Tagebuch 29. September 2015 – Ankommen

Mit dem Umzug ist so ziemlich meine komplette Kücheneinrichtung aus Hamburg mitgekommen – also lauter Töpfe, Pfannen, Schälchen, Schüsselchen und Ramequins, das Goldrandgeschirr von Oma für den Abend, das blaugeblümte von Omi für die Teestunde, bergeweise Kuchen-, Keks- und Muffinformen, die Plastikschüsseln von Mama, meine geliebten Tupperdosen, die nicht von Tupper sind, seltenst benutztes, aber liebgewonnenes Zeug wie Eisportionierer, Pralinenbesteck, Käsehobel oder Melonenkugelaustecher, die Nudelmaschine, der Bratentopf von Omi, sogar der Entsafter fand noch Platz. Die Eismaschine leider nicht, denn ich habe hier nur ein kleines Eisfach im Kühlschrank und das wäre mit der vorzukühlenden Schüssel für die Maschine quasi voll und damit unbenutzbar.

Ein Nudelholz hatte ich mir vor drei Jahren hier gekauft, weswegen ich mein altes in Hamburg gelassen habe, was mich jetzt seltsamerweise mehr betrübt als gedacht. Es ist nur ein blödes Stück Holz, aber es ist eben das, mit dem ich bis jetzt alle Mürbe- und Hefeteige ausgerollt habe, seit ich aus dem elterlichen Zuhause ausgezogen bin. Das Nudelholz aus München ist zudem ein paar Zentimeter länger, was ich aber erst gemerkt habe, als ich versucht habe, es in einem dieser praktischen Ikeakörbe zu verstauen, mit denen ich meine Ikeaschränke vollstapele (in meiner Küche stehen jetzt zwei zwölfsegmentige Bonde, der Vorläufer von Besta). Das alte Nudelholz hat genau schräg in den Korb gepasst, so dass der Korb noch in ein Segment passte. Das neue Nudelholz ragt darüber hinaus und muss deswegen in einer Schublade liegen, wo sonst kein Backzeug mehr liegt, was mich natürlich irre macht. (Natürlich.) Ich bin kurz davor, den Kerl zu bitten, mir mein Nudelholz nachzuschicken.

In den letzten Tagen habe ich in der Küche hin- und hergeräumt, und jetzt, wo alle Körbe für die Schränke da sind, der Uni-Arbeitsplatz in der Küche vernünftig organisiert ist (der dann doch einen Hauch wichtiger ist als perfekte Kochmöglichkeiten) und die Regale hängen, konnte ich den Raum relativ fix fertigstellen. Alles hat seinen Platz, und wenn ich kurz nachdenke, weiß ich auch schon, wo irgendwas ist. (Meistens.)

Vorgestern setzte ich den ersten Brotteig an, und gestern wurde aus dem Teig in Omis Bratentopf mein erstes Münchner Brot. Während es im Ofen buk, rührte ich Lemon Curd zusammen. Als alles fertig war, fiel mir auf, dass ich gerade mehr Lust auf Herzhaftes denn auf Süßes hatte; deswegen bestrich ich das frische, ofenwarme Brot mit kalter Butter und streute etwas Meersalz darauf.

Brot und Salz für die fertige Küche. Auf Omis Geschirr. Es wird.

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Tagebuch 28. September 2015 – Aufgehängt

Der letzte Schritt, damit meine Wohnung endgültig mein Zuhause wird: Luise an die Wand kriegen.

Dafür mussten wir sie erstmal auspacken. Die Umzugsjungs hatten sie mit Decken, Luftpolsterfolie, um all das nochmal mit glatter Folie sowie Klebeband gesichert und kopfüber transportiert, denn die untere rechte Ecke des Rahmens war etwas wackelig. Die Zierleiste, die dort auf dem Rahmen sitzt, sah geklebt aus und wackelte quasi schon beim Angucken. Der Rest des Rahmens schien aber okay zu sein, deshalb hielt ich kopfüber für eine gute Idee.

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Nach dem Auspacken wurde die Dame umgedreht und aus dem Weg geschafft: Dazu lehnten wir sie an die gegenüberliegende Wand ans Bücherregal. Sie stand mittig auf zwei dicken Büchern, damit die wackelige seitliche Zierblume nicht den Boden berührt.

F. dübelte vier dicke Haken in die Wand. Der Mann hat eine Hilti, neben der meine Bosch wie eine Teletubby-Bohrmaschine aussieht. Ich war angemessen beeindruckt und musste dafür nix tun, ha!

