And the Oscar goes to …

1 Uhr, der Kerl muss zuhause schlafen, der Sekt ist kaltgestellt, zwei Packungen Kinder Bueno liegen griffbereit neben mir, und CNN zeigt die ersten Bilder vom roten Teppich.

1.10 Uhr. Hillary Swanks Kleid raubt mir jetzt schon den Schlaf: schlicht dunkelblau, aber den schönsten Rückenausschnitt, den ich je gesehen habe. Dagegen sieht Virginia Madsen ebenfalls in dunkelblau, schulterfrei, Versace, fast vulgär aus – and don’t get me started on Melanie Griffith, deren Lippen fast so groß sind wie ihr Antonio-Tattoo.

1.16. Puff Daddy Sean Combs macht Werbung für seine eigene Smoking-Collection. Wer lädt den eigentlich ein?

1.20. Aaaah, the elf is there. Orlando Bloom schick wie immer.

1.24. Spike Lee mit schwarzem Fez plus Bommel. Nee klar.

1.32. In der Werbepause zu Frau Engelke auf ProSieben gezappt. Sehr schön, wie Scott Orlin behauptet, dass er Leonardo DiCaprios Zwillingsbruder sei, während Anke meint, sie wären Mutter und Tocher.

1.35. Ärg, Renee Zellweger in klassischem Rot mit dunklen Haaren und … ja, ich glaube, sie hat noch Augen. Ich sehe sie grad nicht, aber sie sind bestimmt da. Scarlett Johansson in fiesen blonden Löckchen, die irgendwie auf ihrem Kopf aufgetürmt wurden und Wespentaille in schwarz. Kate Winslet in leuchtend blau und blond. Sehr elegant. Bisschen viel Glitzer im Ausschnitt vielleicht. Salma Hayek, oh wow, tiefblauer Lidschatten, wunderschöne Hochfrisur, rauchblaues Kleid, Prada. Würd ich sofort heiraten. Also sie, nicht das Kleid.

1.43. Aaaah, Clive Owen. Kommt leider nicht wirklich zu Wort, weil Frau Engelke ihn zuschwallt. Egal. Angucken und anschmachten. Back to CNN, wo ich weiterhin Salma Hayek angucken kann. Herr Scholz würde einen Herzinfarkt kriegen.

1.46. Gwyneth Paltrow in quetschendem Silber (Stella McCartney) und hängenden Schultern, Halle Berry in bleigrau … öhm … wieso hat Gwynnie ausgerechnet bei den Oscars immer so einen Blödsinn an?

1.55. Der erste Blick auf Jamie Foxx, der blaue Nadelstreifen trägt. Johnny Depp trägt blau mit schwarzem Kragen und hat sich mal wieder nicht rasiert.

2.00. ProSieben schaltet jetzt zur ABC-PreShow, die mal wieder ein paar memorable moments rauskramt. Die heulende Halle Berry, der heulende Tom Hanks und der verrückte Roberto Benigni. Immer wieder gerne.

2.12. Ach du scheiße, Jamba-Werbung. Die Nacht wird sehr, sehr lang werden.

2.14. Wow, Kirsten Dunst. Die erste Frau, in in schwarzer Spitze nicht billig aussieht.

2.15. Cate Blanchett wunderschön in hellgelb, eine Schulter frei, leicht ausgestellter Rock. Klassisch.

2.19. Jetzt spricht Scarlett Johansson über ihr Kleid: “As long as I don’t breathe for the next three hours, I’ll be fine.”

2.24. Penelope Cruz’ Frisur wiegt bestimmt mehr als der Rest von ihr.

2.25. Mike Myers lügt offensichtlich, als er behauptet, die Oscars nochmal moderieren zu wollen.

2.31. Auf geht’s. Schöner Clip durch die Filmgeschichte, in dem zum Schluss Shrek mit Charlie Chaplin aus dem Bild geht. Wenn ich mich nicht irre, ist Dustin Hoffman der Erzähler, der darüber schwadroniert, wie Filme Vergangenheit und Zukunft verbinden. Und da ist Chris Rock, der sogar ne Standing Ovation kriegt. Geht’s noch? Er hat noch nicht mal Hallo gesagt.

2.37. Okay, jetzt hat er Hallo gesagt. Und hält seinen Monolog: “Clint Eastwood is a star. Tobey Maguire is just a boy in tights.” – “Advice to the producers: If you can’t get a star – wait. If you want Russell Crowe and all you can get is Colin Farrell – wait. If you want Denzel and all you can get is me – wait!” – “Nobody wanted to make Passion of the Christ. Come on – they made six Police Academy movies!”

2.43. Eben noch über den Irak-Krieg gelästert, jetzt noch schnell einen Gruß an die Truppen rausgehauen. Und endlich kommt der erste Award. Halle Berry vergibt Best Art Direction an The Aviator. Erster Tipp von mir schon mal daneben.

2.46. Renee Zellweger ertastet sich den Weg zum Podium und vergibt die beste männliche Nebenrolle an … sehr schön: Morgan Freeman, auch wenn die Kamera die ganze Zeit auf Clive Owen bleibt. Standing Ovations. Sehr kurze, sehr ehrliche Rede. Und als Rausschmeißer zur Werbung erklingt die Star Trek-Musik. Huh?

2.53. Mir fällt grad auf, dass ich keine Miriam Pilhau in den Werbepausen ertragen muss. Hehe.

2.54. Robin Williams im Frack und pinkfarbenem Hemd redet über Animation, und man wünscht sich, ER würde mal die Oscars moderieren. “Sponge Bob Squarepants – maybe gay. Sponge Bob Hotpants – you go, girl!” Er vergibt den Oscar für Best Animated Feature an The Incredibles. Und so lustig der Film war, so langweilig ist die Dankesrede: Mom, Dad, Wife, Kidsblablabla …

3.00. Cate Blanchett war laut Chris Rock so überzeugend als Katharine Hepburn, dass Sidney Poitier letzte Nacht bei ihr zum Dinner war. Sie vergibt aus dem Publikum heraus Best Make-up an Lemony Snicket’s A Series of Unfornatunate Events.

