Samstag, 31. Mai 2003

Herr Dax hat sein Weblog mal wieder umbenannt. Aus „Communists like us“ wurde „Dance to the radio“. Auch und immer noch schön.
(By the way: Willkommen zum 1000. Post, der mit Haloscan kommentiert werden kann.)



FridayFive:
1. What do you most want to be remembered for?
Ich möchte als guter Mensch in Erinnerung behalten werden. Das mag sich in Superstar-Zeiten vielleicht ein bisschen naiv anhören, aber ich bemühe mich jeden Tag, mich (Achtung, altmodisches Wort:) anständig zu benehmen. Das Sprichwort „Was du nicht willst, das man dir tu usw“ finde ich sehr passend.

2. What quotation best fits your outlook on life?
„As you happen to say: it can happen today.“

3. What single achievement are you most proud of in the past year?
Nicht gekündigt zu haben. Jeden Morgen aufgestanden zu sein. An meinem Schreiben gearbeitet zu haben. Hoffnung gehabt zu haben.
Zusammengefasst: nicht zum hundertsten Mal aufgegeben zu haben.

4. What about the past ten years?
Das Messer abgesetzt zu haben.

5. If you were asked to give a child a single piece of advice to guide them through life, what would you say?
Ask someone else. And if you do – come back and tell me.




Freitag, 30. Mai 2003

So. Ich hab's getan. Ich habe mir allen Ernstes Swept Away von Guy Ritchie angeguckt. In der Hauptrolle seine Gattin, besser bekannt als Madonna.
Was soll man sagen? 90 Minuten voller schlechter Dialoge, eine Story mit einer „Pointe“ aus den 70er Jahren (aus denen auch die Vorlage von Lina Wertmüller kommt), ein bisschen Kapitalismuskritik, eine halbe Vergewaltigung, ansonsten ziemlich sexistischer Scheiß (oder wahlweise Stockholm-Syndrom), und Madonna gibt sich zwar redlich Mühe, scheitert aber wie immer grandios. Zum Ausgleich gibt's Bilderbuchstrände und allerschönstes Mittelmeer in Zeitlupe.
Die Szene, bei der ich am lautesten gestöhnt habe: als Madonna Adriano Giannini die Füße küsst. Die Szene, bei der ich breitesten gegrinst habe: als Madonna einen Oktopus wieder und wieder auf einen Felsblocken haut, um ihn zart zu kriegen und dabei unterwürfig ihren Fischer anlächelt, den sie dafür mal nicht mit „Master“ anreden muss. Aber ich muss gestehen, dass ich die Bilder schön fand. Ich mag die Art der Inszenierung von Guy Ritchie schon, auch wenn sie immer die gleiche ist. Nur dumm, wenn er eine Story hat, die keine schönen Bilder verdient.

Als Ausgleich gab's The Good Girl mit einer überraschend überzeugenden Jennifer Aniston. Eine eigentlich kleine Geschichte über eine Frau, die mit ihrem Leben nicht glücklich ist und sich in eine Affäre flüchtet, die das Leben vieler Menschen durcheinanderbringt. Sehr ruhig erzählt, fast zu ruhig, fast sprachlos: keine Taschentuchszene, die das hoffnungslose Ambiente aufwühlt, kein Herzschmerzhollywoodende, eher Pragmatismus statt Leidenschaft. Ich wusste nach dem Film nicht mit dem Herz, ob sich Anistons Justine für den besseren Weg entschieden hat. Aber im Kopf hat er sich richtig angefühlt. Seltsamer Film. Aber schön.



Feldforschung bei IT&W:
1. Warum schreibst Du ein Weblog?
Weil ich keine Lust mehr hatte, meine Freunde alle 30 Minuten per Mail auf einen Artikel/eine Website/meine neueste Kinomeinung/meine derzeitige Befindlichkeit aufmerksam zu machen. Das Weblog fasst alles zusammen, und wer's lesen mag, darf's lesen. Und wer von meinen Freunden nicht mag, fühlt sich nicht mehr belästigt.
Dass inzwischen viel mehr Fremde als Freunde mitlesen, hat das Ganze eigentlich erst interessant gemacht. Ich finde es ziemlich nett, gelesen zu werden und gestehe, dass ich an schlechten Tagen gerne die Zugriffsstatistik angucke undd mir denke, ach, so doof bist du doch nicht. Ein paar Leuten gefällt das, was du machst. Purer Egotrip also.

2. Welcher Anteil der Texte, die Du veröffentlichst, ist selbst geschrieben, wieviele sind im weitesten Sinne Zitate und Links auf andere Texte?
50/50, würde ich mal schätzen. Ist immer tagesformabhängig. Manchmal habe ich Lust, 1000 Worte über meinen neuen Lieblingsjogurt zu schreiben; einen Tag später verlinke ich lieber drei verschiedene Artikel über Filme und kommentiere sie höchstens kurz.

3. Kann man Weblogs – jetzt oder später – irgendwie kommerziell nutzen und damit Geld – direkt oder indirekt – verdienen?
Ich denke schon. Es gibt Weblogs, für dich ich jetzt schon Geld bezahlen würde, weil sie mir ans Herz gewachsen sind. Ich zahle schließlich auch für professionellen Web-Content wie Salon.com – warum dann nicht auch für ein Weblog?
Ich persönlich kann es mir allerdings nicht vorstellen, mit meiner Seite Geld zu machen, denn dann wäre das Ganze eine Pflichtveranstaltung. Wenn ich wüsste: Da warten jetzt jeden Morgen weißdergeierwieviele Leute darauf, einen Gegenwert für ihre Euros zu kriegen, wäre der ganze Spaß weg.
Und aus ganz persönlichen Stil-Gründen will ich meine Seite auch nicht mit Bannern zupflastern – nicht mal mit nem Amazon-Logo, obwohl ich die Jungs wirklich mag.