An Luises Rahmen befinden sich seitlich zwei Haken, zwischen denen ein Stahlseil gespannt ist, an dem man sie aufhängen und dann herrlich rumschieben kann, damit sie gerade ausgerichtet ist. Beim Umdrehen hatten wir bemerkt, dass die obere rechte Ecke jetzt ähnlich wackelig war wie die untere. Auch die dortige Zierleiste schien schon mal geklebt worden zu sein; zwei Teile saßen recht locker, hielten aber. Allerdings nur, bis wir das Bild wieder hochstemmten und es schief hielten, um das Stahlseil hinter die Haken an der Wand zu kriegen. Ein Bröckchen fiel uns schon beim Hochheben entgegen, ein zweiteres größeres bekam ich auf den Kopf, als ich Luise in einem Meter Höhe rumbalancierte.

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Aber dann hing sie, und ich war zuhause.

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Luise ist zwar eindeutig ein Altbaugemälde mit ihren Maßen von 1,50 x 1,25 m (mit Rahmen), aber ich glaube, sie fühlt sich hier trotzdem ganz wohl. In den nächsten Tagen klebe ich die zwei abgefallenen Holzstücke restauratorisch komplett daneben wieder an – das Stichwort „Sekundenkleber“ erzeugte auf Twitter Rufe nach Riechsalz – und dann ist die Wohnung fertig und ich bin angekommen. Schnaps für alle!

Tagebuch 27. September 2015 – Kulturgeschichte

Ich lese gerade Egon Friedells Kulturgeschichte der Neuzeit. In der Einleitung weist er darauf hin, dass die Geschichtsschreibung einen künstlerischen und moralischen Charakter habe, aber keinen wissenschaftlichen. Alle menschengemachten Quellen – und wie ich inzwischen gelernt habe, sind das nicht nur Schriftquellen, sondern auch Gebäude, Erzählungen und Kleidung, um nur einige wenige zu nennen; Gemälde und Skulpturen sind natürlich auch Quellen – sind individuell geprägt, einzigartig und niemals objektiv, weswegen auch ihr Studium nicht objektiv sein kann und damit auch nicht ihre Auswertung.

Jede Geschichtsschreibung hat ein bestimmtes Ziel: Sie will entweder unterhaltsam erzählen und hat daher ein ästhetisches Motiv; sie will belehren, indem sie „Ereignisse durch Motivierungen verknüpft“ (S. 4) und hat damit ein ethisches oder moralisches Motiv; oder sie will eine Genetik der Geschichte darstellen, eine eindeutige Abfolge von Geschehnissen aufzeigen – die Logik der Geschichte zeigen und aufklären (was ebenfalls individuell motiviert ist). Jede Zeit hat ihre eigene Geschichtsschreibung, was erneut gegen eine Objektivität spricht, denn in jeder Zeit waren einige Dinge wichtiger als andere, die wir heute vielleicht anders sehen oder wo wir Ereignisse anders einordnen.

Geschichte entsteht in der Rückbetrachtung und in der individuellen Einordnung durch den oder die SchreiberIn und das ist auch gut so:

„Tatsächlich gibt es auch bis zum heutigen Tage kein einziges Geschichtswerk, das in dem geforderten Sinne objektiv wäre. Sollte aber einmal ein Sterblicher die Kraft finden, etwas so Unparteiisches zu schreiben, so würde die Konstatierung dieser Tatsache immer noch große Schwierigkeiten machen: denn dazu gehörte ein zweiter Sterblicher, der die Kraft fände, etwas so Langweiliges zu lesen.“ (S. 12)

Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, Band 1, München 2011 (17. Auflage, Erstauflage München 1927).

Tagebuch 26. September 2015 – Systeme runterfahren

Der Umzug sowie das Einrichten sind durch und der Studienplatz ist gesichert – meine zwei größten Baustellen der letzten Wochen sind abgearbeitet. Ich merkte schon Freitag abend, dass mein Körper sich in Richtung Ruhezustand bewegen wollte, und so sagte ich die Abendveranstaltung ab, trank Tee und ging um 22 Uhr ins Bett.