3.02. Drew Barrymore, erwachsen in schwarz, sagt den ersten nominierten Song an. Beyoncé singt mit einem Knabenchor auf französisch (seltsames Bild) irgendein Lied aus Les Choristes.

3.10. Chris Rock fragt Passanten, nach ihren Lieblingsfilmen im letzten Jahr. Keiner hat einen von den nominierten gesehen, aber White Chicks wurde ziemlich oft erwähnt. Auch Albert Brooks behauptet, dass der Film sträflich übergangen wurde.

3.13. Scarlett Johansson berichtet von den Scientific and Technical Awards. War bestimmt ne tolle Party.

3.17. Pierce Brosnan vergibt sehr heiser zusammen mit Edna Mode aus The Incredibles Best Costume Design an The Aviator.

3.19. Chris Rock: “When our next presenter is not bedazzling us with his acting he is boring us with his politics.” Tim Robbins vergibt Best Supporting Actress an … yes! Cate Blanchett für The Aviator. Schnelle Rede: “Thanks to Martin Scorsese. I hope my son will marry your daughter.” In der Vorberichterstattung hat irgendjemand gesagt, dass sie der erste Oscar-Preisträger wäre, der einen Oscar dafür bekommt, einen anderen Oscar-Preisträger darzustellen.

3.26. Ein Einspieler erinnert an Johnny Carson. Im Clip beschwert sich Miss Piggy, dass sie nur deshalb nicht für die beste weibliche Hauptrolle nominiert wurde, weil sie ein Schwein sei.

3.29. Leonardo DiCaprio und sämtliche Regisseure der Best Documentary Features stehen auf der Bühne. Born into Brothels wird ausgezeichnet. Sehr schön. No Super Size Me.

3.32. Orlando Bloom und Kirsten Dunst vergeben den Oscar für Best Editing an The Aviator. Sieht mir immer mehr nach einem Durchmarsch für Marty aus.

3.35. Mike Myers sagt die Counting Crows an, deren Song Accidentally in Love aus Shrek 2 nominiert ist. Und jetzt, wo ich die Jungs sehe, merke ich, dass es noch schlechtere Frisuren als die von Scarlett Johansson gibt. Dem Sänger ist anscheinend irgendwas auf dem Kopf explodiert.

3.41. Adam Sandler und Chris Rock spielen Adam Sandler und Catherine Zeta-Jones und machen absichtlich extrem schlechte Sprüche. Sandler vergibt Best Adapted Screenplay an Sideways. Trostpreis. Aber immerhin.

3.46. Irgendeine Asiatin und Jake Gyllenhaal mit einer noch schrecklicheren Frisur als die Counting Crows, nämlich gar keine, vergeben Visual Effects an Spider-Man 2. Wieder dürfen alle Nominierten auf die Bühne. Die Ausgezeichneten freuen sich, dass sie nicht gegen Lord of the Rings antreten mussten.

3.49. Ich kenne den Mann am Mikro nicht, aber ich nehme an, es ist der President of the Academy. Er bedankt sich bei den Truppen. “We hope that a movie brings you back home for an hour or two.”

3.50. Al Pacino, struwwelig, vergibt den Honorary Oscar an Sidney Lumet. Während er über Lumet redet, schwenkt die Kamera ins Publikum, wo Morgan Freeman seinen Oscar angrinst. Ehren-Oscars sind immer eine prima Gelegenheit, aufs Klo zu gehen. Man hört ja spätestens bei der Standing Ovation, dass es weitergeht. Lumet hält eine schöne Rede, in der meint, dass er gar nicht allen Menschen danken könne, sondern dass er stattdessen lieber den Filmen generell danken möchte. “How do you thank Epstein for writing ‘Here’s looking at you, kid’ or Wilder and Diamond for ‘Nobody’s perfect’?”

4.04. Emmy Rossum sagt den dritten nominierten Song an, diesmal aus Phantom of the Opera. Andrew Lloyd Webber am Flügel, Beyoncé singt, diesmal aber mit mehr Glitzersteinchen als ein Kronleuchter. Wenn das Zeug alles echt ist, kann sie damit das ganze Kodak Theatre kaufen.

4.09. Jeremy Irons redet aus dem Publikum, als irgendwo ein Knall ertönt. Deadpan: “I hope that missed.” Er vergibt Live Action Short an Wasp. Die britische Regisseurin nennt den Oscar “the dog’s bollocks”.

4.11. Laura Linney, ebenfalls im Publikum, vergibt Short Animated Film an Ryan.

4.13. Kate Winslet marschiert zu Klängen von Titanic ein und vergibt Best Cinematography an The Aviator. Von der Bühne runter gibt’s Musik aus Terminator. Schöne Kombi, Mr. Conti.

4.20. Penelope Cruz und Salma Hayek haben 20 Pinguine hinter sich auf der Bühne (vulgo: die Nominierten, nur Kerle) und vergeben zuerst Sound Mixing an Ray und dann Sound Editing (vier Pinguine) an The Incredibles. Ich merke gerade, dass das Komische-Kategorien-Raten zur Zeiten von Lord of the Rings einfacher war. Bis jetzt neunmal daneben und sechsmal richtig. Mieser Schnitt.

4.26. Salma Hayek (die würde ich auch nicht von der Bühne lassen … okay, ich hör jetzt mit dem Sabbern auf) sagt den vierten Song an. Irgendwas Spanisches aus The Motorcycle Diaries. Antonio Banderas darf mit Carlos Santana singen. Kann mal irgendjemand IRGENDWANN Carlos die nervige Gitarre wegnehmen?

