Ein nachträglicher Geburtstagsgruß ist bei mir angekommen: Vielen Dank an Anja für Tanja Dückers Café Brazil und die nette Widmung. Ich habe mich sehr gefreut.

Ich hatte vor kurzem mal erwähnt, dass ich mich waghalsig in die Untiefen von HTML und CSS gestürzt habe. Dafür habe ich mich in einer netten Buchhandlung beraten lassen und bin mit einem Werk nach Hause gegangen, das mir der freundliche Verkäufer nicht unbedingt empfohlen hat, was mir aber passend erschien. Nach einigen Wochen bzw. Monaten mit dem Ding muss ich allerdings sagen: Hätte ich doch nur auf die Fachkraft gehört. Denn das Buch HTML und CSS lernen ist leider grottenlangweilig, ich fühle mich beim Lesen immer wie in der Schule nach dem Sportunterricht, kurz vor Mittag. Im Sommer. Hirntod par excellence.

Da mein persönlicher Style-Sheet-Servant mich nicht länger nölen hören wollte leiden lassen wollte, hat er mir letzten Freitag ein anderes Buch geschenkt. Es heißt Head First HTML & CSS und ist von Elisabeth und Eric Freeman. Es hat knapp 650 Seiten, ich habe am Freitag abend angefangen, darin zu lesen und nebenbei am iBook mitzu„programmieren“ – und ich war gestern abend auf Seite 383. Und wenn Herr Kerl nicht unbedingt das Licht hätte ausmachen wollen, wäre ich auch noch länger als bis 1 Uhr morgens dabei gewesen. Ich hatte schließlich gerade die ersten CSS-Befehle meines Lebens geschrieben!

Mal abgesehen davon, dass das reine Lesen weitaus mehr Spaß macht als das Lesen im anderen Buch – das Lernen fühlt sich eben nicht an wie Lernen. Ganz im Gegenteil. Das beginnt mit den Beispielen. Während ich bei HTML lernen dröge Tabellen gebaut habe, in denen Rosen, Tulpen und Orchideen in drei verschiedenen Farben zu drei verschiedenen Preisen angeboten wurden, darf ich bei Head First die Webseite für einen Coffee Shop machen, für eine Bar, ein Tagebuch für einen Typen anlegen, der mit seinem Segway durch die USA gondelt (das Wort „Blog“ kam noch nicht vor), und eine iPod-Fanseite, auf der man lernt, Fotos und Thumbnails einzubinden. Das entsprechende Bildmaterial kann auf der Webseite zum Buch heruntergeladen werden; das heißt, man hat von vornherein viel mehr Möglichkeiten, eine Seite spannend zu gestalten.

Außerdem ist das ganze keine eintönige Bleiwüste, sondern arbeitet mit verschiedenen Fonts, die sich ergänzen statt zu erschlagen; es gibt Fotos, Illustrationen, Kreuzworträtsel mit gerade gelernten Begriffen für zwischendurch, und – meine Lieblingskategorie – es gibt in fast jedem Kapitel ein fiktives Streitgespräch, so zum Beispiel zwischen Block- und Inline-Elementen oder JPEGs und GIFs, Interviews zum Beispiel mit dem target_blank-Tag und viele weitere sprachliche Ideen, trockene Materie clever zu präsentieren.

Ich nehme an, dass die meisten von euch weitaus mehr Ahnung von diesem komischen Internetzdingensda haben als ich, daher weiß ich nicht, ob dieses Buch irgendwen interessiert. Ich möchte es aber trotzdem aus tiefstem Anfängerherzen weiterempfehlen, denn auf einmal ist HTML für mich nicht mehr ein abstraktes Konstrukt, das ich mir irgendwie in den Schädel prügeln muss, falls ich irgendwann mal mein eigenes Weblog verstehen will. Nein, HTML und CSS sind für mich plötzlich wahnwitzig spannende Sachen. Und ich verstehe das Zeug auch noch! Womit ich ehrlich gesagt nicht unbedingt gerechnet hatte, denn in der Schule hat mein Kopf bereits beim Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung dankend abgelehnt und sich lieber um Sprachen, Kunst und Musik gekümmert. Aber durch das Buch und die vielen Beispiele ist HTML auf einmal keine mathematisch-logische und damit für mich langweilig-doofe Sache mehr, sondern: eine Sprache. Was es ja auch ist, in meinem Verständnis aber nie war.

Also. Der Buchtipp. Fürs nächste Weihnachtsgeschenk an den Liebsten/die Liebste. Ab Juli auch auf Deutsch zu haben.