Den Samstag verbrachte ich alleine; zuerst kaufte ich Lebensmittel, die Wochenend-SZ und Blumen, dann lungerte ich lesend oder schlafend auf dem Sofa rum, guckte Bundesliga, kochte erst Essbares, dann eine neue Kanne Tee, guckte auf SkyGo Mrs. Doubtfire (guilty pleasure) und knabberte Spekulatius und wurde im Laufe des Tages immer unangestrengter, immer zentrierter und immer ruhiger. Ich lasse wieder Dinge los und andere einfach geschehen. Ich laufe langsamer, atme tiefer durch und gucke mal, wie das Leben hier so weitergeht. Ich habe Tee, Blumen und was zu lesen, mir kann nichts passieren.

Tagebuch 25. September 2015 –
Two More Years! Two More Years!

Um eine Minute nach zehn Uhr morgens stand ich vor dem Büro der Studiengangskoordinatorin – man will ja nicht übereifrig wirken. Knapp zwei Minuten später hatte ich das Dokument in der Hand, auf das ich seit Mitte Juli warte.

Aus der LMU-Website wurde ich nicht ganz schlau, wo ich mich immatrikulieren muss bzw. ob der übliche Immu-Ort auch der ist, wo ich mich umschreiben lassen kann. Denn der Tipp aller unserer DozentInnen (und auch der Website) an alle Bacheloretten war, dass wir uns brav zurückmelden, auch wenn wir uns als Master beworben hätten. Hatte ich natürlich gemacht, ich mach ja alles, was meine Uni mir sagt, und ich hatte auch schon die neuen Dokumente bekommen, also zum Beispiel den Studienausweis, der mich als Bachelorstudierende im 7. Semester ausweist. Den wollte ich aber natürlich gar nicht haben, und so stellte ich mich einfach in die Schlange, in der alle standen.

Bei der BA-Immatrikulation standen überall Schilder, auf denen man nachlesen konnte, was man alles dabei haben muss. Drei Jahre später schlenderten stattdessen Leute an der Schlange hin und her, die einerseits Jutetaschen des Studentenwerks verteilten (ich hab jetzt einen München-Stadtplan – den hätte der Hamburgbesuch letzte Woche gut brauchen können) und andererseits Fragen beantworteten. Ich fragte, ob ich hier richtig sei, der junge Mann wusste es auch nicht, fragte aber jemand anders, der wusste es und schickte mich zur Studentenkanzlei. Danke, Jungs! Denn dort gibt es Sitzplätze.

Aber bevor man sich hinsetzt, zieht man erstmal eine Nummer. Ich zog: 111. Ich guckte aufs Display über mir: 69. Und wunderte mich sofort, warum ich kein Buch dabei hatte. ICH! KEIN BUCH DABEI! Meine Vorfreude auf Hamburgfahrradfahren und Zulassungsschreiben abholen hatte meine Sinne anscheinend vernebelt. Aber ich hatte natürlich ein Smartphone dabei und damit dann doch ein Buch. Oder 50. Und Candy Crush.

Es dauerte dann auch nur eine gute Stunde, bis meine Nummer aufblinkte, ich in Zimmer 2 mein Begehr vortrug, das Zulassungsschreiben weiterreichte und innerhalb von wiederum zwei Minuten als Master-Studentin immatrikuliert war. Mein breites Grinsen steckte auch die Sachbearbeiterin an, die mir alles Gute wünschte.

Nach der BA-Immatrikulation hatte mich Frau Kaltmamsell in den Biergarten am Chinesischen Turm geführt. Dieses Mal war ich ja schon Profi und verbrachte daher den Nachmittag auf dem Oktoberfest. Wir saßen fast in meinem Lieblingszelt, der Ochsenbraterei. Fast, weil die Begleitung lieber draußen im Biergarten sitzen wollte. Dort hatten wir in vier Stunden drei neue Nachbarn; eine Gruppe bestand aus drei vermutlich gerade 16 gewordenen Jungs, die sich jeweils eine Maß und gemeinsam eine große Brezn gönnten, alles gesittet austranken und aufaßen und sich dann brav von uns verabschiedeten. Diese Jugend!

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Die Schlussworte spricht Harald Juhnke:

Tagebuch 24. September 2015 – Schlussakkorde

Morgens erstmal das Hamburgfahrrad anständig aufgepumpt. Nebenbei die gefühlt hundertste Tüte Müll runtergebracht.

Vormittags Bücher in die Unibib und die Stabi zurückgebracht. Dabei zum ersten Mal das Hamburgfahrrad benutzt, das durch diese Tour ein Münchenfahrrad geworden ist. Ich taufe Gegenstände, indem ich sie Bücher transportieren lasse.

