Bücher April 2013

Pierre Bourdieu (Bernd Schwibs/Achim Russer, Übers.) – Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft

Mein erster Bourdieu, wo-hoo! Deswegen habe ich auch ungefähr vier Monate dafür gebraucht, die 900 Seiten auf Bibelpapier durchzulesen. Sieht von außen wie ein unschuldiger Suhrkamp aus, verzettelt sich aber brav-soziologisch in tausend kleine Ästchen, die alle irgendwie spannend sind. In einem Einführungsbuch zur Kunstgeschichte las ich, dass man dieses Buch als Kunsthistoriker oder -historikerin gefälligst gelesen haben sollte, also hab ich das gemacht. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich mit 30 Jahre alten Daten anfangen soll, von denen einige durch die Digitaltechnologien garantiert veraltet sind, aber interessant war’s schon, sich mal mit Klasse und Stand, ökonomischem und kulturellem Kapital, Ästhetik, Bildung und Distinktionsbedürfnissen zu befassen.

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Yasmina Reza (Eugen Helmlé/Frank Heibert/Hinrich Schmidt-Henkel, Übers.) – Nirgendwo

Reza kannte ich bisher nur als Theaterautorin, mit der ich, das muss ich zugeben, manchmal meine Schwierigkeiten habe. Aus meinem ersten Stück von ihr ging ich raus – das ist allerdings auch schon 20 Jahre her und ich weiß nicht einmal mehr, wie es hieß –, die letzte Begegnung mit ihren Worten war Carnage, der mich auch nur so halb überzeugen konnte. Umso mehr haben mir die kleinen Texte gefallen, die in Nirgendwo zusammengefasst werden. Kaum eine „Geschichte“ ist länger als zwei Seiten, es sind eher Beobachtungen, Gedanken, wir Internet-People würden vielleicht sogar Blogeinträge dazu sagen. Ich mochte die Sprache sehr gerne, dieses stets Sinn-Suchende, das Fragende, das offene Auge, mit dem Reza durch ihre Welt geht.

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Peter Buwalda (Gregor Seferens, Übers.) – Bonita Avenue

Hier schicke ich euch faul zum Perlentaucher, dessen Kritiksammlung netterweise vom Verriss bis zur Lobhudelei geht. Mir hat das Buch leider nicht gefallen, nach 250 Seiten hatte ich genug von den gefühlt ein Dutzend Handlungssträngen, die nicht zusammenkommen wollten, den Figuren, von denen mich keine wirklich neugierig machen konnte und den, jetzt kommt wieder was Persönliches, wofür das Buch nichts kann, aber trotzdem, vielen ekligen Metaphern über dicke Frauenkörper. War so gar nicht meins.

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Dagmar Täube/Miriam Verena Fleck (Hrsg.) – Glanz und Größe des Mittelalters: Katalogbuch zur Ausstellung in Köln, Museum Schnütgen, 4.11.2011-26.2.2012

„Katalogbuch“ kannte ich noch nicht als Wort, aber das trifft’s ziemlich gut. Das Buch ist kein reiner Ausstellungskatalog mit ein paar Alibi-Vorworten oder -Einleitungstexten, sondern besteht zur Hälfte aus Einführungen in verschiedene Aspekte mittelalterlicher Kunst. So erfahren wir auf 244 Seiten etwas über den Standort Köln und seine Funktion als Kunstproduzent im Mittelalter, über Buchmalerei, Goldschmiedearbeiten, Elfenbeinschnitzerei, Teppich- und Glaskunst und natürlich Skulptur und Malerei. Abgerundet wird alles durch Texte, in denen das gotische Köln als Wissenschaftsstandort untersucht wird sowie mehrere Texte, die sich mit der Verbindung der verschiedenen Künste befassen. Der reine Ausstellungskatalogteil ist dann nochmal 200 Seiten lang, wobei ich nicht beurteilen kann, ob alle Ausstellungsstücke erfasst wurden (laut der einzigen Amazon-Kritik ist dem nicht so). Da ich die Ausstellung aber eh nicht gesehen habe, ist mir das egal, denn die vielen Einzeltexte haben mich größtenteils begeistert; die wenigen, die das nicht konnten, waren schnarchig formuliert, aber natürlich inhaltlich genauso spannend.

Zweites Semester, zweite Woche

Montag

Der Gehörbildungskurs fällt wieder aus, und wieder erfahre ich es erst, als ich vor der Tür zum Seminarraum stehe und den dort angeklebten Zettel lese. Gut, dann ziehe ich den geplanten Bibliotheksbesuch um eine Stunde vor, gehe aus dem fünften in den ersten Stock des Schweinchenbaus und suche dort den Handapparat der Dozentin des Werkhörenkurses. (Nebenbemerkung zum Link: Ich kichere seit Minuten darüber, dass auf einer offiziellen LMU-Seite dieser Begriff verwendet wird, wenn auch in Anführungszeichen. Das Gebäude heißt übrigens wegen seiner fiesen pinkfarbenen Fassade so. Armes Ding.)

Ich finde den Handapparat nicht, aber da kommt schon ein Kommilitone auf mich zu, der mich vor dem Regal hat herumirren sehen: „Wir kopieren den Ordner gerade. Sollen wir dir was mitkopieren?“ Ich bejahre, zücke Kleingeld, dann bezahlt wieder jemand anders von uns vieren, dann ich wieder, gerade wie’s halt so passt, und warte auf meine Kopien. Als wir alle mit jeweils 40 Seiten versorgt sind, fragt eine Kommilitonin, was sie mir schulde. Ich bin kurz davor, ihr den Kopf zu tätscheln und meine, die 80 Cent wären schon okay so.

(Das ist nicht der Schweinchenbau, sondern das wunderschöne Hauptgebäude, und ich stehe gerade vor Raum A 214.)

Dienstag

Die erste Sitzung im Kurs „Skulptur und Plastik 1890–1950“. Bei der Dozentin hatte ich letztes Mal den Porträtkurs, und weil ich ihre Kodderschnauze so mag, war schon vor dem Erscheinen des Vorlesungsverzeichnisses klar, dass ich wieder bei ihr sitzen werde. Dieses Mal lerne ich also was über Skulpturen, und das habe ich bitter nötig, denn davon habe ich noch weniger Ahnung als von Bildern. Einer ihrer ersten Sätze ist, dass man sich bei Plastik eh nur um die Jahre 1900 bis 1930 kümmern müsste, davor wäre alles traditionell und danach alles „Jeder ist ein Künstler“. Ich lerne, dass abstrakte Kunst immer noch die Natur als Bezugspunkt hat und sie, ta-daa, abstrahiert, während konkrete Kunst keinen Bezugsrahmen mehr habe. Warum sie dann „konkret“ heißt, habe ich vergessen. (Danke, percanta weiß es: „Bei konkreter Lyrik wird das Prinzip der Autoreferentialität ins Extrem getrieben, Sprache verweist auf sich selbst bzw. stellt sich in der konkreten Lyrik selbst dar.“ So ist es bei der Kunst auch.)

Bei der Referatvergabe schnappe ich mir einen Künstler, von dem ich noch nie gehört habe, mit einem Werk, dass ich noch nie sah. Das hat im letzten Semester mit Hans Memling wunderbar geklappt – ich bin seitdem ein Groupie der alten Niederländer –, das klappt dieses Mal mit Herrn Archipenko und seiner Schreitenden hoffentlich auch.

Im Propädeutikum, das die Vorlesung „Kunstgeschichte 1500–2000“ begleitet und über das ich hier schon einmal schrieb, befassen wir uns dieses Mal mit der Baugeschichte des Petersdoms. Ich lerne Namen und Begriffe wie Sangallo und UA 1 und stelle erfreut fest, dass ich noch eine Menge der architektonischen Begriffe kenne, die ich für die Klausur auswendig lernen musste. Ich stelle allerdings auch fest, was ich schon wieder alles vergessen habe. (Kolossalordnung! Weiß ich doch!)

Abends gab’s Fußball im Fernsehen, da schlug so ein bayerischer Verein einen aus Barcelona. Vor meinem Fenster in der äußerst spießigen Maxvorstadt hupten einige Menschen zaghaft, während andere im Vereinstrikot sich lautstark freuten. Ich widerstand dem Drang, mein Gomez-Trikot triumphal aus dem Fenster zu hängen, und prostete anderen Fans imaginär und auf Twitter zu.

