Will you still need me, will you still feed me because I just turned fucking 64

Knochenmühle. Hätte ich auch nicht gedacht, dass unserereins, der so schön behütet und begütert im Bureau sitzt (ich schreib ja auf Friseur und nicht Frisör, hello Duden my old friend), davon weiche Knochen kriegt. Mein Körper will mir seit Monaten sagen, dass er grad nicht mehr kann, aber ich hab natürlich nie Zeit, ihm zuzuhören. Oder vergessen, in mich reinzuhorchen, wie ich das vor zwei Jahren so wunderbar hinbekommen habe, wo ich gemerkt habe, wie gut es mir auf einmal gehen kann, wenn ich mich um mich kümmere und mich nicht einfach nur so mitschleppe.

Am Anfang war es nur eine Magenverstimmung nach der anderen, kein Thema, was Falsches gegessen, bei dem Chinamann bestellen wir nie wieder, morgen bin ich wieder in der Agentur. Dann fing meine Schulter an wehzutun, und weder meine Hausärztin noch mein Orthopäde noch meine Gynäkologin (an die mich mein Orthopäde, der seitdem mein Ex-Orthopäde ist, mit den kurzangebundenen Worten überwies: Könnte was an der Brust sein, ich ertaste da was, machen Sie mal nen Termin mit Ihrem Frauenarzt, schönen Tag noch) noch der freundliche Chirurg im UKE konnten mir irgendeinen physischen Grund dafür nennen, dass ich Schmerzen habe. Kein Golf mehr gespielt (könnte ja schlimmer werden), den Arm weniger belastet (hat nix gebracht), den Arm mehr belastet (fight fire with fire), den Arm ignoriert (Ibuprofen), alles egal. Irgendwas ist da, und keiner weiß was. Ich sowieso nicht, ich hör mir ja nie zu.

Im Urlaub etwas mehr Zeit für mich und Mich-Schätzen gehabt, Dinge gesehen und sich darüber entspannt freuen können, Schlösser, Filme, Bahnsteige fremder Länder, Himmel über Paris, ein Tennisplatz auf dem Dach, mehr Mercedes CLSse (schönstes Heck wo gibt) als ich jemals in Deutschland auf einem Haufen gesehen habe, allmählich finde ich sogar Citroens schön, auf jeden Fall das neue Kühlergrilldesign, beim Abendessen in einem Bistro das eigene Wort nicht verstehen, weil man direkt an der Straße sitzt und es großartig finden, obwohl ich doch sonst das eigene Wort so schätze. Sehr ausgeruht und begeistert und erfrischt mit Neuem und Altem wieder nach Hause fahren – wo die alte Welt wieder viel zu schnell bei mir ist. Und plötzlich tut der Arm wieder weh und neuerdings auch mal wieder der Rücken und ich hab das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, da, wo ich bin, und alles, was ich im Moment möchte, ist, ein Vierteljahr lang schwimmen gehen und Obst essen und nicht mehr müssen, sondern nur noch können oder wollen oder ach mal sehen, ja, vielleicht, ich entscheide das morgen. Muss ja nicht heute sein, weil heute ja nichts mehr muss.

Frankreich hat beflügelt, weil es anders war. Und ich habe Angst, Hamburg gerade nicht zu schaffen, weil es so gleich ist. Und ich so viel muss. Und mein Körper nicht mehr will. Oder mir zumindest zubrüllt, sich doch mal um ihn zu kümmern. Und damit um mich.

Ich vergesse immer, dass ich da drin stecke.

Weiter mit Musik.