Beim Schnickschnackbutler zwei dunkelbraune, kleine Körbe gekauft, die F. und mir ab sofort als Nachttisch auf der jeweiligen Bettseite dienen. In meinem Zimmer ist kein Platz für noch mehr Möbel, aber man hat ja doch irgendwie Zeug neben dem Bett liegen. Bei mir sind das unter anderem Taschentücher, Labello, Ohropax, ein Bleistift, um in Büchern rumzumalen und natürlich das Handyladekabel. Jetzt liegt nicht mehr alles auf dem Fußboden rum, sondern ist ordentlich verpackt. Ich ahne, dass ich ab sofort ruhiger schlafen werde.

Bei der Post ein Päckchen abgeholt, für das in der Packstation kein Platz mehr war. Neuerdings hängen am Gebäude alle drei Meter Schilder, dass man hier keine Räder mehr abstellen darf, auch nicht in der kleinen Vorhalle, die zum Eingang führt. Echt jetzt, Post? Ich darf vor dir ein Auto parken und zu Fuß zu dir kommen, aber Platz für mein Rad hast du nicht? Ich glaube, es hackt. (Stellen eh alle ihre Räder an die Hauswand.)

Anderthalb Stunden mit Bohrmaschine und Wasserwaage auf einer Leiter verbracht, um zwei Regalbretter in der Küche anzudübeln. Alles perfekt ausgemessen, angezeichnet, die Waage ins Lot gebracht – und sobald die Schrauben festsaßen, war ein Brett leicht schief, hielt aber bombenfest, während das andere eins a gerade ist, aber dafür leicht wackelt. Ich habe trotzdem frohgemut Gewürze, asiatische Saucen, Nudeln in allen Variationen und Blumenvasen darauf platziert. Meine Handwerkergebnisse sehen immer aus wie von Klippschülern geklöppelt, aber mir ist in 25 Jahren noch kein Regal von der Wand gefallen. Das hält schon.

Um kurz nach drei eine Mail der Studiengangskoordinatorin bekommen, an die ich vorgestern mein BA-Zeugnis gemailt hatte, um damit meine MA-Bewerbung zu vervollständigen:

„Liebe Frau Gröner,

haben Sie vielen Dank für das Zeugnis. Wir haben Ihre Eignung bereits geprüft, das Zulassungsschreiben geht morgen in die Post (oder Sie holen es in meiner Sprechstunde morgen von 10-12 Uhr ab).“

PUH. Ratet, wo ich heute zwischen 10 und 12 sein werde.

Derart beflügelt den Rest der Küche auf- und eingeräumt, viel Bürozeug und andere Papiere der letzten 20 Jahre verklappt, gnadenlos alles weggeschmissen, was nicht vor mir weglaufen konnte. Abstellkammer quasi fertig organisiert, genau wie das Bad. Es fehlt überall noch der allerletzte Feinschliff und ich brauche dringend ein paar Blümchen, aber ansonsten ist die Wohnung jetzt so, wie ich sie haben will. Deswegen konnte ich abends auch endlich mal wieder kochen anstatt wie in den letzten Tagen Sandwiches zu essen oder Pizza zu bestellen. Ich habe den gewünschten Topf auch auf Anhieb gefunden! Zum Essen den Lieblings-Grünen-Veltliner geköpft und es mir richtig gut gehen lassen.

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Tagebuch 23. September 2015 – Pause

Gestern hatte ich zum ersten Mal seit drei Wochen nichts vor: nicht in Amsterdam TouristInnenpflichten ablaufen, keine Münchner Wohnung umzugsfertig machen, nicht in Hamburg Kisten einpacken, nicht in München Kisten auspacken, mich um nichts und niemand kümmern, nicht zur Ärztin, zur Uni oder zur Wiesn gehen oder überhaupt vor die Tür müssen. Ich konnte einfach mal Pause machen. Und genau das habe ich dann auch den größten Teil des Tages getan: mit gefühlt 80 Folgen Friends, Pralinen vom Dallmayr und Tee aus Omis Teekanne.

Es ist immer noch seltsam, meine Hamburger Möbel, die teilweise sogar schon meine Hannoveraner Möbel waren, hier in München zu haben, wo sie nie hinsollten. Das war nicht der Plan, und irgendwas in mir wimmert immer noch rum, dass das eben nicht der Plan war. Aber in mir sind auch viele Stimmen, die das alles gerade aufregend finden: ein hoffentlich neues Studium, in dem ich noch längere Hausarbeiten schreiben und dafür noch länger in der Bibliothek sein darf (wo-hoo!), ein neuer Mann, eine neue Aussicht aus der Wohnung, weil hier nicht mehr mein Bett steht, sondern mein geliebtes Riesensofa, von dem aus ich die Krone des Baums vor dem Haus jetzt noch näher vor der Nase habe.

