Der Simplicissimus (1896–1944) ist in pdf-Form online.

(via Beetlebum)

Sweet Saturday

Schon um sechs wach geworden, ein bisschen den Himmel durch die grünen Vorhänge erahnt, Kaffee gemacht, die letzten Erdbeeren aus dem Kühlschrank genascht, Feuertod gelesen, allmählich aus den Schlumpfklamotten in die Rausgehklamotten gewechselt, Sonnenbrille auf, zwei Busstationen zu Fuß gegangen und dann erst in die 5 geklettert, in die Innenstadt chauffiert worden, die sich schon für die Cyclassics rüstet und deswegen wild Straßen sperrt, so dass man lustige Umwege fährt, weiter Feuertod gelesen, zu Lush geschlendert und unter anderem einen Badebrocken gekauft, der nach Johannisbeeren duftet, auf dem Weg zum Rathausmarkt bei Starbucks eingekehrt, „Ich hätte gerne einen großen White Caffè Mocha zum Mitnehmen“ – „VENTI WHITE MOCHA TO GO VIER FUFFZICH BITTE!“, dann doch nicht to go, sondern an die geöffnete Fensterfront gesetzt, Feuertod gelesen, Kaffee alle, weitergegangen, an fünf Saxofonisten/Saxofonistinnen vorbeigekommen, sich an den Artikel in der Washington Post erinnert, stehengeblieben, auch wenn ich allein vor den fünfen stand, mir ein bisschen doof vorgekommen, aber plötzlich blieben auch andere stehen und hörten zu, keine Ahnung, was für ein Lied das war, aber es war schön und passend und perfekt zum blauen Himmel und dem warmen Kaffeebauch, Lied zuende, „Dankeschön“, zwei Euro, „Dankeschön“, wieder in die 5, Feuertod gelesen, rauf aufs Sofa.

Ihr entschuldigt mich, ich muss Feuertod lesen.

Aber an dem Zausel mit dem Didgeridoo bin ich vorbeigangen.

Wieder mal schönes Zeug im SZ-Magazin: ein Bericht über Jackie Chan (mit dem ich eigentlich gar nichts anfangen kann, aber den Artikel habe ich sehr gerne gelesen – hier ein kleiner Ausschnitt zum Hören) und ein Interview mit Michael Ballhaus, der erzählt, wie sich Hollywood in den letzten 30 Jahren verändert hat. Und nebenbei ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert, wie sich manche Stars auf dem Set verhalten:

Gibt es Idealismus in Hollywood?
Einzelne Produzenten sind bestimmt noch idealistisch. Aber die sitzen nicht an der Spitze der großen Studios. Die Leute, die heute das Sagen haben, kommen aus Harvard, die haben Jura oder Volkswirtschaft studiert und meinen, man könnte Filme mit dem Rechenschieber machen. Die haben nicht das Feeling für eine gute Geschichte oder für eine gute Zusammensetzung von Regie und Schauspielern. Was ist mit Bob? war so ein Fall, da hat die Chemie überhaupt nicht gestimmt.

Was ist da passiert?
Das war grauenhaft. Es ging so weit, dass die beiden Hauptdarsteller, Bill Murray und Richard Dreyfuss, nicht mehr gemeinsam an einem Drehort sein konnten. Die sind aufeinander losgegangen, bis an die Gurgel, die haben sich mit harten Gegenständen beschmissen ”¦ also hauptsächlich hat Richard Dreyfuss geschmissen.

Wirklich? Warum denn?
Dreyfuss wurde in letzter Minute vom Studio besetzt, alle anderen hatten abgesagt. Dreyfuss war die letzte Chance, deshalb haben sie alle möglichen Zugeständnisse gemacht, unter anderem haben sie ihm erlaubt, das Drehbuch zu ändern, wenn er das wollte. Das war sozusagen der Todesstoß. Dreyfuss hatte eine völlig andere Auffassung von Humor als Bill Murray, also haben die sich in die Haare gekriegt. Am schwierigsten wurde es bei den Szenen, in denen sie gemeinsam auftraten und man über die Schulter des einen das Gesicht des anderen filmt. Da mussten wir Doubles nehmen. Der Regisseur Frank Oz ist schreiend wie ein angestochenes Tier vom Drehort geflüchtet, weil es nicht mehr zu ertragen war.“

Am schönsten ist dieses Mal aber die wunderbare Kolumne „Sagen Sie jetzt nichts“. Heute: die Sportfreunde Stiller.