Fürs Protokoll: Neu auf meiner Linkliste sind Miagolare, Dogfood und die gute Frau Schubiak. Wurde auch mal Zeit.




Donnerstag, 29. Mai 2003

Juhu, ein kleiner, nerdiger Sieg für die kleine, nerdige Anke. Seit einiger Zeit habe ich den völlig nutzlosen Ehrgeiz entwickelt, mit einem Ausschnitt aus irgendeinem deutschen Magazin auf einer der unzähligen Fansites für die Lord of the Rings-Schnuckis vertreten zu sein. Aber die ganzen kleinen Mädels, die morgens die Bravo kaufen, haben natürlich viel mehr Zeit als ich, alles zu scannen und sofort einzuschicken; daher bin ich meist zu spät dran. Aber diesmal hatte ich Glück, denn die hochklassische Zeitschrift Joy Celebrity wird anscheinend noch nicht so oft gelesen – oder nur von Karo, die keinen Scanner hat. Guckst du hier:



Ich möchte noch erwähnen, dass ICH dieses Blättchen nicht gekauft habe, sondern meine Art Direktorin. Sie hat es mir allerdings mit einem sehr süffisanten Grinsen überreicht. Katrin – wenn da eine Botschaft drin war, weigere ich mich, sie zu verstehen.



Mal wieder einer dieser wundervoll biestigen Artikel aus dem Guardian: When 20p is still too much berichtet über ein neues Kino in England, in dem man für lausige 20 Pence einen Film sehen kann – allerdings eher Gurken als Meisterwerke und zu Tageszeiten, in denen niemand ins Kino will. Und der Guardian wäre nicht der Guardian, würde er nicht zehn Filme aufzählen, die nicht mal 20p wert sind:
Age of Innocence
They'd expel me from the British Guild of Iconoclasts if I didn't include one Scorsese film. "In a world of tradition. In an age of innocence. They dared to break the rules." Which I suppose is better than "At Safeway's in Basildon they queued politely." But not much. You can tell a lot about this supposedly passionate historical romance from its U rating. This means nobody gets naked, which is rather like making a Lethal Weapon film in which Danny Glover finally retires and Mel Gibson decides to play it by the book and angle for a desk job.
Suggested price: 0p, or 1p per torrid sex scene, whichever is less.“

Ich bemühe mich gerade, mich ebenfalls an zehn Filme zu erinnern, bei denen ich gerne mein Geld zurückgekriegt hätte. Aber dummerweise verdrängt man solche Stunden ja lieber als sich an sie zu erinnern. Ich zähle einfach mal die auf, in denen meine Schnuckis mitspielen und die ich daher bis zum bitteren Ende gucken musste.

Hatte ich vor kurzem schon mal erwähnt: Raging Angels mit Sean Patrick Flanery. Ein Geschwisterpärchen bekämpft Satan, der in Verbindung mit einem Sänger einer Band steht, in den sich das Schwesterchen verliebt hat ... oder so ähnlich. Ich erinnere mich nur sehr undeutlich und vor allem ungerne. Aber ich weiß noch, dass ich nie wieder so billige Special Effects gesehen habe. Dagegen war Blair Witch Project High Tech.

Größte Sünde von Viggo Mortensen bisher: The Prophecy, wo er den Teufel gespielt hat. Ging gar nicht. Aber G.I. Jane (kommt übrigens heute auf RTL) war natürlich auch ein Kracher, vor allem die Szenen, in denen Demi Moore ihm die Fresse poliert. Da hat auch der Schnauzbart nicht geholfen.

Apropos Schnauzbart: Die miesen Filme von Kiefer Sutherland erkennt man ja meist daran, dass er in ihnen einen solchen trägt – zum Beispiel in seinem völlig vergeigten Regiedebüt Truth or Consequences, N.M. Sollte von Tarantino inspiriert sein, ist aber bloß eine sehr schlechte Kopie einer Kopie einer Kopie geworden. Trotz Vincent Gallo und Kevin Pollak.
In Freeway, den ich für Kiefers miesesten Film halte, ist er zwar glattrasiert, wird aber von Reese Witherspoon ziemlich arg zugerichtet und hat danach ein Make up, bei dem ich nie weiß, ob ich lachen oder weinen soll, so dämlich sieht es aus. Ich hab den Film nie zu Ende gesehen. Auch meine Zuneigung hat Grenzen.

Matthew Perrys Filmkarriere ist ja noch nicht wirklich alt, aber eigentlich hat er bis jetzt nur einen guten Film gedreht und das war The Whole Nine Yards. Alles andere war naja bis fürchterlich, wobei Three to Tango am allerfürchterlichsten war. Weder romantisch noch lustig noch irgendwas. Einfach nur eklig, genau wie die Tuna Melt Sandwiches, die Perry und Neve Campbell essen und danach kotzen. Beknackteste Date-Szene ever.



Ach ja, und natürlich wünsche ich Herrn Dahlmann von ganzem Herzen gute Besserung. Auch wenn ich mir ständig das Grinsen verkneifen muss.