Es ist viel Gewohntes an einem neuen Ort, und in fast alles, was ich tue, mischt sich Vorfreude mit Wehmut. Es zieht und zerrt ein wenig an mir, und ich taste mich im Moment eher durch meine Tage anstatt sie selbstbewusst und zielstrebig zu durchschreiten. Alle Gegenstände um mich herum sind mir vertraut, aber sie sind noch nicht an ihrem Ort angekommen, ich räume noch, ich suche und probiere. Es ist noch nicht ganz mein Zuhause, aber die Einzelteile sind schon alle da. Sie müssen nur noch ihren Platz finden. So wie ich meinen.

Tagebuch 22. September 2015 – Rumpuzzeln

Nach dreieinhalb Maß auf der Wiesn am Montagabend ganz hervorragend geschlafen. Dienstagmorgen ohne Wecker entspannt erwacht, der Hamburgbesuch besorgte Frühstückszeug und wir lungerten bis 13 Uhr in der Gegend rum.

Den Peanut-Generator ausprobiert. Ich besitze wirklich Turnschuhe in genau der Farbe und meine Oberkörperform ist perfekt wiedergegeben, aber Haarfarbe und Brillenform sind leider nur Näherungswerte.

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Dann machte sich der Besuch auf den Weg zum Bahnhof und ich mich auf den ins kunsthistorische Institut, wo ich mir eine durchaus aufschlussreiche Einführungsveranstaltung zum Masterstudiengang ansah. Nein, ich habe immer noch keine Zusage, aber ich gehe weiterhin davon aus, dass sie noch kommt.

Nach Hause geradelt, weiter in der Wohnung Zeug hin- und hergeräumt. Angefangen, den Wäscheberg der letzten zwei Wochen abzutragen. In der vorletzten Woche konnte ich nicht waschen, weil ich in Hamburg war, wo ich einfach die Schmutzwäsche in meinen Koffer geworfen habe. Letzte Woche konnte ich nicht waschen, weil meine Wohnung zuerst voller Kisten und dann voller Besuch war. Jetzt habe ich Zeug für ungefähr vier Maschinen angehäuft plus Bettwäsche.

Das vorgestern abgeholte BA-Zeugnis eingescannt und der Studiengangskoordinatorin geschickt. MA-BewerberInnen, die zum Zeitpunkt der Bewerbungen (15. Juli) noch kein Zeugnis vorlegen konnten, können die Dokumente zu zwei Terminen nachreichen. Der erste war letzten Freitag, den ich quasi um einen Arbeitstag verpasst habe. Das nervt mich sehr, denn dieser Termin hätte es mir fast sicher garantiert, noch eine Zulassung zu bekommen, mit der ich die Kurse fürs nächste Semester bequem online belegen hätte können. Der zweite Nachreichtermin ist der 21. Oktober und der ist jenseit von Gut und Böse. Wenn ich Glück habe, schaffe ich die Online-Belegungsphase noch (sie endet am 6. Oktober), wenn ich Pech habe, darf ich irgendwann zwischen dem 6. und dem 12. Oktober, unserem Semesterbeginn, mit den Studiengangskoordinatoren Kurse für mich finden, die noch nicht voll sind. Ganz supi.

Im Supermarkt spontan Sushilust bekommen. Die gekaufte Packung nach zwei Stücken wegen völliger Geschmacklosigkeit entsorgt (ja, das hätte ich wissen müssen). Nölig ein Sandwich verspeist.

F. als Peanut entdeckt und gleich viel weniger nölig gewesen.

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Tagebuch 21. September 2015 – Next!

Gestern um 11.15 Uhr schlug endlich die Mail des Prüfungsamtes bei mir auf, auf die ich seit Wochen gewartet hatte, und die mir mitteilte, dass meine Abschlussdokumente nun abholbereit wären. Das Amt hat bis 12 geöffnet. Ich überschlug kurz: Noch 24 Stunden warten und brav um 9 aufschlagen, um die Mappe abzuholen? Oder jetzt blitzschnell aus den Schlumpfklamotten schälen, die Wärmflasche vom Bauch nehmen (Frauenkram, Sie wissen schon) und aufs Fahrrad schwingen, um so gerade noch vor Schluss aufzulaufen? Die offensichtliche Antwort war die zweite, und so war ich um 11.40 im Prüfungsamt. Das uninahe Wohnen hatte sich mal wieder ausgezahlt.

