Felix: „zu behaupten, täglich stundenlang auf den bildschirm zu glotzen würde die menschen die das tun vereinsamen lassen, ist so ziemlich der grösste humbug den man sagen kann. vielleicht ruiniert man sich die augen dabei, aber nicht das sozialleben.“

Deswegen liebe ich Twitter. Von unten nach oben zu lesen.

Plus vite, s’il vous plaît!

Hach, Sprachkurse bei der Volkshochschule. Immer wieder schön.

Ich hatte vor Jahren schon mal einen Franzackigkurs gebucht, den ich aber nach zwei oder drei Stunden fluchtartig verlassen habe, weil wir da immer noch mit Je m’appelle Anke beschäftigt waren. Diesmal war ich daher Fuchs und habe einen sogenannten Schnelllernerkurs belegt. Anforderungen: Man musste schon eine Fremdsprache gelernt und sich somit schon einmal mit fremder Grammatik und Vokabellernen beschäftigt haben.

Das ist bei uns, na, zehn Mädels und einem Kerl (der Alibimann, der immer herhalten muss, wenn’s um den Unterschied zwischen elle und il geht) auch der Fall; alle können gut englisch, was auch nötig ist, denn unsere Lehrerin kommt von den Philippinen und spricht besser englisch als deutsch. Das hindert die kleinen Lernhäschen aber nicht daran, trotzdem dumme Fragen zu stellen, bei denen ich mir immer denke: Googelt den Quatsch zuhause und lasst uns hier weitermachen. Sag ich aber nicht, weil ich ne Memme bin und lieber im Blog rumheule.

So wie gestern, als wir lustige Länderbezeichnungen gelernt haben und wie man sie mit je suis verbindet. Also je suis allemande oder ähnlich. Dabei haben wir auch Kostbarkeiten wie malgache gelernt – aus Madagaskar; ich weiß nicht mal, wie das Adjektiv auf deutsch heißt. Ich kenne niemanden von der Insel, aber falls mir doch mal jemand von da begegnet, bin ich jetzt aber sowas von gewappnet.

Dann hielt unser Übungsbuch einen Dialog für uns bereit, in dem ein Kerl stolz seiner Treppenhausbekanntschaft erzählte, dass er aus dem Elsass käme (je suis alcacien) und auch flott Elsässisch spräche. Worauf die (berechtigte) Frage aufkam, ob Elsässisch denn anders als Französisch wäre und wenn ja – jetzt kommt der meiner Meinung nach überflüssige und unberechtigte Teil –, wie es sich vom Französischen unterscheiden würde. Da musste unsere Lehrerin passen, worauf die hilfreichen Labernasen sie fragten, ob das vielleicht so ähnlich wäre wie Deutsch und Plattdeutsch. Worauf Frau Philippina nur noch sagen konnte: Je ne sais pas. Und anstatt dass es jetzt schön weiterging mit dem Elsässer und der Tante auf den Stufen, entspann sich eine muntere Diskussion (natürlich zwischen den Mädels, die eh keinen Satz vernünftig rausbringen), ob Plattdeutsch eigentlich eine Sprache sei oder ein Dialekt. Wie bayerisch. Oder friesisch. Wobei friesisch ja eine Sprache ist, denn sie hat Anleihen aus dem Englischen. Oder war das Platt? Ich hab mich irgendwann ausgeklinkt und schon mal die Hausaufgaben angefangen. Unsere Lehrerin hat die Tafel gewischt und irgendwann einfach den Dialog weiterlaufen lassen; ich glaube, sie hat eh nicht mehr verstanden, worüber gerade diskutiert wurde.

Merke: Wenn du glaubst, du hast die Sabbelköppe hinter dir, wenn du dein Germanistikstudium abbrichst bzw. schnellstmöglich zu den Historikern wechselst, weil die vielleicht weniger quatschen, dann hast du dich geirrt. Man trifft sie anscheinend überall, wo es um Sprache geht. Merde.

I ♥ Mukmuk.