Mittwoch, 28. Mai 2003

Happy Tuesday :

– morgens ohne Wecker wach werden
– frische Erdbeeren fürs Müsli haben
– einen Gute-Laune-Song im Autoradio hören und jede Zeile mitsingen können
– ein Parkplatz im Schatten kriegen
– endlich mal bei der Bagelbestellung nicht vergessen zu sagen, dass man keine Tomaten mag
– ein gutes Buch dabeihaben und ein paar Minuten in der Mittagspause lesen können
– sich mit einem Kollegen verquatschen: bei Filmen in der chinesischen Originalfassung anfangen und bei Spiritualität enden
– feststellen, dass im August die zweite Season von 24 erscheint und merken, dass sich die elf Wochen Wartezeit gar nicht so lang anfühlen
– so gut wie alle Ideen beim Meeting durchkriegen und realisieren, dass das lange Wochenende auch wirklich eins wird
– meinen ersten spanischen Satz sagen können, ohne auf den Spickzettel gucken zu müssen („¿A qué ciudad viaja usted?“)
– vor Sex and the City noch ein bisschen spazierengehen und zum ersten Mal in diesem Jahr das Gefühl haben: So kann's bleiben.




Dienstag, 27. Mai 2003

Okay, Anke, once and for all: Nicht jeder Schuh, den du dir anziehst, war auch für dich gedacht.
Das stickst du dir jetzt aufs Kissen, batikst es auf ein T-Shirt, tätowierst es dir auf die Stirn ... oder schreibst es zumindest auf ein Post-it, das du an deinen Schreibtisch klebst, ja?
Brav.



Volker Schlöndorff fragt sich in der Zeit, warum es auch in diesem Jahr kein deutscher Film in das Wettbewerbsprogramm von Cannes geschafft hat und fordert einen neuen Umgang mit dem Film – mehr Regeln brechen, neu denken: Schluss mit der Anpasserei!
„Bei allem neuen Selbstbewusstsein der Branche durch Caroline Links Oscar-Sieg in Hollywood und Lenins späten Triumph an der Heimatfront stimmt einfach etwas nicht mit dem deutschen Film, zu dem ich mich rechne. Warum ist es keinem von uns – egal welcher Generation – gelungen, einmal zu den Ausnahmen des europäischen Films zu zählen, die es immerhin gibt, nämlich denen, die über alle Grenzen hinweg gesehen wurden: Festen, La Vita é Bella, Hable con Ella, Trainspotting, Breaking the Waves und Amelie Poulain?
Warum solche Produktionen nicht aus Deutschland kommen, mag auch daran liegen, dass der deutsche Film eigentlich nie exportorientiert war. Historisch kann man da weit zurückgehen und feststellen, dass nach der grandiosen Zeit des Stummfilms mit dem Ton, das heißt der (deutschen) Sprache, auch schon das Aus kam. Die Nazizeit erschwerte natürlich den Export, außer in die besetzten Länder, und nach dem Krieg war alles Deutsche so verhasst, dass an Export nicht zu denken war. Entsprechend provinziell und auf den Binnenmarkt zugeschnitten, waren dann die Filme der fünfziger Jahre, auch damals schon Arztfilme, Heimatfilme, Krimis, wie sie heute im Fernsehen laufen.
Diese Ware ist nach wie vor die Grundlage der deutschen Produktion. Die armen Produzenten sind so damit beschäftigt, ihre Fernsehbeteiligung in Mainz, Köln, Hamburg und Leipzig sicherzustellen, obendrein noch für Fördergelder zwischen Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen zu pendeln, dass ihnen wahrlich wenig Zeit bleibt, ans Ausland zu denken, womöglich die Hürden einer Koproduktion mit Frankreich oder Großbritannien zu nehmen. Da verzichtet man leicht auf künstlerische Projekte, die sich mangels cineastischem Publikum zu Hause nur übers Ausland finanzieren lassen, und hält sich eben an den Geschmack des breiten Publikums auf dem Heimatmarkt.“



„That truth, even moral truth, exists I have no doubt, for I am no relativist; but we weak, fallen humans will never perceive it except imperfectly, a faintly glowing presence toward which we creep though the mists of reason, tradition, and faith.“

Stephen L. Carter, The Emperor of Ocean Park

Am 2. Mai hatte ich bereits über dieses Buch geschrieben – wie seltsam es mir vorkam, wie ich mich ihm aber auch nicht entziehen konnte. Jetzt hab ich's durch und kann es weiterempfehlen. Man muss ein wenig Geduld mitbringen, denn es entfaltet sich sehr gemächlich. Dann aber richtig.

Ich mach mich dann mal an die nächsten Werke: Seit ein paar Tagen lese ich Twelve von Nick McDonell – anscheinend ein Less than zero mit weniger Kraftausdrücken. Mal schauen. Dazu noch Bully von Jim Schutze – ein dokumentarischer Roman über ein paar High School-Kids, die einen der ihren umbringen und in den Everglades versenken; allerdings klingt der Schreibstil sehr nach dem National Enquirer. Und wenn die beiden durch sind, komme ich endlich mal zu Mrs. Dalloway und Herrn Mamet, der was zum Thema On Directing Film zu sagen hat.




Montag, 26. Mai 2003

Ein Wochenende hat schon fast gereicht, um wieder etwas freier atmen zu können. Mal nichts von dem gemacht, was ich sonst am Wochenende tue. Naja, fast nichts. Immerhin hatte ich die Agentur für mich alleine.
Ansonsten Zeit genommen, ein paar Leuten abgesagt, viel gelesen, wieder die Schönheit der Sprache entdeckt und sie genossen, anstatt nur mal eben vor dem Schlafengehen noch schnell zwei Seiten runterzulesen, aus dem Fenster geguckt, aufs Fahrrad gesetzt, den Wind um die Nase gehabt.
Es wird.

Es muss.
Wär jedenfalls nett.



Soy, eres, es, somos, soís, son. Einfach merken. Los, Schädel auf. Uno, dos, tres ...