Ich nannte meinen Namen und bat um meine Abschlussdokumente. Dafür musste ich ein Formular ausfüllen und unterschreiben: Name (krieg ich hin), Studiengang (klar), Matrikelnummer … konnte ich noch nie auswendig, aber ich hab ja immer meinen Studiausweis dabei. … Nicht. … Fürs Oktoberfest am Sonntag abend hatte ich mein Portemonnaie ausgeräumt und nur ein bisschen Geld, die EC-Karte, Perso und mein Semesterticket dringelassen. Nix Studiausweis. Aber, und ich bin sehr froh, dass mir das noch eingefallen ist, bevor ich den Besuch anrief, um ihn zu bitten, mir mal eben telefonisch meine Matrikelnummer aufzusagen vom Ausweis, der irgendwo in der Küche liegt, die im Moment eher dem Bermudadreieck ähnelt, aber, wie gesagt: das musste ich nicht machen, denn auf dem Semesterticket steht die Nummer auch drauf. Wenn man in München kontrolliert wird, muss man Ticket, Studiausweis und Perso vorzeigen. Okay, musste ich noch nie, aber das ist die offizielle Ansage. (Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass ich dann gestern und vorgestern auch nicht alle Dokumente für die ordnungsgemäße Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs dabei gehabt hätte. Ups.)

Formular ausgefüllt und unterschrieben, Mappe in die Hand gedrückt bekommen, die Dame im Amt wünschte mir alles Gute, und dann konnte ich draußen im Gang endlich meine Endnote angucken, von der ich noch nicht wusste, wie sie lautete.

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Ich bin sehr stolz und glücklich. Hier könnt ihr nachlesen, womit ich mir die letzten drei Jahre die Zeit versüßt habe. Und ich warte weiterhin auf die MA-Zusage. Bis Mitte Oktober – vulgo: Semesterbeginn – hab ich noch Zeit. Knurr.

Tagebuch 19./20. September 2015 – Besuch

Den Vormittag des 19. verbrachte ich damit, die Wohnung halbwegs besuchsfertig zu machen. Das heißt, ich gab irgendwann auf, die Küche vernünftig zu organisieren oder das Expedit im Flur sinnvoll zu befüllen, sondern warf alles, was noch rumlag, einfach in Körbe und Kästen, damit alles oberflächlich aufgeräumt wirkt. Den Wiesn-Anstich um 12 Uhr verpasst, weil ich mit Badputzen beschäftigt war.

Am frühen Nachmittag den Hamburgbesuch vom Bahnhof abgeholt. Die Vertrachtung der Stadt ging erstaunlich schnell vor sich.

Abends mit dem Besuch antizyklisch Raclette gemacht (da wusste ich immerhin, wo das Set steht), danach zu F. gegangen, um uns durch seine Whiskys zu trinken. Ich gab bereits nach zwei Schlucken auf, der Besuch hielt länger durch und ging irgendwann zu mir nach Hause, während ich bei F. übernachtete. Nach mehreren viel zu kurzen Nächten aufgrund von nervöser Schlaflosigkeit endlich mal wieder tief und entspannt geschlafen.

Am Sonntag morgen auf dem Weg nach Hause Croissants und Brezn besorgt. Nach dem Frühstück radelten der Besuch und ich meine Münchner Lieblingsplätze ab, ich konnte wie immer auf die verschiedenen Säulenordnungen auf dem Königsplatz hinweisen, zeigte die nach dem Zweiten Weltkrieg genial restaurierte Alte Pinakothek – und vergaß dann völlig den Trachtenumzug zum Oktoberfest, weswegen wir natürlich nicht auf die Ludwigstraße radeln konnten, wo ich noch mit der Stabi protzen wollte.

Stattdessen Spaziergang über den Alten Nordfriedhof gemacht.

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Ab 17 Uhr hatte F. einen Tisch auf der Oidn Wiesn, und für den Hamburgbesuch war auch noch Platz. Wir schlenderten zunächst über den Rest der Theresienwiese, wo ich alles nacherzählte, was Herr probek mir vor vier Jahren erzählt hatte, als ich zum ersten Mal auf der Wiesn war.

Auf der Oidn Wiesn gab’s dann endlich die erste Oktoberfestmaß 2015.

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Und knapp fünf Stunden später bekam ich ein Lebkuchenherz.