Wie angedroht: BÜCHER WEG, MAILPROGRAMM AN, VOKABELTEST. Ich will von euch wissen, was

a) besser
b) Angewohnheit
und
c) wir sagen (etwas)

auf franzackig heißt. Die erste richtige Einsendung kriegt nen 99-Cent-Gutschein von iTunes, der natürlich nur für fremdsprachige Musik eingelöst werden darf.

Ich seh das, wenn ihr einfach runterscrollt! Bildet euch da mal nix ein! Und ihr lernt schließlich fürs Leben und nicht (fade out)

Zu spät, liebe Restleser. Anne war als erstes am Rechner – und hatte außerdem ne gute Ausrede: „Ich musste runterscrollen, weil da ganz unten erst der Link zum Impressum (und damit zur Mail-Adresse) war.“

Nouveau: Vokabelbloggen!

Vielen Dank an Leo und mein neues PONS-Französischwörterbuch mit der nutzlosen Windows-CD-ROM. Wozu brauch ich ne CD-ROM, wenn ich mir ein Buch kaufe? (Und wozu Windows?)

Hier die Learnings aus „J’ai demandé à la lune“:

demander – um etwas bitten (je demand, tu demandes, il/elle demande, nous demandons, vous demandez, ils/elles demandent)

la lune – Mond

le soleil – Sonne

savoir – wissen (je sais, tu sais, il/elle sait, nous savons, vous savez, ils/elles savent)

lui – ihm/ihr

montrer – zeigen (je montre, tu montres, il/elle montre, nous montrons, vous montrez, ils/elles montrent)

la brûlure – Verbrennung

se moquer de quelqu’un – jemanden auslachen (je moque, tu moques, il/elles moque, nous moquons, vouz moquez, ils/elles moquent)

comme – weil (glaube ich je crois)

le ciel – Himmel

avoir – haben (j’ai, tu as, il/elle a, nous avons, vous avez, ils/elles ont)

fier, fière – stolz, selbstbewusst

allure (f) – Geschwindigkeit? Aussehen? Seltsamer Parfumname?

guérir – heilen, genesen (je guéris, tu guéris, il/elle guérit, nous guérissons, vous guérissez, ils/elles guérissent)

dire – sagen (je dis, tu dis, il/elles dit, nous disons, vous dites, ils/elles ditent)

quelle – wie, was, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm

infortune (f) – Unglück

vouloir – wollen (je veux, tu veux, il/elle veut, nous voulons, vous voulez, ils/elles voulent)

habitude (f) – Angewohnheit

s’occuper de quelque chose – sich mit etwas befassen

le cas – Fall

tellement – so? derartig? Klingt wie ein Kreuzworträtsellösungswort

sûr, sûre – sicher, gewiss

la fois – Mal (une fois, deux fois …)

aventure (f) – Abenteuer, Affäre

durer – (an)dauern, währen (ich dauere, du dauerst? Hm. Je dure, tu dures, il/elle dure, nous durons, vous durez, ils/elles durent)

la chose – Ding, Sache

faire – Allerweltswort wie to put. Ich sag mal machen. (Je fais, tu fais, il/elle fait, nous faisons, vous faites, ils/elles font)

rire – lachen (Je ris, tu ris, il/elle rit, nous rions, vous riez, ils/elles rient)

car – denn

imaginer – sich etw. vorstellen (Je imagine, tu imagines, il/elle imagine, nous imaginons, vous imaginez, ils/elles imaginent)

toujours – immer (understanding the Gaulouises commercials ten years too late)

le pire – das Schlimmste

meilleur, meilleure – besser

souffrir – leiden (Je souffre, tu souffres, il/elle souffre, nous souffrons, vous souffrez, ils/elles souffrent)

Das wird morgen abgefragt, Kinners.

(Nebenbei: Ich komme mir gerade vor wie die ganzen französischen Kids, die mit Tokio-Hotel-Songs Deutsch lernen. BILL, JE VEUX EN ENFANT DE TOI!)

Postsecret-Mini-Movie

Drehbuchautor (und Blogger) Torsten Dewi erzählt, wie Lotta in Love entstanden ist. Folge 1, Folge 2, Folge 3, Folge 4, Folge 5.

