Dogville

Dogville: Ich wollte diesen Film nicht mögen, weil ich Nicole Kidman nicht abkann und Lars von Trier mir oft zu zeigefingerig daherkommt. Frau Kidman muss ich hier Abbitte leisten; in dem engen Korsett, das ihr Charakter ihr lässt, macht sie ihre Sache hervorragend, genau wie der Rest der Besetzung, der aus vielen, großen amerikanischen Namen besteht. Den Zeigefinger hat der Film aber trotzdem, und man ahnt schon nach einer halben Stunde, wie er ausgeht. Umso nerviger, dass man noch weitere zweieinhalb braucht, um sich bestätigt zu sehen. Trotzdem fand ich ihn als Experiment sehr sehenswert, wenn auch viele von von Triers guten Absichten nicht funktionieren; dafür wird die Geschichte der Frau, die in einer fremden Stadt um Hilfe bittet und dafür übelst bezahlen muss, zum Schluss zu plakativ und schlicht. Dass alles in Gewalt endet, ist meiner Meinung nach ein „richtiges“ Ende. Aber trotzdem fühlt es sich an wie eine naive Kapitalismus-Kritik, wo der Kleine dann doch den Großen eins auswischt.

Der fast Brecht’sche Aufbau der Bühne hat mich sehr fasziniert, auch wenn es sich selten wie ein abgefilmtes Theaterstück anfühlte, sondern mehr wie ein Guckloch, durch das man in eine Welt bzw. in eine Stadt hineinschaut. Von den Dialogen und der parabelähnlichen Handlung erinnerte mich Dogville ein wenig an Frischs Andorra. Allerdings zieht sich Andorra nicht so fürchterlich lang hin und ist vor allem nicht ganz so moralinsauer wie Dogville.

Den Vorwurf des Anti-Amerikanismus kann ich nicht nachvollziehen. Für mich könnte Dogville auch überall sonst auf der Welt spielen, in der eine Mehrheit die Macht über einen Einzelnen bekommt und sie missbraucht. Dass von Trier hier eine amerikanische Stadt genommen hat – nun gut. Es macht den Film nicht besser und nicht schlechter.