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Tagebuch 18. September 2015 – Aus 3 mach 17

Das Tolle an einem Umzug ist, dass man eine leere Wohnung vollstellen kann. Das Doofe an meinem Umzug war, dass ich das zwar im Wohn-/Schlafzimmer machen konnte – da stand außer Bett, Expedit und einem Sessel auch nix drin und das ist jetzt alles im Keller –, in der Küche aber nicht. Da koche ich schließlich seit drei Jahren und hatte mir dafür logischerweise eine gewisse Ausstattung zugelegt. Und zu dieser Ausstattung (3 Töpfe) kam jetzt mein ganzer Hamburg-Kram (17 Töpfe). Okay, die 3 und die 17 sind wild geschätzt, aber so schien es mir.

Natürlich passen nicht alle Töpfe und Pfannen, die ich jetzt habe, in die Schublade, in der bisher alle Pfannen und Töpfe prima reinpassten. Natürlich habe ich auf einmal viel zu viele Tupperdosen, Tischläufer, Kerzenhalter (wieso habe ich so viele Kerzenhalter? Ich habe doch schon kiloweise weggeschmissen?), Kuchenformen, Schüsseln und Messer.

Daher sortiere ich seit drei Tagen meinen Kücheninhalt von einer Seite auf die andere, räume Zeug in Körbe, räume es auf verschiedene Regalbretter, schmeiße Zeug weg, räume Körbe wieder aus und deren Inhalt auf andere freie Regalbretter und dann fange ich wieder von vorne an. Irgendwie passt das alles noch nicht. Und ausgerechnet jetzt bekomme ich Besuch aus Hamburg, der eventuell bekocht werden will. Wenn ich Glück habe, finde ich Brot und Käse wieder, ansonsten bestellen wir vier Tage Pizza. Wobei: Am Sonntag haben wir einen Tisch auf der Oidn Wiesn, da bleibt die Küche eh kalt. (Vorfreude!)

Im Flur hängen jetzt wieder die Fotos meiner FreundInnen und Verwandten, die ich in Hamburg im Schlafzimmer hängen hatte, und das gefällt mir sehr gut. In der Küche hängen zwei Gemälde, die bisher im Wohnzimmer hingen, aber das gefällt mir irgendwie nicht. Hm. Mal gucken, was wir mit dem Bildprogramm in der Küche machen.

Leere Umzugskisten in den Keller geschleppt, mehrere Tüten Müll verklappt, 15 Kochbücher in die hauseigene „Zu verschenken“-Ecke gepackt. Abends von einer Freundin zu Ikea chauffiert worden, um zwei Wandregale und vier Körbe zu kaufen, damit ich noch mehr Zeug in der Küche hin- und herräumen kann. Zum Abendessen Brot und Käse.

Tagebuch 17. September 2015 – Zwischenstopp

Ich hatte morgens einen Termin bei meiner Hausärztin, der eigentlich nur ein normaler Kontrollbesuch werden sollte, dann aber etwas ausartete. Plötzlich war die Rede von Krankheiten, die ich ganz dringend nicht haben wollte, und mir wurde Blut abgenommen, was bis auf meine unsichtbaren Venen nicht so schlimm ist, aber danach ist mein Kreislauf gerne memmig, und so war es auch gestern. Zur körperlichen Schlappheit kam die Nervosität durch die medizinischen Vermutungen, die Traurigkeit darüber, dass F. gerade nicht da ist, um mich mit sonorer Stimme zu beruhigen, und als ich eh schon angeknockt auf dem Sofa lag, kam alles hoch, wozu ich in den letzten Tagen keine Zeit hatte, weil ich schließlich ein Bücherregal zu befüllen hatte.

Ich war schon beim Kisteneinpacken in der letzten Woche nah am Wasser. Beim Umzug habe ich in Etappen den ganzen Montag verheult – morgens beim Abschied vom Kerl, vormittags während die Umzugsjungs das Wohnzimmer leerräumten, nachmittags auf dem Weg zum Flughafen Hamburg, abends in der S-Bahn vom Flughafen in Richtung Maxvorstadt und dann nochmal spätabends bei F., als ich endlich zur Ruhe gekommen war. Es war ein Abschied auf Raten, denn der Kerl und ich haben uns schließlich schon im März getrennt und ich unternahm mehrere Versuche, einen Strich unter Hamburg zu kriegen, aber erst in dem Moment, wo der Möbellaster unten stand, wurde mir so richtig klar, dass es das jetzt war.