Und für ein paar Filme hat's auch noch gereicht:
Changing Lanes (Spurwechsel): Ben Affleck kann doch schauspielern, wenn er sich anstrengt – auch wenn er gegen Samuel L. Jackson natürlich nicht wirklich eine Chance hat. In Changing Lanes geht um zwei Männer, die dummerweise aufeinandertreffen (im wahrsten Sinne des Wortes) und deren Tagesablauf sich dadurch dramatisch ändert. Das Happy End war mir ein bisschen zu happy, und die große Erleuchtung der beiden („Seid doch einfach mal nett zueinander“) kam mir ein bisschen zu hopplahopp, aber ich fand den Film trotz seiner eher ruhigen Erzählweise recht spannend.

Possession (Besessen): Gut, die Idee des Films ist natürlich von vornherein albern und vor allem nicht neu (Entdeckung von alten Briefen, die ein neues Licht auf einen Mann in der Vergangenheit werfen, und die vorher nienienie jemand gefunden hat), aber wenn man sich mal von der Logik freimacht, ist es ein unaufdringliches Filmchen, das relativ spannungsfrei, aber trotzdem unterhaltsam an einem vorbeiläuft. Und mit Aaron Eckhard und Gwyneth Paltrow

Die Another Day (Stirb an einem anderen Tag): War bestimmt toll. Ich hab schon geistig abgeschaltet, als ich James Bond auf einem Surfbrett gesehen habe. Was ich danach noch mitbekommen habe, war alles ein bisschen viel, aber wenigstens in den erwarteten 007-Grenzen. Egal, vorgespult und weiter.

The Salton Sea (keine Ahnung, wie der auf Deutsch hieß): Eine Menge Leute, die ich nett finde, aber eine Story, die mich ab der 30. Minute den Schnellvorlauf hat starten lassen. Nach einer Stunde hab ich's aufgegeben. Ein großkotziges Voice over zu seltsamen Charakteren hab ich in Fight Club um Klassen besser gesehen, Drogenstorys in Requiem for a dream, und überhaupt hab ich auch nach einer Stunde noch nicht gewusst, was mir dieser Grütz eigentlich sagen wollte.

By request: Bound (Gefesselt): Sorry, ich hab den Film schon so oft gesehen, ich wollte ihn einfach nicht nochmal gucken. Aber ich erinnere mich sehr gerne an die schöne Sexszene, die Tatsache, dass die Hauptfiguren (und Helden) zwei Mädels waren, an die unglaublich erotische Stimme von Jennifer Tilly, an den wunderbar arroganten Abschiedssatz „Caesar – you don't know shit“ und wie sich dann konsequenterweise das Blut mit der weißen Farbe vermischt. Ein wunderbarer Film: klein, gemein, schnell, dreckig. (Weniger gern erinnere ich mich übrigens an die Geflügelschere.)




Samstag, 24. Mai 2003






Freitag, 23. Mai 2003

Hab ich gestern gesagt, dass es mir im Kino immer besser geht? Dann hätte ich mir vielleicht nicht Matrix Reloaded angucken sollen. Mehr in der Kino-Ecke.
Seufz. Wo ich mich doch seit zwei Tagen selbst de-gehypt habe, um auf eventuelle Enttäuschungen vorbereitet zu sein. Anscheinend nicht gründlich genug.




Donnerstag, 22. Mai 2003

Kleine Sinn- und Schaffenskrise. Das Weblog ist in den letzten Tagen eher eine Pflichtübung gewesen als etwas, auf das ich mich freue (wie ich es sonst tue). Links werden fast automatisch abgesurft, Artikel überflogen, ins Blog gestellt, mechanisch die Kommentarfunktion eingefügt. Zwischendurch mal wieder ein paar Hatemails löschen, weil ich Star Wars als Sternendreck bezeichnet habe. Mich mal wieder aufs Übelste von irgendwelchen anonymen Spacken beschimpfen lassen.

Wenn ich zurzeit wenigstens das Gefühl hätte, was richtig Gutes zu schreiben, wäre diese latente Nöligkeit und der nagende Selbstzweifel vielleicht nicht so belastend. Ich denke, jeder, der kreativ tätig ist, fragt sich des öfteren: Was mache ich hier eigentlich? Und wenn ich es schon mache – ist es gut? Gut genug? Gut genug für wen eigentlich?

Aber im Moment klebt mein Hirn mal wieder recht nutzlos im Schädel. Jedenfalls kommt es mir so vor. Im Job klingen meine Headlines so, als ob sie ein Prakti getextet hätte, und selbst mein Liebling, die Longcopy, mag sich nicht so anhören, wie ich es gerne hätte. Ich weiß auch gar nicht, woher das im Moment kommt. Es nervt ausnahmsweise mal weder ein Kunde noch ein Job. Alles, was sich gerade auf meinem Schreibtisch türmt, sind Jobs, auf die ich mich freue, für Kunden, die ich mag. Und mein Weblog ist seit fast einem Jahr ein täglicher Begleiter und, viel wichtiger, eine tägliche Quelle, aus der ich Kraft schöpfe, weil ich weiß, dass ein paar interessierte Leser hier vorbeischauen und anscheinend Gefallen an dem finden, was ich von mir gebe.

Und trotzdem fühle ich mich im Moment einfach ein bisschen müde. Ein bisschen überfordert. Vielleicht mal wieder von den eigenen Ansprüchen genervt. Denn natürlich will ich die besten Links posten. Natürlich will ich hervorragende Kinokritiken schreiben. Und wenn ich dann merke, dass manche Kritiken eher halbgar werden und die Links, die ich so stolz gefunden habe, schon in 13 anderen Logs standen, dann nervt das eben. Wahrscheinlich völlig grundlos. Wuselnase Gröner nörgelt mal wieder eine Wand an, die da gar nicht stehen müsste, wenn sie sie nicht selber hochgezogen hätte.

Ach, blah.

Aber ich bin heute abend im Kino. Da geht's mir immer gut. Wenigstens da.




