Pseudo-Eggs-Benedict

Eggs Benedict macht man eigentlich mit einem englischen Muffin und Speck. Das habe ich aber quasi nie im Haus. Was ich hingegen immer im Haus habe, ist Schinken aus Serrano oder Parma und ganz hervorragendes Weißbrot, das zwar irgendwo in München gebacken wird, aber schmeckt wie aus Serrano oder Parma. Und alles, was man für pochierte Eier und Sauce Hollandaise braucht, ist auch vorhanden. Los geht’s.

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Zuerst mal die Hollandaise machen. Wir nutzen dazu faul einen Pürierstab und haben daher in fünf Minuten unser Sößchen.

100 g Butter schmelzen.
In einem hohen Gefäß
2 Eigelb (aus dem Eiweiß kann man Pavlova machen),
1 EL warmes Wasser,
1 EL Zitronensaft und
3/4 TL grobes Meersalz kurz aufpürieren. Dann die geschmolzene Butter in dünnem Strahl dazugießen und dabei weiterpürieren. Fertig.

Die Sauce schmeckt mit einem Esslöffel Zitronensaft sehr zitronig. Ich mag das, aber wer die Sauce lieber buttrig-weich haben möchte, nimmt erstmal etwas weniger.

Jetzt die pochierten Eier zubereiten. Dazu in einem breiten Topf
Wasser erhitzen und simmern lassen. Ich weiß nicht wieviel, ich mach das frei Schnauze. Ihr kriegt das hin. In das Wasser
einen Spritzer Essig geben.
2 Eier in zwei Schälchen aufschlagen; vorsichtig, damit das Eigelb heil bleibt. Wenn das Wasser simmert, ein Schälchen mit Inhalt kurz mit dem Wasser in Berührung kommen lassen, so dass das Eiweiß anfängt zu stocken und dann das gesamte Ei vorsichtig ins Wasser gleiten lassen. Das gleiche mit dem zweiten Ei machen.

In so ziemlich jedem Kochblog gibt’s verschiedene Tipps, um die Eier anständig zu pochieren: einen Strudel erzeugen, das Ei dort hineingleiten lassen, Eier mit einer Schöpfkelle ins Wasser befördern, keine Ahnung was noch. Bei mir klappt das mit den Schälchen gut und das Eiweiß franst nicht allzu sehr aus. Ich pochiere die Eier relativ kurz, weil ich flüssiges Eigelb mag; auch das mache ich frei Schnauze und nicht nach Uhr. („Eine Hausfrau hat das im Gefühl.“)

Während die Eier vor sich hinpochieren,
2 Scheiben Weißbrot toasten und mit
2 Scheiben rohem Schinken belegen.

Die Eier kurz auf Küchenpapier abtropfen lassen, auf das Schinkenbrot legen und mit Hollandaise beträufeln oder übergießen, je nach Laune.

Tagebuch, Mittwoch, 27. Januar 2016

Adieu, Anselm

Nach drei Korrekturgängen habe ich mir selber zugeraunt „Gib ab. Gib ab. Gib ab. Gib ab. GIB AB“, aus dem Word-Dok ein pdf gemacht, es so benannt, wie die Dozentin es haben wollte und … die Mail noch zweimal durchgelesen (alle Namen richtig?) … das pdf sicherheitshalber noch mal geöffnet … „ECHT JETZT, GIB AB“ … und die Mail abgeschickt. Das ist aber auch immer eine schwere Geburt, herrgottnochmal. (Mein Baby!)

Ost-West-Dialoge-Seminar

Wir hörten zunächst ein Referat über die Autoperforationsartisten, eine Performancegruppe aus der DDR, die von 1982 bis 1991 bestand. Sie befassten sich in ihren Aufführungen mit dem Gefühl des Eingesperrtseins und dem Widerspruch zwischen dem inneren und dem äußeren Selbst, die ständig aneinanderstießen. Die Performance als ephemeres Werk hatte durchaus einen Hintergrund: Es gab keine Drehbücher zu den Aktionen, keine Dokumente, die den Performern zur Last gelegt hätten werden können, es gibt kaum Fotos oder gar Videoaufnahmen der Gruppe, die bewusst keine Dokumentation wollten, aus genau dem gleichen Grund: Staatsfeindliche Aussagen konnten so schwerer belegt werden. Deswegen greift die Kunstgeschichte jetzt ausgerechnet auf Stasi-Akten zurück, in denen einige der Aktionen immerhin schriftlich dokumentiert wurden, wenn auch zu einem ganz anderen Zweck.

Das zweite Referat befasste sich mit Gerhard Richter und den verschiedenen Ausprägungen seiner Abstraktion. Besonders auf ein relativ neues Werk – Birkenau (2014) – gingen wir ein bzw. sprachen kurz über die Kritik an den Bildern von Wolfgang Ullrich. Sein Text ist hier zu lesen. Und einen etwas wohlwollenderen FAZ-Artikel von meiner Lieblingsfeuilletonistin gibt’s noch obendrauf, wobei ich hier auf Ullrichs Seite wäre. (Ich mag seinen Begriff der „Assoziationspflicht“ für die Betrachter*innen von Richters Bildern.)

Im Artikel werden weitere Richter-Bilder genannt, in denen er sich mit dem Thema des Nationalsozialismus auseinandersetzt. Die stammen allerdings aus den 1960er Jahren und betreffen ihn persönlich: Onkel Rudi und Tante Marianne. Wie genau, steht am Schluss des FAZ-Artikels.

Edit: Ab dem 6.2. ist Birkenau in Baden-Baden zu sehen.

Links

Was ich gestern unter anderem vertwitterte: einen Blogeintrag von musermeku über Social Media als Herausforderung für Gedenkstätten sowie einen Reiseblogeintrag über Verdun, knapp 100 Jahre vor dem Jahrestag des Beginns der blutigen Schlacht im Ersten Weltkrieg.

Tagebuch, Dienstag, 26. Januar 2016

Was schön war, Montag, 25. Januar 2016

Uni. (War ja klar.)

In unserer letzten Sitzung der Barock-und-Klassizismus-Vorlesung sprachen wir zunächst über von Klenzes Walhalla in Regensburg, was ich sehr lustig fand, weil Anselm Kiefers Bild Deutschlands Geisteshelden an das Innere dieses Bau erinnert. Danach wandten wir uns wieder München zu, genauer gesagt, Friedrich von Gärtner und seiner Ludwigskirche, die gegenüber der Uni steht und zum Ensemble der Ludwigstraße gehört.