Wo wir grad bei Büchern sind: hier ist das Weblog einer Buchhändlerin.

(via irgendwo, sorry)

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In Her Shoes

Sehr schöner, wenn auch leicht kitschiger Film über zwei Schwestern (Cameron Diaz und Toni Collette), die sich gegenseitig wahnsinnig machen, aber trotzdem nicht voneinander lassen können. In Her Shoes (In den Schuhen meiner Schwester) erzählt ihre Geschichte: wie aus der stets angetrunkenen, verantwortunglosen Quasi-Analphabetin eine junge Frau wird, die Stärken in sich findet, von denen sie nicht wusste, dass sie existieren, und wie aus der strebsamen, unglücklichen Karrierefurie eine Frau wird, die lernt, loszulassen und andere mit ihren Schwächen zu akzeptieren.

Der Film endet natürlich mit einem dicken Happy-End, aber der Weg dahin ist nicht so zuckersüß wie erwartet. Die beiden Schwestern sind nicht nur die gute Vernünftige oder nur die böse Schlampe, sondern sie haben beide Ecken und Kanten und machen es sich selbst und anderen nicht immer leicht, mit ihnen auszukommen. Kein Wunder bei ihrer Familiengeschichte, die sich nach und nach auflöst. Alte Wunden sind noch nicht verheilt und neue kommen hinzu – schaffen es aber gleichzeitig, erlösend zu sein. In Her Shoes hat gute Charaktere anstatt Frauenschablonen, wundervolle Darsteller (unter anderem Shirley MacLaine als Großmutter) und lebt von vielen kleinen Details, die zusammen eine starke, gefühlvolle Geschichte erzählen.

Rent

Filmische Adaption des Erfolgsmusicals. Leider ist genau das auch das Problem: Rent funktioniert auf der Bühne bestimmt großartig (ich hab’s leider nie gesehen), denn die Geschichte ist sehr unmittelbar, es gibt die Musical-typischen großen Emotionen und die vielen Songs, die mit einem derartigen Höhepunkt enden, dass man einfach verdammt nochmal klatschen oder mitsingen will. Im Theater ist es genau das, was eine Produktion zu einem Erfolg macht: dass man das Gefühl, das von der Bühne kommt, quasi durch den eigenen Applaus festhalten kann. Im Kino geht das leider nicht, und alleine zuhause vor dem DVD-Player erst recht nicht.

Rent bemüht sich, dem Original treu zu bleiben; fast alle der Akteure haben bei der Uraufführung mitgewirkt, einige der Kostüme sind die gleichen, und die Stimmung in New York Ende der 80er Jahre wird gut wiederbelebt. Aber mit jedem Versuch, von der Bühnenhandlung oder der Enge des Künstlerviertels Alphabet City wegzukommen, fühlt sich der Film eher an wie ein durchschnittliches Musikvideo, und die Großaufnahmen der übereifrigen Musical-Akteure sind auch nicht immer eine gute Idee. Trotzdem bleiben die Geschichte und die Songs natürlich klasse, weswegen ich den Film auch weiterempfehlen würde. Aber noch viel lieber würde ich das Ding jetzt endlich mal auf einer Bühne sehen wollen.

North Country

Nach einer wahren Begebenheit: North Country (Kaltes Land) erzählt die Geschichte von Josey (Charlize Theron), die an ihrem Arbeitsplatz, einer Mine in Minnesota, fortwährend sexuell belästigt wird. Sie verklagt ihren Arbeitgeber. Es war der erste Prozess, der wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz geführt wurde, und er hat die Zusammenarbeit von Männern und Frauen (fast) weltweit verändert.

Der Film belässt es nicht bei dieser Grundgeschichte, sondern strickt noch ein bisschen Familiendrama drumherum. Konflikte zwischen Papa und Tochter werden mit großen Ansprachen und vielen Taschentüchern hollywoodgerecht aufgelöst. Dazu kommt noch das übliche „Zuerst traut sich einer, den Mund aufzumachen, dann kurz vor dem Abspann alle“-Schema, und zum Schluss kriegen die Bösen auf die Nase und die Guten lächeln, leicht tränenüberströmt. North Country ist einer von diesen typischen Katharsis-Filmen, bei denen man sich als Zuschauer gut fühlen kann, weil man natürlich auf der richtigen Seite steht und so entsetzt und kopfschüttelnd verfolgen kann, was die arme Hauptperson alles durchmachen muss. Er ist nicht langweilig, aber auch nicht übermäßig spannend. Und ich hoffe, dass Charlize in ihrem nächsten Film nicht auch alle zehn Minuten ihr Make-up verheulen muss.