Tagebuchbloggen 05.03.2010

Auf meine violetten und weißen Tulpen geguckt. In meine rote Lavalampe. In meine pinkfarbenen Kerzen. Auf mein neues und für fünf Sekunden gewöhnungsbedürftiges türkis-petrolfarbenes Shirt. In meinen grünen Tee. In mein blaues Buch mit den schwarzen Buchstaben, in dem ich so seltsame und wunderschöne Wortkombinationen wie „neutrinoloser doppelter Betazerfall“ finde. Keine Ahnung, was sie bedeuten, aber sie sehen hübsch aus und klingen sehr edel.

Ging übrigens um Germanium und nicht um Edelgase, die so heißen, weil deren Atome sich zu fein für schnöde Verbindungen mit anderen Elementen sind. Tjaha, sowas weiß ich jetzt.

(Tjaha, sowas hätte ich schon in der 7. Klasse wissen müssen.)

Tagebuchbloggen 04.03.2010

Ich vermisse den Klang von Staub auf Platten. Ich vermisse das kleine Knacken. So wie ich bei totgeposteten Titelblättern Pickel vermisse, Falten, irgendwas, was aus Plastik wieder Fleisch macht.

Das neue Video von OK Go ist toll, und Wired beschreibt, warum es so toll ist.

Abends die übriggebliebene Aubergine verarbeitet: gesalzen und gewässert, kurz in Mehl gewendet und in Butterschmalz gebraten, dazu abgezogene Cherrytomaten, ein, zwei Knoblauchzehen und ein Zweig Thymian. Sehr entspanntes, freundliches Essen.

Eigentlich wollte ich mir die Geschichte aus Die Ordnung der Stoffe – Ein Streifzug durch die Welt der chemischen Elemente bis zur monatlichen Bücherrunde aufheben, aber die ist zu „lustig“:

„Dass Strahlen töten können, begann man erst zu ahnen, als eine Reihe Zifferblattmalerinnen an Knochen-Nekrose erkrankten. Bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Radium in Leuchtfarbe für Uhren und Instrumente verwendet. Die Pinsel, mit denen die Arbeiterinnen die Farbe auftrugen, pflegten sie mit dem Mund anzuspitzen. Damit gelangte das Radium in ihre Körper und dort – da es chemisch dem Calcium ähnelt – vor allem in die Knochen, wo seine Alphastrahlen ihr Zerstörungwerk besonders effektiv verrichten. Bekannt wurde die Gefährlichkeit des Radiums aber eigentlich schon 1932 durch den qualvollen Tod eines Prominenten. Der Stahlmilliardär und Golf-Champion Eben Byers hatte 1928 bis 1930 täglich drei Fläschchen Radithor geleert. Dann begannen sich seine Schädelknochen bei lebendigem Leib aufzulösen.“

Tolles Buch.

(Wer keine Lust hat, auf den Wikipedialink zu Radithor zu klicken – darin verbirgt sich eine wunderbare Headline im Wall Street Journal zum Fall Byers: “The Radium Water Worked Fine Until His Jaw Came Off.”)

Tagebuchbloggen 03.03.2010

Vormittags gearbeitet. Mittags ein Amazonpaket gekriegt. Nachmittags gearbeitet. Nach Hause gegangen, Lost S06E06 geguckt, noch ne Runde gearbeitet. Wenigstens weiß ich wofür (siehe „Amazonpaket“).

Tagebuchbloggen 02.03.2010

Neue iPhone-App gekauft, weil die vierjährige Tochter von Swiss Miss die so mag. Also genau mein Ding. Der Kerl hat dem armen Carl sofort in die Augen gepiekt. Wie kommt man auf solche Ideen? Und mit sowas teile ich mein Leben. Ts.

Zwei Weinkisten getragen. Dumme Idee. Dummer Rücken.

Mal wieder bei einem meiner Auftraggeber vorbeigeschaut. Im Prinzip immer eine gute Sache, aber blöderweise ist direkt gegenüber ein habitat. Wie verdient, so ausgegeben.

Auf Facebook gelesen, dass Schnuckelputz heute (also gestern) bei Jay Leno mein Lieblingslied von seinem Album singt: Sleepwalker. Mach hin, YouTube. (Edit: geht doch.)

Fürchterlichen Gieper auf McDonald’s gehabt. Ihm widerstanden, indem ich an unsere Speisekammer gedacht habe. Zuhause dann doch irgendwie Hamburger gegessen.

kaesebrot

Unter der hauchzarten Käsedecke verstecken sich Tomaten, Gurken und Knoblauchsalami. Nicht im Bild: eine solidarische Tasse grüner Tee in der Chai-Variante. Und weil ich neuerdings so viel Tee trinke, sind zum ersten Mal die Kerl’schen und die Gröner’schen Getränkekisten nicht gleichzeitig leer. Kriegt der Kerl eben eine Sonderlieferung.