Die Ludwigskirche ist die Kirche in München, in der ich auf häufigsten war, einfach weil sie direkt vor meiner Nase steht, wenn ich im Hauptgebäude der Uni bin, von wo ich mal schnell rüberlaufen und etwas verweilen kann. Meistens sitze ich nur da und gucke und denke nicht weiter über die Kunstgeschichte nach. Hätte ich mal machen sollen, dann wäre mir nämlich längst aufgefallen, dass von Gärtner lustig das gotische Kreuzrippengewölbe mit den romanischen Rundbögen mischt. Vielleicht liegt es daran, dass mir die Kirche nie so neo-irgendwas vorkam, sondern fast zeitlos. Klar habe ich Referenzen gesehen, aber mir selbst im Kopf nie ein komplettes Bild gebastelt; ich habe mich nur darüber gefreut, dass mir die Kirche gefällt. (Muss ja auch mal sein.)

Hätte ich den Wikipedia-Eintrag zu ihr gelesen, hätte ich auch schon vor gestern erfahren, dass im Chor das zweitgrößte Altarfresko der Welt zu sehen ist. (Das größte ist natürlich das von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle.) Was ich aber am spannendsten fand, und das steht nicht in der Wikipedia, ist der Grund, warum die Türme so seltsam auseinandergezogen dastehen. Das habe ich mich jedesmal gefragt, wenn ich die Fassade angeschaut habe: Wieso ist da ein Abstand zwischen Giebel und Türmen? Auf diesem Bild sieht man ganz gut warum: Die Türme sind nicht aus dem Bauwerk heraus geplant gewesen, sondern schon im Bezug auf die Straßen, an denen sie steht: Sie bilden optisch einen Abschluss der Schellingstraße, die rechtwinklig auf die Ludwigstraße trifft und von der aus man einen Kilometer lang auf die Front der Kirche guckt. Ich mag Stadtplanung ja gerne bzw. ich sehe gerne, warum irgendwas in meiner Stadt so dasteht wie es eben dasteht, und das war wieder ein schönes Beispiel.

Die Ludwigstraße wurde von König Ludwig I. erbaut, um die ludovizianischen Werte widerzuspiegeln: Wissenschaft/Kunst (Uni, Stabi), das römisch-katholische Christentum (St. Ludwig) und die Wittelsbacher Herrschaft (die Straße beginnt an der Residenz bzw. der Feldherrnhalle und endet am Siegestor). Der Dozent erzählte uns außerdem, dass der König die Kirche bauen ließ, ohne sie überhaupt finanzieren zu können. Er hatte dreist den Münchner Magistrat aufgefordert, die Kirche zu bezahlen, sonst würde er die Universität und die Residenz einfach in eine andere bayerische Stadt verlegen. Die Stadt knickte ein und zahlte. „Da können Sie jetzt mal kurz rüber zu St. Ludwig gehen und ein Dankgebet sprechen, dass Sie heute nicht in Ingolstadt sitzen.“

Hausarbeit finalisieren – und kürzen, verdammte Axt.

Ich pflegte gutgelaunt die Korrekturen meiner Drüberleserin ein und machte mich dann an die Arbeit, mit der ich immer warte, bis der Haupttext wirklich steht: die Fußnoten. Ich nenne beim ersten Vorkommen eines Titels den gesamten Rattenschwanz, also zum Beispiel „Hamann, Brigitte: Winifred Wagner, oder Hitlers Bayreuth, München 2003, S. x.“ Bei der nächsten Nennung steht da nur noch „Hamann 2003, S. x.“ Das füge ich erst ein, wenn ich wirklich weiß, wo die erste Nennung hin muss. Eigentlich mache ich das gerne, denn dieser Schritt bedeutet, dass ich fertig bin. Gestern fiel mir aber siedendheiß ein, dass ich mit diesen ganzen Rattenschwänzen die Zeichenzahl wieder nach oben jage, die ich ja gerade unter 50.000 gedrückt hatte. Im Master zählt bei uns nicht nur der Haupttext, sondern auch der wissenschaftliche Apparat mit zu den Zeichen, was mich anfangs jubeln ließ und jetzt nur noch kotzen lässt. In meiner Arbeit nenne ich fast 50 Werke von Kiefer (ja, selber schuld, ich weiß), die alle Fußnoten à la „Buch, 210 Seiten; Emulsion auf farbigem, teilweise verbranntem Papier, Filzstift, Tinte, Klebeband, Holz und Nägel, 28 x 46 x 5 cm, Privatbesitz, vgl. Kat. Ausst. Paris 2015, S. 108/109.“ haben. Das Verhältnis von Haupttext zu Fußnoten ist, wie ich gestern entsetzt feststellen musste, 30.000 zu 20.000 Zeichen. Meine Arbeit ist damit genau so lang wie meine Hauptseminararbeiten im Bachelor – der ganze Rest meiner herrlichen Zeichenzahl wird von den verdammten Fußnoten gefressen. Und die verlängerte ich durch die Literaturtitelnennung gestern noch mal, woraufhin ich noch mal kürzen musste. Jetzt bin ich bei 49.996 Zeichen und rühre das Ding nicht mehr an, verdammt.

Ich vermisse die Arbeit jetzt schon. Ich war so schön im Flow. Und ich hätte noch so viel zu sagen. Snif.

Was schön war, Samstag/Sonntag, 23./24. Januar 2016

Aua. (Nicht schön.)

Ich habe mir Samstag morgen irgendwas in der Schulter verlegen, gezerrt, keine Ahnung, jedenfalls fing es an, ein bisschen weh zu tun, sobald ich den Arm bewegte und wurde im Laufe des Tages immer schlimmer. Deswegen fiel der Plan „Putzen, zwei Kuchen backen, Lernkärtchen für die Barockklausur fertigmachen“ ins Wasser. Putzen ging gar nicht, Kuchenbacken nur unter sehr lautem Gejammer und was richtig fies war: Ich konnte nicht am Schreibtisch sitzen, weil ich den Arm in keiner Position schmerzfrei halten geschweige denn damit tippen konnte. Was ging, war seltsam schräg wie eine Meerjungfrau auf dem Sofa zu liegen, gebettet auf zwei dicke Kissen, und Netflix zu gucken. Das war dann im Prinzip auch mein Samstag. Bis auf den einen Kuchen. Immerhin.

Sonntag waren die Schmerzen deutlich geringer und heute sind sie fast weg. (Schön.)

Netflix gucken.

Die zweite Staffel von Fargo ist großartiges Fernsehen.

Blumen.