Liisa hat gestern per Twitter auf den schönen Service, eine spanische Vokabel täglich per Mail zu bekommen, aufmerksam gemacht. Für Englisch kriege ich das ja seit Ewigkeiten (auch wenn’s meistens britisches Englisch ist), aber jetzt will ich das ganze natürlich auch auf Französisch. Leider hab ich beim Googeln nichts gefunden – bis auf dieses schöne Weblog des Klett-Verlags, das zwar keinen Vokabelbringdienst hat, sich aber trotzdem für mich als Anfänger recht nett lesen lässt.

Und gerade, als ich diesen Zeilen getippt habe, twitterte Liisa mir die Adresse von Écoute, das immerhin ein Wort des Tages (le mot du jour) und einen Newsletter hat. Auch gut.

Wer zu Weihnachten mal was anderes als Harlekinposter verschenken will: anna wand. Schönes Zeug. Wenn ich mich nur entscheiden könnte … den Bambus fürs Schlafzimmer? Oder lieber einen schönen Satz den Flur lang? Hach.

Schnell mal einen Link zu National Geographic, das einen schönen Artikel hat zum Gehirn, Gedächtnisleistung und seltsamen Streichen, die uns der Klumpen spielen kann. Ich konnte mich kaum für einen Teasertext entscheiden, daher copypaste ich mal den Anfang zum Anfixen:

„There is a 41-year-old woman, an administrative assistant from California known in the medical literature only as “AJ,” who remembers almost every day of her life since age 11. There is an 85-year-old man, a retired lab technician called “EP,” who remembers only his most recent thought. She might have the best memory in the world. He could very well have the worst.

“My memory flows like a movie””nonstop and uncontrollable,” says AJ. She remembers that at 12:34 p.m. on Sunday, August 3, 1986, a young man she had a crush on called her on the telephone. She remembers what happened on Murphy Brown on December 12, 1988. And she remembers that on March 28, 1992, she had lunch with her father at the Beverly Hills Hotel. She remembers world events and trips to the grocery store, the weather and her emotions. Virtually every day is there. She’s not easily stumped. (…)

EP’s hippocampus was destroyed, and without it he is like a camcorder without a working tape head. He sees, but he doesn’t record.
EP has two types of amnesia””anterograde, which means he can’t form new memories, and retrograde, which means he can’t remember old memories either, at least not since 1960. His childhood, his service in the merchant marine, World War II””all that is perfectly vivid. But as far as he knows, gas costs less than a dollar a gallon, and the moon landing never happened.“

Heutige Glücklichmachdinge:

– Regen und Sonne gleichzeitig. Dabei mit einem riesigen Kaffee auf dem Sofa rumlungern und nach draußen ins Wetter gucken.

– Laufband mit guter Musik dazu.

– Badewanne, viel Schaum, viele Kerzen, Sekt aus einem gravierten Glas, das bei der letzten Hochzeit, auf der ich war, als Platzkarte diente.

– der Rest der Lasagne von gestern.

– uralte Friends-Folgen.

– twittern.

Pastoralia von George Saunders.

– den Kerl nebenan tippen hören.

– nette Mails, die mich mit Musiktipps fürs Französischlernen versorgen.

– der bunte Rosenstrauß auf dem Esszimmertisch.

– zu wissen, meine Entscheidung von letzter Woche war die richtige, auch wenn ich noch nervös bin. Aber der Bauch sagt ja und dem Rücken geht’s besser. Scheint okay zu sein.

Erste Weihnachtsfeier der Saison. Beim Pornowichteln eine Zuhältersonnenbrille gewonnen. Gegen Nippelmütze eingetauscht.

Weitere schöne Geschenke (Preisrahmen bis zu fünf Euro): Sprühsahne. Zwei Boxen Kleenex. Eine Einwegkamera. Ein weißer Plastikweihnachtsbaum, ca. 20 cm, plus eine Dose Vaseline. Ein verpackter Riesendildo, der sich als eine Salami und zwei Mandarinen entpuppte. Die Bio-Bums-Box, in der eine Gurke, eine Zucchini und eine Banane lagen. Ein vibrierender Penisring (laut Packung nur einmal zu benutzen). Einer von diesen nutzlosen kleinen Wäscheklammerständern, die man auf den Schreibtisch stellt und eine Postkarte einklemmt oder die man als Platzkartenhalter nutzen kann – geht auch für Kondome („für die geschmackvolle Präsentation Ihrer Verhütungsmittel“). Essbare Unterwäsche. Die obligatorischen Handschellen.