Tagebuchbloggen 01.03.2010 –
Die 2-Jahre-Edition

Am 1. März 2008 habe ich mich selbständig gemacht. Kommt mir immer noch vor, als ob das erst ein paar Monate her ist, aber wow, es sind schon zwei Jahre. In denen ich genau das gemacht habe, was ich vorher als Festangestellte auch gemacht habe, aber dafür jetzt zu für mich angenehmeren Konditionen. Kann ich also locker weiterempfehlen, dieses „selbständig“. (Außer wenn Kunden daraus „selbstständig“ machen wollen. Ja, ich weiß, dass der Duden das auch abnickt, aber mit dem Ding habe ich seit der Rechtschreibreform sowieso nen ganzen Hühnerstall zu rupfen.)

Ich hatte das Glück, gleich im ersten Jahr der Freiberuflichkeit ewig lange am Stück gebucht zu werden und das auch noch in Berlin. Neue Stadt, neue Agentur – und dazu alte Kollegen, denn wie ich damals, glaube ich, schon mal schrieb, sind Autowerber eine sehr inzestuöse Sippe, die von Automarke zu Automarke bzw. Agentur zu Agentur ziehen, aber im Prinzip immer das gleiche mit den gleichen Kollegen macht: schöne Anzeigen, Filme und Kataloge, in denen es um tolle Karren geht.

Nach Jahren Audi und Mercedes-Benz habe ich dann fast ein Jahr BMW gemacht. Wollte ich schon ewig, weil ich auch ewig einen BMW fahren wollte und inzwischen ja auch schon ewig einen fahre. (Wenn der Rücken es zulässt. Der olle Rocky liegt eben doch tiefer als Oma Gröner es manchmal gerne hätte. Aber den geb ich nicht her, selbst wenn er nur in der Garage steht. Einen 3er BMW, Baujahr 88, in champagner-metallic, der gerade mal 65.000 runter hat und immer anstandslos TÜV kriegt, gibt – man – nicht – her. Aber ich schweife ab.)

Nach fast einem Jahr Berlin hat mich dann eine andere Agentur in Hamburg auch gleich für mehrere Monate in Beschlag genommen. Diesmal durfte ich auf Volkswagen arbeiten, was sich lustig angefühlt hat, denn Audi – „meine“ Marke, die kenne ich einfach am besten – gehört zu Volkswagen, weswegen sich einige technische Begriffe gleichen, andere aber so gar nicht. Das ist mir ja schon bei Mercedes und BMW aufgefallen: Viele Marken haben ähnliche Technologien, nennen sie aber natürlich anders. Also muss man im Kopf irgendwann quattro, 4MATIC und xDrive auseinanderhalten, wenn man über Allradantrieb schreibt, oder MMI, COMAND APS und iDrive, wenn es um die Schaltzentrale im Innenraum geht, mit der man den ganzen modernen Firlefanz wie Klimaanlage oder CD-Player bedienen kann. (Rocky hat nix davon. Er hat ein Radio ohne Kassettendeck und ne Heizung mit genau zwei Einstellungen: zu heiß oder zu kalt. It builds character.)

Der Sommer 2009 war dann ein bisschen mau, was vielleicht noch eine Auswirkung der Finanzkrise war, von der ich bis dahin überhaupt nichts mitbekommen hatte. In der Zeit habe ich viel Kleinkram gemacht und vor allem viel auf dem Sofa rumgelegen, was ich genauso toll finde wie über Autos zu schreiben. Und weil ich als Streber natürlich mein Geld brav zusammengehalten habe, wie es mir alle Freien immer wieder erzählt haben – spare in der Zeit, dann hast du, wenn du auf dem Sofa rumliegen willst oder musst –, ließ sich die Zeit auch prima überstehen. Ich habe zwar alle drei Tage den Kerl vollgejammert – „Ich werde nie wieder gebucht! Ich muss meine Eltern um mein Erbteil anbetteln!“ –, aber dann kam eben doch immer noch irgendwas in irgendeiner Agentur oder von irgendeinem, der mich von irgendwoher kannte. Wie immer. Auch das haben mir alle Freien erzählt. Es kommt immer irgendwas.