Auf meinem Schreib-/Küchentisch stehen gerade zartviolette und weiße Tulpen.

Kaffeeklatsch und Feedback.

Meine geschätzte Korrekturleserin kam am Sonntag auf Kuchen und Tee vorbei und legte mir ihre Verbesserungsvorschläge für meine Kiefer-Hausarbeit vor, die ich wie immer fast komplett übernehmen werde. Es hat mich sehr gefreut, dass meine Gedankengänge auch außerhalb meines Kopfes nachvollziehbar waren und dass wir fünf Stunden lang beieinander lungerten und über viele spannende Dinge sprachen. Gerne wieder.

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Jahrestag.

Heute wären der Kerl und ich zwölf Jahre zusammen gewesen. Ich halte das für ein erstes Zeichen der Closure, dass mir das erst gestern um Mitternacht eingefallen ist, als der Apple-Kalender auf 25 umsprang, und ich nicht geweint habe, sondern nur leise in mich rein traurig war.

Donauwelle

Auf das Internet ist Verlass: Vor wenigen Tagen schrieb ich, dass ich mir endlich mal ein Rezept für Donauwelle suchen müsste, weil ich den Kuchen so gerne esse, aber noch nie einen gemacht habe. Eine Leserin schickte mir einen Link zu Chefkoch, ich dachte, ach, das probierste mal aus, und was soll ich sagen? Der ist schon fast genau so, wie ich ihn haben will.

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In einer Schüssel
200 g zimmerwarme Butter mit
200 g Zucker schaumig schlagen.
5 Eier nach und nach dazugeben.
300 g Mehl und
2 TL Backpulver unterheben.

Ein tiefes Backbleck mit Backpapier auslegen und 2/3 des Teiges darauf verteilen. Das war bei mir ein einziger Kampf „zäher Teig gegen rutschiges Backpapier“, deswegen werde ich vermutlich das nächste Mal ein Backbleck einfetten und auf das blöde Papier verzichten.

Das restliche Teigdrittel mit
1 EL dunklem Kakeopulver vermischen und auf den Backblechteig streichen. Das geht übrigens, wie mir erst beim folgenden Pudding aufgefallen ist, mit einer Palette deutlich besser als mit einem Teigschaber.
1 Glas Kirschen (700 g, 350 g Abtropfgewicht) auf dem Teig verteilen. Der Teig sieht noch recht flach aus, aber keine Angst, der wächst ganz wunderbar über die Kirschen hinaus. Alles im auf 175° vorgeheizten Ofen für 20 bis 30 Minuten backen. Das Originalrezept will 30 Minuten, ich hatte nach guten 20 und der Stäbchenprobe das Gefühl, der Teig könnte raus. Also einfach mal gucken. Nach dem Rausnehmen abkühlen lassen.

Jetzt kommt Fertigvanillepudding, sorry. Beim ersten Mal wollte ich mich ans Rezept halten, aber beim nächsten Mal greife ich auf den selbstgemachten zurück.

2 Päckchen Vanillepudding mit
Milch und Zucker anrühren, nach Packungsanleitung fertigstellen und abkühlen lassen. Bei mir kam 1 Liter Pudding raus, von dem ich aber nur ca. 750 g auf den Kuchen gestrichen habe. Den Rest habe ich mit dem Saft aus dem Kirschenglas verputzt.

175 g weiche Butter weißlich aufschlagen, den kalten Pudding esslöffelweise unterrühren und die Masse auf den Kuchen streichen. Zum Schluss
200 g Zartbitterkuvertüre schmelzen und mit
1 EL Öl vermischen. Kuvertüre auf den Pudding streichen und wiederum abkühlen lassen.

Ich hätte den Teig gerne ein winziges bisschen fluffiger, aber das ist Nölen auf hohem Niveau. Es sind genug Kirschen und Pudding drauf, um ihn nicht trocken schmecken zu lassen, aber trotzdem werde ich an dem Teil des Kuchens noch ein bisschen rumdengeln. Vielen Dank für den Link, das war ein wunderbarer Einstieg.

Was schön war, Freitag, 22. Januar 2016

Von Derrida zu Naomi Campbell.

Im Iconic-Architecture-Seminar hörten wir ein spannendes Referat über Zaha Hadid und ihre Beziehung zum Dekonstuktivismus bzw. Suprematismus. Wir sahen ihre Entwürfe zu The Peak, einem Club in Hong Kong, der leider nie gebaut wurde, mich aber sehr faszinieren konnte. Hier ein Bild aus dem MoMA, hier weitere Entwürfe auf Hadids Website. Ich hörte erstmals von der Ausstellung Deconstructivist Architecture von 1988 im MoMA, wo neben ihren noch Entwürfe von sechs weiteren Architekten hingen. Hier eine Diskussion 25 Jahre später, den Text habe ich aber selbst noch nicht gelesen. Den Katalog sollte ich mal durchblättern.

Zum Schluss überlegten wir, ob wir im bisherigen Seminarverlauf vielleicht Gebäudetypen vergessen hätten, die iconic sein könnten und kamen auf Wohnhäuser. Als Beispiel diente dem Dozenten die Villa von Vladislav Doronin, einem russischen Immobilien-Tycoon, der sich dieses Ding in die Nähe von Moskau bauen ließ. Und wofür? Damit er dort mit seiner damaligen Lebensgefährtin Naomi Campbell rumturteln konnte – mit Aussicht über die russischen Wälder.

Mir fiel noch das Antilia ein, meldete mich aber nicht zu Wort, weil ich den Entwurf nicht für ikonisch halte.

Zweisamkeit.

Den Abend mit F. verbracht: Pizza gegessen, Fußball geguckt, dann eine Stunde #ibes (mehr wollte ich dem Herrn nicht zumuten), Arm in Arm eingeschlafen.

Was schön war, Donnerstag, 21. Januar 2016

Hausarbeit an die geschätzte Korrekturleserin schicken.

Der Kiefer liegt jetzt in der Korrekturschleife. Ich entfernte alle Lesezeichen aus den circa 35 geliehenen Büchern, die seit Wochen meinen Küchentisch vollliegen, warf die ausgedruckten pdfs mit den Textmarkerlinien in den Müll, stapelte die ersten Bücher, die auf jeden Fall schon in die Stabi und die UB zurückkommen, im Flur auf zwei Häufchen und räumte die noch verbliebenen Bücher an die Seite, damit ich schnellstmöglich mit den Barocklernkärtchen anfangen kann.

