Magazeeeeenes

Die neue Intersection ist raus. Unter anderem mit einer wunderschönen Fotostrecke vom neuen BMW-Werk in Leipzig.

Das Encore-Magazin zeigt eine ausführliche Fotostrecke vom Fox-Hotel in Kopenhagen. Ich nehme das Zimmer von Boris Hoppek. Ich bin ihm verbunden, seit ich einen Schweinehund besitze.

Außerdem möchte ich euch vorn ans Herz legen. Das Magazin erscheint nur zweimal im Jahr, kostet lausige 18 Euro und ist dafür anzeigenfrei. Firmen können Foto- oder Literaturstrecken sponsorn (sponsern? Ich kann’s mir nicht merken), werden textlich genannt, haben aber auf die Gestaltung und den redaktionellen Inhalt des Hefts keinen Einfluss.

vorn hat eine Website, auf der man die Ausrichtung des Magazins ganz hübsch erkennen kann. Ein paar Flashfilmchen, ein Hörspiel, eine Maschine, die keinen Sinn hat und eine ungewohnte Art, Weblogs zu präsentieren (allerdings nur Livejournal). Die schwarzen Bildausschnitte in diesem Eintrag stammen übrigens aus dem Filmchen Spurwechsel.

Say it ain’t so, Joe. Aber wenn du schon gehst, dann lass wenigstens dein Archiv da.

(Ich hab dir nie gesagt, wie schön ich „Momente in Bernstein“ fand.)

Ladder 49

Sehr konventionelles Filmchen über einen Feuerwehrmann, der als Rookie bei einer Wache anfängt, die ersten Einsätze übersteht, ein hübsches Mädchen kennenlernt, das nach und nach zur Ehefrau und zweifachen Mutter mutiert und nur noch Strickjacken tragen darf, während Männe auch nach zehn Jahren noch so stattlich aussieht wie zu Beginn des Films. Ladder 49 (Im Feuer) dauert ewig lange, bietet keine einzige Überraschung, sondern spult stattdessen die üblichen Zutaten von Katastrophenfilmen ab (sterbende Kameraden, Vorgesetzte als Vaterfiguren, heldenhafte Rettungen und verlorene Kämpfe, und dazu gibt’s noch ne Menge Katholizismus und irische Folklore), und nicht mal das Feuer sieht so klasse aus wie zum Beispiel in Backdraft. Weggeguckt und vergessen.

Damit wir alle wieder ruhig schlafen können

Ja, ich lösche Kommentare. Aber ich habe trotzdem eine offene Kommentarfunktion, auch wenn das in den Augen einiger anderer Blogbetreiber oder Kommentatoren irgendwie gar nicht zusammenpasst.

Wenn der geneigte Leser sich mal zu meinem Impressum bemühen möchte, wo schön sauber und deutlich steht (Hervorhebung von mir):

Die Kommentarfunktion dient als Diskussionsgrundlage. Ich behalte mir vor, Kommentare ohne Ankündigung zu löschen, wenn mir Inhalt oder Tonfall nicht behagen.

Oder zu meinen FAQ, wo unter anderem steht:

„Du hast einen Kommentar von mir gelöscht, du blöde Kuh!“

Schreib keinen Müll, dann wirst du auch nicht gelöscht.

„Ich lese dein Weblog jetzt seit drei Wochen und kenne dich daher in- und auswendig. Soll ich dir ein paar aggressiv formulierte laienpsychologische Hinweise geben, wie du dein Leben auf die Reihe kriegst?“

Nö.

