Crash

Crash (L.A. Crash) ist ein stimmiges und stimmungsvolles Geflecht aus Menschen und ihren Taten. Der Film folgt mehreren Charakteren an zwei Tagen in Los Angeles; die Figuren kommen aus unterschiedlichen Rassen und Hintergründen und dementsprechend sind Konflikte vorprogrammiert. Schwarze, Weiße, Mexikaner (oder diejenigen, die dafür gehalten werden), Araber (oder diejenigen, die dafür gehalten werden), Chinesen, jung, alt, wohlhabend, arm, rechtschaffen, kriminell – alles ist dabei und alles trifft aufeinander. Vorurteile werden bestätigt oder widerlegt, jeder muss mit seinen alltäglichen Demütigungen umgehen, Unglaubliches passiert, Tragisches, Wundervolles.

Der Film scheut nicht davor zurück, Stereotypen über Rasse und Hautfarben zu verwenden, schafft es aber genauso, sie zu brechen. Man weiß nie, was man nun von wem zu halten hat – ganz genauso, wie wir mit neuen Bekanntschaften oder Zufallsbegegnungen im wahren Leben umgehen. Die erste Meinung steht nach wenigen Sekunden fest, und es dauert seine Zeit, bis wir ein festes Bild von jemandem ändern. So müssen auch die Figuren in Crash ständig ihre eigene Position überprüfen. Zum Schluss fügt sich alles zusammen, mal mehr, mal weniger positiv. Viele der Begebenheiten, die passieren, balancieren nah am Kitsch oder Klischee, aber komischerweise fühlt sich alles richtig an. Das Erzähltempo ist stimmig, die Schauspieler durch die Bank ausgezeichnet, und der Soundtrack untermalt alles sehr unaufdringlich. Crash ist gutes, altes Erzählkino mit einer Geschichte, die wohl (leider) nie unaktuell werden wird.

9 Antworten:

  1. Weil es mir immer mal wieder aufstößt und hier gerade passt:

    »Crash« ist ja eigentlich ein Film von David Cronenberg (1996).

    Was mir wieder einmal die Frage aufkommen lässt, ob es für Filmtitel nicht so etwas wie einen Titelschutz gibt? Oder werden da einfach Rechte ge-/verkauft?

    Was dann ja hieße, dass ich (oder jemand, der es kann) jetzt einen Film machen könnte, der von einer raffgierigen Hotelbetreiber-Familie im heutigen New York handelt und »Gangs of New York« heißt…

  2. Soweit ich mich entsinne, geht es hier um L.A. Crash. Aus zeitgründen ohne L.A. ;)

  3. Ronin, im Original heißt der Film nur „Crash“.

  4. Ich will nicht pedantisch sein; aber:

    “Da der Begriff “Rasse” in Bezug auf Menschen einen deutlich rassistisch-ideologischen Charakter annimmt (To most people, a race is any group of people whom they choose to describe as a race. Zitat aus dem UNESCO-Bericht The race concept. Results of an inquiry. 1952, p 99), hat die UNESCO ebenda empfohlen, den Begriff “Rasse” (“race”) durch den rein deskriptiven (beschreibenden) Begriff Ethnische Gruppe (ethnic group) zu ersetzen.”

    Und da sind wikipedia und Unesco nicht die einzigen, die dieser Ansicht sind.
    Nicht böse gemeint. Gruß.

  5. Ich fand den Film ganz passabel, einige Szenen sind mir im Gedächtnis haften geblieben, aber das “Geflecht” von Einzelgeschichten in “LA Crash” hat mich nicht überzeugt. Es war eher eine lose Folge von Schicksalen, nur sehr fadenscheinig aneinander anknüpfend. Ich habe mich an “Traffic” erinnert und war nicht zufrieden.

  6. Ich halte den Begriff „Rasse“ für genauso deskriptiv wie „ethnische Gruppe“. War mir noch nicht bekannt, dass das auch schon politisch unkorrekt ist. Und das soll jetzt nicht zickig klingen, sondern nur überrascht.

    Ich streite mich übrigens seit Tagen mit einem Kollegen über die korrekte Bezeichnung von … ähm … dunkelhäutigen Mitmenschen. Ich plädiere für „Schwarze“, er für „Farbige“. Aber ist „Farbige“ nicht aus der rassistischen „Colored“-Ecke der US-Rassentrennung und daher bäh?

  7. Ich finde es verblüffende, dass sich in den USA der Begriff “African American” als politically correct durchgesetzt hat. Wäre ich ein Schwarzer in den USA, würde ich mich vermutlich furchtbar darüber aufregen, denn das einzige, was US-amerikanische Schwarze mit Afrikanern i.d.R. gemein haben, ist – genau – die Hautfarbe. Aber ich würde in den USA ja auch als “caucasian” bezeichnet werden, obwohl ich noch nicht mal genau weiß, wo der Kaukasus liegt.

  8. Whoopie Goldberg hat mal in einem Interview gesagt, sie sei kein „African-American“, sie sei schlicht und einfach ein „American“.

  9. Ich fand den Film spitze und wem er noch gefallen hat, sollte sich “Nicotina” anschauen. Hat zwar nichts mit Rassismus zu tun aber ebenso sehenswert und im fast gleichem Erzählstil.