Dienstag überwog dann die Vorfreude darauf, dass endlich mein ganzes persönliches Zeug in München ankommt. Die Münchner Wohnung hat sich nie so richtig wie ein Zuhause angefühlt, sondern immer wie ein Ferien-Appartement. Auch, weil mein Studium mir wie Ferien vorkommt (ich schrieb darüber). Jetzt packte ich meine Lieblingsvasen aus, meine Lieblingskaffeetasse, die Knoblauch- und die Zitronenpresse, die ich in Hamburg in viel tolleren Versionen hatte als hier, weswegen ich endlich die M-Versionen wegschmeißen konnte, die Zweierbettwäsche (ich hatte nach M nur Singleversionen mitgenommen) und eben meine ganzen Bücher.

Da mir das Wohlfühlen in der eigenen Wohnung sehr wichtig ist, begann ich direkt nach dem Ausladen durch die Jungs, Regale aufzubauen und sie einzuräumen. Innerhalb von anderthalb Tagen waren alle Kisten leer und mein Wohn-/Schlafzimmer sieht bis auf winzige Details schon so aus, wie ich es haben will. Ich habe es Mittwochabend sehr genossen, alleine auf meiner Riesencouch zu lümmeln, eine Flasche Le 7 zu leeren und mich rundum zuhause zu fühlen. Ja, Küche und Bad sehen noch sehr chaotisch aus, aber ich habe schon eine kleine Oase aus Büchern und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Mehr brauche ich eigentlich gar nicht.

Den Schwung vom Dienstag und Mittwoch wollte ich gestern eigentlich mitnehmen, um den Rest der Wohnung fertigzukriegen. Nach dem Arzttermin reichte es aber nur noch zum Gang in den Feinkost- und in den Blumenladen, denn gutes Essen und Blumen retten immer den Tag. Das hat gestern nicht ganz funktioniert. Ich konnte und irgendwann wollte ich mich nicht mehr aufraffen. Ich wollte nur hier liegen und an die Decke gucken. Nicht an Hamburg denken, nicht an den Kerl, nicht an F., der meinen Trennungsschmerz uneifersüchtig und liebevoll begleitet, dann doch an F., weil ich mich gerne in ihn verkrochen hätte, nicht an die noch fehlende Studienplatzzusage und vor allen Dingen nicht an die wilden Vermutungen meiner Ärztin. Nicht mal ein paar Folgen Friends konnten mich aufheitern; die Serie steckt leider doch voller schlimmer Geschlechterklischees, was mir erst mit dem Abstand von 20 Jahren (und viel Internetlektüre) klargeworden ist.

Ich habe den Tag schließlich verstreichen lassen. Mir noch das gute Essen gegönnt, Fußball geguckt und darauf gewartet, dass der Tag einfach vorbeigeht.

Tagebuch 16. September 2015 –
Eine Wand voller Bücher (I’m in love)

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Dienstag nachmittag. Kleine Pause beim Ausräumen von über 50 Kisten.

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Mittwoch morgen. Mein geliebtes Metalltablett ist jetzt endlich hier. Ich nutze es für mein erstes Frühstück in der gefühlt neuen Wohnung. Neben mir die noch eingepackte, kopfstehende Luise, die hoffentlich am Wochenende ihren Platz an der Wand kriegt.

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Mittwoch, gegen 13 Uhr. Ich sage mir zum hundertsten Mal das Alphabet auf, weil ich nie weiß, wann welcher Buchstabe kommt. Daher muss ich auch dauernd komplette Regalbretter eins rauf oder eins runter räumen, weil zwischen M und O total überraschend noch N kommt.

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Mittwoch, gegen 18 Uhr. Alle Bücher sind eingeräumt, und alle, die nicht hier im Regal stehen, stehen in der Küche, weil sie Kochbücher sind, oder liegen in Einkaufstüten im Flur und werden in den nächsten Tagen verklappt, weil ich schlicht keinen Platz mehr für sie habe – weder im Regal noch im Herzen. (Hier Geigenmusik in moll vorstellen.)

Heute wird aus dem Krisengebiet nebenan hoffentlich eine Küche. Es ist übrigens alles heil angekommen, auch Omis Teeservice, meine geliebte dünnwandige Wasserkaraffe aus der DDR, die so super zu den rauchgrauen Ikea-Wassergläsern passt, und der teure Wein. Ich freue mich sehr und empfehle mal eben meine tollen Umzugsjungs weiter.

Tagebuch 15. September 2015 – Coming home (with a lot of stuff)

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Tagebuch 14. September 2015 – Going, going, gone

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