Ich stecke eine Menge Arbeit in diese Seite und bemühe mich seit Jahren, einen gewissen Standard zu halten, den ich mir selber setze. Anscheinend gelingt mir das, denn ich habe konstant wachsende Leserzahlen. Dass zu den immer mehr freundlichen Lesern, denen diese Seite Spaß macht (und mehr soll sie nicht), sich auch immer mehr Leser gesellen, die diese Seite scheiße finden, liegt in der Natur der Sache. Meistens bleibt die „Anke ist doof“-Fraktion anonym, wenn sie lästert, oder hält einfach die Klappe, denn sonst würde man sich ja outen und/oder von der „Wir lesen Anke aber gerne“-Fraktion auf die Nase kriegen. Was ja keiner gerne hat. Außer mir natürlich, denn wenn ich die vielen Aussagen, die anderorts über mich, mein Weblog, meine Kommentare und meinen Geisteszustand gefällt werden, müsste ich ein bisschen Gegenwind ja aushalten und mich total darüber freuen, dass mir (meist anonyme) Menschen mal kräftig die Meinung sagen.

Die Frage ist nicht, ob ich mir in meinem Weblog die Meinung sagen lassen muss. Die Frage, die ich mir seit Donnerstag und dem untitled-Eintrag stelle, ist, wieviel ich mir bieten lassen muss. Ich weiß, dass einige meine Reaktion des Kommentar-Löschens als Weichei-Getue sehen oder als arroganten Schachzug, um nur noch Jubler in den Kommentaren zu versammeln. Ich sehe das naturgemäß etwas anders. Mal abgesehen davon, dass es genug Kommentare auf dieser Seite gibt, die ganz und gar nicht meine Meinung vertreten und die ich nicht gelöscht habe.

Ich habe in der Vergangenheit mehrmals ziemlich dämliche Flames losgetreten und habe Menschen unabsichtlich verletzt. Seitdem ich dafür zu Recht auf die Nase bekommen habe, bemühe ich mich, in meinem Weblog den Rest der Blogosphäre einfach sein Ding machen zu lassen. Jeder wie er mag, jeder was er will. Ich diskutiere gerne Beiträge von anderen Leuten, ich verlinke sie, ich sage auch mal, dass ich einen Beitrag nicht so brillant fand, aber ich hoffe von mir – jedenfalls ist das mein Anspruch an mich –, dass ich mich dabei nicht im Tonfall vergreife und vor allem beim Beitrag bleibe und nicht den Blogbetreiber persönlich angreife. Genau diesen Respekt verlange ich auch von den Menschen, die in meinem Weblog kommentieren bzw. die in anderen Blogs über meine Arbeit urteilen. Was in den letzten Tagen in anderen Weblogs über mich aufgelaufen ist, ist für mich absolut nicht akzeptabel. Menschen, die mich nicht kennen und noch nie ein Wort mit mir gewechselt haben, unterstellen mir weißdergeierwas für Wesenszüge. Und jeder Kommentar, den ich als Antwort darauf hinterlasse, ist eigentlich nur eine Steilvorlage für weitere Häme. Weswegen ich meist nach ein oder zwei Bemerkungen die Biege mache, weil ich sowieso verloren habe.

Jedenfalls in fremden Blogs. Nicht aber in meinem. Hier erwarte ich weiterhin ganz altmodisch Respekt vor dem, was ich schreibe, und vor allem vor meiner Person, die den wenigsten unter den Lesern persönlich bekannt ist. Was schlicht und einfach bedeutet: Du kennst mich nicht, also urteile nicht über mich.

Jeder Leser kann allerdings über das urteilen, was ich schreibe und mir das auch mitteilen. Dafür ist die Kommentarfunktion da. Sie ist allerdings nicht dazu da, mich dämlich anzumachen (als Umweg über einen Eintrag: „Hey, wer so einen Scheiß schreibt, muss echt total doof sein“) oder mir mitzuteilen, wie arm/naiv/ungebildet/arrogant ich sei (oder für was auch immer ich noch gehalten werde). Jeder, der diesen schlichten Ratschlag beherzigt, darf bis an sein Lebensende hier kommentieren. Jeder, der diesen schlichten Ratschlag für total anmaßend und überheblich hält, darf bis an sein Lebensende in anderen Weblogs kommentieren. Ganz einfach.