Mittwoch, 21. Mai 2003

Wenn Journalisten Autogramme wollen – warum Interviews mit Stars nicht ganz so sind, wie man vielleicht glaubt. Oder wie ich vielleicht gelaubt habe.
Eine Bekannte von mir hat längere Zeit bei der Gala gearbeitet, und natürlich habe ich vor jedem Interview, das sie führen sollte, ewig und drei Tage gewimmert, ob sie mir nicht doch ganz vielleicht eventuell nur ausnahmsweise und ich würde auch nie wieder fragen ein Autogramm von Russell Crowe (oder wem auch immer) mitbringen würde. Hat sie natürlich nie gemacht. Jetzt weiß ich warum. Ich habe ihr ja ab und zu simple Boshaftigkeit unterstellt. Böse Anke.

„Es beginnt schon einmal damit, das diese Interviews zum größten Teil in Gruppen stattfinden. Die Kollegen Lasse aus Schweden und Jack aus Australien wollen auch etwas Schickes zum Filmstart schreiben, und wenn der Star sich für jeden Einzelnen Zeit nähme, müsste er mindestens eine Woche einplanen. Doch je kapitaler der Star, desto weniger Zeit hat er. Also werden acht bis zehn Gruppen mit bis zu 20 Journalisten gebildet.
Schauplatz der so genannten Interviews ist immer ein sehr luxuriöses Hotel in Cannes, New York, Los Angeles, Paris, London, Venedig, Berlin, Hamburg oder München. Ein echter Star kommt immer zu spät, weswegen man in Gruppe 4 sitzt und wartet, schweigend oder vor lauter Aufregung durcheinander brabbelnd und kichernd.
Asiatische Kollegen haben sich seitenweise in kunstvollen Schriftzeichen Fragen aufgemalt, von denen sie dann im Interview allerdings keine einzige stellen, weil sie, wie sich herausstellt, kaum Englisch sprechen oder einfach nur schüchtern sind. Der graumelierte Chefreporter einer großen italienischen Tageszeitung ist mit einer äußerst attraktiven Simultanübersetzerin angereist, die das gesamte Gespräch mit halblautem Gemurmel unterlegt.“
(Link via filmz.de)



Herr ubique hat sein Weblog vorübergehend zur Matrix-freien Zone erklärt. Mit so einem Mädchenkram fangen wir hier gar nicht erst an.
Der Artikel The intellectual and The Matrix befasst sich mit den philosophischen Hintergründen in den Filmen und berichtet über den Princeton-Professor Cornel West, der die Wachowski-Brüder inspiriert und deswegen eine winzige Rolle im Film bekommen hat:
„Most Hollywood action movies have little more on their minds than presenting high-testosterone mayhem in ways that will appeal to teenage boys. Not The Matrix, a film series that takes its philosophy very seriously (too seriously for the many critics who chided Matrix Reloaded for being ponderous).

(Professor Cornel) West (...) became a kind of muse for the brothers, called "college dropout comic book artists" by William Irwin, editor of the book The Matrix and Philosophy. West offered a focal point for the film, in which various academics and others find bits of Buddhism and Christianity as well as feminism, Marxism and nihilism.

At the core of the Matrix trilogy lies the disturbing notion that the world is nothing but perceptions controlled by malevolent forces. While the films repeatedly ask questions about the nature of truth and reality, the possibilities of choice and free will, the meaning of life and love, they offer no answers.“

(Oh Gott, wo hab ich die Karten hingelegt?)



Ich hatte gestern einen fiesen Gefühlsflashback: das Gefühl, das man erlebt, wenn man keine Vokabeln gelernt hat. Wenn man die Konjugationen nicht ein einziges Mal nach der letzten Stunde angeguckt hat. Und wenn man weiß, dass man nicht mal was abschreiben kann, in der großen Pause auf dem Raucherhof, zum Beispiel.

In dem Zusammenhang habe ich auch einen Satz gesagt, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich ihn mal wieder brauchen werde: Ich kauf mir morgen ein Vokabelheft.
(Vokabeln lernen, pffft. Ich hab doch ... öhm ... el pescado de Babel.)




Dienstag, 20. Mai 2003

Für Regisseur Peter Greenaway wird die Kinoleinwand zu klein. Sein neuester Film, The Moab Story, wird von einer Website begleitet, die mehr bietet als die üblichen Screensaver und Schauspieler-Biografien. Die Website tulselupernetwork.com (die allerdings erst zum Filmstart im Herbst mit Inhalten gefüllt wird) ist sogar mehr als eine Ergänzung zum Film – sie und der Film zusammen ergeben zusammen eine neue Herangehensweise an die Medien Film und Internet. An Auteur Packs His Bags to Venture Onto the Web:
„The Luper site differs from the typical Hollywood Web site. When the studios started using the Internet to market releases, they filled their sites with video clips, cast biographies and violent shooting games. In recent years a few online projects, like those for the Steven Spielberg film A.I. and the Darren Aronofsky film Requiem for a Dream, have tried to recreate a movie's tone on the Web. More recently Andy and Larry Wachowski have used the Internet to offer animated videos filling in the background for their Matrix movies.

But unlike these efforts, the Luper site feels as if it was designed more to involve than to promote. The Internet is ideal for Mr. Greenaway in many ways. His films, like Drowning by Numbers (1988) and Prospero's Books (1991), are not so much linear stories as archives of rich visual data that prompt viewers to leap from idea to idea. Just as one skips from link to link on the Internet, watching a Greenaway film also feels like surfing, only on a movie screen.“



Keine Überraschung: Matrix Reloaded hat das höchste Wochenendeinspielergebnis (klasse Wort) in den USA bei den R rated movies erzielt – satte 93,3 Millionen Dollar. Kann man machen.