(via Popkulturjunkie)

„die leute, die diese webseite /lesen/ (as opposed to denjenigen, wo das hier nur ein eintrag im feedreader ist; der unterschied zwischen caring und subscribing eben ”” ja, genau dich meine ich!).“

Wo wir grad bei 300 waren: Das Book Blog des Guardian hat einen schönen Artikel mit wahnwitzig vielen Links zum Thema „Sexistische Darstellung von Frauen in Comics“. Auch Frank Miller kriegt (in den Kommentaren) sein Fett weg.

„Sometimes, defending superhero comics’ right to a place in mainstream culture is like defending a sozzled, lecherous uncle’s right to a wedding invitation. I dearly love them, but I’m ashamed of them, too. This year, for instance, three tawdry incidents have left DC Comics and Marvel Comics, the “Big Two”, facing accusations of misogyny from even their most ardent fans.

First and worst was the case of “Mary Jane Watson: slutty housewife”, when Marvel released a statuette of Spiderman’s girlfriend bending over to pull his costume out of a laundry pail, showing off maximum cleavage and thong. Soon after came two issues of monthly comics with irredeemable front covers: Heroes For Hire #13 showed three busty superheroes menaced by an alien insect called the Brood, which many saw as a deliberate reference to the “tentacle rape” genre of Japanese manga comics; Justice League of America #10, meanwhile, showed Power Girl with breasts that were surreally oversized even by comics’ regrettable standards.

Superhero comics have always been plagued with sexism. Back in the 60s, the problem was marginalisation – just as every black superhero had to have “black” in his name, female superheroes were called something like Shrinking Violet or Invisible Girl, and certainly knew their place.

These days, there are lots more strong women in comics. But marginalisation has been replaced by objectification: female characters get stuck with implausible curves, skimpy costumes, and stripper poses. Then there’s Women in Refrigerators syndrome – the way male writers seem happy to make violence against women (often sexual violence) into a cheap plot device.“

Den Guardian-Artikel habe ich über das Linkblog When Fangirls Attack gefunden, über das ich hier gestolpert bin. Und seit der Guardian Blogs hat, kann ich das Gejammere von Nicht-Bloglesern allmählich nachvollziehen: Wer soll denn das alles lesen? Und wann? Qualitätsoverkill galore.

Breach

Breach (Enttarnt – Verrat auf höchster Ebene) erzählt die Geschichte von Eric O’Neill (Ryan Phillippe), der als aufstrebender FBI-Agent auf einen weiteren Agent, Robert Hanssen (Chris Cooper), angesetzt wird. Wie der Film ausgeht, erfahren wir bereits nach einer Minute, als uns Justizminister John Ashcroft per echter Archivaufnahme von 2001 mitteilt, dass Hanssen festgenommen wurde und damit einer der gefährlichsten Spione in der amerikanischen Geschichte im Gefängnis sitzt. Trotzdem ist Breach halbwegs interessant – wie genau geht das FBI vor, um Hanssen dingfest zu machen, was setzt O’Neill dafür aufs Spiel: seine eigene Sicherheit, seine Ehe, seinen Karrierewillen?

Der Film geht in seiner Erzählweise dabei genauso bedacht zur Sache wie die Agenten in der Geschichte. Jedes Bild wirkt wie einstudiert, keine Geste ist zuviel, jede Szene trägt zur Story bei und nichts zur Deko. Ich persönlich sehe Chris Cooper mit seiner zurückgenommenen Spielweise sehr gerne bei der Arbeit zu, aber es fällt mir immer schwer, Ryan Phillippe ernstzunehmen. In Breach nutzt er genau einen Gesichtsausdruck über 90 Minuten (konzentriertes Agentendasein), und ein-, zweimal darf er ein bisschen lauter werden, was immerhin Ausdruck Nr. 2 für 20 Sekunden auf die Leinwand zaubert (wütendes Agentendasein). Chris Cooper guckt auch die ganze Zeit eher angestrengt, aber unter seiner Anspannung werden viel mehr Emotionen sichtbar, ohne dass er sie plakativ vor sich hertragen muss. Ansonsten bleibt nach dem Film noch die Verwunderung darüber übrig, dass ein Spion, der 22 Jahre lang die USA an der Nase rumgeführt hat, sich durch absolute laienpsychologische Tricks einfangen lässt. Mehr leider nicht.