Desperate Feminists

Im Ms. Magazine debattieren Jennifer L. Pozner und Jessica Seigel, ob Desperate Housewives frauenfeindlich oder einfach nur unterhaltsam sei. Ich muss gestehen, dass ich nach ihrem E-Mail-Schlagabtausch nicht weiter in meiner Argumentation bin als vorher. Ich bin genauso wie Pozner davon genervt, dass die Mädels fast immer so aussehen wie Karikaturen von Frauen, muss aber auch Seigel zustimmen, dass die Männer in der Serie auch nicht viel besser wegkommen.

(Pozner:)

(…) Hyped as a cunning parody, Housewives is light on actual satire and heavy on the sorts of cultural clichés that play well at red state country clubs. Of the four main characters, three are white, all are wealthy and only one has a job – divorced mom Susan (Teri Hatcher), supposedly a children’s-book illustrator. The only nonwhite wife, Gabrielle (Eva Longoria), plays into every tired cliché about oversexed, “spicy” Latina gold diggers.

On Wisteria Lane, female friendships are shallow and only superficially supportive, and the rare woman who doesn’t conform to an ultrathin, waxed ideal of beauty gets strangled in her kitchen (literally, as happened to a plump, nosy neighbor). (…)

(Seigel:)

(…) This show doesn’t “hark back” to the past – it skewers the myth of motherhood and suburban bliss with Feminine Mystique-inspired irony so sly that conservatives are as divided as liberals over whether to love it or hate it.

Its stealth feminism has not been lost on the “values” crowd, including Rev. Donald Wildmon’s American Family Association (AFA), which predictably denounced the show as immoral. Not surprisingly, Wildmon’s group condemned its adulterous antics but not the murderous ones, singling out Gabrielle’s affair with a hunky teenaged gardener. Disgusting, isn’t it? Adult women finally get to ogle hottie jailbait without feeling like Mrs. Robinson – a visual droit du seigneur long enjoyed by men. (…)

PS: Malorama denkt auch drüber nach.

Birth

Sehr durchgestylter Film von Jonathan Glazer, der bereits in Sexy Beast zeigte, dass er sowohl die Kunst des schönen Dekors als auch die von elegant-schlichten Geschichten versteht. Diesmal geht es um Anna (Nicole Kidman), die sich gerade neu verlobt hat, als ein zehnjähriger Junge namens Sean in ihrem Leben auftaucht, der behauptet, ihr vor zehn Jahren verstorbener Ehemann zu sein.

Klingt erstmal nach einer heulsusigen Ghost-Variante. Allerdings ist die männliche Hauptrolle hier eben von einem Kind besetzt und so fallen die üblichen Annäherungsspielchen wohl aus. Oder nicht? Glazer meistert die Gratwanderung der aufkeimenden Gefühle von Anna virtuos; selbst eine Szene, in der Anna und Sean die Badewanne teilen, wirkt nicht unangenehm oder anrüchig, sondern sehr stimmig. Er erspart uns auch so gut wie vollständig die üblichen „Das kann doch gar nicht sein“-Dialoge. Von Anfang an will Anna Sean glauben, auch wenn sie es sich selbst zunächst nicht erlaubt.

Ich habe schon des Öfteren gesagt, dass ich Nicole Kidman nicht besonders mag, weil sie mir stets zu anämisch rüberkommt, zu fragil und einsam. Aber hier passen ihren Eigenheiten perfekt. Und Glazer feiert ihre ängstlich-verzeifelten Augen in Großaufnahme, genau wie den Blick des sehnsüchtigen Jungen, die spröde Schönheit der Stadt im Winter, die wie vorgezeichneten Gesten und Bewegungen der restlichen Familie. Birth wirkt so kühl wie eine Reißbrettskizze, aber unter der dünnen Oberfläche entfaltet sich eine wunderschöne Geschichte voller Schmerz und Verlangen, die deutlich macht, dass manche Wunden nie verheilen.