David Mamet schreibt im Guardian über das perfekte Filmende. Seiner Meinung nach sollte das mehr sein als nur ein Abschluss, sondern eine Weiterführung. Am besten sollte das Ende eine ganz neue Welt aufmachen. They think it's all over:
„What are the great endings of art? "Reader, I married him" and "Ol' Man River, He jes' keeps rollin' along". Equalled in the cinema, perhaps, by the shock/surprise endings listed above, "The son of a bitch stole my watch!", of The Front Page, and Paul Muni's tag from I Am a Fugitive from a Chain Gang. Q: "How do you live?" Muni's answer: "I steal."

These are not the perfectly acceptable "Oh, Auntie Em – there's no place like home!" or "Tomorrow is another day", but the visceral introduction of new and transformative information in the last seconds of the film.

The Pride of the Yankees
is a rather good baseball biography. Gary Cooper, playing the world's greatest player, Lou Gehrig, is dying of a wasting disease. He is given a farewell party by his New York Yankees at Yankee Stadium. He is honoured, and cheered, and declares himself "the luckiest man who ever lived", then hobbles off the field, supported by his beloved wife, Teresa Wright, walking into a medium longshot, stadium corridor, day. And as he walks from us, as we begin to stir, knowing the movie over, we hear the umpire in the distance shouting: "Play ball." “



Gestriges Programm: Papa zum 65. Geburtstag überrascht, ihn und Schwesterchen und Mama zum chinesischen Essen abgeschleppt, danach einen Spaziergang in den Herrenhäuser Gärten inklusive Besuch der von Niki de Saint Phalle gestalteten Grotte, den Regen perfekt abgepasst und beim Fallen der ersten Tropfen wieder am Auto gewesen, nach Hause gefahren, dort Schwesterchens Kekskuchen verzehrt und sich in dem Augenblick verdrückt, als die senile Nachbarin zum Gratulieren geklingelt hat. Nett war's.
(Hannover wird immer kleiner, je länger man nicht mehr da war.)




Montag, 19. Mai 2003

Ich hab City of God gesehen. Hm. Vielleicht habe ich zuviel erwartet nach den ganzen Vorschusslorbeeren, die der Film gekriegt hat. Mir ging er jedenfalls irgendwann nur noch auf die Nerven. Circa 30 Minuten vor Schluss hab ich mich dabei erwischt zu denken, Ja, jetzt bringt euch doch bitte alle endlich um, damit ich nach Hause gehen kann.

Natürlich ist die Geschichte wichtig, natürlich sollte sie erzählt werden, aber ich hab mich gefragt, ob eine Dokumentation nicht besser geeignet gewesen wäre als ein Spielfilm.
Ich habe generell Probleme mit Filmen, die Gewalt glorifizieren. Daher habe ich auch Schwierigkeiten, Mafia-Filme gut zu finden. Denn obwohl zum Schluss meistens alle ins Gras beißen, guckt man sich doch zwei Stunden lang ziemliche Gewaltorgien an, die den Darstellern ein gutes Leben ermöglichen. Bei solchen Filmen bleibt bei mir nie hängen: „Schau an, Gewalt sät Gegengewalt, lassen wir das doch gleich sein, arbeiten wir lieber und kommen ehrlich an unser Geld.“ Bei mir bleibt stattdessen hängen: „Ich darf mich nur nicht erwischen lassen.“

So auch bei City of God. Der Film hatte einige Momente, die ihn besser gemacht haben als Mafia-Filme, zum Beispiel die Szenen, in denen Kinder, die offensichtlich nicht älter als 5 sind, mit Knarren in den Händen ihre Konkurrenten erledigen, die auch nicht älter sind. Mir hat gefallen, dass die Handlungsstränge besonders im letzten Teil des Films sehr elegant ineinander verwoben wurden, so dass aus dem ganzen gewaltsamen Chaos immer einige Figuren herausstachen, denen man folgen konnte.
Was mir nicht gefallen hat, war die blöde grobkörnige Wackelkamera-Optik. Wenn das Authentizität erzeugen sollte, warum dann nicht gleich eine Doku drehen? Ich fand den Film zu lang und, wie gesagt, mir ging das ganze Sujet auf die Nerven. Ich wusste zwar ungefähr, was mich erwartet, aber dann anscheinend doch nicht genug.

Ich kann einfach diese Geisteshaltung nicht verstehen, dieses „Wer die Waffen hat, kann sich alles erlauben“, dieses „Ich nehm mir einfach, was mir passt“ und die Faszination, die von Menschen dieses Schlags ausgeht. Das mag jetzt typisch verwöhntes Wohlstandskind-Genöle sein, klar. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, in einem Slum groß zu werden. Aber ich behaupte mal, dass es überall auf der Welt möglich sein sollte, sich seine Menschlichkeit zu bewahren.

Das will ich jedenfalls glauben. Vielleicht hat mir City of God deshalb nicht gefallen: weil er eine wahre Geschichte erzählt und nicht nur ein Script ist. Weil alles wirklich passiert ist. Und weil er mir damit eine meiner Illusionen geraubt hat.