Und seit letzten August bin ich wieder in der Agentur, in der ich bereits zweimal als Festangestellte gearbeitet habe. Hat sich also nicht viel geändert, außer dass ich mich als Freie weitaus wohler fühle als als Angestellte. Denn das, wovor ich mich anfangs gefürchtet hatte – die Deadline am Horizont, das Wissen, dass ich eben „nur“ vier Wochen irgendwo bin anstatt open end –, ist genau das, was mir inzwischen sehr wichtig geworden ist. Ich muss mich über nix lange ärgern, mir geht kein Kollege wirklich auf die Nerven, weil ich weiß, dass ich nicht mehr lange hier bin. (Nebenbei geht mir ja eh nie ein Kollege auf die Nerven, ist klar. Wir sind ja alle ohne Ausnahme immer und überall nette Menschen.)

Es ist also alles ungefähr so geworden, wie ich mir gewünscht habe. Und das freut mich immer sehr, wenn ich mir die Zeit nehme, darüber nachzudenken. Was ich selten tue, denn mein Status ist für mich inzwischen nichts Besonderes mehr. Ich stoße jetzt mir mir selber an und mit meinem Macbook und im Geiste mit meiner Steuerberaterin und der KSK und eher weniger mit den diversen fehlinformierten Menschen bei der Arbeitsagentur, die es aber trotzdem irgendwann hingekriegt haben, mir einen Gründungszuschuss zu spendieren. Auf die nächsten zwei Jahre. Mindestens.

Tagebuchbloggen 27./28.02.2010

Samstag Spinnennetz unter dem Esszimmerschrank weggesaugt. Dachte ich jedenfalls. Die Spinne scheint aber a) widerstandsfähig und b) rachsüchtig zu sein und ist daher ins Schlafzimmer umgezogen, wo sie mir direkt über meinem Kopf begegnete, als ich mich friedlich zur Ruhe betten wollte. Dank Altbaudecken und meinem geringem Körperwuchs (zumindest in die Höhe) ist in unserem Hause der Kerl fürs Spinnen-von-Decken-Saugen zuständig, worauf er gerade gegen Mitternacht nie so recht Lust hat, vor allem, wenn er lieber auf drei Sendern und zwei Computerbildschirmen gleichzeitig auf den Tsunami auf Hawaii wartet. Er hat trotzdem brav den Staubsauger aus der Kammer geholt, während ich meine Teddys in Sicherheit gebracht habe, die auch DIREKT IM KRISENGEBIET SASSEN, umgotteswillen. Ich traue Staubsaugern ja auch nie so recht, habe aber trotzdem gut geschlafen.

futter2702

Samstag abend gab’s the best broccoli of your life (danke an Elsa für den Link) mit Bratkartoffeln und geriebenen Mohrrüben.

Ich fand den Brokkoli leider alles andere als best of my life: Ich mochte zwar das Röstaroma und den Hauch Zitrone, aber – obwohl ich sonst auf alles Käse raufwerfen möchte, was irgendwie salzig ist – Parmesan auf Brokkoli hat mich überhaupt nicht überzeugt. Ich werde dem Zeug aber noch eine zweite Chance geben, nur mit Salz, Pfeffer, Öl und einem Hauch Zitrone, denn generell finde ich Gemüse vom Blech immer lecker, und bisher mochte ich Brokkoli auch fast ausschließlich in Suppenform, weil ich ihn immer zu matschig koche.

Der Kerl mochte allerdings genau das Röstaroma und die Zitrone nicht, aber dafür den Parmesan, und er hätte alles gerne etwas matschiger. Ich ahne, dass wir in Zukunft recht selten gemeinsam Brokkoli essen werden.

Sonntag mittag habe ich gebacken. Sonntag abend habe ich gekocht. Zwischendrin habe ich gelesen und Tee getrunken und in den Regen gestarrt und Fußball geguckt und Rugby und mich sehr, sehr wohl in meiner Haut und auf meinem Sofa und an der Kerl’schen Brust und am Esstisch gefühlt.

Confit Byaldi für Dummies

Man kann’s essen hat es vor ein paar Tagen gekocht und auf ein Rezept bei chefkoch.de verlinkt. Ich habe ein Mittelding von beidem gemacht, weswegen es wahrscheinlich weder Confit Byaldi noch Ratatouille ist, sondern einfach Ofengemüse mit Sößchen. War aber trotzdem lecker.

ratatouille2

Bei uns mussten dringend zwei Paprikaschoten in rot und grün weg; die habe ich auf dem Backblech bei 225° 20 Minuten vor sich hinschmurgeln lassen, bis ich ihnen theoretisch die Haut hätte abziehen können. Konnte ich aber nicht. In einem Topf köchelten schon eine Zwiebel, eine Knoblauchzehe, drei abgezogene Tomaten, ein Zweig Thymian, ein Lorbeerblatt und Salz und Pfeffer vor sich hin, und da ich keine Lust hatte, die Paprika nochmal in den Ofen zu werfen, habe ich sie kurzerhand mit Haut kleingeschnitten, ein wenig mit einköcheln lassen und den ganzen Zauber grob püriert.