Fallon hat ihre (seine?) Website relauncht. Ich mochte besonders die Personal-Ecke, in der jeder Kreative ein keckes Mützchen trägt und jeder Schlipsi einen … äh … Schlips.

Sideways

Bis jetzt war Thelma & Louise der Film, bei dem mir das Zusehen Entzugserscheinungen bereitet hat, weil dort in fast jeder Szene geraucht wird und ich im Kino immer hibbeliger wurde, bis der Film endlich (leider) zu Ende war und ich ins Foyer stürmen konnte, um mir eine Marlboro anzuzünden. Thelma und Louise haben Konkurrenz bekommen: In Sideways wird zwei Stunden lang über Wein geredet, von Wein geschwärmt und vor allem Wein genossen, so dass ich wirklich Mühe hatte, den Film in Ruhe zu gucken und bis zum Abspann zu warten, um endlich ein Fläschchen zu entkorken.

In Sideways geht es aber nicht nur um Wein. Es geht um die Endgültigkeit einer Ehe, die es vor dem Ja-Wort nochmal zu prüfen gilt, es geht um unerfüllte Träume und Lebensentwürfe, es geht um falsche Versprechungen und Hoffnungen – es geht schlicht und einfach um das Leben und wie es jeden Tag anders geschieht. Genau wie ein Wein, der jeden Tag anders schmeckt, der jeden Tag anders ist, wie es Virginia Madsen im Film so schön formuliert.

Sideways nutzt die sehnsuchtsvolle Tapete eines Roadmovies, um seine Geschichte zu erzählen. Komischerweise habe ich die Geschichte als eher banal empfunden – wahr, stimmungsvoll, lustig, emotional, aber eben banal. Mal abgesehen davon waren die Weinmetaphern irgendwann auch nur noch albern und sehr durchsichtig. Was den Film aber trotzdem für mich so schön gemacht hat, war erstens sein entspanntes Erzähltempo. Und zweitens waren es die kleinen Gesten, die mehr erzählt haben als minutenlange Dialoge. Wie Virginia Madsen liebevoll ihre Hand auf die des depressiven, schüchternen Paul Giamatti legt, nachdem sie ihn mit einer Ode an den Wein schon fast verführt hatte, und er verkrampft nach dem Badezimmer fragt, anstatt ihre Geste zu erwidern – den enttäuschten, traurigen und zugleich verständnisvollen Blick, den sie ihm dabei zuwirft. Sein vorsichtiges Streicheln über ihren Rücken, während sie ihre Haustür öffnet. Der hysterische Lachanfall, der Giamatti übermannt, als sein Freund Thomas Haden Church ihn weinerlich anbettelt, ihm aus der Patsche zu helfen. Und der fürchterliche Blick, den Giamatti seiner Ex-Frau zuwirft, als diese ihm erzählt, dass sie von ihrem neuen Ehemann schwanger sei: schmerzverzerrt, Freude fühlen wollend und doch nicht könnend, überwältigt, zutiefst verletzt.

Sideways ist schönes, schlichtes Erzählkino mit guten Charakteren, einer guten Geschichte und vor allem guten Schauspielern. Ein kleiner Film, der so viel über das große Leben zu erzählen weiß. Da lässt man sich gerne nebenbei noch was über Pinot Noir beibringen, auch wenn man’s noch nie wissen wollte.

Milchmädchenbettchen

Neues Bett (Massivholz), neue Lattenroste (verstellbare „Komfortzonen“ für Schultern und Hüfte), neue Matratzen (anti-allergen): ein halbes Monatsgehalt.

Neue Bettlaken für das neue Matratzenformat (und wenn wir schon mal bei Ikea sind, auch gleich neue Bettwäsche und neue Tagesdecke, die farblich besser zum Bett passt als die alte): jetzt isses auch egal.