4.35. Natalie Portman in schlicht-grau vergibt Best Documentary Short Subject an Mighty Times – The Children’s March. Chris Rock schimpft auf das Orchester, das die Ausgezeichneten von der Bühne spielt: “Come on, they just got an Oscar on stage! Next time we’re giving them out in the parking lot. Drive-thru Oscar lane.”

4.39. John Travolta vergibt Best Score an Finding Neverland. Der Komponist Jan A.P. Kaczmarek dankt seiner Frau: “She is responsible for many good notes.”

4.42. Martin Scorsese vergibt den Hersholt Humanitarian Award an Roger Mayer, der sich für die Erhaltung und Restaurierung alter Filme einsetzt.

4.47. Annette Bening in schwarz moderiert den Clip mit den Verstorbenen des letzten Jahres an; Yo-Yo Ma spielt dazu. Ronald Reagan, Peter Ustinov, Fay Wray, Elmer Bernstein, Janet Leigh, Christopher Reeve, Jerry Goldsmith, Rodney Dangerfield, Tony Randall und Marlon Brando sind unter den Namen.

4.55. Ah, deswegen ist er da: Sean Combs kündigt den letzten nominierten Song aus The Polar Express an. Diesmal singen Josh Groban und nochmal Beyoncé, die jetzt wie eine silbrige Meerjungfrau aussieht. Ich mag Josh ja wirklich gerne, aber der Song ist echt ein Schnarchlappen.

5.00. Prince vergibt mit traniger Stimme den Oscar für den besten Song an … oh, das hätte ich nicht gedacht … an Al Otro Lado Del Rio aus The Motorcycle Diaries. Und der Komponist singt seine Dankesrede auf Spanisch.

5.02. Na denn: Sean Penn vergibt die Beste weibliche Hauptrolle. Jetzt bin ich gespannt. Filmausschnitte … Umschlag … wow! Hillary Swank. “I don’t know what I did to deserve this.” Und als erstes dankt sie ihrem Gatten Chad Lowe, den sie letztes Mal vergessen hatte. Ansonsten ist die Dankesrede bemerkenswert langweilig – und lang. Das Orchester meldet sich kurz, woraufhin sie grinsend meint: “Ah, you can’t do that because I haven’t got to Clint! I saved him for last.” Sie darf noch zehn Sekunden, aber dann schmeißen die Musiker sie mit der Melodie von The Magnificent Seven von der Bühne.

5.13. “The first woman to ever breastfeed an apple”, Gwyneth Paltrow, vergibt den Best Foreign Language Film an … bitte nicht Der Untergang … nein, The Sea Inside.

5.16. Samuel L. Jackson vergibt Best Original Screenplay an Eternal Sunshine of the Spotless Mind. Sehr schön. Charlie Kaufman machen die runtertickenden Sekunden auf dem Teleprompter nervös: “29 seconds, 28 … this is really intimidating … I try to look somewhere else … no, I don’t want to take my time, I want to get off the stage.”

5.22. Charlize Theron in irgendwas hellblau Rumwabernden vergibt Best Actor in a Leading Role. Ich hoffe ja immer noch auf Leonardo, aber … Filmausschnitte … Umschlag … yep, Jamie Foxx. Standing Ovations. Logisch. Und schon singt Jamie, und das Publikum singt mit. Seine Rede hört sich ein bisschen eingeschliffener an als die bei den Golden Globes, aber “I want to thank my daughter who just said to me before I got up here: Even if you don’t win you’re still good, daddy.” Aber jetzt kommt wieder die Stelle in der Rede, wo er über seine Oma redet und die Tränchen kommen … ochnaja.

5.32. Julia Roberts mit ungeahnter Oberweite präsentiert Best Directing. Go, Marty … och nee, Clint Eastwood. Ich hätte auf das Director’s Guild-Orakel hören sollen. Standing Ovations. Ich will gar nicht wissen, wie Sccorsese jetzt guckt. Clint redet über den Cast – “You’ve met a few of them” – und stellt seine 96jährige Mutter im Publikum vor. Ja, nett. Aber ich hätte trotzdem Scorsese … ach, egal.

5.36. Dustin Hoffman und Barbra Streisand, die irgendwie schwanger aussieht, vergeben den besten Film an … oh, das hätte ich nicht gedacht … Million Dollar Baby. Aua. Da habe ich ja fett daneben gehauen.

Viermal Million Dollar Baby, fünfmal The Aviator, und den Rest zähle ich morgen zusammen. Jetzt geh ich ins Bettchen, nach einer entspannten und recht zügigen Verleihung. Von Chris Rock war weniger zu sehen als ich gedacht hätte. Tscha. Strich drunter, würd ich mal sagen. “Good night, Brooklyn!”

Statuettenraten

Heute nacht finden bekanntermaßen die Oscars statt, und ich rate mal wieder lustig drauflos, wer die goldenen Nackedeis (mit Schwert!) mit zur Vanity Fair-Party nehmen darf. Hier nochmal alle Nominierungen auf einen Blick, und im Folgenden meine Tipps:

Bester Film: The Aviator

Beste Regie: Martin Scorsese (The Aviator). Weil Clint Eastwood schon einen hat. Obwohl: Vor kurzem wurden die Preise der Director’s Guild vergeben, und da hat Eastwood gewonnen. In den 56 Jahren der Preisverleihung ist es erst sechsmal vorgekommen, dass ein Regisseur den Oscar gekriegt hat und vorher nicht den Preis der Regie-Gilde. Sei’s drum. Die Oscars sind auch eine Trostpreisveranstaltung (Al Pacino für Scent of a Woman? Denzel Washington für Training Day? Hallo?), daher denke ich, dass der olle Martin jetzt auch endlich mal einen kriegen wird. Obwohl seine Handschrift ausgerechnet in The Aviator kaum zu spüren ist.