Erster Semesterbrocken quasi geschafft, zwei to go: Klausur am 1. Februar und Hausarbeit über das Vogelnest, für die ich bis zum 15. März Zeit habe.

Kaffeeklatsch.

Ich traf mich gestern mit einer Blogleserin, die mir im November eine lange Mail geschrieben hatte, in der sie mich unter anderem dringend bat, mich um ein Promotionsstipendium zu bemühen. Sie sei Anfang diesen Jahres in München und stünde für alle Fragen zur Verfügung.

Normalerweise treffe ich mich ungern mit Leser*innen, weil ihr mir natürlich irrwitzig viel voraus habt: Ihr kennt mich eventuell seit Jahren („kennen“ im Sinne von „ihr lest mein sorgfältig gefiltertes Blog“) und ich weiß, wenn’s hoch kommt, eure Mailadresse. Dieses Angebot wollte ich aber nicht ablehnen und so saßen wir gestern zwei entspannte Stunden im Café Schneller, ich hörte mir viel über DFG-Förderung, Planung einer Promotion, Publizieren, Peer Review und überhaupt Wissenswertes über das Uni-Leben an sich an. Gleichzeitig konnten wir prima gemeinsam Augenrollen über „Nein, nein, wir brauchen keinen Feminismus mehr, es gibt ja schließlich 50 Prozent Professorinnen, nicht wahr?“ und uns ein bisschen darüber austauschen, wie sich Kunstgeschichte vom Fach der Dame, dir mir gegenüber saß, unterscheidet. Das war sehr befruchtend und motivierend, vielen Dank!

Ich war etwas zu früh im Café, weswegen ich den ersten Milchkaffee alleine trank, im Beisein meiner Begleitung den zweiten bestellte und mich dabei zur Deppin machte, als die Bedienung mir meine Tasse entreißen, ich aber noch den letzten Schluck haben wollte. Ich liebe den Milchkaffee da so sehr! Das vergesse ich irgendwie immer, aber gestern saß ich wieder da, nahm den ersten Schluck und dachte sofort, ach stimmt, der schmeckt hier ja so gut. Beim zweiten: Mensch, der ist aber wirklich lecker. Beim dritten: DAS IST ECHT GUTER KAFFEE! Und deswegen wollte ich auch alles austrinken, was in der Tasse war, aber ich nehme an, ich sah wie eine total gierige Irre aus.

Mondsichelmadonna mit Mond über dem Marienplatz.

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So sieht die Mariensäule von vorne aus. Und irgendwann habe ich wieder eine richtige Kamera und nicht mehr nur das olle iPhone.

14 Fragen

Schon wieder ein Fragebogen. Dieses Mal kam er korrekt in meine Richtung und ich musste ihn mir nicht selber abholen. Danke, Frau serotonic.

1. Wie hast Du Deinen ersten Korb erlebt? (receiving)

Wie ich alle Körbe erlebt habe: bedauernder Gesichtsausdruck seinerseits, lässig-ironisch-distanzierender Spruch meinerseits. Einmal war’s anders: bedauernder Gesichtsausdruck ihrerseits, völlige Fassungslosigkeit meinerseits.

2. Wie hast Du Deinen ersten Korb erlebt? (giving)

Wie ich alle meine Körbe erlebt habe (waren deutlich weniger giving als receiving): sehr kurz angebunden. Ich wollte da nur weg.

3. Wenn Du nochmal zurück könntest, worum würdest Du Deine erste Grundschullehrerin (m/w) bitten?

Ich kann mich kaum an die Grundschule erinnern. Ich behaupte, ich war da gerne und hab mich wohl gefühlt. Daher wüsste ich nicht, worum ich bitten sollte.

4. Zahnseide oder Munddusche?

Weder noch.

5. Notlüge oder bittere Wahrheit?

Notlüge, außer beim Körbegeben. Ich konfliktscheue Memme.

6. Hütchenspiel oder Skat?

Doppelkopf! Aber Skat kann ich auch. Damit sind meine Schwester und ich quasi groß geworden. Ich weiß nicht mehr, ob Opa uns beiden in irgendwelchen Sommerferien das Spielen beigebracht hat oder Papa, aber wir können das beide. Meine Schwester geht heute noch regelmäßig mit Papa zum Preisskat bei uns im Heimatdörfchen, wo sie gerne mit Schweinehälften oder toten Vögeln als Gewinn wiederkommen. Die beiden spielen mich locker an die Wand, aber hey, so ein schönes Null Ouvert kann ich auch. (Im Grand spielt man Ässer und es hat sich schon mal einer totgemischt.)

7. Musical oder Oper?

Beides mit großem Genuss. Aus dem Musical komme ich meistens wie vom Rummelplatz (wo-hoooo!), aus der Oper bedeutungsschwer und tiefenentspannt. (Außer bei Mozart, der alten Nervensäge.)

8. Nachschlag oder Nachtisch?

Nachtisch. Und wenn ich vorher zwölf Gänge hatte, im Dessertmagen ist immer Platz.

9. Wenn Du eine Sache an Deinem Körper ändern könntest, welche wäre das?

Über die Frage habe ich – logisch – am längsten nachgedacht. Mir fiel spontan nichts ein, was ich für ein sehr gutes Zeichen gehalten habe. Das hat mich aber gleichzeitig stutzig gemacht, weil ich schließlich 40 Jahre lang irgendwas, nee, alles an meinem Körper ändern wollte. Außer meiner Nase, die fand ich schon immer super. Also habe ich oben angefangen und gedanklich an mir runtergeguckt, ob da irgendwas ist, was mich nervt. Und als ich unten angekommen war, grinste ich in mich rein und tippte voller Überzeugung das folgenden Wort: nichts.

Ich bin der Mensch, der ich heute bin – und den ich gerne mag –, auch wegen meines Körpers. Das ist ja der Kardinalsfehler bei allen Diäten: Sie gaukeln uns vor, der Körper wäre nur irgendein dickes Ding, was an unserem eigentlichen schlanken Selbst dranhängt und weg muss. Falsch gedacht. Wir sind dieser Körper. Ich bin mein Körper, genau wie ich mein schlaues Hirn und mein weiches Herz bin. Das ist alles ich und das ist alles gut so. Ich habe meinen Körper lange genug gehasst und ihn malträtiert. Jetzt mag ich ihn gerne und kümmere mich um ihn. Er ist noch genauso dick wie vorher, aber mir – oder uns – geht es besser als jemals zuvor. Warum sollte ich also irgendwas an ihm ändern wollen?

