Ich hab der ollen Kate für die Jubiläumsausgabe mal meine Nadel geliehen. In den paar Tagen, die ich verschnupft im Bett zugebracht habe, war die Tempo einer der rührseligen Lichtblicke, auch wenn ich sie noch nicht komplett durchgelesen habe. Wäre auch ein bisschen zuviel verlangt bei knapp 400 Seiten. Lu verweist auf viele Kritiken, die so ziemlich alle negativ sind – und ich muss zugeben, auch nicht ganz so begeistert zu sein. Allein die Idee, Frau Moss auf den Titel zu heben, ist ja sooooo Nineties. Ich mochte die Poldifotos von Brian Adams, ich fand auch den Körpertausch von Fondsmanager und Globalisierungsgegner nett, und ich hab auch das Gespräch zwischen Grönemeyer und Tokio Hotel gern gelesen („Bill: Die konnten alle Texte mitsingen, das ganze Album. Ich konnte mit dem Publikum arbeiten. – Tempo: Was heißt das denn bitte? – Tom: Wenn er ‘n Text vergisst, mal schnell Mikro reinhalten.“). Aber es ist eben doch nicht mehr als „ich mag’s, ich fand’s nett“, achgott, ich find auch Marzipan nett, und der Stuckrad-Barre-Artikel über Wowereit klingt so dermaßen nach Hofberichterstattung, dass er es im „echten“ Tempo niemals ins Heft geschafft hätte. Richtig genervt hat Biller mit seinen 100 Zeilen Hass, die eher wie 100 Zeilen des Rentners mit dem Kissen auf der Fensterbank klangen, und der völlig überflüssige Artikel über Sexdates im – huch, sowas gibt’s! – Internet. Hätte man aber ahnen können bei der Kracherheadline „Klick mich“. Noch nie gehört den Witz, Frau Asmussen Roten. Aber die Blümchenfotos von Wolfgang Tillmans sind schön. Und, hach, es ist eben Tempo. Süßer Vogel Jugend. Die durften damals auch schon Scheiße schreiben, ich hab sie trotzdem gekauft.

(Ach ja, bitte unbedingt den Artikel auf Retromedia lesen. Ich leg jetzt noch ne Runde Hustenbonbons nach. Hat eigentlich wer ne Wii abgekriegt? Ist irgendwas passiert? Ich fühl mich irgendwie raus.)

Nachtrag: Niggemeier schreibt über Tempo im Zeitschriftenblog.