Bestes Original-Drehbuch: Charlie Kaufman für Eternal Sunshine of the Spotless Mind

Bestes adaptiertes Drehbuch: Alexander Payne und Jim Taylor für Sideways

Beste männliche Hauptrolle: Ich würde ihn ja Leonardo DiCaprio für The Aviator geben, aber ich ahne, dass Jamie Foxx ihn für Ray kriegen wird. Andererseits könnten die Wähler auch Foxx die beste männliche Nebenrolle für Collateral geben und somit Leo die Statue für die beste Hauptrolle. Oder Foxx geht genauso leer aus wie vor zwei Jahren Julianne Moore, die auch in beiden Kategorien nominiert war und bei der Hauptrolle gegen Schlaftablette Nicole „The Hours“ Kidman verloren hat. Hm. Na gut. Ich drücke Leo die Daumen, tippe aber auf Foxx.

Beste weibliche Hauptrolle: Ebenso fiese Situation. Vor einigen Jahren waren Annette Bening und Hillary Swank schonmal gleichzeitig nominiert; damals hat ihn Swank für Boys Don’t Cry gekriegt, obwohl meiner Meinung nach Annette Bening in American Beauty ne Ecke besser war. Daher nehme ich fast an, dass diesmal Frau Bening das Rennen macht. Obwohl: Million Dollar Baby geht sonst fast leer aus, weil The Aviator alles kriegen wird … hm … schwierig … okay, ich leg mich auf Hillary Swank fest. Nebenbei: Ich hätte den Oscar auch Kate Winslet gegönnt, die in diesem Jahr zum vierten Mal nominiert ist.

Beste männliche Nebenrolle: Morgan Freeman für Million Dollar Baby

Beste weibliche Nebenrolle: Cate Blanchett für The Aviator

Bester animierter Film: The Incredibles

Beste Ausstattung: Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events.

Beste Kamera: Robert Richardson, The Aviator

Beste Kostüme: Sandy Powell, The Aviator

Bester Dokumentarfilm: Wird wohl Super Size Me werden. Welchen Film sollte eine Branche auch sonst auszeichnen, in der weibliche Rollen nach Body Mass Index vergeben werden.

Bester dokumentarischer Kurzfilm: kenne ich alle nicht, ich rate wegen des Oscar-würdigen Sujets mal Mighty Times: The Children’s March.

Bester Schnitt: Ich hoffe, es werden Jim Miller und Paul Rubell für Collateral.

Bester fremdsprachiger Film: Wenn es Der Untergang (Downfall) wird, kotze ich. Ich tippe auf The Sea Inside.

Bestes Make-up: Keith Vanderlaan und Christien Tinsley für The Passion of the Christ. Man kann über den Film ja sagen, was man will, aber hey, das sah schon gut blutig aus.

Beste Musik: Jan A.P. Kaczmarek für Finding Neverland. Nur so aus dem Bauch raus.

Bester Song: Learn to be lonely aus The Phantom of the Opera.

Bester animierter Kurzfilm: pfft, keine Ahnung. Ich nehme mal Guard Dog, weil ich Bill Plympton mag.

Bester Kurzfilm: siehe Bester animierter Kurzfilm. Ich sach ma Little Terrorist.

Bester Tonschnitt: Paul N.J. Ottosson für Spider-Man 2

Beste Tonmischung: Tom Fleischman und Petur Hliddal für The Aviator

Beste visuelle Effekte: John Nelson, Andrew R. Jones, Erik Nash und Joe Letteri für I, Robot

Dann mal los. Mögen die Besten (haha) gewinnen. Eine ausführliche Berichterstattung steht NATÜRLICH morgen im Weblog. Mit Schwerpunkt auf „Wer trägt was“ und „Wer hält die langweiligste Rede“. Kennt ihr ja schon.

Deep Throat

(Haha, gotcha.)

Eine Online-Ausstellung der Originaldokumente der Watergate-Affäre: Notizbücher von Woodward und Bernstein, die Scans aus der Washington Post, Leserbriefe. Außerdem verschiedene Drafts des Films mit Dustin Hoffman und Robert Redford, All the President’s Men (Die Unbestechlichen), und Notizen von Woodward/Bernstein zu ihrem Buch The Final Days. Via Marie.

Die Dokumente erinnern mich ein bisschen an meine alte Kino-Zeit im Filmfestspielhaus Hannover (Gott hab es selig). Ich habe Anfang der 90er als Kartenabreißerin angefangen, dann habe ich Popcorn vertickt, dann die Kinokarten, dann habe ich Vorführen gelernt, dann die Buchhaltung, und als meine Chefin ihr Babyjahr gemacht hat, war das Kino plötzlich mein Kino und ich offiziell Theaterleiterassistentin. Vulgo: Cheffe. Die Frau, die Stundenpläne machte und Gehalt auszahlte, die die UFA-Zentrale in Hamburg mit Bettelbriefen um mehr Originalversionen nervte („die Kunst! Die Kunst! Wir reden doch hier nicht über Geld!“ Little did I know) und die ihren Angestellten, die eben noch ihre Kollegen waren, jetzt leider verbieten musste, sich nach Feierabend noch im Bierlager zu bedienen. Oder wenn sie es tun, dann doch bitte dafür zu sorgen, dass die Bestände morgens wieder vollzählig sind, bevor Frau Gröner die Inventur macht und einen Herzkasper kriegt, weil 20 Flaschen Warsteiner fehlen.

Der Film JFK von Oliver Stone war einer, der mir in Erinnerung geblieben ist. Nicht nur, weil ich keine Lust auf die doofe Pause hatte, die der Verleih gerne haben wollte und ich deswegen den kompletten Film, anstatt ihn auf zwei Rollen zu verteilen, auf eine einzige Rolle aufgespult habe, die natürlich ausgerechnet am Samstag in der 20-Uhr-Vorstellung einen Abgang gemacht hat, woraufhin ich 400 Freikarten ausstellen musste.

