Ice Age

Ice Age
(USA, 2001)

Stimmen im Original: John Leguizamo, Ray Romano, Dennis Leary, Goran Visnjic, Jack Black
Drehbuch: Michael Berg, Michael J. Wilson, Peter Ackerman
Musik: David Newman
Regie: Carlos Saldanha, Chris Wedge

Wenn die vier Jungs aus Ice Age eine Boy Band wären, würden sie sich auf VIVA ungefähr so vorstellen:

Manfred: Hi, mein Name ist Manfred. Ich bin ein Mammut. Ich bin der tapfere Anführer von drei seltsamen Gestalten in einem unglaublich lustigen Film namens Ice Age. Der Film wird sehr erfolgreich sein, denn er mischt ziemlich gekonnt eine total rührselige und unglaubwürdige Geschichte mit völlig überdrehtem Slapstick. Pures Gold an der Kinokasse, würde ich sagen.

Diego: Hey, ich als Säbelzahntiger finde diese Geschichte noch viel unglaubwürdiger. Schließlich werde ich als reißende Bestie dafür sorgen, dass ein armes kleines Menschenbaby wieder zu seiner Familie findet. Aber ich darf den Bösen spielen, der dann doch noch gut wird, und hab ne Menge cooler Sätze, die ganz tief aus dem Bauch kommen. Daher: Scheiß auf die Logik. In Western müssen die Cowboys auch nie aufs Klo. Das hinterfragen nur Erbsenzähler, die im Kino keinen Spaß haben wollen.

Sid: Genaugenaugenau. Ich bin Thid, ein Faultier. Ich lithpele thiemlich, wath total luthtig itht. Ich hab die ganthen Joketh im Film, stolpere über alleth, wath nur geht und bin dafür geboren, alth Kuscheltier in Tauthenden von Kinderbettchen thu enden. Schliethlich bin ich der Nette im Film, der unbeschwert durch die Handlung kalauert. Überhaupt, die Handlung: irgendwie eine Mischung auth Drei Männer und ein Baby (aber luthtiger) und Monthterth, Inc. (aber kitschiger). Gucktth euch an.

Scrat: Und ich bin Scrat, ein Eichhörnchen auf Speed, das ihr alle schon aus dem Trailer kennt. Ich habe keine einzige Zeile Text, kann aber toll Scharade spielen und bin einfach der grandioseste Running Gag aller Zeiten.

Manfred, Diego, Sid, Scrat: Und alle zusammen empfehlen wir euch Ice Age. Einfach komisch, gut animiert, unglaubliches Tempo. Zeitweilig Taschentuchfaktor 10, ist aber egal, weil Witzfaktor konstant über 10. Mit vielen liebevollen Anspielungen auf Star Trek, Jurassic Park und vieles mehr. Und nebenbei lernt man noch, wie doof Dodos sind, dass es schwule Nashörner gibt und wie eigentlich die Kontinentalverschiebung zustande kam.

Und jetzt alle mitsingen: Ice, Ice, Baby …

The Royal Tenenbaums

The Royal Tenenbaums
(USA, 2001)

Darsteller: Gene Hackman, Anjelica Huston, Ben Stiller, Gwyneth Paltrow, Luke Wison, Owen Wilson, Bill Murray, Danny Glover
Drehbuch: Wes Anderson, Owen Wilson
Kamera: Robert D. Yeoman
Musik: Mark Mothersbaugh
Regie: Wes Anderson

Heute war ein guter Tag. Limewire hat die neue Friends-Folge komplett und ohne zwanzig Mal abzustürzen, aus dem Netz geladen. Ich habe beim Rumsuchen auf Google eine Band namens Stabbing Westward entdeckt, deren Namen mir einfach gefällt und bei deren Hardrock man ganz entspannt Le Mans-Folder korrigieren kann. Robert, Tobias und Deborah haben mich gnadenlos zum Gackern gebracht, als sie Country Roads ins Deutsche übersetzt und gesungen haben. Und ich habe im Abspann von The Royal Tenenbaums einen Rechtschreibfehler gefunden. Auf was achten eigentlich Arter im Abspann?

Die Tenenbaums sind eine Familie, die viel zu neurotisch und kompliziert und liebevoll und durchgedreht ist, um sie ernst zu nehmen. Also genau wie die Familie, die man selber zu Hause hat und mit der man groß geworden ist. Die Story ist total belanglos. Sie beginnt herrlich abgedreht, versackt dann etwas in Mittelmäßigkeit und endet genauso, wie man es erwartet hat. Aber das ist nicht weiter wild, denn man weiß ja auch immer, was Mama von einem will, wenn sie anruft.

Das, was den Film und damit den Tag so gut gemacht hat, war das Gefühl, mit dem ich aus dem Kino gekommen bin. Das Gefühl, zu wissen, dass jeder Drehbuchschreiber scheitern wird bei dem Versuch, mir total kreativ eine völlig irrwitzige Familiengeschichte zu erzählen. Zu wissen, dass niemand es je schaffen wird, das Chaos nachzuempfinden, was wir alle in unseren eigenen kleinen Familien mitgemacht haben. Die hundert Anekdoten in eine Handlung zu kriegen, die wir mit Opa/Oma/Tante Erna/Onkel Manfred erlebt haben und die uns auf jeder Familienfeier wieder aufgetischt werden. Wir alle hassen es. Und trotzdem würde uns etwas ganz schrecklich fehlen, wenn es nicht so wäre.

Meine Mutter ist die größte Nervensäge der Welt. Aber nach dem Film wollte ich sie einfach mal anrufen, weil es mir manchmal fehlt, sie sagen zu hören, dass ich mit dem Nasenring niemals einen anständigen Job kriegen werde.

Richtig toll ist der Film nicht. Er verschenkt hunderte von kleinen, schönen Storylines. Man merkt ihm leider an, dass die Autoren den einen großen Wurf schreiben wollten, aber nicht alles in 90 Minuten reingekriegt haben. Egal. Er ist meist irgendwie seltsam, überwiegend lustig (aber auch nur, weil alle komische Klamotten und Haarschnitte haben), und man weiß sofort, wie er ausgeht. Aber ein Film, der es schafft, dass ich meine Mama anrufen will, muss was Besonderes sein.