Kaufdatum: Mitte Januar.

Vom Geschäft angekündigtes Auslieferdatum: Ende Februar.

Tatsächliches Auslieferdatum: 27. Mai.

Zinsen, die ich auf die Kaufsumme gekriegt hätte, wenn das Geld auf meinem Konto geblieben wäre anstatt in der Kasse des Ladens, in die ich es blöderweise direkt beim Kauf gezahlt habe: garantiert mehr als der Gegenwert des popeligen 20-Euro-Entschuldigungs-Gutscheins, den sie mir freundlicherweise irgendwann im März geschickt haben.

Überraschte Blicke über die Aufbauanleitung, die genauso aussah wie die des schwedischen Möbelhauses (inklusive Imbusschlüssel): einer. Aber ein langer.

Fehlende Schrauben: keine. Ha! That’s new.

Blaue Flecke beim Ums-Bett-Rumlaufen-und-an-fiesen-Ecken-Stoßen, weil meine Unterschenkel noch an das gepolsterte ligne roset-Schlafsofa gewöhnt sind und deshalb mit Ecken und Kanten noch sehr fahrlässig umgehen: Googolplexe (hat der Begriff überhaupt einen Plural?).

Winkel, den meine Beine jetzt bilden, wenn ich auf der Kante sitze, im Gegensatz zu vorher auf dem Schlafsofa, das quasi 20 Zentimeter über dem Boden lag: 90. Normale Betthöhe. Hatte ich noch nie. Fühle mich sehr erwachsen. Beziehungsweise wie ein Kapitän, der das Schlafzimmer jetzt von gaaaaanz weit oben überblickt.

Aufbauzeit: knappe Stunde.

Videokassetten, die ich zum Abstützen des ersten Seitenteils benutzt habe: acht. Ich wusste, die Dinger sind noch zu etwas gut.

Urlaubstag, den ich für den Empfang der Lieferung genommen habe: ein halber.

Urlaubstag, den ich zusätzlich genommen habe, weil ich aus dem frisch aufgebauten Bett mit der neuen Bettwäsche nicht wieder aufstehen wollte und schon gar nicht, um in einen 45 Grad heißen Bus zu steigen: ein halber.

Stunden, die ich im Bett rumgelungert habe, um zu lesen, am Gamecube zu daddeln und zu surfen: fünf.

Stunden, die ich nachts im Bettchen geschlafen habe: keine. Hab beim Kerl geschlafen.

Mantra

Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.
Aus Fehlern wird man klug.

(Hoffe ich.)

Hotel Rwanda

Der Völkermord in Ruanda vor gut zehn Jahren ging damals fast an der Öffentlichkeit vorbei. Als diese sich endlich bequemte, auf den Genozid aufmerksam zu werden, waren bereits eine Million Menschen hauptsächlich aus der Tutsi-Minderheit von der Hutu-Mehrheit ermordet worden. Weder die UN noch Militär aus diversen Ländern hatte vorher eingegriffen. Hotel Rwanda (Hotel Ruanda) erzählt diese Geschichte aus der Perspektive eines einzelnen Mannes, der seine Familie retten will.

Don Cheadle spielt Paul Rusesabagina, einen Hotelmanager in Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Als die ersten Übergriffe beginnen, fürchtet er um die Sicherheit seiner Familie, denn er ist zwar ein Hutu, seine Frau allerdings eine Tutsi. Er quartiert alle erstmal in seinem Hotel ein; im Laufe des Films flüchten immer mehr Tutsis in das Hotel. Die UN schützt das Gebäude zunächst, wird dann aber abgezogen, anstatt sich den näherrückenden Hutus entgegenzustellen. Nick Nolte als Kommandeur sagt es bitter: “We are peacekeepers, not peacemakers.” Der Kampf von Paul, sich den Übergriffen zu erwehren, Nahrungsmittel für schließlich über 1000 Flüchtlinge heranzuschaffen, seine Familie und Freunde zu beschützen und vor allem selbst schlicht und einfach am Leben zu bleiben, bildet das Grundgerüst des Films.