Wer mir vorwirft, filmverrückt zu sein, sollte sich mal die Dokumentation Cinemania anschauen, die hoffentlich auch nach Deutschland kommt. Wenigstens auf Video. Die Kritik in der New York Times lässt Gutes hoffen. When Movies are a way of life:
„Jack, Eric, Harvey, Bill and Roberta are intrepid cinephiles who have forsworn living normal lives (including having a job and a relationship) to spend their time in the dark consuming images. (...)
Besides their addiction to movies, the five (three of whom receive monthly payments for a disability) have little in common, and their tastes vary widely. Each has pronounced quirks.
Jack Angstreich, who is in his early 30's and may be the most obsessive of the group, watches films eight hours a day, seven days a week. He carries with him the phone numbers to the projection booths of every theater along with a cellphone so he can call them if necessary. He also arranges his diet to avoid having to go to the bathroom during a showing and is so intolerant of noisy fellow patrons that he has been known to rip the food out of their hands to keep them quiet.“



„I have often dreamed of a far off place
Where a hero's welcome would be waiting for me
Where the crowds will cheer when they see my face
And a voice keeps saying this is where I'm meant to be

I'll be there someday, I can go the distance
I will find my way if I can be strong
I know ev'ry mile will be worth my while
When I go the distance, I'll be right where I belong.“




Sonntag, 18. Mai 2003

„Maybe we are under the tyranny of cultural conventions and biological instincts, these forces lead us to feel out of sync with the world at large, and therefore we feel as if we are not part of the bigger picture.
Hey, maybe we are the lucky ones, everyone else are the dull witted unfortunate ones that got caught. I have been brainwashed to believe that my happiness is found in others; wrong, happiness is now, happiness is in accepting who we are, not wondering what others are thinking about us. I don't need someone else's personal appraisal of my self worth, who's to say that they can judge me? And why should I care if anyone finds me special? That concern just weighs me down. I am not saying that everyone else is unimportant, just their opinions of me.
We all have perceptions and cognitions of this infinite place in which we exist, and no one sees the same pieces or experiences the same places, so we must grow strong in our own experiences, and glorify everyone's claim at existence.
Anke, you are a unique talent, stand by your viewpoint, sell it to the world, and you will when you believe in it with all of your might. No fear. It is so hard to love ourselves, because we are so aware of all of our supposed shortcomings, but those shortcomings only come through our idiotic attempts at comparisons of self with others. We must stop trying to measure up to illusory standards that have no objective reality.
We are perfect in our imperfections.“

On some days, I miss your words of wisdom even more. And I'd give the world for just one last conversation.




Samstag, 17. Mai 2003

1. What drinking water do you prefer – tap, bottle, purifier, etc.?
Da ich es überhaupt nicht einsehe, Wasser zu kaufen geschweige denn, es kistenweise in den zweiten Stock zu schleppen, trinke ich gnadenlos und literweise Leitungswasser. Schon immer.

2. What are your favourite flavor of chips?
Ich mag Sour Creme and Onion am liebsten. Noch lieber mag ich Onion pur in Form von Zwiebelringen. Und am allerwenigsten mag ich diese komischen Asia-Chips. Die schmecken irgendwie nach Spülmittel.

3. Of all the things you can cook, what dish do you like the most?
Meine Mousse au Chocolat ist in meinem Freundeskreis recht beliebt. Ansonsten verstehe ich mich auch durchaus auf eine Lammkeule in Kräuterkruste. Aber ein Gericht aus meiner Kindheit wird wohl immer mein Favorit bleiben: Orangenpfannkuchen mit warmen Erdbeeren und Bananen, am besten mit Orangenlikör flambiert. Gab's bei uns jeden Sonntag, und mir hat's jeden Sonntag wieder geschmeckt. Daher ist das eigentlich immer mein Standardgericht, wenn ich ein paar Eier übrig habe und nicht so recht weiß, was ich kochen soll.

4. How do you have your eggs?
Am liebsten als Spiegelei sunny side up auf einem Sandwich, zwischen Pute und Käse geklemmt. Wenn ich brunchen gehe, stürme ich allerdings immer als erstes zum Rührei. Nur mit Schnittlauch, versteht sich. Gekochte Eier finde ich ein bisschen iih. Und über Eier im Glas will ich gar nicht erst nachdenken.

5. Who was the last person who cooked you a meal? How did it turn out?
Mal von mir selber abgesehen, hat meine Art Direktorin mich vor kurzem liebevoll beim Ausdenken bekocht. Es gab warmen Spinat-Ricotta-Salat, winzige Kartöffelchen mit Kräuterdipp und Putenstreifen und danach noch Erdbeeren mit irgendwas Kokossigem. Extremst gaumenschmeichlerisch.



Die New York Times bedauert, dass es so wenig gute Sitcoms gibt.

Was ich viel mehr bedauere, ist, dass sich das Sitcom-Format hier in Deutschland nie richtig durchgesetzt hat. Was ich allerdings verstehen kann, denn wenn man sich die meist lausigen Übersetzungen anhört, stellt man ziemlich schnell fest, dass sie alles andere als lustig sind. Gerade Friends, die erfolgreichste Sitcom in den USA, ist auf Deutsch eher eine Belästigung als gute Unterhaltung. Die Sprecher sind – ganz simpel gesagt – nicht komisch, und jeder zweite Witz wird falsch oder gar nicht übersetzt.

Aber auch die deutsche Variante der Sitcom ist nicht gerade ein Publikumsliebling. Anke, die meiner Meinung nach bisher beste deutsche Sitcom, hat es gerade mal zwei (drei?) Staffeln durchgehalten. Leider, denn Anke Engelke und Ingo Naujoks hatten durchaus genug komisches Potenzial, um eine Sitcom aufrechtzuerhalten. Der Rest der Truppe war allerdings wieder die deutsche Schnarchstandard-Besetzung, die davon ausgeht, dass Grimassen und ungelenke Gestik komisch sind. Sind sie nicht. Was ich an Engelke und Naujoks so mochte, war die Fähigkeit, selbst ein simples „Guten Morgen“ zu einem Brüller zu machen. Das ist die Qualität, die ich an den Friends-Schauspielern so schätze und die im Deutschen völlig verloren geht.

Die zahlenmäßig erfolgreichste Sitcom, Nikola, wurde von einem amerikanischen Autorenteam konzipiert, und das merkt man ihr auch an. Das Tempo ist ein ganz anderes, und beim Setup der Witze braucht man auch keine zwanzig Minuten Vorlauf, wie das bei anderen deutschen Versuchen gerne mal passiert.