Mittwoch

Zweite Stunde Werkhören, in der ich mich etwas dämlicher anstellte als im Skulpturenkurs. Als die Referate vergeben wurden, war ich gänzlich unvorbereitet (ich hätte beim Kopieren am Montag mal die anderen Seiten im Ordner angucken sollen, wo die Themenvorschläge lagen), bat die Dozentin, mir einfach ein Thema zu geben und darf jetzt im Juni bei wahrscheinlich 30 Grad über das Weihnachtsoratorium referieren. Jauchzet, frohlocket.

Nach dem Kurs trug mich mein Fahrrad mit dem schönen Namen Grane (das googeln Sie bitte mal selbst, am sinnigsten im Zusammenhang mit Wagners Ring) vom Schweinchenbau ins Hauptgebäude, wo ein weiterer Lieblingsdozent mit der Vorlesung „Altniederländische Malerei“ auf mich wartete. Auch bei ihm war klar, den wähle ich, ganz egal worüber er redet, aber dass es ausgerechnet meine neuen Lieblinge sind, macht das ganze natürlich noch toller. In der letzten Stunde meinte er zur Einleitung: „Ich kann Sie nur zu Ihrer hervorragenden Kurswahl beglückwünschen. Die Geschichte der europäischen Malerei ist ohne die Niederländer nicht nachzuvollziehen.“ Nach den schmeichelhaften Worten folgten allerdings 90 Minuten lang verschiedene Stammbäume aus Burgund und Flandern aus 200 Jahren und der dringende Hinweis, das auswendig zu lernen, „das begegnet Ihnen immer wieder.“ Ächz.

In dieser Stunde kamen zu den Namen wie Johann Ohnefurcht, Philipp der Gute, Maria von Burgund und Maximilian von Österreich die passenden Ländereien dazu. Wir streiften per Powerpoint durch Brügge, Antwerpen, Breda, Utrecht, Brüssel und Gent, ich lernte die Lukas-Madonna (Lukas hat ein Buch in der Hand; er gilt als der Evangelist, der die erste Biografie der Mutter Gottes schrieb) und Maria lactans als Überbegriff kennen und ergötzte mich zum wiederholten Male an allem, was Jan van Eyck jemals gemalt hatte.

Abends gab’s Fußball im Fernsehen, da schlug so ein Verein aus Dortmund einen aus Madrid, was ich aber erst ab der zweiten Halbzeit bewusst mitbekam, weil ich davor unplanmäßig viel arbeiten musste. So für Geld. Mach ich ja auch noch.

Donnerstag

Erste Sitzung in Musikwissenschaft bzw. der Ringvorlesung Musikgeschichte. In diesem Semester befassen wir uns mit allem zwischen 1830 und heute, was ich für ein ziemlich gewagtes Unterfangen hielt, weil das alles in meinem Kopf noch nicht recht zusammenpassen will, so von Wagner zu Cage und so. Aber: Der Professor begann schlauerweise damit, uns einen kurzen gesellschaftspolitischen Abriss über das 19. und 20. Jahrhundert zu geben und so Strömungen aufzuzeigen, die sich auch musikalisch niederschlugen und die sich teilweise sogar glichen. Also zum Beispiel die vielen technischen Neuerungen, die das 19. Jahrhundert mit sich brachte und so neue Instrumente schuf; unser heutiges Klavier ist ein Kind des 19. Jahrhunderts, und die Bläser arbeiten auf einmal mit Ventilen anstatt mit Klappen. Der Klang verändert sich, die Möglichkeiten für das Orchester verändern sich – genau wie im 20. Jahrhundert, wo auf einmal Synthesizer und Computer zum Instrumentarium gehörten. Technik bedeutete auch, dass durch Schallplatten, CDs und MP3s aus dem ephemeren Kunstwerk Musik auf einmal ein ständig präsentes wurde. Die Arbeitsbedingungen von Künstlern änderten sich; sie wurden von Hofkomponisten zu eigenständigen Unternehmern und sind es bis heute. Wagner legte mit seinem soganannten „Kunstwerk der Zukunft“ und seiner „unendlichen Melodie“ den Grundstein für die Zwölftonmusik, den Bruch von Dur- und Moll-Tonalitäten und das „Gesamtkunstwerk“. Im 20. Jahrhundert begann Schönberg mit Farben die „Befreiung von Klang und Geräusch“ – es gibt keine Melodie mehr, der man folgt, sondern nur noch „changierende Klänge“. Weitere Stichworte: Filmmusik, politische Musik, populäre Musik, Globalisierung. Okay, sold. Gimme more.

(Dress like a MuWi-student.)

Theoretisch hätte ich jetzt zwei Stunden Pause bis zur Vorlesung in KuGi, aber wer sind wir denn, im Café rumsitzen kann ich auch wann anders: Ich setze mich stattdessen in die Vorlesung „Französische Kunst des 17. Jahrhunderts: Architektur, Skulptur, Malerei“. Tolles Thema – eher untoller Dozent. Das ist nämlich der Herr, bei dem ich im letzten Semester was über die Romanik lernen durfte, und er ist der einzige, bei dem ich mal eingeschlafen bin. Und: Er rückt seine Folien erst nach Aufforderung heraus, was im Wintersemester so aussah: Zu Weihnachten, also zwei Monate nach Vorlesungsbeginn, standen sie zum Download bereit, jedenfalls der erste Teil – 250 Seiten unbeschriftete Bilder, 300 MB. Ist klar. Wenn ich nicht einen riesigen Bildband zum Thema besessen hätte, aus dem nebenbei fast alle Bilder stammten, wäre ich mit Pauken und Trompeten durch die Klausur gefallen. Ich habe in der VL nie einen roten Faden gesehen, wir sprangen von Kirche zu Kirche, hier ein Kapitell, da ein Tympanon, dort ein Kreuzgang, ich wusste nie, warum und wieso und ich war dauernd genervt. Aber: Nach der letzten Stunde dachte ich nicht mehr, schnarch, Romanik, sondern WOW, ROMANIK! Anscheinend hat er mir doch etwas beibringen können bzw., noch besser, die Liebe zu einer Epoche in mir wecken können, ohne dass ich es gemerkt habe.

Daher setze ich mich jetzt in seine neue Vorlesung, in der wieder zu 95 Prozent Senior_innen sitzen (letztes Mal waren wir 14 Leute in der Klausur aus einem Hörsaal, in den 150 Menschen reinpassen und der immer gut gefüllt war) und versuche wachzubleiben. Das klappt bis jetzt, aber genau wie beim letzten Mal springen wir gerade von einer Schlossfassade zur nächsten, dann ne Kirche in Paris, dann ein Platz in habichvergessen … egal, ich muss nicht mitschreiben, ich kriege hier keine Punkte, und irgendwas wird schon hängenbleiben.

Und dann endlich die Vorlesung zur Kunstgeschichte, Renaissance bis heute, bei einem neuen Dozenten. Eine meiner Kommilitoninnen beschwerte sich im Skulpturenkurs bei mir, dass sie ihn nicht so toll fände, woraufhin ich händewedelnd widersprach. Der gute Mann hat es nämlich drauf, seine Folien fast werbisch zu verfassen. Immer schön Dinge anteasern, die man nur versteht, wenn man ihm zuhört – Zusammenhänge, Details, Künstler und was die mit anderen Künstlern zu tun haben. Oder mit diesem Bild, was wir gerade sehen. Oder mit dem, was wir vor fünf Minuten gesehen haben. Ich persönlich habe 20 Aha-Effekte in jeder Sitzung und hänge an seinen Lippen. Außerdem bewundere ich ihn für seine Contenance, denn in der ersten Sitzung meldete sich mitten im Satz eine Dame in der ersten Reihe und hielt ihre Hand stoisch fünf Minuten hoch, bis er sie sah, woraufhin sie die Kracherfrage losließ, ob das klausurrelevant sei. Klausurrelevant. Erste Sitzung. Ich war schon beim Fremdschämen, als er meinte, über die „technischen Details“ des Kurses sprächen wir am Ende, als sie noch mal nachlegte: „Wann ist denn die Klausur?“ Und daraufhin wurde er ein bisschen lauter und meinte, wenn das unsere einzige Sorge wäre, ob irgendwas klausurrelevant sei, dann sollten wir unsere Studienwahl bitte noch mal überdenken. An mein Herz!

(Die LMU eröffnet den Sommer: Die Springbrunnen sind an.)