Was Hotel Rwanda so schmerzlich macht, ist erstens natürlich die Tatsache, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht. Auch die Geschichte von Paul ist authentisch. Zweitens schafft der Film es aber, die Distanz zwischen dem Objekt auf der Leinwand und dem Zuschauer fast zu eleminieren. Keine der Figuren im Film kann sich seines Lebens sicher sein. Durch eine sehr schnelle Erzählweise, in der ein Schlag auf den nächsten folgt, wird die Unruhe, die Angst, die Panik nach und nach auf den Zuschauer übertragen. Man traut sich irgendwann kaum noch Luft zu holen, weil man sich selbst plötzlich verfolgt, beobachtet und zutiefst verunsichert fühlt. Die Willkür der Protagonisten wird erlebbar, die Todesangst der Opfer spürbar. Hotel Rwanda ist absolut kein Film für einen gemütlichen DVD-Abend. Stattdessen ist er einer dieser Filme, die eine fast überlebensgroße Geschichte ganz schlicht und einfach erzählen. Gerade durch diese Nicht-Überhöhung der Charaktere wird die Tat von Paul, nämlich über 1000 Menschen das Leben zu retten, indem er sich selbst ständig in die Ziellinie wirft, so heroisch. Und das, obwohl Paul doch nie ein Held sein wollte, sondern nur ein Hotel führen wollte, das leider zum falschen Zeitpunkt im falschen Land stand.

Zur freundlichen (Nochmal-)Beachtung

Gestern lief Garden State in den deutschen Kinos an. Ich habe den Film bereits auf DVD gesehen und fand ihn sehr schön.

untitled

Herr Sixtus ist schuld. Er hat nach seinem Vornamen gegoogelt und uns Kommentierende quasi moralisch gezwungen, es ihm gleichzutun. Beim Anke-Googeln habe ich mal weiter rumgeguckt, wer oder was sonst noch bei meinem Namen auftaucht. Und siehe da, ein anderes Weblog erschien auf meinem Schirm. Gut gelaunt klickte ich auf den Link, um zu sehen, was eine andere Anke so ins Netz schreibt. Und die ersten Sätze, die ich von dieser unbekannten Anke las, waren folgende:

Hallo ihr Lieben,
es gibt nichts Positives mehr zu berichten. Mein Mann wird mich/uns definitiv verlassen, denn da ist nichts mehr, was noch heilen kann. Es wäre alles nur eine Quälerei. Die letzte Hoffnung ist die, das er bald von seinem Leiden erlöst wird.

Wir sind darauf vorbereitet und haben liebe Menschen, die uns beistehen.

Auch bei euch möchte ich mich nochmal recht herzlich für die vielen Genesungswünsche und Gebete bedanken.

Ich schreibe hier nicht rein, wann es soweit ist. Das kann ich nicht. Aber ich werde mich bald wieder bei euch melden, auch wenn es länger dauern wird.

Seid behütet.
Liebe Grüße, Anke

Ich würde gerne wissen, was ihr empfunden habt, als ihr diese Zeilen gelesen habt. Ich persönlich war erstmal still. Ich habe mich gefühlt, als hätte mir jemand eine Ohrfeige gegeben, so unvorbereitet haben mich diese Sätze erwischt. Und mir ist zum ersten Mal aufgefallen, wieviel Unmittelbarkeit, wieviel schmerzhafte Nähe ein Weblog ausstrahlen kann.