Zur Erklärung: Filme kommen in einzelnen so genannten Akten im Kino an. Jeder Akt ist in einer dieser schicken metallenen Filmdosen und beinhaltet ungefähr 20 Minuten Film. Der Vorführer setzt sich Mittwoch Abend bzw. Nacht hin und spult die einzelnen Akte auf eine Rolle bzw. einen Metallring mit ungefähr 40 cm Durchmesser, in den dann eine Spule gesetzt wird, durch die der Film zum Projektor läuft. Die einzelnen Akte werden zusammengeklebt; dass ein so genannter Aktwechsel stattfindet, merkt der aufmerksame Zuschauer daran, dass oben in der rechten Ecke des Bildes die Wechselzeichen aufblinken (Dreieck, Kreis etc). Die sind ein Überbleibsel aus der Zeit, als noch mit zwei Projektoren gleichzeitig gefahren wurde. Das heißt, die Filme wurden eben nicht auf eine Rolle gespult, sondern in einem Projektor wurde Akt 1 gestartet, während im zweiten Projektor Akt 2 wartete. Sobald die Zeichen aufleuchteten, wusste der Vorführer, wann er den zweiten Projektor zu starten hatte, wann er die Blende zu öffnen hatte usw., um eine reibungslose „Überblendung“ hinzukriegen.

Dass ein Aktwechsel stattfindet, merkt man auch gerne mal am ruckeligen Bild bzw. dem unguten Gefühl, dass gerade eine Sekunde Film fehlt. Denn die Filmkopie wird von Theater zu Theater weitergereicht, was bedeutet: Nach dem Abspielen des Films muss er natürlich wieder in einzelne Akte zerlegt werden. Der Vorführer setzt sich also nochmal an sein Tischchen und spult aus der großen Filmrolle soviel Film ab, bis er die untrügliche Klebestelle in der Hand hält, die die Akte verbindet, und trennt sie wieder. Das kann man schick mit der Schere machen; das kann man aber auch schnell mal auseinanderreißen. Dabei reißt man manchmal ein Bildchen zuviel ab, und wenn das 24 Vorführer hintereinander machen, fehlen 24 Bilder und damit eine Sekunde Film. Und wenn der Film schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und gerne mal auf Festivals oder in irgendwelchen Programmkino-Spätschienen läuft wie zum Beispiel Birdy, dann passiert es auch mal, dass Frau Gröner an der Kasse ihres Kinos ein Schild aufstellen musste, auf dem sinngemäß stand: „Das Ende, das Sie in Birdy sehen, ist nicht wirklich das Ende. Wenn Sie den Film noch nicht kennen, kommen Sie bitte nach der Vorstellung an die Kasse und lassen sich erzählen, wie er ausgeht.“

Wer Birdy kennt, erinnert sich: Matthew Modine glaubt, er könne fliegen. Er steht auf einem Dach, und hinter ihm steht Nicholas Cage, der ihn anfleht, nicht über die Kante zu springen, weil Matt ganz eventuell vielleicht doch nicht fliegen könne. Matthew nickt – und springt. Und da war die Kopie, die wir hatten, zu Ende. Beziehungsweise der Abspann fing an. In jeder anderen Kopie kommen dazwischen noch zehn Sekunden Film, in denen wir sehen, dass Matthew zwei Meter tiefer auf einem Dachvorsprung landet und somit nicht das Zeitliche segnet. Wir haben also brav den Besuchern das Ende erzählt, und ich habe der Columbia einen Brief geschrieben, in dem ich darum bat, diese Kopie doch bitte einfach wegzuschmeißen. Oder wenigstens für einen neuen letzten Akt zu sorgen. Was auch kein guter Plan ist, denn natürlich wird eine Kopie komplett vom filmischen Original gezogen und nicht jeder einzelne Akt. Das heißt, die Kopien sind in sich geschlossen, können sich aber von anderen Kopien unterscheiden, zum Beispiel in der Helligkeit oder der Farbigkeit. Das merkt man auch gerne mal daran, wenn das Bild nach einem Aktwechsel plötzlich grünlicher aussieht. Dann hat man eine von den Kopien erwischt, in die nachträglich ein Akt eingesetzt wurde.

Zurück zur großen Spule bzw. dem Ring, auf dem der Film aufgespult wurde. Der Anfang des Film befindet sich in der Mitte, direkt auf dem Ring. Jeder weitere Akt kommt dahinter, das heißt, das Ende des Films liegt ganz außen. Die große Filmrolle ist nämlich nicht senkrecht in einem Projektor, wie wir das von kleinen Rollen im Heimkino kennen, sondern eine fertige Filmrolle hat ungefähr einen Durchmesser von einem knappen Meter und liegt waagerecht auf einem so genannten Teller. Jedenfalls bei den Projektoren, die wir damals hatten (hier gibt’s ein paar Fotos des Philips-Projektors und der Teller). Das bedeutet, je länger der Film läuft, desto weniger Film liegt auf dem Teller. Was eigentlich kein Problem ist, außer der Film ist so lang wie JFK – dann liegen ungefähr eine halbe Stunde vor Schluss nur noch fünf Zentimeter Plastik ganz außen am Rand des Tellers, der sich nicht gleichmäßig dreht, sondern ruckartig (Trägheit des Auges, Grundlagen der Filmprojektion, you know the deal), was dazu führt, dass der Filmrest immer instabiler wird. Und irgendwann, wenn die Filmgötter nicht gnädig sind, rutscht der Filmrest einfach so vom Teller anstatt brav durch den Projektor zu laufen. Und dabei fällt er nicht einfach auf den Fußboden vom Vorführraum, was schon nervig genug gewesen wäre, nein, er wickelt sich dabei auch noch ungefähr hundertmal um den Arm, der die (bei uns) drei Teller miteinander verbindet. Deswegen bestand auch keine Chance, den Filmabend für das 20-Uhr-Publikum zu retten, und deswegen gab es Freikarten en masse. Und Frau Gröner hat zwei Stunden damit zugebracht, den Filmrest immer wieder um den Arm zurückzuwickeln, um ihn nicht allzuoft zerreißen zu müssen und damit Klebestellen zu produzieren, die, wie wir ja ein paar Absätze weiter oben gelernt haben, DAS BÖSE sind.