Shooter

Mark Wahlberg als knurriger, scharfschütziger Ex-Marine, der von dubiosen Kerlen angeheuert wird, einen Mord am amerikanischen Präsidenten zu verhindern und später genau dessen verdächtigt wird. Klassischer Einer-gegen-alle-Stoff – mit allen Klischees, die dazugehören. So lernen wir in der ersten Szene Marky Marks besten Freund kennen, der mit ihm in Äthiopien im Dreck liegt und aus fernster Ferne Bösewichter abknallt. Aber vorher zeigt er Mark noch das Bild seiner Freundin, und wir wissen, okay, der Rest des Films wird ohne ihn auskommen müssen. Ebenfalls auf der Liste: Mark lebt alleine mit seinem Hund (bester-Freund-Ersatz) in den Bergen, der ihm Bier aus dem Kühlschrank holt; wenn ihn Kugeln treffen, ist das wurscht, erst das Versorgen der Wunde tut richtig weh; ach ja, Kugeln: eine von ihm killt zehn Fieslinge, während die ganze Magazine an ihm leerballern; und wenn Frauen im Film vorkommen, sind sie entweder Stichwortgeber, unvollständig bekleidet oder Krankenschwester. Shooter ist so gerade noch unterhaltsam, weil man ein kleines bisschen wissen will, wie der arme Wahlberg aus den 1000 Situationen, aus denen man unmöglich rauskommt, doch rauskommt, aber der Weg zum Ziel ist banalstes Popcornkino. Drauf geschossen.

300

Beim Gucken von 300 hat sich mein Urteil über den Film alle fünf Minuten geändert. Angefangen hat es mit „Jessas, was für ein dämliches Gequatsche über Freiheit, Ehre, Vaterland“. Dann kam „Aber schöne Bilder.“ Dann „Jede Frau im Film ist oben ohne zu sehen.“ Dann „Immerhin auch jeder Kerl.“ Dann wieder „Hör auf davon zu faseln, wie sehr du dich auf den Tod freust – stirb endlich, damit ich den nächsten Film gucken kann“ und schließlich „Immer noch schöne Bilder.“

Um 300 zu genießen – wenn man das genießen nennen kann, knapp zwei Stunden lang blutiges Gemetzel in Zeitlupe zu sehen –, muss man die Story einfach vergessen. Ich persönlich finde kaum etwas dümmlicher als die Idee, die der Film als heldenhaft und total schnafte vertritt: für ein Ideal zu sterben, nur weil es eben ein verdammtes Ideal ist, von dem ich keinen Zentimeter abrücke. Für mich klangen die ganzen Beschwörungen, die König Leonidas (Gerard Butler in äußerst attraktiver Haar- und Barttracht und mit auch bei Windstille stets wehendem Umhang) seinen 299 Spießgesellen mit auf den Weg gibt, kein bisschen besser als der Schwachsinn, an den die Spacken glauben, die auf 70 Jungfrauen im Paradies hoffen. Der Tod ist besser als das Leben? Dann spring von einem Tempel, aber nimm nicht noch ein paar Leute mit, denen das Hier und Jetzt ganz gut gefällt, Pappnase. Aber da sind sich die 300 Jungs ja einig: Wir kämpfen bis zum letzten Blutstropfen, ob’s nun noch Sinn hat oder nicht. Wenn wir schon mal dabei sind. Und wir haben heut nachmittag auch nix anderes vor. Selbst als Xerxes ihnen alles anbietet, was sie haben wollen, möchten sie sich lieber die Innereien rauskloppen. Aus Prinzip. Deppen.

Also: Kopf aus und stattdessen Augen auf. Denn viele der Bilder sind schlichtweg grandios. Natürlich sehen die meisten aus wie von Leni Riefenstahl gefilmt, aber das bleibt wahrscheinlich nicht aus, wenn man kämpfende Männer in Unterhosen in Zeitlupe zeigt. Mich haben viele Einstellungen an ein präzises, wenn auch sehr blutiges Ballett erinnert, eindrucksvoll choreografiert und perfekt in Szene gesetzt. Meine Favoriten im Bildersturm waren unter anderem der Pfeilhagel der Perser, der die Sonne verdunkelte, die rücklings über die Klippe stürzenden Perser und die Wurfaxt, die den Helmschmuck von Leonidas ein bisschen stutzt.