Nur den Energizer Bunny hab ich nicht verstanden.

Menschen 11/07

Der Busfahrer, der an der roten Ampel nochmal die Tür für die Hinterherrenner aufmacht. Der andere Busfahrer, der im Stau vor einer anderen Ampel steht und deswegen die Türen schon zehn Meter vor der Bushaltestelle aufmacht, damit alle rein- und andere rauskönnen. Wieder ein anderer Busfahrer, der einen kleinen Jungen, der anscheinend zehn Cent zu wenig dabei hat, einfach so mitfahren lässt. „Und wenn wer nach deiner Karte fragt, kommste zu mir nach vorne.“

Das Pärchen mit Kinderwagen an der Bushaltestelle. Der Bus kommt, und der Kerl tritt dermaßen gegen die Bremse am Kinderwagen, dass der ganze Wagen wackelt. Er schiebt ihn drängelnd in den Bus, sein Mädel ganz still hinterher. Kurz bevor sich die Türen schließen, springt er wieder raus und fängt an zu brüllen: „Ich mach das nicht mehr mit! ICH MACH DAS NICHT MEHR MIT! MIR REICHTS ICH FAHR NICHT ICH GEH JETZT ICH HAB DA KEIN BOCK MEHR DRAUF!“ Springt aus der hinteren Tür, rennt zur vorderen und brüllt das ganze nochmal von dort zum Mädel, das die ganze Zeit stumm in den Kinderwagen guckt. Dann rennt der Kerl weg und nimmt beinahe noch eine Omi mit, die gerade schwer an ein paar Tüten schleppt.

Unsere Französischlehrerin im VHS-Kurs. Ist Philippinin und spricht besser Englisch als Deutsch, weswegen der Kurs auch eher drei- als zweisprachig ist. Versteht unsere Fragen nicht immer, beantwortet aber einfach irgendwas. Lächelt viel, vor allem, wenn sie uns die Aussprache von demain oder ähnlichen Worten mit der Endung -ain beibringen will. „Die Mundwinkel bleiben oben! Encore une fois!“ Liebstes Erklärmodell, wenn sie uns den Unterschied zwischen förmlich und weniger förmlich erklären will: „Wenn Sie treffen Angela Merkel, dann Sie sagen vous. Wenn Sie treffen Freunde, dann te. Und wenn Sie befreundet sind mit Angela Merkel, dann da auch te.“

Der Blödmann, der mich nach dem Französischkurs am Bahnsteig Sternschanze angesprochen hat: “You know, before I turn 40 I would like to get physical with a woman like you.” Und anstatt ihm zu sagen, dann such mal schön weiter, du Vollspast, und hoffentlich fängt sich dein kleiner, garantiert hässlicher Freund noch was ein, bevor du 40 bist, fiel mir nur ein extrem schlecht gelauntes „Leave me alone“ ein. Irgendwann würde ich mich gerne trauen, Exkrementen wie diesen mal kurz das Knie in die Weichteile zu rammen. (Nächstes Mal Selbstverteidigung bei der VHS buchen statt Sprachkurs.)

Es darf noch mitgeraten werden. (Ich hab keine Ahnung, aber sehr gerne die Kommentare gelesen.)

Edit: Zu spät. Hier ist die Lösung.

The rabbids are back.

(YouTube-Direktrabbid)

(Danke, Sven)

Kalauer per Mail: „als ich gestern so meine post fertig machte, war ich froh, dass die astrid-lindgren-sonderbriefmarke nicht nach pipi schmeckte….:-)“

Weggucken!

Kiki will wissen, welche angeblich guten Filme man kein zweites Mal sehen will. In no particular order:

Irréversible: der einzige von den Filmen, bei dem ich mir wirklich, wirklich sicher bin, dass einmal reicht. Eigentlich reicht auch keinmal. Ich kann mich jedenfalls an keinen anderen Film erinnern, bei dem ich mich ständig gefragt habe, warum zum Henker ich mir das gerade antue. Ich zitiere meine eigene Kritik: „Das mit dem Nicht-an-sich-Ranlassen hat die nächsten 20 Minuten auch wunderbar geklappt. Bis zur Vergewaltigungsszene. Die hört nämlich einfach überhaupt nicht mehr auf. Ich hab irgendwann nur noch die Augen zugemacht, mir die Ohren so gut es ging zugehalten, in meine wohlweislich ausgewählte Kuscheljacke geheult und mir überlegt, jetzt sofort aus diesem Film zu gehen. Das einzige, was mich dazu bewogen hat, im Kino zu bleiben, war abstruserweise das Wissen, dass nach dieser Szene nichts Schlimmes mehr passiert.“