Der gestrige Tag war ein bisschen nervig, weil ich eine Absage auf einen Praktikumsplatz bekommen habe, den ich wirklich gerne gehabt hätte und weil ich aus meiner wundervollen Kiefer-Hausarbeit durch die doofe Zeichenbegrenzung gefühlt einen Stumpf gemacht habe. Aber das Nachdenken über diese Frage hat sehr gut getan. Das Nachdenken über die übernächste auch.

10. Wenn Du eine Sache an Deinem Charakter ändern könntest, welche wäre das?

Ich wäre gerne eine etwas weniger konfliktscheue Memme.

11. Wenn Dir ein bedingungsloses Grundeinkommen ermöglichen würde, Dich – anstatt zu arbeiten – einer Aufgabe zu widmen – welche wäre das?

Ich würde genau das tun, was ich jetzt gerade tue: studieren. Momentan gibt es nichts auf der Welt, was mich glücklicher macht.

12. Deine größte irrationale Angst ist …?

Ich finde Spinnen unangenehm, und ich weiß, dass das Quatsch ist. Mir hat noch nie eine was getan, ich bin tausendmal größer als sie, und gegen meinen Staubsauger haben sie keine Chance. Aber ich kriege trotzdem jedesmal einen Herzinfarkt beim Dschungelcamp-Insert mit der blöden Vogelspinne und ich gucke bei den Prüfungen mit Spinnen nie hin. Gut, eigentlich spiele ich bei allen Prüfungen Candy Crush, weil das der Teil der Sendung ist, der mir sehr egal ist.

13. Gibt es einen Film, den Du immer wieder gucken kannst?

Ja: Dave. Der ist so schön simpel. Die Guten gewinnen, Kevin Kline schmiert Sandwiches, Frank Langella guckt böse, Ving Rhames redet über Rollkragenpullis und Sigourney Weaver ist Sigourney Weaver. Sobald ich den in irgendeiner Mediathek im Original sehe, wird er geguckt und ich fühle mich jedesmal gut unterhalten.

14. Wie stehst Du zu Deinen Füßen?

Ich freue mich darüber, dass sie da sind und mich tragen. Deswegen kaufe ich ihnen auch immer schöne bunte Ringelsocken und bequeme Schuhe und quäle sie nicht mit hohen Absätzen.

Was schön war, Dienstag 19. Januar 2016

Stabi

Am Sonntag war ich schon mal in der Staatsbibliothek, halbwegs früh (haha) gegen 10. Ich dachte an das schöne Wetter, den Sonntag, hoffte, dass alle anderen Studierenden Münchens das auch taten – und wurde bitter enttäuscht. Die komplette Bibliothek war voll, nicht mal an den Stehtischchen fand ich noch Platz und auf die Treppe setzen wollte ich mich dann auch nicht. Wenn ich arbeite, will ich vernünftig arbeiten, und auf einer Treppenstufe großformatige Ausstellungskataloge ausbreiten, während ich meinen Laptop auf den Knien balanciere, war mir zu doof. Ich hatte bei meinem Hoffen natürlich die übliche Endsemester-Emsigkeit vergessen: Das Semester ist nur noch zwei Wochen lang, die Klausuren nahen, die Hausarbeiten wollen geschrieben werden, weswegen alle plötzlich früh aufstehen.

Genau das tat ich gestern auch. Ich stellte den Wecker auf 7, damit ich um 8.30 (wir wollen es ja nicht übertreiben) im Lesesaal sein konnte, der um 8 Uhr öffnet. Mein Unterbewusstsein weckte mich schon um 6.30 Uhr, was praktisch war, denn so hatte ich ein bisschen das Gefühl, schon ausgeschlafen zu sein und stand kurz nach 8 in der Stabi. Eine sehr gute Idee; gegen halb zehn sah ich kaum noch einen freien Platz, wenn es mir auch nicht ganz so überfüllt vorkam wie Sonntag. Ich arbeitete konzentriert drei Stunden vor mich hin und überprüfte dabei vor allem die kunsthistorisch wichtigen Daten zu den einzelnen Werken, also Maße, Material und Aufbewahrungsort, die ich zu jedem Bild in die Fußnoten schreibe. Außerdem fing ich mit meinem Abbildungsverzeichnis an. Das habe ich schon sehr abgespeckt; der ursprüngliche Plan war, alle Werke zu erläutern und abzubilden, die einen Bezug zu Wagner haben. Damit wäre ich aber locker auf Masterarbeitslänge gekommen. Meine Dozentin meinte: „Suchen Sie sich ein oder zwei Werke raus, die exemplarisch sind, alle anderen führen Sie nur auf und erläutern sie auch nicht.“ Mir blutet das Herz, aber nach dem gestrigen Tag war ich bei 60.000 Zeichen, aus denen ich jetzt irgendwie 50.000 machen muss.

In der Endphase meiner Hausarbeit checke ich grundsätzlich nochmal alles an Fußnoten und Belegen; das sind dann die Tage, an denen ich von einer Bibliothek zur nächsten fahre, denn die Bücher, aus denen ich zitiere, verteilen sich auf mehrere Standorte. Einige der Belege für Kiefer liegen in der Stabi, weitere im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, und da fuhr ich dann auch hin.

Königsplatz

Aber nicht mit dem Rad, wie gewohnt. In München liegt Schnee, die meisten Radwege sind ungeräumt, und ich traue mich gerade nicht aufs Fahrrad, vor allem nicht mit einem teuren Laptop auf dem Rücken. Deswegen setzte ich mich in den Bus der Museumslinie 100 und ließ mich zum Königsplatz chauffieren. Der Bus hält an der Westseite des Platzes, das Zentralinstitut liegt an der Ostseite, was mir die willkommene Gelegenheit gab, über meinen Lieblingsplatz zu stapfen.

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Das hier ist die Sicht von Osten. Ich gucke gerade um die Ecke der Glyptothek auf die Propyläen, beides Gebäude von Leo von Klenze. Das hatte ich erst Montag in der Vorlesung gehört, aber das wusste ich natürlich längst (my precious). Was ich aber noch nicht kannte, weil ich sie mir noch nie angeguckt hatte, war die Rückseite der Glyptothek.

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Das ist nur ein Ausschnitt, genauer gesagt, das westlich gelegene Drittel der Wand. Das östliche Drittel sieht genauso aus, und in der Mitte haben wir noch einen schlichten Eingang mit Säulenportikus. Das Bild zeigt das sogenannte Palladio-Motiv oder Serliana: eine mittige Arkade wird von zwei seitlichen Säulen eingefasst. Dabei ist wichtig, dass der Architrav über den Säulen nicht in den Bogen der Arkade übergeht. Tut es das, haben wir statt des Palladio-Motivs einen syrischen Bogen. Den kennen aufmerksame Blog-Leser*innen schon von Borromini und seinem Palazzo di Propaganda Fide in Rom.