Freitag

Wie Montag ein sehr kurzer Unitag, der nur aus einem Kurs besteht, nämlich der Übung zur Vorlesung in Musikgeschichte. Auch wieder ein neuer Dozent, und der wird es etwas schwerer haben, an mein Herz zu kommen: Er kann nämlich nicht stillhalten. Wenn er nicht in der Gegend rumwandert und gestikuliert, steht er vorne am Pult oder am Overheadprojektor oder am Rechner oder am CD-Spieler und daddelt mit irgendwas rum, mit Kreide, mit der Beamer-Fernbedienung, mit einem Stift, mit seinen Unterlagen. Es. Macht. Mich. Wahnsinnig. Ich habe irgendwann nur noch in mein Moleskine geguckt, auch wenn ich gerade nichts zur Symphonie Fantastique von Berlioz zu notieren hatte, aber sonst wäre ich irgendwann aufgesprungen und hätte ihn an irgendwas gefesselt.

Müsli mit Kokos, Nüssen, Schokolade und Banane

Das Rezept stammt aus Nickys Kochbuch Sweets: Himmlische Verführungen für den ganzen Tag und dort heißt es „BaNuSchoKo-Granola“, aber den Begriff wollte ich nicht für die Überschrift klauen. Das Rezept allerdings mit Kusshand, denn es ist sehr einfach zu machen, beduftet die ganze Küche und schmeckt traumhaft.

In den Pausen zwischen den Vorlesungen oder in der Agenturmittagspause esse ich ungesüßtes Müsli und schneide säuerliche Äpfel rein. Deswegen wird Nickys Mischung auch eher die Sonntagnachmittagsvariante werden, denn sie ist deutlich süßer als meine normale Mischung.

Für ungefähr 700 Gramm Müsli
250 g zarte Haferflocken in einer Schüssel mit
50 g Kokosraspeln und
1/4 TL feinem Meersalz mischen.

75 g Mandeln und
50 g Pekan- oder Walnüsse grob hacken und zu den anderen trockenen Zutaten geben.

In einem Rührbecher
75 ml Ahornsirup,
1 EL Rohrohrzucker (z.B. Muscovado) und
1 sehr reife Banane mit einem Pürierstab vermixen.

Den Bananenbrei nun gut (!) mit den trockenen Zutaten vermischen, es sollte alles was von der Flüssigkeit abbekommen. Ich habe zum Schluss nochmal alles kurz mit den Händen durchgemischt. (Es ist weitaus weniger klebrig als gedacht.) Die Mischung gleichmäßig auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen und im auf 160° vorgeheizten Backofen für 25 bis 35 Minuten backen. Alle zehn Minuten die Mischung durchrühren, damit alles gleichmäßig gebräunt wird. (Das ist mir nicht ganz gelungen.)

75 g zartbittere Schokolade (50–60 % Kakaoanteil) nicht allzu fein hacken, circa erbsengroße Stücke sind perfekt. Das Blech aus dem Ofen nehmen und die Schokobröckchen sofort über das Müsli streuen, um sie zu schmelzen. Nach fünf Minuten nochmal durchmischen, alles zu einem Päckchen zusammenfalten und in einer Schüssel für zwei Stunden in den Kühlschrank geben.

Eine Variante, die ich nicht ausprobiert habe – ich mag es, wenn alles nach Schokolade schmeckt, und das tut es mit der obenstehenden Methode –, ist, das Müsli erst auskühlen zu lassen und dann die gehackte Schokolade darüberzustreuen. Dann gibt es halt normale Schokostückchen.

Wie auch immer: Alles in einem luftdichten Behälter aufbewahren. Oder an einem Wochenende aufessen. Das ist jedenfalls mein Plan.

Beethoven in Bewegung

Der Kurs heißt „Werkhören“, und ich stellte mir darunter vor, dass wir brav an unseren Plätzen sitzen, Musik lauschen und am Ende des Semesters in der Lage sind, ein Barockstück von einem der Renaissance zu unterscheiden und vor allem begründen zu können, woran wir es erkennen. Umso größer war meine Überraschung, als ich am Mittwoch zur ersten Sitzung auflief. Ich kam ein paar Minuten zu spät, öffnete vorsichtig die Tür zum Seminarraum – und sah zehn Studis, die sich wild im Raum bewegten. Zwei Frauen saßen am Rand, ich fragte die eine ungläubig, ob das hier der Kurs Werkhören sei, und sie meinte laut-fröhlich: „Ja! Wunderbar! Hier ist Ihre Partnerin!“ Woraufhin die andere Dame und ich uns ebenfalls in die Mitte begaben und folgendes taten:

Sie war A, ich war B, A musste sich irgendwie im Raum bewegen und B musste ihm oder ihr alles nachmachen. Das tat ich für ein paar Minuten, und weil ich zu spät war und keinerlei Einführung mitbekommen hatte, tat ich das auch alles ohne den üblichen Grönerkopf („OMG was tue ich hier und wie sehe ich dabei aus?“). Nach ein paar seltsamen, aber durchaus unterhaltsamen Minuten kam eine neue Aufgabe: Dieses Mal musste B vorangehen und dabei Emotionen darstellen, die A wiederholen sollte. Also die Hände kevinmäßig verschreckt vors Gesicht legen. Oder Fußballstadionjubeln. Oder weinend auf dem Boden kauern.

Wir bewegten uns auf recht kleinem Raum, weswegen man dauernd mit jemand zusammenstieß, denn wir hatten auch Ballerinapirouetten, Speerwerfer und ähnliche Bewegungen dabei. All das nahm ich aber nur aus dem Augenwinkel wahr, denn ich war zu beschäftigt, innerhalb von wenigen Sekunden immer neue Emotionen zu finden, die ich darstellen konnte.

Nach wiederum ein paar Minuten, in denen wir konzentriert, aber mit viel Gelächter und „Oh, Entschuldigung“-Sagen arbeiteten, gab es wieder eine neue Aufgabe: Dieses Mal ging wieder A voran, und B musste alles, was A tat, völlig überzogen darstellen. Meine Kommilitonin schritt voran – ich marschierte. Sie klatschte in die Hände – ich flippte total aus vor Freude. Sie wischte sich ein paar Tränchen aus dem Gesicht – ich brach fast zusammen vor Schmerz.

Und dann kam endlich die Musik, genauer gesagt, der 2. Satz aus Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur, Op. 58. Wir sollten uns zu neuen Pärchen zusammentun – „Vielleicht mal ein bisschen gemischter, Jungs mit Mädchen …“ –, woraufhin ich mit einem geschätzt 22-jährigen Theaterwissenschaftsstudi durch den Raum irrte. (Ich hatte den Herrn schon auf dem Fußboden vor der ausgefallenen Gehörbildungsstunde am Montag kennengelernt.) Dieses Mal lautete die Ansage: „Einer von Ihnen ist das Orchester, der andere das Klavier. Machen Sie mal.“ Und so trat mein Kommilitone orchestral-forsch und bestimmend auf, während ich erst mal piano-zaghaft vor ihm floh, dann versuchte, meinen Standpunkt klarzumachen; er widersprach, ich argumentierte, alles wortlos, alles ohne dass wir wussten, was der andere dachte, aber: Wir bewegten uns irgendwann aufeinander zu, gestisch, mimisch, um schließlich Rücken an Rücken stehenzubleiben. Ohne ein Wort miteinander gesprochen zu haben.

Inzwischen war ich etwas verschwitzt, aber – wie immer an der Uni – völlig hingerissen von dem, was ich da tat. Auch wenn ich nicht wusste, was ich tat. Wahrscheinlich genau deswegen. Jetzt setzten wir uns und sollten die Augen schließen. „Wir gehen jetzt auf eine Phantasiereise. Sie hören den Beethoven gleich noch mal, und Sie befinden sich unsichtbar in einem gläsernen Kubus. Im Kubus befinden sich außerdem zwei Personen und zwei Gegenstände. Gucken Sie einfach mal, was passiert und merken Sie sich die Geschichte.“

Und so saßen zwölf Studis stumm mit geschlossenen Augen da, hörten alle die gleiche Musik – und sahen Glasvitrinen, Stühle, Bambusstauden, Briefe, Väter, Kinder, Liebende, Könige. Woher ich das weiß? Wir sollten uns danach zu viert zusammentun und uns erzählen, was wir gesehen hatten, die interessanteste Geschichte auswählen und die nochmal interpretieren, wobei zwei die Darstellenden waren und zwei die Beobachtenden. In unserer Gruppe war ich die einzige, die zwei bekannte Personen gesehen hatte, die anderen hatte nur gesichtslose Menschen wie Mann, Frau, Vater, Sohn. Wir entschieden uns für die plakativste Geschichte, die zwei meiner Mitstudis nun noch einmal zur Musik darstellten, während Theatermensch (ich muss dringend anfangen, mir Namen zu merken) und ich ihnen zuschauten. Unsere Aufgabe war, uns drei Positionen der beiden zu merken, die am klarsten den Fortgang der Geschichte markierten. Diese Posen wurden dann dem Kurs gezeigt – und der hatte die Aufgabe, unsere Geschichte zu erkennen. Und was für mich unglaublich war: Das hat funktioniert. Wir haben alle die Geschichten der anderen wiedererkannt, vielleicht nicht in allen Feinheiten, aber was ungefähr gesagt werden sollte, war allen sofort klar.