Mein Weblog ist für mich ein kleine alberne Spielwiese, die mir zwar viel bedeutet und mit der ich schon viel Spaß (und viel Stress) hatte, aber mal ganz ehrlich: Ich schreibe über Quatsch. Ich schreibe über bunte Bilder auf Leinwänden. Oder über blöde Sätze, die mein Kerl gesagt hat. Ich schreibe darüber, was ich im Supermarkt mache oder wer mir im Bus begegnet. Ich schreibe schon länger nicht mehr ganz so detailliert über das, was mich traurig macht. Einerseits deshalb, weil ich netterweise nicht mehr so traurig bin wie früher, andererseits aber auch, weil ich, je mehr Leser ich hatte, immer mehr das Gefühl bekommen habe: Das ist jetzt zu nah an mir dran. Das lesen zu viele Menschen, die ich nicht kenne, die mich nicht kennen, die wahrscheinlich auch nicht nachvollziehen können, wie es mir geht oder wer ich eigentlich bin.

Umso mehr hat mich der oben stehende Eintrag berührt. So zufällig (denn ich bin eben zufällig auf die Seite gestolpert) mitgeteilt zu bekommen, dass ein geliebter Mensch bald nicht mehr leben wird, hat mich in einer Sekunde spüren lassen, wie gut es mir geht. Wie verdammt gut es mir geht, dass ich über bunte Bilder auf Leinwänden und den Kerl schreiben kann. Und es hat mir gleichzeitig gezeigt, welche Macht Weblogs haben – über mich, den unvorbereiteten Leser, aber auch für den Autor, der mit seinen Worten so viel bewegen kann. Wieviel Trost Weblogs bieten können – für den Autor, wenn ehrlich-anteilnehmende Kommentare hinterlassen werden und für den Leser, weil er hoffen kann, vielleicht mit seinem Kommentar ein winziges bisschen geholfen zu haben. Und wieviel Mut es manchmal kostet, ein persönliches Weblog zu führen (denn man macht sich verwundbar) oder auch zu lesen (denn man kommt jemandem ungewollt sehr nahe).

Die Autorin hat mit dem Weblog einen Weg gefunden, sich mitzuteilen und so ihren Schmerz nicht „nur“ mit Familie und Freunden zu bewältigen, sondern darüberhinaus noch von einer unbekannten Leserschaft Kraft zugesprochen zu bekommen. Ich kann nur hoffen, dass ihr das (öffentliche) Schreiben hilft, mit ihrer Situation fertigzuwerden. Ich wünsche ihr von Herzen alles Gute.

(Und ich scheue mich, sie zu verlinken. Es fühlt sich an, als würde ich stören. Ihr wisst ja, wie ihr sie findet, wenn ihr sie denn finden möchtet.)

What have you done today to make you feel proud

Les Choristes

Les Choristes (Die Kinder des Monsieur Mathieu) ist eines dieser fiesen Rührstücke, nach denen man wieder an das Gute im Menschen glaubt und daran, dass die Bösen im Endeffekt immer auf die Mütze kriegen, wie es sich gehört. Dass das im wahren Leben nicht so ist, macht in diesem Falle gar nichts, denn zwei Stunden DVD sind nicht das wahre Leben, und rührselige Filme sind sowieso die allerschönsten. Wozu hat man denn Kino sonst erfunden.

Der Film erzählt die Geschichte des Lehrers Clément Mathieu, der auf einer Schule für schwer erziehbare Jungen einen Chor etabliert. Die Jungs fressen ihm dabei ziemlich schnell aus der Hand, aus den Lehrern, die anfangs genauso diktatorisch drauf waren wie der verhasste Direktor, werden nette Menschen, und zum Schluss geht alles so aus, wie man sich das als hoffnungsvoll-naiver Kinozuschauer wünscht. Der Film spart nicht an Klischees wie dem verkannten Talent, dem ewigen Rüpel, dem geläuterten Lausbub und der kleinen kuschelig-kuckenden Rotznase, die man sofort adoptieren wollen würde, aber Les Choristes ist dabei so charmant und liebevoll, dass man ihm diese Klischees einfach nicht übelnehmen möchte. Taschentücher und Notenblätter raus, und dann entweder singen oder Film gucken. Oder beides.