So, das merkt ihr euch jetzt, in zwei Wochen frag ich das ab.

Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Nach dem kleinen Kulturspaziergang durch den Klassizismus ging’s in die NS-Architektur des Zentralinstituts. Dort blätterte ich weitere Ausstellungskataloge durch, verfluchte Kiefer mal wieder dafür, dass er Bildtitel mehrfach vergab, scannte Bilder und checkte Fußnoten. Nach gut zwei Stunden konnte ich nichts mehr machen, denn die institutseigene Suchmaschine hatte gestern keine Lust, und so sehr ich die Bibliothek aus 500.000 Bänden schätze, so sehr bin ich verloren, wenn ich nichts in ihr finde.

Ich stapfte wieder zum Bus und fuhr zu meinem Bäcker, wo ein weiteres Highlight des Tages auf mich wartete: Eierlikörkrapfen. Ich habe mit Fasching ja nichts am Hut, aber die Tradition der Krapfen gefällt mir außerordentlich gut.

Was schön war, Montag 18. Januar 2016

Die Barock- und Klassizismus-Vorlesung.

Ich mag das, wenn Dozierende kurz aus ihren Rollen als allwissende Müllhalden fallen und persönlich werden. Wir sind in der Vorlesung nach italienischen Kirchen und französischen Schlössern jetzt im Berlin und München des Historismus angekommen; gestern sprachen wir zunächst über die Friedrichwerdersche Kirche und danach vor allem über die Schinkel‘sche Bauakademie, nachdem wir letztes Mal das Stadtschloss angesehen hatten. Und da konnte sich der Dozent dann doch nicht mehr beherrschen und knurrte was von „Zuerst wird die Herrschaftsarchitektur wieder aufgebaut, die niemand braucht, und dann auch noch so halbgar – das Schloss wird so ein komisches Zwitterwesen, da kommt das Humboldt-Forum rein, wissen Sie ja alles, aber sowas Wegweisendes wie die Bauakademie, die wird nicht wieder aufgebaut.“ Die Bauakademie erlitt im 2. Weltkrieg vergleichsweise wenige Schäden, wurde aber trotzdem zu DDR-Zeiten abgerissen. Das forderte ein launiges „Nach 1945 wurde in Deutschland mehr zerstört als davor“ heraus, was er natürlich gleich wieder zurücknahm. (Ich denke darüber immer noch nach.)

Wir sahen uns außerdem einen wunderschönen Kaufhausentwurf von Schinkel an, der mit seiner Skelettbauweise – kaum Wand, fast nur Pfeiler und Fenster – grundlegend für die späteren Grand magasins in Frankreich wurde, die allerdings erst eine Generation später entstanden.

Was nicht so schön war: Mein iPhone zickt seit Wochen rum, genauer gesagt, sein Touchscreen. Aus heiterem Himmel reagiert er nicht mehr, nichts lässt sich mehr anklicken. Das übliche Neustarten, dann den üblichen Hard-Reset habe ich natürlich längst ausprobiert und dutzendfach erledigt, aber nichts hilft. Ein paar Tage lang funktioniert es, dann hakt es wieder. Ehe ich das Ding genervt in den Apple Store trage, googelte ich in der Gegend rum, was man sonst noch machen könnte, und da hieß es: auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Vor dem Schritt drücke ich mich gerne, weil ich meinen Back-up-Fähigkeiten nie so ganz vertraue, aber gestern hat mich das ständige An-und-aus-Machen und hoffen, dass es jetzt geht, so genervt, dass ich genau das tat. Das iPhone läuft bisher, aber – was ich gerne vergesse, auch beim Datenimport von einem alten iPhone auf ein neues: die Mails kommen nicht mit. Manchmal denke ich dran und schicke mir wichtige Mails (also persönlichen, sentimentalen Kram) nochmal auf den Rechner, aber gestern vergaß ich das und deswegen sind jetzt die letzten Mails, die ich an den Kerl schrieb, weg.

Dann soll das wohl so. Ich war trotzdem den Rest des Abends traurig. … Also bis #ibes anfing. Mag ja sein, dass die Show ganz schlimm ist, aber ich war gestern sehr dankbar für sie.

Elf Fragen

Die Fragebögen fliegen derzeit so schön in der Blogosphäre rum. Ich lese sie sehr gerne, also habe ich mir diesen mal bei Crocodylus mitgenommen.

1. Eine Abenteuerreise wartet auf Sie. Was wäre für Sie das absolute Abenteuer?

Bei dem Wort Abenteuer habe ich sofort negative Assoziationen, obwohl das vielleicht gar nicht gemeint war. Im Kopf sehe ich etwas vor mir, das mich aus meiner Komfortzone jagt – also Zelt statt Hotel, kein eigenes Bad, womöglich Wandern, viel Natur, viel draußen sein, nur rumlaufen und abends totmüde umfallen, Hitze, also ein exotisches Land … das wäre für mich ein absolutes Abenteuer und ich würde vermutlich jede Minute davon hassen. Viel lieber fahre ich irgendwo hin, wo ich ein anständiges Bett und ein ebenso anständiges Bad habe, Internet und eine schöne Stadt vor der Hoteltür, die ich mir mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in kleinen, angenehmen Etappen zu Fuß erschließen kann. Am liebsten mit einem Klima so um die 15 Grad und einer Sprache, die ich verstehe, ausgestattet. Das ist dann zwar kein Abenteuer, aber ein Urlaub, an den ich mich vermutlich sehr gerne zurückerinnern werde.

2. Sie dürften bestimmen, wer eine Spende von 10.000 € bekommt. Wer wäre das und warum?

Das Rote Kreuz. Meine Großmutter hat sich da jahrzehntelang engagiert und wenn ich Geld spende, dann immer aus familiärer Gewohnheit dahin. Irgendwann hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mal von mir Geld bekommen (mein Opa ist bei Leningrad gefallen), und seitdem hauen sie mir dauernd Zeug in den Briefkasten. Das nervt etwas.

3. Für einen Tag dürften Sie in die Haut eines anderen Menschen schlüpfen. Von wem wüssten sie gerne, wie sich sein Leben anfühlt?