Die Stunde war schon fast rum, als es endlich darum ging, warum wir diesen ganzen Kram veranstalten. Eigentlich ganz simpel: Als Musikwissenschaftler oder -wissenschaftlerin geht man eigentlich anders an Musik heran – mit einer Partitur vor der Nase, mit Vorwissen, mit einem Berg Literatur dazu und schließlich dem konzentrierten Hörerlebnis. Das hier war schlicht eine andere Herangehensweise – eine intuitive, emotionale. Ohne dass wir uns zum Beispiel in der zweiten Übung abgesprochen hatten, wusste jeder von uns ungefähr, was der andere „sagen“ wollte. Ein Kommilitone erzählte, so habe sich sein Musikleistungskurs öfter Musik erarbeitet, zu der man intellektuell keinen Zugang gefunden habe. Er erwähnte Schönberg, bei dem sein ganzer Kurs nach der üblichen und in diesem Fall erfolglosen Arbeit mit der Partitur gesagt habe, wir tanzen das jetzt. Dann taten sie genau das, was ich gerade getan hatte: Sie ertanzten sich einen Weg, mit der Musik klarzukommen.

Die Grundfrage war schlicht: Was will ich persönlich von Musik, was durchaus eine Frage ist, die man sich im Studium der Musikwissenschaft stellen sollte. Also: Will ich Musik emotionaler erfahren? Brauche ich dafür den intellektuellen Zugang? Oder erlange ich den vielleicht erst über den emotionalen? Lese ich mich erst in ein Stück ein oder erarbeite ich es mir, indem ich durch mein Wohnzimmer tanze?

Im Laufe des Kurses, so steht es jedenfalls auf dem Plan, lernen wir noch weitere Zugänge zur Musik, erfahren, wie Musik als Sprache funktioniert und beschäftigen uns auch mit der Didaktik des Musikvermittelns, woran ich noch nie einen Gedanken verschwendet habe. Dann mach ich das halt jetzt. Wie immer sehr freudig-hibbelig.

(file under #hach)

Tagebuchbloggen 17. April 2013

Gestern war mein zweiter Unitag im zweiten Semester. Am Montag hatte ich mich schon sehr auf Gehörbildung gefreut (das kann man auch online mal ausprobieren), aber die Dozentin erschien nicht, ich lungerte mit meinen zehn Mitstudis auf dem Fußboden vor dem abgeschlossenen Raum rum, kam mir total jung vor und wurde von Steffi, die im Chor singt, in dem ich spätestens im fünften Semester auch singen werde, weil ich kein Instrument mehr gut genug fürs Orchester spiele, auf unter 30 geschätzt. Fußbodenrumlungern FTW!

Auch der Dienstag begann mit einem ausgefallenen Kurs, aber das war immerhin vorher angekündigt, weil die Dozentin erkrankt war. Bei der Dame hatte ich im letzten Jahr „Der Beginn der Porträtmalerei im 14. und 15. Jahrhundert“, und weil mir der Kurs bei ihr so viel Spaß gemacht hatte, belegte ich gleich den nächsten: „Skulptur und Plastik 1890 bis 1950“. Auf den kann ich mich also noch eine Woche lang vorfreuen.

So war mein Semesterbeginn das begleitende Propädeutikum zur Ringvorlesung. Im letzten Semester hatte ich „Kunstgeschichte I: 500 bis 1500“ – wir erinnern uns: die acht Millionen Kirchen –, dieses Mal heißt es logischerweise „Kunstgeschichte II: 1500 bis 2000“. Ich bereitete mich seelisch darauf vor, acht Millionen Maler (und zwei Malererinnen) und ihre Werke auswendig lernen zu müssen, aber anscheinend liegt der Schwerpunkt in diesem Semester eher auf kunsthistorischen Begriffen, Theorien und Entwicklungen. Wahrscheinlich müssen wir also nur sechs Millionen Maler (und eine Malerin) auswendig lernen, aber dafür eben viel Fachkram. Was ich persönlich sehr spannend finde; ich habe in der vorlesungsfreien Zeit ein winziges bisschen in dieser Richtung gelesen, und wir mussten zur Sitzungsvorbereitung einen Text erarbeiten, der alternative Herangehensweisen an das Fach aufzeigte – beides hat mir sehr gut gefallen, und deswegen piepste ich sehr vorfreudig, als der Seminarplan ausgeteilt wurde. Hach, das wird ein schönes Semester!

Danach hätte eigentlich mein Französischkurs stattfinden sollen, vor dem ich seit Tagen Panik habe. Nach meiner Prüfungsordnung muss ich im vierten und fünften Semester jeweils einen Sprachkurs belegen; alternativ hätte ich mein Abiturzeugnis vorlegen können, in dem das Latinum verzeichnet ist, dann wären mir die ECTS-Punkte auch sicher gewesen, ohne dass ich noch eine Gehirnzelle dafür hätte aufscheuchen müssen. Aber: Genau das will ich ja. Also habe ich mein Zeugnis nicht vorgezeigt und muss jetzt zwei Sprachkurse belegen. Da ich es aber beknackt finde, erst kurz vor dem Ende meines Studiums noch eine weitere Fremdsprache zu lernen, dachte ich mir, fängste doch jetzt schon damit an. Die zwei Kurse im zweiten und dritten Semester muss ich zwar bezahlen – die in den höheren Semestern, wenn sie dran sind und mit Vorlesung und Seminar zu einem Modul gehören, natürlich nicht –, aber die Preise sind äußerst erschwinglich.

Ich fügte mich innerlich dem Anfängerkurs, in dem ich zum fünften Male gelernt hätte, dass ich Anke heiße, 44 bin und aus Hamburg komme, wie heißen Sie, wie lautet Ihre Telefonnummer (als ob heute noch jemand telefoniert), ich möchte einen Kaffee bestellen, wie spät ist es, s’il vous plaît? Denn: Ich hatte in der Schule bereits drei Jahre Französisch als dritte Fremdsprache und habe danach noch jeweils zwei Anfängerkurse bei der VHS gemacht, um die alten Kenntnisse vielleicht doch noch aufzubessern. Hat aber nie funktioniert. Deswegen sind die zwei Pflichtkurse für mich ein Geschenk, denn da muss ich hin – und zwar zu vernünftigen Zeiten und nicht nach acht Stunden in der Agentur, nach denen mein Hirn meistens Matsch ist. (Von hier aus allen Respekt dieser Welt an Menschen, die ein Abendstudium hinkriegen. Ich hätte keine Chance.)

Zurück zum Anfängerkurs: Der ist es nicht geworden. Denn vor der elektronisch vorzunehmenden Kursbelegung musste man einen Online-Einstufungstest machen – und der schickte mich in den dritten Kurs statt in den ersten. Ich verstehe noch relativ viel, scheitere aber schon an Vokabeln wie „dein“. Das werden sehr lustige erste Sitzungen – falls ich den Kurs bekomme, die Platzvergabe ist natürlich noch nicht abgeschlossen, so wie sie im letzten Semester bei meinem Beethovenkurs bis zur letzten Sitzung nicht abgeschlossen war. Ich hoffe also einfach auf einen Platz, wollte gestern dort brav auflaufen, guckte vorher noch mal online nach, in welchem Gebäude wir überhaupt waren – und stellte fest, dass der Kurs erst nächste Woche anfängt. Das gibt mir Zeit, die ersten zwei Lektionen im Buch zu lernen, damit ich nicht wie der letzte Klops vor mich hinstammele. Sehr schön.

PS: Bis fünf Sekunden vor der Kursbelegung konnte ich mich nicht zwischen Französisch und Italienisch entscheiden. Pro Italienisch: DIE OPER! Meine gesanglichen Ausflüge als Tosca merke ich mir rein phonetisch, ich habe keine Ahnung, was ich da singe, daher wäre das ganz schön, wenn ich es mal wüsste. Außerdem: München und Italien sind quasi benachbart, und von meiner Romreise zehre ich heute noch. Italien hat mir deutlich besser gefallen als Frankreich. Aber: Im letzten Semester wühlte ich mich schon durch diverse Fachliteratur zur Kunstgeschichte, und da taucht Französisch nach Englisch weitaus häufiger auf als Italienisch. Außerdem sind schon Grundkenntnisse vorhanden, und so hoffe ich, in meiner Bachelor-Arbeit vielleicht auch aus französischer Literatur zitieren zu können. Insofern war es eher eine Kopf- als eine Bauchentscheidung für Franzackig. Mal sehen, wie es mir damit geht. Aber das weiß ich erst ab nächster Woche und wenn ich einen Platz bekomme.