Die Sauce bis auf einen Esslöffel in eine Auflaufform streichen. Darauf hübsch gefächert und in möglichst gleich dünne und gleich große Scheiben geschnitten eine Zucchini, eine Aubergine, ein, zwei Tomaten und theoretisch eine gelbe Zucchini verteilen. Hatte ich nicht und habe es daher Man kann’s essen gleichgetan und eine dicke Mohrrübe genommen.

Auf die ganze Pracht noch ein, zwei Löffel Olivenöl mit Thymian, Salz und Pfeffer träufeln und für zwei Stunden in den gerade mal 135° warmen Ofen. Die Auflaufform dabei gut unter einem Alumützchen verstecken. Nach zwei Stunden die Alufolie entfernen und noch eine halbe Stunde weitergaren.

Schließlich den aufgehobenen Esslöffel Sauce (ich wage nicht, dazu Pipérade zu sagen) mit einem Esslöffel Balsamico, einem Esslöffel Olivenöl und einem Haufen Kräuter vermischen und das Gemüsetürmchen damit anrichten.

Für den ganzen Aufwand fand ich den Geschmack dann relativ schlicht, aber vielleicht ist das auch die Kunst. Es hat auf jeden Fall sehr ausgewogen und harmonisch geschmeckt, aber mir hat ein wenig das Besondere gefehlt. Aber vielleicht bin ich auch wieder zu sparsam mit den Gewürzen gewesen, obwohl ich mir das eigentlich schon abgewöhnt habe.

Zitronen-Kokos-Kekse

Wieder mal ein Bild bei Tastespotting gesehen, das ich sofort nachbacken wollte. Beim Lesen stellte ich aber fest, dass die Kekse mit Agavensirup gesüßt werden sollten. Ich habe in drei Läden erfolglos danach gesucht* und mich dann dazu entschlossen, doch einfach Zucker in den Teig zu hauen. Mit dieser Pi-mal-Daumen-frei-nach-Schnauze-Methode (heißt: kein Umrechnen von cups und g, sondern Augenmaß und Ausprobieren) hab ich dann auch den Rest vom Teig erstellt.

zitronenkokoskekse

Ca. 50 g geschmolzene Butter mit einem Ei und ca. 50 g Zucker verrühren. In einer weiteren Schüssel ca. 180 g Mehl mit einer Prise Salz, einem Teelöffel Backpulver, der abgeriebenen Schale einer Zitrone und ca. 90 g Kokosflocken vermischen. Die flüssigen Zutaten mit den festen kurz verrühren und den einigermaßen klebrigen Teig für ungefähr 30 Minuten in den Kühlschrank stellen, damit er fester wird.

Danach aus dem Teig haselnussgroße Kugeln formen und in einer weiteren Runde Kokosflocken wälzen. Bei 150° ungefähr 18 bis 20 Minuten backen. Aus den Kugeln werden kleine Hügelchen, also ein bisschen Platz auf dem Blech lassen.

Die Kekse sind recht fluffig, könnten für meinen Geschmack aber noch fluffiger sein und etwas weniger mehlig. Und sie waren bei dieser relativ geringen Menge Zucker recht unsüß, was mir sehr gefallen hat. Der Kerl meinte, er schmecke nur Zitrone, ich habe fast nur Kokos geschmeckt. Da ich auch keine Flüssigkeit zugegeben habe, die ja eigentlich durch den Agavensirup im Teig gewesen wäre, werde ich nächstes Mal Zitronensaft zum Teig geben und die Zuckermenge etwas erhöhen, damit die Kekse ein bisschen geschmacksintensiver werden. Die ganze Zubereitung dauert mit Herstellen und Backen keine Stunde und ist babyeinfach. Und die Kekse sehen selbst bei mir Grobmotorikerin sehr gut aus.

* Inzwischen sind aber genug Mails und Tweets aufgelaufen, die mir sagen, wo ich den Agavendicksaft (iiiih) kriegen könnte. Hab ich in meinem Alnatura wohl einfach nicht richtig hingeguckt. Danke an alle hilfreichen SchreiberInnen.