Seitdem ich überlege, was mir manche Künstler*innen mit ihren Werken sagen wollen, würde ich gerne wissen, ob ich damit recht habe. Daher würde ich vermutlich auf die andere Seite der Kunst wechseln. Ich kann jetzt allerdings nicht genau sagen, wem ich beim Arbeiten zugucken wollen würde. Der erste Gedanke war Jeff Koons – von dem würde ich wirklich gerne mal wissen, ob er glaubt, dass alles toll ist, was er da macht. (Auf den Balloon Dog lasse ich nichts kommen, alles andere von ihm halte ich für hervorragenden Quatsch.)

4. Und welches Tier wären Sie gerne, wenn das möglich wäre?

Eins, das fliegt. Ein Adler wäre schick, der sieht so elegant in der Luft aus. Ich sehe nicht mal am Boden elegant aus und ich bewundere jeden Menschen, der das mühelos hinkriegt.

5. Hat schon mal ein Traum Ihr Leben beeinflusst?

Leben ist zu hoch gegriffen, aber manchmal hat der Kerl irgendwas Doofes im Traum gemacht und ich war deswegen nach dem Aufwachen pissig auf ihn. Das legte sich aber netterweise, sobald mein Hirn wieder da war.

6. Lieblingsbücher liest man gerne mehrfach. Welches haben Sie am häufigsten gelesen?

Das ist immer noch, und inzwischen ist es mir auch nicht mehr peinlich zuzugeben, Tim von Colleen McCullough. Total kitschige Geschichte. Scheißegal. Tut mir immer gut, wenn ich es lese … und nachdem ich den Fragebogen entdeckt hatte, mit meiner Uni-Arbeit fertig und das Dschungelcamp vorbei war, habe ich genau dieses Buch aus dem Regal gezogen und bis kurz nach 2 Uhr nachts durchgelesen. Das war schön.

7. Wenn Sie in ein anderes Land fliehen müssten, dessen Sprache Sie nicht sprächen und wo Ihre Berufsausbildung nicht anerkannt würde, mit welchen Fähigkeiten könnten Sie sich den Lebensunterhalt verdienen?

Die Frage fand ich so reizvoll, dass ich den ganzen Bogen ausfüllen wollte. Ich glaube, ich würde Putzen gehen. Putzen kann ich gut und ich mache es auch nicht so fürchterlich ungern. Ich freue mich immer, wenn meine Wohnung ordentlich ist oder wenn ich nach der Arbeit sehe, was ich getan habe.

Die zweite Möglichkeit wäre kochen, aber für eine Privatköchin reichen meine Fähigkeiten nicht und für eine Großküche wäre ich körperlich nicht belastbar genug. Daher, ja, Putzen. Irgendwie beruhigt mich das gerade zu wissen, dass ich das machen könnte.

8. Verraten Sie uns ihr Lieblingskuchenrezept?

Das ist der Orangenkuchen von Pastasciutta. Gelingt immer, geht schnell, schmeckt großartig. (Da fällt mir ein, ich muss endlich ein Donauwellenrezept suchen, denn eigentlich ist das mein liebster Kuchen, aber ich habe noch nie einen gebacken.)

9. Unter Ihrem Balkon soll jemand ein Ständchen singen. Sie dürfen sich Sänger und Lied wünschen. Also, wen und was wünschen Sie sich?

Das Schnulzbuch ist mir nicht peinlich, aber der Schnulzensänger ein winziges bisschen. Okay, here goes: Ich mag die Stimme von Josh Groban sehr gerne. Puh. Am liebsten hätte ich gerne ein deutsches Volkslied. Diese CD hier höre ich sehr gerne, vor allem In einem kühlen Grunde. Jetzt müsste Josh nur noch akzentfrei Deutsch singen können, dann könnten wir loslegen. Ach so, und ich müsste noch schnell in eine Wohnung mit Balkon ziehen. Auf den habe ich in meinen bisherigen Wohnungen noch nie Wert gelegt.

10. Auf welche fünf Lebensmittel können Sie nicht verzichten?

– Weißbrot. Als Kind durfte ich keins essen, als 25 Jahre lang essgestört lebende (vulgo: diätende) Frau habe ich es mir verkniffen. Seitdem ich wieder gelernt habe, genussvoll zu essen, esse ich nur noch Weiß- oder zumindest sehr helles Brot. Und jedesmal, wenn ich eins neu aufschneide, freue ich mich darüber. Wirklich jedesmal.
– Schokolade. Gleiche Gründe.
– Käse. In allen Varianten, alle Sorten, alles egal. Eigentlich könnte ich hier aufhören, denn mit Käsebrot und Schokolade bin ich rundumversorgt.
– Aber gut, dann nehme ich noch Äpfel und Tomaten. Die habe ich immer im Haus, weil sie immer gehen: Äpfel ins Müsli, pur in Viertel geschnitten auf die Hand, als Kuchenbelag, als Kompott zu Pfannkuchen, mit Vanillesauce aus dem Ofen … und Tomaten als Salat, als Sauce zu Pasta … oh, Moment, Pasta … und Wein … hm … (konzentrier dich, jetzt nicht an Italienurlaub denken) … als Cherrytomate zum Wegsnacken und natürlich als zusätzliche Schicht auf dem gloriosen Käsebrot. ALL HAIL THE KÄSEBROT!

11. Die Elf ist die Zahl des Narren. Wenn Sie sich denn verkleiden würden, als was würden Sie zum Karneval gehen?

Als Norddeutsche hege ich ein gesundes Misstrauen gegenüber Karneval, aber eine Kollegin von mir ist mal als Kaktus gegangen, das fand ich großartig. So eine riesige grüne gemütliche Hülle, die Menschen auf Abstand und auf dem Nachhauseweg warmhält – perfekt.

Was schön war, Samstag, 16. Januar

Tee trinken.

Am frühen Morgen in netter Gesellschaft, während es draußen schneite. Und dann holte mir die nette Gesellschaft auch noch Croissants, was für immer einen Platz in meinem Herzen sichert.

Netflix.

Den Rest der ersten Staffel von Fargo geguckt. Ich weiß nicht, ob ich die zweite Staffel auch noch anschauen werde; ich bin momentan so schnuffig drauf, ich möchte gerade nicht so viel Blut sehen.

#ibes

Mein ganzes Twitter war eine einzige Solidaritätskundgebung für Piepsie Menderes, der sich von Potenzpöbel Legat Machoscheiß anhören musste <3

Lesen.

Die Kiefer-Hausarbeit mal einen Tag lang bewusst in Ruhe gelassen, dann gestern nochmal über meine letzten Schlussfolgerungen gelesen. Gefällt mir sehr gut. Das beruhigt mich ja immer, wenn Geschriebenes einen oder zwei Tage später noch gut ist.