Auch okay mit den zwei ausgefallenen Stunden, dachte ich noch so gut gelaunt und im Propädeutikumsüberschwang, kannste ein bisschen was wegarbeiten, was du sonst morgen früh hättest machen müssen. Eine unvorsichtige Mail an die Lieblingsagentur später und zack, hatte ich fürchterliches Zeug auf dem Tisch, ein nerviges Telefonat, noch nervigere Mails und überhaupt nach 20 Minuten Werbung so schlechte Laune wie selten. Gibt ja so Tage, wo irgendwie alles schief läuft, was sonst funktioniert, da kann der Job noch so nett sein, und gestern war so ein Tag.

Aber: Ich hatte abends noch was vor.

Mit den Herren @fehlpass und @probek durfte ich schon drei Bayerntore bejubeln (und insgeheim habe ich Diegos Gegentreffer beklatscht, denn der sah verdammt gut aus), als in der 75. Minute mein Herzblatt eingewechselt wurde. @probek noch so, pass auf, der schießt jetzt drei Tore. Und ich Schönwetterfan noch so, ach, daran glaube ich ja schon selbst nicht mehr. Mario – es tut mir leid, jemals an dir gezweifelt zu haben, und ich habe deinen Namen noch nie so laut in den Nachthimmel gebrüllt wie gestern. Dreimal.

The first rule of Food Club is:
You do not talk about Food Club.

Isa schreibt gerade eine schöne Serie über das bessere Leben. Also das bewusstere, vielleicht auch gesündere, aber das ist egal, erstmal geht’s um Bewusstmachen von Dingen, die wir gerne ausblenden. Fleischkonsum und was alles an Ekligem dahintersteckt, zum Beispiel.

Jenny schrieb am Dienstag einen Gastbeitrag, in dem sie über ein Experiment berichtet, das ihr Mann und sie gerade durchführen: einen Monat lang vegan zu leben. Bei der Lektüre fiel mir wieder einmal auf, wie ungern ich solche Texte lese, selbst wenn ich ihre Intention schätze und sie gut geschrieben sind. Aber bei Sätzen wie „da kommen harte Zeiten auf mich zu“ oder „Heute ist das Schlumpf-Lakritz-Keksregal tabu“ zieht sich bei mir innerlich alles zusammen.

Ich kommentierte schon drüben und ich sage das noch mal: Ich weiß, dass Jennys Artikel kein Diätartikel ist und sie schreibt auch sehr deutlich, dass ihr jede Hinwendung in diese Richtung, zum Beispiel bei einem veganen Kochbuch, richtig auf den Zeiger geht. Trotzdem macht sie mit ihrer Nahrungsumstellung natürlich nichts anderes: Sie verkneift sich bestimmte Lebensmittel, obwohl sie Lust darauf hätte. Aus welchem Grund sie das tut, ist für mich als Leserin erstmal egal, bei mir kommt nur an: Ich verzichte gerade auf was.

Seit meinem Foodcoaching und dem Gutfinden meines eigenen Körpers, das einfach so lustig passiert ist, ohne dass ich damit gerechnet hätte, habe ich nie wieder auf irgendetwas verzichtet. Anfangs ploppte immer noch das Diätteufelchen auf, das ich psychotisch jahrzehntelang als Diätengelchen bezeichnete, und flüsterte bei jeder Avocado was von Fettgehalt oder bei Pizza was von Kalorien oder bei Schokolade was von OMGwirwerdenallesterben. Ich hörte dem Teufelchen natürlich zu, denn ich habe ihm schließlich sehr lange brav zugehört, aber dann nahm ich allen Mut zusammen und sagte: „Mir ist es 25 Jahre lang schlecht gegangen, weil ich auf dich und deine beknackten Phobien gehört habe. Jetzt geht’s mir so gut wie nie zuvor, also halt’ die Fresse und hunger’ wen anders aus.“ Und dann aß ich Avocados und Pizza und Schokolade und nahm dabei sogar ab, aber das war sehr egal, denn ich war glücklich damit beschäftigt, alles, was mit Essen zu tun hat, toll zu finden anstatt fürchterlich.

Dabei ist es geblieben. Allerdings gab es auch hier Entwicklungen. Direkt nach der Foer-Lektüre fuhr ich meinen Fleischkonsum extrem runter bzw. lebte eine Zeitlang wirklich vegetarisch. Zumindest in den eigenen vier Wänden. Wenn ich abends essen ging, orderte ich durchaus schon mal ein Steak. Vegan habe ich nie gelebt, dazu esse ich zu gerne Käse und kippe zu viel Milch in den Kaffee. Gemüse wurde brav beim Bioladen oder auf dem Markt gekauft, bis die eigene Bequemlichkeit zuschlug und doch wieder die Gewächshauspaprika im Körbchen landete. Was mir allerdings auffiel: Die schmeckte genauso gut wie die aus dem Biosupermarkt – manchmal sogar besser. Und das ist schließlich irgendwann mein Kompass geworden: Was schmeckt mir?

Nachdem ich jahrzehntelang Diätscheiß in mich reingeworfen habe, der genauso schmeckt wie er heißt, genoss ich mit seligem Lächeln 3,5-prozentige Milch und 42-prozentigen Käse statt der 0,3-Plörre und den Chemobröseln, die sich „fettreduziert“ nennen. Jetzt wo ich weiß, wie toll Gemüse schmeckt, indem man es in Olivenöl anbrät anstatt in fettfreiem Pfannenspray, genieße ich auch hier in vollen Zügen. Und wenn die Milch und das Gemüse nicht bio sind, ist mir das, Vorsicht, böses Wort: egal. Eigentlich kaufe ich wirklich nur Kartoffeln bewusst in Bio-Qualität, weil ich weiß, dass sie besser schmecken, und Eier, weil das kein Aufwand ist; die liegen ja direkt neben den schlimmen Eiern. Bei allem anderen achte ich zuerst auf den Geschmack und dann auf die Herkunft. Und so leid mir das für viele Biobauern und -bäuerinnen tut: Mir schmeckt manches unbiologische Lebensmittel besser als ihre Produkte.

Auch Gemüsekisten, ob nun bio oder nicht, haben bei mir keine Chance. Hier spielt ebenfalls meine Diäterfahrung eine Rolle. Ich habe mich recht lange an Ernährungspläne gehalten, habe Tagebuch darüber geführt, was ich esse, habe wochenweise eingekauft, um bloß nicht in Versuchung zu geraten, in den Supermarkt zu müssen, wo die böse Schokolade auf mich lauert. Generell finde ich die Idee von Gemüsekisten genial und sie käme auch meiner Faulheit entgegen, was schwere Tüten in den zweiten Stock zu schleppen, betrifft, aber: Ich habe dann eben Zeug für eine Woche im Haus und muss das irgendwie wegbekommen. Das fühlt sich für mich genauso an wie eine Woche nach Plan zu leben, und genau das will ich nicht mehr. Ich genieße die Freiheit sehr, mehrmals in der Woche in den Supermarkt gehen zu können und spontan zu entscheiden, was ich abends kochen werde. Wenn ich in der Agentur sitze, bekomme ich meist gegen 17 Uhr Hunger und überlege dann, worauf ich jetzt gerade, in diesem Moment, Lust habe. Und genau das wird dann gekauft. Meist bleiben Reste für den nächsten Tag, oder ich kaufe Kram, den man für zwei Rezepte verwenden kann; auch gut. Aber ich plane nie mehr als einen Tag im Voraus. Und ich genieße das mehr, als ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt.

Ich habe so lange verzichtet bzw. vollkommen bescheuerte Essensregeln eingehalten, dass ich darauf schlicht keine Lust mehr habe. Ich will mir nichts mehr verkneifen, sondern ganz im Gegenteil alles mitnehmen, was geht. Dass das manchmal (oder, wenn ich ehrlich bin, meistens) auf Kosten von Biolebensmitteln geht, ist mir klar. Die einzige Einschränkung, die ich hinnehme, ist Fleisch, das ich selbst zubereite. Da wird fast ausnahmslos Bioware gekauft – aber auch hier gilt: „fast“. Letzte Woche hatte ich fürchterlichen Schmacht auf eine Cabanossi, und die habe ich nicht gefragt, ob sie von einem glücklichen Tier kommt oder nicht. Und wenn ich essen gehe, frage ich das mein Schnitzel auch recht selten.