Leider gab es nicht nur großartige Bilder; es waren auch genug dabei, bei denen ich mir das Lachen arg verkneifen musste. Angefangen beim mageren Orakel, das in Trance wie eine miese Parfumwerbung aussieht bis zum Gottkönig Xerxes, der auch prima als Dragqueen mit Barry-White-Timbre durchgehen würde. Dann die obligatorische Sexszene (ist ja ein Jungsfilm), bei der die Dame mal wieder wild den Rücken des Göttergatten zerkratzen darf („Bitte visualisieren Sie Leidenschaft“). Und dazu kamen eben alle fünf Minuten doofe Dialoge oder Offtexte wie “I filled my heart with hate.” – “Good.” oder “His only regret was that he had not more to sacrifice.” Alle Spartaner sind Labernasen. Sind alle Labernasen Spartaner?

Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, ob ich 300 empfehlen soll oder nicht. Bei den guten Bildern hab ich gedacht, ach schön, das sieht in Bewegung ja schon toll aus, das war im Comic bestimmt nicht so schick. Aber beim gesamten Rest des Films habe ich mich schon gefragt, warum man den Comic nicht einfach hat Comic sein lassen. Und warum ich mich für eine derart dusselige Geschichte interessieren sollte.

The Good German

Atmosphärisch dicht, sauber ausgestattet und kostümiert, teilweise sehr gute Darsteller – und trotzdem mag der Funke von The Good German nicht überspringen. Die Story: Der amerikanische Reporter Geismer (George Clooney) soll von der Potsdamer Konferenz berichten. Dort stellt er fest, dass der ihm zugeteilte Fahrer (Tobey Maguire) mit einer gewissen Lena (Cate Blanchett) zusammen ist, die Geismer noch aus Vorkriegszeiten kennt – und in die er einmal verliebt war. Im Laufe des Films begegnen wir noch Lenas Ehemann, stellen fest, dass sowohl die Russen als auch die Amerikaner ihn gerne in ihren jeweiligen Ländern hätten, und sehen dem naiv vernarrten Geismer zu, wie er versucht, Lena außer Landes zu bringen.

The Good German erzählt zunächst die übliche Boy-Meets-Girl-Geschichte, hinter der sich hier aber weitaus mehr versteckt. Natürlich geht es auch um die Nachkriegszeit in Berlin, was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geschah und wer in dieser Zeit was getan hat. Es tauchen viele Storylines auf, die bewegen und berühren, aber gerade die Hauptgeschichte (Georgy liebt Ca-hate) kommt seltsam aseptisch daher. Clooney merkt man an, dass er sich in der Rolle überhaupt nicht wohlfühlt, und dementsprechend sieht er immer aus wie ein Hollywoodschnuffi in komischer Uniform. Blanchett dagegen erinnert in ihrer Aufmachung und spröden Kühlheit sogar ein wenig an Marlene Dietrich und kriegt ihre deutschen Textzeilen auch weitaus besser hin als Clooney. Trotzdem versteht man nicht, warum Clooney so von Blanchett fasziniert ist, und deswegen ist auch die Rahmenhandlung viel interessanter.

The Good German ist eine nette, aber fast vollständig unemotionale Fingerübung, wie man im Jahre 2007 Filmbilder produzieren kann, die denen der 40-er Jahre ziemlich ähnlich sind. Sogar der Soundtrack klingt wie damals: üppige, dramatische Orchestrierungen statt schlichtem Piano, große Gefühle – wenn wir sie schon nicht sehen – werden auch groß unterlegt. Casablanca lässt grüßen – auch durch das letzte Bild, in dem Blanchett ernsthaft im Regen in ein Flugzeug steigt. Was bei mir endgültig zum Daumen nach unten geführt hat.

Hendrik hat auch noch einen Tipp für mich: Manau mit La Tribu de Dana. Lerneffekt: die Band, die Inspiration Alan Stivell, die Bretagne. Und die Erkenntnis, dass die Google’schen Sprachtools im Text fils als Fäden und nicht als Sohn übersetzen und ganz mies mit PersonalPossessivpronomen umgehen: „Ich werfe einen letzten Blick auf meiner Frau, meinen Fäden und mein Gebiet.“

Where do you want to go today?

Paris Daily Photo.

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