Was schön war, Freitag, 15. Januar

Architektur.

Im Iconic-Architecture-Seminar habe ich das schönste Gebäude des ganzen Semesters gesehen: das Harbin Cultural Center (oder Opera House) des chinesischen Architekturbüros MAD. Es wurde im Dezember 2015 eröffnet. ArchDaily hat noch ein paar hübsche Renderings von 2013, Fotos der Bauphase und Hintergrundinformationen. Das Gebäude befindet sich in einer Gegend, in der sechs Monate Schnee liegt und gerade dann passt es sich wundervoll in die Insellandschaft ein, aus der es aufragt. Im Sommer scheint es nicht ganz so spektakulär zu sein, aber auch da funktionieren die fließenden Linien und kristallinen Gläser, die an Schneeverwehungen erinnern sollen, ziemlich eindrucksvoll. Das Innere ist aus einem Holz gestaltet, das aus der Gegend kommt und soll an Gletscher oder Höhlen erinnern, die das Wasser in den Fels gefressen hat.

harbin

Dialog.

Meine Dozentin sieht es netterweise wie ich: In meinem Kiefer-Wagner-Thema steckt weitaus mehr als eine Hausarbeit. Sie hatte aber sehr gute Tipps für mich, wie ich mit der jetzigen vorgeschriebenen Zeichenzahl hinkomme und mir trotzdem die Möglichkeit offenhalten kann, daraus eventuell eine Master-Arbeit zu zimmern. Läuft.

Haut.

Für jemanden da sein und in dessen Armen einschlafen können.

Was schön war, Mittwoch/Donnerstag, 13./14. Januar

Wein in netter Gesellschaft.

Der ehemalige Mitbewohner und ich haben uns gefühlt im letzten Jahr irrwitzig selten gesehen. Drei Jahre lang haben wir quasi aufeinandergehockt und dann war 2015 irgendwie Funkstille. Das lag sicher daran, dass ich im ersten Halbjahr sehr mit mir selbst beschäftigt war und in den letzten sechs Monaten dann zusätzlich noch mit der neuen Beziehung, aber das ändert sich ja gerade alles wieder. Deswegen haben wir es am Mittwoch abend endlich mal wieder hingekriegt, stundenlang am Küchentisch zu hocken, sehr viel Wein zu trinken (meine Kopfschmerzen am Donnerstag morgen meinten: zu viel) und ausgiebig zu plaudern. Ich warf nebenbei noch Käse und Brot und Obst und Schokolade auf den Tisch und wir ließen es uns richtig gut gehen. Und Tee habe ich auch noch geschenkt bekommen! Ein perfekter Abend. Gerne wieder und gerne auch wieder regelmäßiger.

Schreiben.

Am Donnerstag vertrieb ich erstmal die eben angesprochenen Kopfschmerzen und dann setzte ich mich wieder an den Schreibtisch, um mich Kiefer und Wagner zu widmen. Eigentlich hatte ich nach dem mühsamen Morgen mit einem eher zähen Nachmittag gerechnet, aber ich war blitzschnell im Schreibflow, und als ich nach fünf Stunden aus diesem Flow auftauchte, war die Hausarbeit quasi fertig. Also fertig im Sinne von: leider zu lang.

Mein Job als Kunsthistorikerin ist es (unter anderem), Kunstwerke zu beschreiben, um mich ihnen zu nähern. Das hätte in dieser Arbeit auch super funktioniert, wenn es nur die fünf oder sechs Bilder gewesen wären, von denen ich leichtsinnigerweise ausgegangen bin, bevor ich anfing, alle Kataloge im ZI durchzuwühlen. Inzwischen bin ich, wie ich bereits schrieb, bei 23 Bildern und ich ahne, dass da noch mehr sind. Deswegen habe ich heute einen Sprechstundentermin bei meiner Dozentin, um sie zu fragen, wo ich in meiner Arbeit kürzen kann oder soll, ohne dass die Qualität darunter leidet. Ich weiß, dass ich die Forschungspositionen sehr ausführlich dargelegt habe, denn genau an denen arbeite ich mich ja ab; ich kann die These „Die Gralsgeschichte im Parsifal ist ein direkter Vorläufer zum Blutmythos der Nationalsozialisten“ jedenfalls nicht unwidersprochen stehenlassen. Trotzdem ahne ich, dass ich da streichen kann und muss. Und dann wären wir wieder bei den Bildbeschreibungen, bei denen ich schlicht nicht weiß, ob das noch eine anständige wissenschaftliche Auseinandersetzung ist, wenn ich die Werke nur abbilde, aber nicht beschreibe. Ich weiß einfach nicht, ob ich damit genau den Teil meiner Arbeit vernachlässige, der mein Job ist.

Andererseits kenne ich natürlich genug kunsthistorische Aufsätze, die sich nicht mit detaillierten Bildbeschreibungen aufhalten, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren, an dem sie ihre Thesen entwickeln. Genau das habe ich natürlich auch gemacht; ich habe nur das Detail beschrieben, an dem klar wird, dass sich dieses Bild auf eine Wagner-Oper bezieht, weil genau dieses Detail Teil meiner Argumentation ist. Aber selbst das ist bei 23 Bildern schon viel zu viel für meine lausig geringe Zeichenzahl.

Ich warte meinen Termin heute ab und bin dann hoffentlich schlauer. Die Idee, aus dieser Arbeit mein Forschungssemester zu machen, habe ich wieder zu den Akten gelegt, denn, kurzfristig vergessen, ich bin ja gar nicht im betreffenden Modul angemeldet, sondern brav, wie es sich für das 1. MA-Semester gehört, in einem regulären Hauptseminar und damit komme ich aus der 50.000-Zeichen-Nummer nicht mehr raus. Trotzdem bin ich jetzt einfach mal positiv, hoffe, dass meine Dozentin einen schlauen Vorschlag hat und freue mich darüber, dass die Arbeit, wenn ich sie halbwegs so lassen darf, deutlich früher fertig ist als erwartet.

Ich muss auch allmählich mal anfangen, meine Lernkarten für die Barockklausur zu basteln.

LeserInnenpost.

Ich reagiere quasi nie auf Mails, vor allem nicht auf die Fanpost, weil ich nie weiß, was ich schreiben soll, aber ihr sollt wissen, dass ich immer verlegen grinsend mit roten Bäckchen vor dem Rechner sitze, wenn ihr mir nette Worte zukommen lasst. Vielen Dank.