(Irgendwann schreibe ich auch noch in aller tragischen Ausführlichkeit die Geschichte auf, wie mir mal die komplette West Side Story vom Ring gerutscht ist, als ich den Film von der Senkrechten (Transport von einem Vorführraum in den anderen) in die Waagerechte (auf den Teller) bringen wollte und wie ich dann einen ganzen Nachmittag in einem 40 Grad heißen Vorführraum damit zugebracht habe, fünf Kilometer Film per Hand wieder auf den verdammten Ring zu kriegen, aber dafür habe ich gerade keine Kraft. Die Erinnerung allein macht mich sehr, sehr müde.)

Denn eigentlich wollte ich folgendes erzählen: Damals gab es in Hannover noch das Amerika-Haus, das inzwischen, soweit ich weiß, irgendwelchen Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen ist. Damals stand es noch und war für mich altem Ami-Fan ein Quell der Freude. Es gab Bücher und Videos im Original, man konnte sich durch sämtliche Vorlesungsverzeichnisse amerikanischer Unis wühlen (remember: Anfang der 90er. Nix Internet), man konnte amerikanische Zeitschriften lesen oder auch nur der schönen Sprache der Angestellten zuhören.

Als JFK anlief, haben wir zusammen mit dem Amerika-Haus eine kleine Ausstellung im Kino veranstaltet. Wir hatten ein Original einer amerikanischen Zeitung im Schaukasten, die über den Kennedy-Mord 1963 berichtete. Wir hatten verschiedene Bücher zum Thema, die man sich anschauen konnte, und an einem Wochenende hat der Leiter des Amerika-Hauses einen Vortrag darüber gehalten, welchen Effekt die Ermordung des Präsidenten auf ihn persönlich und sein Umfeld gehabt hat. Für mich war diese Zusammenarbeit sehr spannend, weil dadurch aus einem Film plötzlich ein Zeitdokument wurde bzw. ein fiktiver Film wurde in einen realen Zusammenhang gesetzt. Er bekam plötzlich eine Bedeutung, die über pure Unterhaltung hinausging. Man mag von der Theorie, die dem Film zugrunde liegt, halten, was man will. Aber für mich ist JFK immer noch mehr als ein bisschen Zelluloid auf einer Rolle. Für mich ist er ein Dokument, das wir im Kino mit weiteren Dokumenten angereichert haben.

Und wenn ich mir jetzt die alten Ausschnitte aus der Washington Post anschaue, stellt sich wieder dieses Gefühl ein, das ich damals hatte, als ich die Zeitung zum Kennedy-Mord betrachtet habe. Das Gefühl, man wäre dabei gewesen. Nur durch einen Zeitungsausschnitt. Oder einen Film.

(Edit: Mehr Filmfestspielhauserinnerungen hier.)

Liebe deutsche Filmwirtschaft, …

… ohne dir jetzt irgendwie böse sein zu wollen, aber als kleine Anregung für die zukünftige Vergabe von Fördermitteln möchte ich dir nur mitteilen, dass ich persönlich (also, ich jetzt, die Anke, Tach auch) wirklich keine weiteren Nazifilme mehr sehen möchte. Ich kenne das dritte Reich jetzt auswendig, und nach solchem Betroffenheits-Schmampf wie Der Untergang und dem Titelwitz Napola – Elite für den Führer habe ich einfach keine Lust mehr, den bestimmt ganz tollen Film über Sophie Scholl zu sehen.

Ich hätte stattdessen gerne mal wieder eine belangslose romantische Komödie ohne jeden Anspruch oder Oscar-Ambitionen und vor allem ohne die penetrante Botschaft, dass wir Deutschen ja gar nicht so scheiße sind bzw. dass die paar Bösen damals die Millionen Guten wahrscheinlich bloß irgendwie geblitzdingst haben müssen, weswegen die von all der braunen Suppe gar nichts mitkriegen konnten. Ich möchte gerne mal wieder Katja Riemann sehen oder von mir aus auch Jessica Schwarz, obwohl ich mir die nicht so ganz Prosecco-schlürfend mit ihrem schwulen Freund bei Sonnenuntergang in einem 200 Quadratmeter-Penthouse vorstellen kann, aber wir haben bestimmt noch ein paar weitere weibliche Miminnen (?), die eine Karrierefrau spielen können, die eigentlich viel lieber Kinder kriegen will oder so.

Andererseits: Vielleicht könnte auch Doris Dörrie noch mehr von ihren Kurzgeschichten verfilmen; ich persönlich (also, ich jetzt, immer noch die Anke, weißtenoch?) fand die junge Dame mit den aufgeschnittenen Pulsadern auf dem weißen Teppich in Bin ich schön? zehnmal spannender als den spuckenden Schnurrbart im Führerbunker. Ich gucke auch sehr gerne August Diehl zu, selbst in so belanglosen Filmchen wie Was nützt die Liebe in Gedanken, in dem offensichtlich mehr Wert auf die Ausstattung als auf eine interessante Geschichte gelegt wurde. Ich mag auch Heike Makatsch, obwohl ich mehrere Jahre gebraucht habe, um ihr irgendein Interview aus Girlie-Zeiten zu verzeihen, in dem sie Alice Schwarzer als nicht mehr wichtig bezeichnet hat. Vielleicht könntest du, liebe deutsche Filmwirtschaft, also dafür sorgen, dass ein paar begabte deutsche Schauspieler einen schönen Film machen, der so gar nicht zwanghaft deutsch rüberkommt? Oder der wenigstens nicht zwischen 33 und 45 spielt? Das wär so nett. Bis dahin muss ich leider weiter DVDs gucken.