Kids: im Gegensatz zu Irréversible, wo einem alles Böse so richtig schön in Großaufnahme vorgeführt wird, ist Kids eher deswegen widerlich, weil man als Zuschauer Dinge weiß, die die ganzen dämlichen Teenager auf der Leinwand nicht wissen. Dass nämlich der großkotzige Stecher, der die besoffene Chloe Sevigny ohne ihr Wissen mal eben begattet, mit dem HIV-Virus infiziert ist und es gerade lustig weitergibt. Kids ist unglaublich anstrengend, und ich weiß noch, wie froh ich war, als er vorbei war. So ungefähr wie man froh ist, wenn der Zahnarztbesuch um ist.

Happiness: Bei dem Film hab ich die ganze Zeit mit offenem Mund dagesessen und konnte es nicht fassen, welche Geschichten mir hier gerade erzählt werden. Vor allem die des Vaters, der seinem Sohn ganz beiläufig erklärt, dass er ein Pädophiler ist und den Kumpel des Sohnes ganz attraktiv findet, ist mir im Gedächtnis geblieben. Aber auch der Rest des großartigen Emsembles kriegt vom Leben so richtig auf die Fresse. Wenn ich mich recht erinnere, ist das der Film mit dem absolut unpassendsten Titel aller Zeiten.

Requiem for a Dream: Ich kann mich dunkel an die Schlussszene mit der wunderschönen Jennifer Connelly erinnern, die alles andere als wunderschön war. Den Rest hab ich vergessen. Mein Gehirn weiß hoffentlich warum.

Schindler’s List: Ich habe nie wieder in einem Kino gesessen, das so ruhig und verheult war wie der Saal im hannoverschen Cinemaxx, als Schindler’s List lief. Vorher waren alle noch halbwegs gut gelaunt, die unwissenden Nasen hinter mir hatten sich mit Popcorn versorgt und freuten sich auf „den neuen Spielberg“ – und danach hatte niemand mehr die Kraft, beim Abspann aufzustehen. Ich erinnere mich daran, dass die Putzpraktis aus dem Kino um einige Gäste herum aufgeräumt haben, weil die einfach nicht gehen konnten oder wollten, sondern noch so mit dem Film beschäftigt waren.

A Clockwork Orange: Gut, ich stehe eh mit Kubrick auf Kriegsfuß, aber auch hier war es die Vergewaltigungsszene, bei der mir bei alles vorbei war. Will ich nie wieder sehen müssen.

Mann beißt Hund: noch vor den ganzen Reality-Shows entstanden und daher damals wirklich böse. Hat sich jedenfalls so angefühlt. Wenn man heute RTL2 einschaltet, ist es nicht viel anders.

The Passion of the Christ: Ich „mochte“ den Film, weil er die Geschichte gut erzählt hat. Aber ich hab mir verdammt oft die Augen zugehalten, und ich muss ihn auch nicht nochmal sehen. Ich les lieber das Buch.

Die Brücke: die Panzerfaustszene. Damals mit 16 oder so im Schulkino gesehen. Fassungslos gewesen. Bin ich heute noch.

Memo to me: Kerl nicht mehr ans iPhone lassen. Erstens ändert er gerne seinen eigenen Kontakteintrag (Kerlvorname „Der Führer“ Kerlnachname), zweitens bin ich völlig abgemeldet, wenn er mit dem Ding rumspielt und drittens gibt er seltsame Suchworte bei Google-Maps ein, wie ich gestern feststellen durfte, als ich einem Kollegen das Telefon zeigen wollte. Maps merkt sich nämlich die letzte Suchanfrage. Und so leuchtete mir im Beisein des Kollegen ein freundliches „Ficken“ im Suchfeld entgegen.

Interessanterweise war das Suchergebnis eine Musikschule.

(In diesem Zusammenhang: klick!)