Das klingt jetzt wahrscheinlich etwas überraschend für einige von euch, denn in meinem Buch schreibe ich ja schön was von Bio und Märkten. Ich schreibe aber auch den Satz, der bei mir alles in Bewegung gesetzt hat und den ich für den wichtigsten im ganzen Buch halte – das sich, ich sollte das vielleicht noch mal sagen, an dicke Menschen richtet, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, sich mies zu fühlen, und nicht an Menschen, die aus anderen Gründen über ihr Essen nachdenken. Der Satz lautet: „Du darfst alles essen, was du willst.“ Ohne schlechtes Gewissen, ohne mich selbst dafür runterzumachen, ohne mir etwas vorzuwerfen. Deswegen stellen sich bei Artikeln wie den oben beschriebenen immer sofort meine Nackenhaare hoch, weil sie von Verzicht reden. Ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen, die bewusst vegetarisch oder vegan leben, das nicht tun, um sich in Selbstvorwürfen zu winden, wenn doch mal Fleisch oder Milchprodukte auf dem Teller landen, weil es jetzt in diesem Moment nicht anders geht, aus welchen Gründen auch immer. Deswegen ist das natürlich eine andere Rangehensweise an Essen als die, die ich jahrelang gepflegt habe. Aber noch einmal: Der Grundtenor ist der gleiche – ich verzichte auf etwas, ich versage mir etwas. Ich glaube, dass Verzicht leichter ist, wenn er aus moralischen Gründen geschieht, aber er bleibt ein Verzicht.

Der einzige Verzicht, den ich leiste, ist der, mir mieses Essen zu verkneifen. Ich bestelle nur, was mir schmeckt, genau wie ich nur mit Zutaten koche, die mir schmecken. Klingt nach einem selbstverständlichen Satz, aber jeder, der mal versucht hat, im Rahmen eines Diätplans lauter Leckerzeug mit lauter Null-Kalorienzeug zu ersetzen, weiß, was ich meine. Dann bereitet man aus Eiweiß statt ganzem Ei, Süßstoff und fettreduzierter Milch einen Pfannkuchen zu und brät ihn ohne Fett an, und der schmeckt dann natürlich genau so wie ihr euch das gerade vorstellt. Das tut man, weil es von den Kalorien in den Plan passt, und den Plan interessiert es nicht, ob es mir schmeckt. Arschlochplan.

Ich knobele seit drei Tagen an diesem Blogeintrag rum, ohne genau zu wissen, was eigentlich mein Punkt ist. (Wolf Schneider würde mich erschießen.) Ich glaube, mein Punkt ist: Ich freue mich, dass andere sich den Luxus erlauben, sich beim Essen Dinge zu verkneifen. Das ist ein Luxus, denn wir leben in einer Überflussgesellschaft. Niemand muss sich etwas verkneifen; wenn wir das tun, hat das Gründe, wovon Diät der beknackteste ist und Moral ein ziemlich guter. Ich würde gerne einer dieser moralischen Menschen sein, aber ich muss mir nach fast vier Jahren „Normal“essens eingestehen, dass ich es nicht bin. Mir persönlich ist es wichtiger, nach Jahren der idiotischen Futterpläne genussvoll zu essen. Das kann ich vor mir damit rechtfertigen, dass es mir seit dem Foodcoaching endlich gut geht mit mir und meinem Körper und meiner Nahrung. Das kann ich allerdings nicht vor den Masttieren rechtfertigen, der miesen Umweltbilanz meines Tropenobstes oder den Milchkühen. Damit muss ich leben.

Links vom 10. April 2013

When I write my Master’s Thesis

Man kann Herrn Hellojed beim Anfertigen seiner Master-Arbeit zugucken. Bzw. dabei mitlesen, wie er über „Holocaustleugnung in der Bundesrepublik“ schreibt. Teil 1, Teil 2 (aus dem das folgende Zitat stammt), Teil 3, Teil 4. Ich lege euch vor allem Teil 3 ans Herz, weil man dort einen sehr zerrissenen Menschen kennenlernen kann.

„Meine Arbeit ist nun unter dem enorm sperrigen Titel ,Der Umgang mit der Leugnung des Massenmords an den Juden in der Nachkriegszeit‘. Wenn mich jemand fragt sage ich allerdings ,Der Umgang mit Holocaustleugnung nach 1945‘. Das Problem an diesem Satz ist, dass der Begriff Holocaust zu dieser Zeit noch derart unverbreitet war, dass ich ihn schlicht für diesen Zeitabschnitt nicht verwenden kann. Nach 1945 war das der ,Massenmord an den Juden‘, selbst Völkermord war noch nicht gängig.

Mir geht es darum nachzuweisen dass es auch direkt nach 1945, abgesehen von den direkt Beschuldigten, in der Bundesrepublik eine Leugnung des Holocaust gab die sich weiterentwickelte, die wahrgenommen wurde und auf die reagiert wurde.“

These are the lines of a story

Sehr schöne Worte über unsere Körper und wie sie sich verändern.

„We journey from a seed in our mother’s womb until we are planted in the grave with ever-changing bodies. Time scratches out its passage across my looks and the looks of all those I love. All our lives, our bodies manifest evidence of an existence marked by gains and losses. We gain and lose pounds, muscle, bruises, teeth, and hair. We lose elasticity and gain wrinkles. We gain scars. Our bodies process and carry our experiences, not without complaint, but with an unfailing perseverance that is worthy of both gratitude and honor. And one of the very great privileges of this life is to cherish the bodies of those I love through all their gains and losses for as long as I get to have them.“

(via @SoerenFrehse)

Wagala, weiala

Einer meiner liebsten Sinnlos-Twitter-Accounts ist „Der Ring in Worten“; da twittert jemand das komplette Libretto von 16 Stunden Oper. Wir sind noch im Rheingold, und den folgenden Tweet fand ich gerade in diesem Umfeld sehr schön:

How the sky would look like if the planets were as close as the moon

Einfach nur wow.

(via @mainwasser)

Copabanana

Und da ich mir diesen Ausschnitt aus Despicable Me derzeit sowieso alle zehn Minuten angucke, kann ich ihn auch gleich ins Blog packen. Papoy!

< quote >

(Lisa Congdon)

Links vom 9. April 2013

Hermine Speier

Sonntagabend lungerte ich vor BBC Four rum, wo es eine, lustigerweise vom Bayerischen Rundfunk produzierte, Sendung über den Vatikan gab. Ein Messdiener überlegte, ob er Priester werden wollte (wollte er schlussendlich nicht), ein Astronom dachte über sein sich vielleicht änderndes Verhältnis zu Gott nach, falls er außerirdisches Leben entdecken sollte, und eine Mitarbeiterin von Radio Vatikan führte uns in die Archive, wo sie der ersten Frau nachspürte, die im Vatikan gearbeitet hatte. Das war Hermine Speier, eine deutsche jüdische Archäologin. Hier geht’s zu ihrem Wikipedia-Eintrag:

„Speier sind mehrere bedeutende Funde zu verdanken. Im Magazin der Antikensammlung fand sie 1947/48 einen von Phidias geschaffenen Pferdekopf vom Westgiebel des Parthenon. Weitere Studien führten anhand der Verwitterungsspuren zur Erkenntnis, dass es sich um das zweite Pferd des Athena-Gespanns handelte. Sie entdeckte die beiden sogenannten antiken Aurai-Statuen, die seit der Erbauungszeit im 18. Jahrhundert als Außenbekrönung die Sala Rotonda verzierten. Ihre immense Denkmälerkenntnis führte dazu, dass das Deutsche Archäologische Institut sie Mitte der 1950er Jahre mit der Herausgabe der vierten Auflage von Wolfgang Helbigs Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom betraute, wobei sie von Helga von Heintze unterstützt wurde. Sie erweiterte das Spektrum des Kunstführers zu den antiken Werken in Rom um verschiedene Kunstgruppen und bezog viele junge Wissenschaftler bei der Arbeit ein.“

Will the Real Betty Draper Please Stand Up?

Ein Artikel bei In These Times beschäftigt sich mit dem seltsamen Retrocharme, den das Hausfrauendasein auf moderne Frauen hat – ausgelebt in perfekten Cupcakes auf Pinterest.

