was meine Grundidee angeht, aber im Prinzip weiß ich ungefähr, wo ich hinwill und freue mich schon sehr auf die Recherche und das Schreiben. Und natürlich darüber, dass sich mein gewählter Prüfer gespannt auf meine Arbeit freut. Aber das sagt er wahrscheinlich jedem Prüfling.

Donnerstag, 11–14 Uhr: „Heimat“ in der modernen Welt

Eigentlich hatte ich vor, Donnerstags von 9 bis 12 Uhr am Institut für Zeitgeschichte etwas über den Begriff der Wissensgesellschaft zu lernen, aber dieser Kurs fiel unglaublicherweise aus, weil ich die einzige war, die ihn belegen wollte. Das erfuhr ich aber erst einen Tag vor dem ersten Termin, weil der Dozent noch auf NachzüglerInnen hoffte. Daher suchte ich hektisch nach einer Alternative, denn der Rest meines Stundenplans stand ja. Der Heimatkurs war also nur die zweite Wahl, aber ich glaube, ich habe einen Volltreffer gelandet. Wir arbeiten mit verschiedenen Texten, die sich mit dem schwammigen Begriff „Heimat“ auseinandersetzen – was ist das überhaupt, kann man das wirklich benennen oder versteht jeder etwas anderes darunter, was verstehen wir denn darunter, erzählen Sie doch mal –, sind ein sehr diskussionsfreudiges Seminar und ich persönlich freue mich schon auf mein Referat, in dem ich mich mit der medialen Vermittlung von Heimat auseinandersetze. Was in meinem Fall natürlich Blogs sind. Ich frage euch auf Twitter dann demnächst nach euren Lieblingskiez- und Städteblogs, gell?

Donnerstag, 18–20 Uhr: Pilger- und Wallfahrtskirchen. Typologie an Beispielen der kirchlichen Denkmalpflege. Mit Exkursionen und Werkstattbesuchen

Ja, noch ein 18-Uhr-Kurs. Aber das war der, um den ich meinen Stundenplan rumgebastelt habe. Ich meine: Kirchen angucken und darüber reden? Meins. Auch dieser Kurs ist angenehm klein, mein Referat über die Geburtskirche in Bethlehem liegt schon hinter mir und daher kann ich jetzt den Rest des Semesters genau das machen, was ich mir vorgestellt habe: Kirchen angucken und darüber reden.

Edit: Ich habe unglaublicherweise einen Kurs vergessen, wahrscheinlich weil er ein Blockseminar ist und erst am 28. November zum ersten Mal stattfindet. Er heißt Die Stadt im Mittelalter, ist also wieder schön auf die Zwölf, und ich bin sehr gespannt, auch wenn ich Blockseminare total doof finde. Zu viel Zeug in zu kurzer Zeit; ich mag das viel lieber, von Woche zu Woche mehr zu wissen und nebenbei Zeit zu haben, alles sacken zu lassen.