Man sieht sich.

Hoffentlich.

Warum fühlt sich Fleetwood Macs Landslide im Sommer wie eine melancholische Anwandlung und im Winter wie ein Abschied für immer an?

Natalie Imbruglia for the deaf

Torn.

(via blank)

20 Questions

Lustiger (uralter) Zeitkiller: 20 Questions online. Die Software versucht, innerhalb von 20 Fragen auf einen gedachten Gegenstand zu kommen. Abfalltüte hat 28 Fragen gekostet, genau wie Außerirdischer, Handy dagegen nur acht. Schönste Frage auf der Suche nach Lavalampe (14 Fragen): Wiegt es mehr als eine Ente?

(via dogfood)

Hello Kitty, my old friend, I’ve come to talk to you again

Im Meeting die Idee einer Kollegin verlacht. Zwei Minuten später den eigenen Ideen-Zettel so doof gefaltet, dass ich mich damit richtig schön geschnitten habe.

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.

(Der Blödmann. Ich hab meine Hello Kitty-Pflaster doch zuhause und nicht auf der Arbeit.)

The Thought Project

The Thought Project, via Psycko.

Sports Night

Seit einigen Tagen on heavy rotation (neben den ersten vier Staffeln von Will & Grace): Sports Night.

Sports Night ist eine Art Sitcom, aber keine, die alle 30 Sekunden eine Pointe verbrät, sondern eine, die fast immer ein ernstes Thema in den 25 Minuten Sendezeit unterbringt. Alles fängt mit einem Lacher an und endet dann doch ganz anders, als man es erwartet hat. Kein Wunder, denn der geistige Urheber der Serie ist Aaron Sorkin, der die ersten vier grandiosen Staffeln von The West Wing als Haupt-Drehbuchautor ersonnen hat. Das Produzententeam besteht unter anderem aus Ron Howard und Brian Grazer, deren Filme ich persönlich auch wegen ihrer schlichten, aber effektvollen Machart mag (von A Beautiful Mind allerdings abgesehen – den habe ich ihnen bis heute nicht verziehen). Sports Night hat einen ähnlichen Stil wie The West Wing; man mag die Charaktere mit ihren Verschrobenheiten und Macken sofort, und man ahnt, dass sich unter ihrer charmanten Hülle mehr Tiefe verbirgt als man auf den ersten Blick sieht. Gedreht wurden die ersten Folgen (ich bin noch mitten in der ersten Season) von Thomas Schlamme, der auch The West Wing als Regisseur mitentwickelt hat.

Sports Night fühlt sich wie eine konsequente Vorstufe zu der Serie an, deren Namen ich jetzt nicht noch einmal erwähne, auch wenn das Sujet ein ganz anderes ist. Statt im Weißen Haus bewegen wir uns hier in einer Redaktion einer Sportsendung. Die Hektik könnte auch aus Broadcast News kommen – immer noch einer der besten Filme übers Fernsehen, den ich je gesehen habe, und der Humor von James L. Brooks ist dem von Aaron Sorkin sehr ähnlich. Die Dialoge sind pointiert, intelligent und nie leeres Blabla, sondern stets ein Schlagabtausch auf höchstem Niveau, die Figuren sind von der ersten Folge an sehr ausgereift, und die Storylines überraschen, wie gesagt, immer wieder. Ich kann mich zwar noch nicht ganz mit dem Konservenlachen anfreunden, aber das ist bis jetzt der einzige Makel der Serie.

Auch die Besetzung liest sich wie ein Who is Who von heutigen Erfolgsserien: Peter Krause aus Six Feet Under ist dabei, Felicity Huffman aus Desperate Housewives, Joshua Malina aus, ja, sorry, The West Wing, und dazu kommen noch Sabrina Lloyd aus Sliders und Josh Charles, in den ich mich in mindestens zehn Kinofilmen verknallt habe.

Der Serie war leider nur eine sehr kurze Zeit on air vergönnt: Gerade mal 45 Episoden durften gedreht werden, und Kritiker nennen Sports Night noch heute die beste Serie, die niemand gesehen hat. Wer also noch Platz im DVD-Regal hat: Alle Episoden sind in einer Sammel-Box erschienen.

Ich hab’ ein Haus,

(Ich hab eine Wohnung)

ein kunterbuntes Haus,

(Schlafzimmer weiß, Wohnzimmer orange papaya, Flur türkis salbei, Küche weinrot ziegel)

ein Äffchen und ein Pferd,

(einen haarigen Kerl und einen blauen Plüschteddy)

die schauen dort zum Fenster raus.

(der Kerl jammert immer, wenn ich morgens das Fenster aufreiße, und mein Blaubär hat Glasaugen)

Ich hab’ ein Haus,

(immerhin zweieinhalb Zimmer)

ein Äffchen und ein Pferd,

(hab ich den Gremlin erwähnt, den ich zum Einjährigen gekriegt hab?)

und jeder, der uns mag,

(und jeder, der mich liest)

kriegt unser 1 x 1 gelehrt.

(ich könnte mal wieder was über Kino schreiben)

Mein Hirn macht grad Urlaub. Der Rest von mir leider nicht.

Kollege nach einem Blick auf mein John & Paul & George & Anke-Shirt:

„Ich hasse ABBA.“

Sideways und Eternal Sunshine of the Spotless Mind haben von der Writers Guild of America Auszeichnungen erhalten: Sideways in der Kategorie Bestes Adaptiertes Drehbuch, Sunshine in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch.

