Dödelman

Da ist sie also – amtlich. Die tolle Rangliste toller deutscher Weblogs von der tollen PR-Agentur Edelman. Und italienischer und französischer, aber die sind mir egal. Die deutschen nicht ganz so, denn unsereins guckt ja auch gerne mal in die Seitenstatistik.

Allerdings nicht mehr so oft und religiös wie früher®. Ich kann mich daran erinnern, dass ich täglich in die blogstats geguckt habe (Friede ihrer Asche), um zu schauen, ob der Schwenzel noch hinter mir liegt. Als der mich überholt hatte, hat meine Faszination mit Statistiken arg nachgelassen. Wie auch meine Faszination mit Kommentaren und Alles-Lesen-was-geht und überall mitdiskutieren und alles verlinken, was die anderen auch verlinken. Inzwischen plaudere ich deutlich entspannter, ohne großes Feedback, aber mit ungefähr der gleichen Leserzahl über Golf und Filmchen und den Kerl und weiteren Mädchenkram (ich kaufe demnächst wieder für Millionen von Euro bei Lush ein – das wird ein Krachereintrag. Zwanzig Links garantiert). Klar gucke ich gerne bei den Deutschen Blogcharts vom Popkulturjunkie vorbei und bin halbwegs zufrieden mit meiner Platzierung. Klar wundere ich mich, warum andere vor mir liegen, die ich belanglos finde, und wieder andere hinter mir, die ich großartig finde. Aber ich kann es keinem verdenken, dass er solche Spaßtools (mehr sollten sie nicht sein) nutzt. Sei es für persönliche Eitelkeit, sei es, um ernsthaft seinen Marktwert zu checken, sei es, um nutzlosen Ehrgeiz zu entwickelt wie „Ich will ix wieder überholen“.

Die Kritik, die beim PKJ in den Kommentaren aufläuft – „Wer braucht so doofe Statistiken“ überhaupt, kann ich deswegen nicht nachvollziehen. Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen, sich zu vergleichen. Die Tante da drüben ist schlanker als ich, der Typ da kann besser schreiben, das Mädel da hat größere … äh … Schuhe, und der Kerl da hat eben mehr Links. Oder weniger. Oder andere. Oder was auch immer.

Ich habe durch die Charts schon viele Weblogs angeklickt, die sonst nicht auf meinem Radar erschienen wären. Ich bin auf Themen aufmerksam geworden, die sonst an mir vorbeigegangen wären, weil sie auf Weblogs diskutiert wurden, auf denen ich mich nicht täglich rumtreibe. Klar ist jedes Ranking unfair, weil es vielleicht Massenware vor Qualität setzt (wobei man mal wieder trefflich darüber streiten kann, was Qualität ist), klar ist es doof für jemanden, der seit 80 Jahren mühevoll alle zehn Minuten bloggt, aber nie verlinkt wird, wenn irgendjemand sich gestern ein Blog eingerichtet hat, eine verliebte E-Mail von Angela Merkel an Kurt Beck findet und sie postet und dadurch das Bildblog mit Links (ho-hee) überholt, ist alles klar. Trotzdem finde ich das komplette Ablehnen solcher Listen genauso kurzsichtig wie die totale Abhängigkeit von ihnen („Ich les nur die Top 20“).

Für mich sind gerade die Deutschen Blogcharts inzwischen ein nettes Tool, um neue Blogs zu finden und um mich von da weiterzuhangeln. Genauso wie sie ein nettes Tool sind, an dem sich dauernd neue Diskussionen entzünden. Vor allem natürlich die derzeitige, an der man mal wieder prima erleben kann, dass Nichtblogger einfach die Finger von der „Szene“ lassen sollten.

(Mehr und Fundierteres an der blogbar und beim Junkie und bei wirres mit fetter Linksammlung)