The Turn of the Screw

Herr Svensson machte mich am Sonntag per G+-Circle auf eine wunderbare Aktion des Guardian aufmerksam: ein Livestream aus Glyndebourne mit Benjamin Brittens The Turn of the Screw.

Ich muss gestehen, ich hatte noch nie eine Oper von Britten gesehen oder gehört, daher kam mir der Stream sehr recht. (Beim Operngenuss auf der Couch liegen und Wein trinken ist überhaupt großartig.) Das Stück beruht auf einer Erzählung von Henry James, die ich aber auch nicht kannte. Macht aber nix, denn wie vor jeder Oper liest man sich erstmal den Inhalt in der Wikipedia durch, und netterweise hat der Stream auch Untertitel. Ebenfalls nett: Der Stream ist noch für drei Wochen verfügbar, das heißt, ihr könnt euch das kurze Ding noch anschauen. Dauert gerade mal zwei Stunden – da habe ich als Wagnerianerin mich ja gerade erst hingesetzt – und ist wirklich schön.

Mir hat besonders das spärliche Bühnenbild gefallen; auf einer Drehbühne entsteht das Haus Bly, in dem eine namenlose Gouvernante auf zwei Kinder aufpassen soll. Die Haushälterin erzählt ihr von ihrer Vorgängerin, einer Mrs. Jessel, und einem ehemaligen Diener, Mr. Quint, die beide ihren Schutzbefohlenen zu nahe gekommen und inzwischen verstorben sind. Alles wird nur angedeutet, aber die beiden Figuren tauchen als Geister wieder auf, um sich ein weiteres Mal Flora und Miles zu nähern. Gerade diese Szene fand ich sehr unheimlich und gleichzeitig unwiderstehlich: Wenn Quint Miles in ein Badetuch hüllt, ihn aus der Wanne hebt und mit sich herumträgt, dann kann man sich den beiden nur schwer entziehen – genau wie sich Miles seinem Peiniger nicht entziehen kann.

Die Musik tut ihr Übriges: Statt eingängiger Melodien ertönen eher schräge Weisen, die sich nicht festhalten lassen, die ich persönlich aber sehr attraktiv fand. Ungewohnt ja, ganz weit weg von Mozart und Co. ja, aber genau deshalb sehr faszinierend.

Ich wiederhole mich: Ihr habt noch drei Wochen Zeit, euch den Stream anzuschauen. Lohnt sich meiner Meinung nach sehr. (Hier noch ein Link zum Stream auf der Glyndenbourne-Webseite, wo sich noch weitere schöne Links finden.)