Was ich an Judith Hermanns Nichts als Gespenster neben den Geschichten am liebsten mag, sind ihre ungezupften Augenbrauen auf dem Umschlagfoto.

Der Tagesspiegel hat eine vollständige Liste aller Gewinner der Berlinale.

In den Übungen das dreigestrichene c erreicht. Wie die Callas gefühlt. Und wie der Joker ausgesehen, weil ich gelernt habe, dass man bei den ganz hohen Tönen den Mund nicht nur nach unten, sondern auch noch zusätzlich zur Seite aufmachen kann.

Hunter S. Thompson hat sich erschossen.

(Edit: Salon hat einige Artikel, Interviews und Buchrezensionen aus ihrem Archiv über ihn zusammengestellt.)

(Nochmal Edit: Ich sitze hier seit 20 Minuten und kann es immer noch nicht glauben. Thompson war für mich einer von den Verrückten, die gar nicht sterben können. Und vor allem nicht wollen. Verdammt.)

Tattoo

Die Idee fand ich schon immer gut – ein unverwechselbares Zeichen, nur für mich. Bei Bildern im Fernsehen von Flugzeugabstürzen habe ich immer gedacht, wenn ich mal darunter bin und keine Erkennungsmarke um den Hals trage, wer soll dann wissen, dass ich es bin? Die Muttermale, die ich habe, sind nicht von ungewöhnlicher Farbe oder Form. Aber eine bunte Narbe macht mich zu etwas Besonderem.

Ich ging also in ein Tätowierstudio und schaute mir Bücher an. Die Männer neben mir unterhielten sich über Runen und Muster, die ihre Rücken verzieren sollten. Sie beschrieben in allen Einzelheiten die rituellen Bedeutungen, die ihr Tattoo haben sollte: Es sollte sie schützen, sie zu einer Gruppe zugehörig machen, ein Zeichen von Macht sein.

Ich wollte einfach nur erkannt werden, wenn ich tot im Schnee lag.

Ich entschloss mich zu einer Sonne, weil die Sonne ein gutes Zeichen ist. Sie ist bis jetzt immer da gewesen, wenn ich aufgewacht bin. Sie wird immer noch da sein, auch wenn ich nicht mehr aufwache.

Der Tätowierer zeichnete eine Sonne auf ein Stück Papier, ich bejahte, er legte das Papier auf meinen Arm und bestrich es mit einer scharf riechenden Flüssigkeit. Dann zog er das Papier weg, aber die Sonne war noch da. Schwarz umrandet lag sie auf meinem Arm. Ich nickte, und der Tätowierer tunkte seine nadlige Pistole in die Farbe und begann. Es tat nicht weh, aber bei jedem Zug, den der Tätowierer machte, war mir bewusst, dass ich von nun an gezeichnet war. Was meine Eltern und ihre Gene nicht geschafft hatten, brachte nun ein Mann mit farbigen Fingern fertig, der eine Stunde lang meinen Arm in seiner Hand hielt. Nach dem Schwarz füllte er die Sonne mit Blau.

Ich trage den Himmel am Körper.

Manchmal wache ich in der Nacht auf und fühle, ob sie noch da ist – meine Sonne. Sie leuchtet nicht im Dunkeln, aber man kann die Narbe noch spüren. Manchmal fasse ich die gezackten Strahlen an und versuche, das Bild abzuziehen, wie ein Rubbelbild aus den Kaugummis. Meine Verwunderung darüber, dass das Bild nicht verschwindet, hält nicht lange.

Manchmal bin ich glücklich.

Manchmal denke ich an den Schnee.

(1998)

Liebe Nachbarn, …

… ja, ich weiß, ich bin manchmal ein bisschen laut. Und das nicht auf eine plumpe „Ich mach mal ne Runde AC/DC um 3 Uhr nachts an“-Weise, sondern im Gegenteil auf eine „Ich vergehe mich an klassischen Liedern in einer bösen Tonhöhe und das am liebsten am Wochenende, wenn ihr euch entspannen wollt“-Weise. Ich weiß, das kann anstrengend sein. Dem Kerl setze ich auch gerne Kopfhörer auf, wenn ich nebenan rumträllere.

Daher bin ich sehr dankbar, dass bis jetzt noch niemand von euch bei mir geklingelt und weinend und händeringend darum gebeten hat, doch bittebitte wieder Musicals mit der Bruststimme zu singen, anstatt die Kopfstimme zu bemühen, die unerwarteterweise sehr durchdringend sein kann. Oder dass ihr mich noch grüßt, wenn ich euch am Briefkasten begegne anstatt dass ihr mir vor die Füße spuckt und italienische Flüche murmelt. Ich habe auch noch kein Pentagramm plus totem Huhn auf meiner Türschwelle gefunden; daher gehe ich davon aus, dass es nicht ganz so schlimm ist wie ich glaube, auch wenn ich nach jedem Song in eine ebenso laute Tirade ausbreche, die ungefähr in die „Was glaubt dieser Blödmann eigentlich, was er mir hier für Lieder aufdrückt, meine Fresse, ist das HOCH“-Richtung geht. Falls es doch mal schrecklich wird, bitte ich weiterhin um euer Verständnis. Denkt daran: Ich könnte auch Alphorn üben. Oder Didgeridoo. Oder Oskarchen mit der Blechtrommel durchs Haus rennen lassen, während ich Fisch esse. Auch nicht schön. Insofern: Danke, dass ihr noch keine Brandbomben geworfen habt und weiterhin auf gute Nachbarschaft.

(Frau Gröner ist nach fast zwei Wochen Anlauf gestern bis zum zweigestrichenen f gekommen und singt lustige Zeilen à la „infant Jesus at my breast“.)