The Feminine Mystique is now 50 years old. And, since no feminist landmark can be observed without a ceremonial dumping of blood on the prom queen’s head, New York magazine elected to celebrate by running a trend piece on “the feminist housewife.” In sum, the article revealed that some straight women have noticed that working outside the home is hard and not always fun, and that getting married to a rich guy is a way to avoid it.“

< quote >

„,Schert sich die Masse nicht einen Dreck um Kunst, Dichtung, Stil? Sie braucht das alles gar nicht. Schafft ihr seichte Komödien, Abhandlungen über Gefängnisarbeit, über Arbeitersiedlungen und die augenblicklichen materiellen Interessen, meinetwegen. Es gibt diese permanente Verschwörung gegen das Authentische.‘
(G. Flaubert an (…) [Louise Colet], 20. Juni 1853)
,Aber eine Wahrheit scheint mir aus alledem doch hervorgegangen zu sein: daß wir nämlich keinerlei Bedarf an Gemeinem haben, am bloßen Zahlenelement von Mehrheiten, an Verabschiedung, an Ratifizierung; 1789 hat Königtum und Adel vernichtet, 1848 das Bürgertum, 1851 das Volk. Es gibt nichts mehr als einen pöbelhaften, schwachsinnigen Mob. Wir stecken alle gleich tief in derselben gemeinen Mittelmäßigkeit. Die soziale Gleichheit ist in geistige übergegangen. Man macht Bücher für Alle, Kunst für Alle, Wissenschaft für Alle, genau so, wie man Eisenbahnen baut und öffentliche Wärmehallen. Die Menschheit ist versessen darauf, moralisch zu sinken, und ich nehme es ihr übel, ihr anzugehören.‘
(An dies., 28.–29. September 1853.‘“

aus: Bourdieu, Pierre, Die feinen Unterschiede – Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt am Main 1987, 22. Auflage von 2012, Seite 355/356.

Ein glatzköpfiges Dankeschön …

… an Schwaka, die mich mit Transmetropolitan Vol. 6: Gouge Away überraschte. Die SMS der Packstation kam gestern an, und kurz danach entdeckte ich online meine sehr gute Note für die Hausarbeit, die ich über drei Werke von Hans Memling geschrieben hatte. (Kerl-Kommentar: „Reicht fürs Völkerkundemuseum in Harburg.“ Das gibt noch Ärger.) Insofern ist das Buch nicht nur ein äußerst nettes Geschenk, sondern auch eine kleine Belohnung. Wobei: Das Recherchieren und Lesen und Schreiben hat so viel Spaß gemacht, das war schon Belohnung genug. Egal: Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

< quote >

„Die Banane ist die einzige Obstsorte, für die Fabrik- und Landarbeiter pro Jahr und Person mehr ausgeben (23,36 F[ranc] und 25,20 F) als die übrigen Klassen, speziell die höheren Führungskräfte (19,15 F), die mit Äpfeln an der Spitze stehen (31,60 F gegenüber 21 F bei den Arbeitern); kalorienreiche und teure Früchte – Trauben, Pfirsiche, Wal- und Haselnüsse – sind wesentlich Sache der freiberuflich Tätigen, Industriellen und Großkaufleute (29,04 F, 19,09 F, 17,31 F gegenüber 6,74 F, 11,78 F und 4,90 F bei den Arbeitern).“

aus: Bourdieu, Pierre, Die feinen Unterschiede – Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt am Main 1987, 22. Auflage von 2012, Seite 289.

Ich sollte öfter sozialwissenschaftliche Bücher lesen, Zitate wie das obenstehende sind in meinen Ohren noch so skurril, dass ich länger grinsend in der U-Bahn gesessen habe.

Mejadra

Und ein weiteres Rezept aus Jerusalem. Sieht aus wie schnell gemacht, braucht aber seine Zeit, jedenfalls wenn man wie ich nicht alle Zwiebeln auf einmal frittieren kann, sondern portionsweise. Dann ist das aber ein sehr meditatives Rezept. Und es schmeckt großartig.

Für vier Personen
250 g braune oder grüne Linsen (bei mir halbe-halbe) mit reichlich
Wasser bedecken und weichkochen. Abgießen, beiseite stellen.

700 g Zwiebeln (das waren bei mir zehn Stück, ächz) in feine Ringe schneiden. In eine Schüssel geben,
3 EL Mehl und
1 TL Salz dazugeben und alles mit den Händen durchmischen. Dann die Zwiebeln in
250 ml Sonnenblumenöl knusprig-braun frittieren. Hat bei mir pro Portion immer so gut fünf Minuten gedauert. Heißt: Man kann häppchenweise dabei lesen, während die Zwiebeln vor sich hinbrutzeln. Wenn die Zwiebeln alle zu Röstzwiebeln geworden sind, nochmal nachsalzen. Tipp: Ich habe eins von den Papiertüchern, die ich zum Entfetten der Zwiebeln genutzt habe, aufgehoben und damit den Linsen-Reis-Topf ausgewischt, der im übernächsten Schritt genutzt wird. Ansonsten ein Tröpfchen Öl in den Topf geben, bevor die Samen reinkommen.

In einer Schüssel
200 g Basmatireis (bei mir Langkornreis) mit
1/2 TL gemahlener Kurkuma,
1 1/2 TL gemahlenem Piment,
1 1/2 TL Zimt,
1 TL Zucker,
1/2 TL Salz und
reichlich Pfeffer mischen.

In einem großen Topf (da müssen Reis und Linsen reinpassen)
2 TL Kreuzkümmelsamen und
1 1/2 TL Koriandersamen kurz bei mittlerer Hitze anrösten. Reis und Gewürze dazugeben sowie
2 EL Olivenöl. Alles kurz durchrühren, so dass der Reis ölig wird. Die Linsen dazugeben und mit
350 ml Wasser angießen. Aufkochen und abgedeckt 15 Minuten bei sehr geringer Hitze köcheln, danach alles noch kurz ruhen lassen.

Ich hatte keinen Koriandersamen zum Anrösten und habe stattdessen einen guten Teelöffel gemahlenen Koriander zu den restlichen Gewürzen gegeben. Außerdem habe ich etwas mehr Wasser angegossen, da ich kaum mehr verabscheue als angebrannten Reis.

Wenn Reis und Linsen endlich fertig sind, die Hälfte der Röstzwiebeln unterheben, falls man sie nicht schon hungrig vorab verspeist hat. Die restlichen Zwiebeln zum Anrichten darüber streuen. Ein Gurkensalat mit Jogurt passt übrigens prima dazu. Ansonsten ist es eine mummelwarme Mahlzeit, die sehr glücklich macht.

Lobhudelei auf das Kölner Wallraf-Richartz-Museum mit kleinen Abzügen in der B-Note

Bei meinem Kölnbesuch vor knapp zwei Wochen schaute ich mir nicht nur den Dom interessiert an, sondern auch die Mittelalterabteilung im Wallraf-Richartz-Museum. Dabei fiel mir auf, wie klug die Werke präsentiert wurden – und wie gut die Texte dazu waren. Ich war mehr mit Gucken beschäftigt als mit Knipsen, daher habe ich weder die Werke noch ihre Beschriftungen mit dem iPhone geschnappschusst; da müssen wir jetzt durch, und ihr müsst mir einfach mal glauben. Oder ihr geht selbst im Museum vorbei und korrigiert mich notfalls, was für uns alle das Beste wäre.

Die normale Hängung in Museen, soweit ich das beurteilen kann, ist gerne nach Künstlern und Künstlerinnen geordnet, die sich zudem in einem Raum mit weiteren Menschen aus ihrer Epoche oder ihrer Stilrichtung befinden. Gerne hängt auch alles in zeitlicher Anordnung, so dass man von alt nach neu oder umgekehrt spazieren kann. Das kenne ich am besten von der Alten Pinakothek: Wenn man rechts die Treppe vom Eingang hochgeht, kommen zuerst die „neuen“ Franzosen, wenn man links hochgeht, zuerst die „alten“ Niederländer. Und je nachdem, zu wem ich gerade dringend will, weiß ich inzwischen, wo ich hochrennen muss. (Der schönste Dürer von allen hängt links, danach kommen gleich die Raffaels. #servicetweet)

Die meisten Museen bieten Audioguides an, die ich auch gerne nutze, gerade weil an den Werken nur das Nötigste steht: Künstler oder Künstlerin, Lebensdaten, manchmal das Ankaufdatum. Wobei mich persönlich eher der Zeitraum interessiert, in dem das Bild entstanden ist anstatt der, in dem der Maler oder die Malerin gelebt hat. Das steht seltsamerweise recht selten dabei. Wenn ich richtig gesehen habe, hat das Wallraf-Richartz-Museum keine Audioguides; dafür steht in jedem Raum eine Sitzlandschaft, in die ein Bildschirm eingelassen ist. Dort kann man sich bestimmt was total Funkyges angucken; auch das habe ich nicht ausprobiert, denn ich war mit den Texten schon glücklich genug.

Was mich so beeindruckt hat, war die Logik, die die geschätzt 100 Werke zusammenhielt. Jeder Raum hatte ein Thema, und das wurde per Schrifttafel auf deutsch und englisch erklärt: wissenschaftlich genug, um mir was Neues zu bieten (ich habe in den letzten Monaten recht viel über dieses Thema gelesen – nicht dass ich mir einbilde, schon wirklich was zu wissen) und populär genug, um den Text bis zum Ende lesen zu wollen. Teilweise mit Überschriften, die ich nicht unbedingt in einem Museum erwartet hätte. So war ein Text über das jüngste Gericht (?) mit Apocalypse Now übertitelt. Die Themen begannen mit „Die Erfindung der Kunst“, wo erklärt wurde, wann ungefähr die ersten transportablen Bildnisse entstanden und welchen Eindruck diese meist auf strahlendem Goldgrund gemalten Werke auf die Betrachter hatten. (Ich wiederhole mich: Ich zitiere wild aus der Erinnerung.) Dann gab es einen Raum, in dem sich ausschließlich Flügelaltäre befanden. Die Texttafel informierte über die Besonderheit von Triptychen, ihre räumliche Aufteilung und ihr Bildprogramm. Nette Zusatzidee: Die Sitzgelegenheiten in diesem Raum waren Kirchenbänke.

Einschub: Bei den Altären bzw. Bildwerken, die gleich mehrere Geschichten auf einmal erzählen, ist mir aufgefallen, wieviel dann doch in den letzten Monaten schon an ikonografischen Grundkenntnissen hängengeblieben ist. Vor den meisten großformatigen Werken begann ich im Kopf automatisch den Jesus-Countdown und beschrieb mir selbst, was ich sah: Verkündigung an Maria (Taube, Lilie, Engel), manchmal der Kindermord von Bethlehem, Flucht nach Ägypten (Esel 1), Geburt, die Heiligen Drei Könige, Darbringung im Tempel (Mama streckt einem alten Mann ein Baby entgegen), das eine oder andere illustrierte Gleichnis, ab und zu der Einzug nach Jerusalem (Esel 2), Abendmahl, Judaskuss, Geißelsäule/Dornenkrone/Mantel (Arschloch-Soldaten, viel Blut), Ecce Homo (viele Menschen, viel Blut), der kreuztragende Jesus (kreuztragender Jesus, viel Blut), Kreuzigung, Kreuzabnahme, Wiederauferstehung (stehender Jesus im steinernen Sarg, schlafende Soldaten, wehende Fahne, mal rotes Kreuz auf weißem Grund, mal umgekehrt – wissen Dänemark und England davon?) und damit hört die Bilderfolge meistens auf. Einschub Ende.

Ein Raum beschäftigte sich mit den ersten Privatporträts, was mir persönlich besonders gut gefiel, weil ich genau darüber gerade ein schönes Seminar hatte; ein Raum ist dem Lokalhelden Stefan Lochner vorbehalten, der zeitlich und ikonografisch sehr stimmig in den ganzen Rundgang eingeordnet war. Ein anderer Raum informierte über weitere Kölner Künstler und überhaupt den Kunst- und Kirchenstandort Köln (was sich bedingte), ein weiterer über die Heilige Ursula, wiederum ein anderer hatte den bildlichen Schwerpunkt „Vision und Wirklichkeit“.

Zusätzlich zu der großen Tafeln, die einen groben Überblick schufen, informierten an einigen Gemälden und Altären noch weitere kurze Texte über die jeweiligen Besonderheiten. Da gab es zum Beispiel einmal eine Erklärung zu den erhaben gestalteten, „geriffelten“ Nimbussen, die lustigerweise mit der Girolle erklärt wurden (ja, das musste ich googeln), mit der runder Käse geschabt wird. Ein Satz wies mich darauf hin, dass mir diese Art der Heiligenscheingestaltung in der Ausstellung noch öfter begegnen würde, was natürlich dazu führte, dass ich zusätzlich zu all den anderen Details, nach denen ich inzwischen suchte, auch noch auf den Nimbus achtete. Toll.

Ich habe mich selten so umfassend und doch so unangestrengt von einem Museum informiert gefühlt, und wenn ich nicht nach zwei Stunden mit Gold und Marias und Schmerzensmännern vollgepackt gewesen wäre, hätte ich mir gerne auch noch Barock und Impressionismus gegönnt, einfach um zu gucken, ob die anderen Räume auch so toll sind. Beim nächsten Mal.

Ein bisschen habe ich aber doch zu quengeln: Als ich an der Kasse nach einer Ermäßigung für Studierende fragte, antwortete mir der durchaus freundliche Herr, dass es keine gäbe. Das wunderte mich zwar, aber ich nahm das mal so hin, bezahlte meine acht Euro und genoss die Kunst.

Auf der Website las ich aber nachträglich, dass Studis natürlich günstiger reinkommen und Studierende der Kunstgeschichte sogar umsonst. Und sogar ohne dusselige Altersbeschränkung, wie sie zum Beispiel die Hamburger Kunsthalle hat; da darf man nur vergünstigt rein, wenn man unter 27 ist, ganz egal was man studiert.

Ich nörgele jetzt nicht wegen der acht Euro – ich habe fünf Minuten nach dem Museumsbesuch 4,50 Euro für einen Becher Kaffee gelöhnt, ohne mit der Wimper zu zucken. Mich nervt es nur, dass mir so dämlich ins Gesicht gelogen wurde. Wenn ich schon nach einer Ermäßigung frage, werde ich wohl auch einen Grund dafür haben. Ich nutze meinen Studiausweis für nix, ich will nicht billiger in Filme oder Schwimmbäder, aber ja, in Museen will ich für weniger Geld oder für lau. Ich finanziere mir gerade eine nicht besonders günstige Ausbildungsvariante, und wenn ich mir schon FCB- und Staatsoperkarten verkneife, würde ich mir gerne was anderes gönnen. So wie ein tolles Museum. Das nächste Mal zücke ich gleich den Ausweis, anstatt freundlich zu fragen, denn ich will auf jeden Fall noch mal hin. Und in den Dom sowieso. In den darf man übrigens umsonst.

Gebackene Süßkartoffeln mit Feigen

Wieder ein Rezept aus Ottolenghis Jerusalem – leider eins, das mir persönlich nicht ganz so gut geschmeckt hat. Die Kombination aus Süßkartoffeln und Feigen ist zwar optisch eine feine Sache, aber ich mochte es eher weniger. Das nächste Mal lasse ich den süßen Fehlton einfach weg, denn der Rest war gut. Was soll an Kartoffeln, Zwiebeln und Jogurt auch nicht gut sein.

4 Süßkartoffeln (ca. 1 kg) schälen, in dicke Spalten schneiden und mit
3 EL Olivenöl,
2 TL Salz und
Pfeffer vermischen.

Im auf 240° vorgeheizten Backofen für 25 Minuten backen – die Kartoffeln sollen weich sein, aber nicht zerfallen. Nach dem Backen etwas abkühlen lassen.

2 EL Olivenöl erhitzen und darin
12 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten, sowie
1 rote Chilischote, in feine Ringe geschnitten, bei mittlerer Hitze anbraten.

Ich habe stattdessen eine ganze getrocknete Chilischote mit ins Öl geworfen und sie danach entsorgt; so bekommt das Öl eine leichte Schärfe, und ich muss beim Essen nicht dauernd auf der Hut davor sein, auf etwas richtig Scharfes zu beißen.

6 reife, frische Feigen waschen und vierteln.

Herr Ottolenghi hätte außerdem gerne noch eine Balsamico-Reduktion. Dafür
40 ml Balsamico-Essig mit
20 g Zucker kurz aufkochen und leicht eindicken lassen. Der Sirup dickt beim Abkühlen noch weiter ein; falls es zu zähflüssig wird, ein bisschen Wasser dazugeben. Ich konnte mir diesen Schritt sparen, weil mir ein wohlmeinender Mensch mal eine Pulle fertige Reduktion geschenkt hat.

Zum Abschluss die lauwarmen Kartoffeln mit den Feigen auf einer Platte anrichten, Frühlingszwiebeln darübergeben und mit der Reduktion beträufeln. Wer mag, bröselt noch
140 g weichen Ziegenkäse über das Ganze.

Ich hatte nur Jogurt im Haus, und die kühle Frische passte auch sehr gut zu dem eher warm-scharfen Futter. Auch die Kombination aus dem säuerlichen Balsamico und den süßlichen Kartoffeln mochte ich sehr gern. Nur die Feigen haben sich mir einfach nicht erschlossen, die schmeckten, als hätten sie sich auf den falschen Teller verirrt.