Ich finde es allerdings nett, dass wenigstens Versuche gemacht werden, das Genre in Deutschland zu etablieren, und dass dafür auch Comedians als Hauptdarsteller besetzt werden. So wenig ich dem Humor von Ritas Welt und Alles Atze etwas abgewinnen kann, so sind die beiden doch wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung. Ich würde mich freuen, Bastian Pastewka mal in so einem Format zu sehen, denn auch bei ihm habe ich bei fast jedem Satz am Boden gelegen, den er in der zum Schluss einfach unsäglichen Wochenshow von sich gegeben hat. Ma schaun.

(Und ich werfe jetzt nochmal die Originalfassungen von Will & Grace und Malcolm in the middle in den DVD-Player.)




Freitag, 16. Mai 2003

Was ich gar nicht mag: Leute, die Tzaziki essen, bevor sie in den Flieger steigen und mir nicht mal – als kleinen Ausgleich zu ihrem Mundgeruch – die Hälfte der Armlehne anbieten. Nölmüdehungrig.



Was ich dagegen mag: wenn der Spiegel über uns Texter schreibt. Ich fühle mich nach solcher Lektüre immer wie ein harter Krieger. Ich glaube, ich muss mal wieder mein Schwert mit in die Agentur nehmen.

Nebenbei bemerkt, bin ich der Meinung, dass die Texterschmiede zwar ne hübsche Idee ist, dass man es aber durchaus auch ohne sie zu etwas bringen kann. Einfach einen Copytest machen und an eine Agentur deiner Wahl schicken. Entweder du hast Potenzial und kriegst einen Praktikumsplatz oder eben nicht. Ein Praktikum schult genauso wie die Texterschmiede. Und er kostet dich nichts.



Und dann war ich noch im Kino: 25th Hour. Ich möchte mal wieder fürs Protokoll erwähnen, wie großartig ich Philip Seymour Hoffman finde, weil ich das nicht in der Kritik tue. Und Edward Norton und Barry Pepper sowieso.




Donnerstag, 15. Mai 2003

Eine mathematische Formel, nach der man den Erfolg eines Films an der Kinokasse vorausplanen kann? Bullshit, aber ein netter Artikel dazu aus dem Guardian.



Wo sind die männlichen Stars, die eine romantische Komödie spielen können, ohne albern zu wirken? Wo sind Spencer Tracy und Cary Grant? Why modern romance is rubbish:
„No, the problem lies more with male actors. Few seem to want to risk playing romantic leads, and one suspects few could pull it off. In part, this is because film acting styles have changed over the past 30 or 40 years. The long shadow of Method acting hangs over actors today. Men need to look deep inside themselves to plumb their characters' motivation; it's a serious business, and hard to square with classic romantic comedy, which calls for deadpan devilry, a barely controlled madness, and a willingness to don a tuxedo and look suave and silly simultaneously.“



Jerry Seinfeld schreibt in der New York Times über seine liebsten Verfolgungsjagden im Kino: Cool. Dumb. Daring. Love the Chase.
„Actors love the chase because they're usually not in it, the stunt drivers are. Writers love the chase because you don't have to write anything except the open-mouth scream as they go over the cliff, bridge, rooftop parking lot or unfinished highway overpass. And audiences love the chase because if we wanted to listen to dullards yapping nonstop for two straight hours we would've gone to a play.“

Meine liebste Car Chase ist – neben der im Artikel völlig zu Recht erwähnten Höllenfahrt in Blues Brothers – die Fahrt von Billy Crystal und Gregory Hines in Running Scared (mal wieder kongenial übersetzt mit Diese Zwei sind nicht zu fassen). Die beiden verfolgen einen Bösling durch halb Chicago und enden schließlich auf den Schienen der L-Train. Und wer nicht glaubt, dass ein zum Taxi umgebautes Polizeiauto und eine teure Drogendealerlimousine auf Schienen fahren können, der kann ja mal in die Videothek seines Vertrauens gehen.

(Link via Kai Pahl)



So soll's sein: Song im Radio gehört, für gut befunden, länger im Auto sitzen geblieben, um den Interpreten mitzukriegen, Radiomoderator macht sogar mal ne Ausnahme und nennt ihn, zu Amazon gesurft, festgestellt, dass die Jungs bereits mehrere CDs rausgebracht haben, einfach irgendeine bestellt, glücklich entdeckt, dass der betreffende Song drauf ist. Und auch noch genauso gut klingt wie im Radio.



(Weniger förmlich:)
Lieber Stefan,
DVD ist angekommen und erfreut sehr. Nochmals danke.
Anke

(PS: Wenn noch irgendwer den Drang verspürt, mir DVDs oder ähnliches zuzuschicken, einfach so, no strings attached – macht doch. Das ist keine verschlüsselte Botschaft an irgendwen :-)




Mittwoch, 14. Mai 2003

Wenn einem vier Wochen zu spät auffällt, dass ein Antvillianer weiblich und nicht männlich ist und man sie, im Glauben, sie sei ein er, falsch betitelt hat, muss man sich dann entschuldigen?
Ach, ich tu's mal. Asche auf mein Haupt.
(Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen.)



Auch andere sammeln schöne Links zu Matrixhier die Artikel von Herrn Scholz.



Herr siebenviertel nimmt uns mit auf einen Kinobesuch in L.A. Wie immer schön. Ich freue mich über jeden seiner Einträge.
(Ich hoffe, der ist jetzt wirklich ein Kerl.)





„A lady visited Matisse in his studio. Inspecting one of his latest works she unwisely said: 'But, surely the arm of this woman is much too long.' 'Madame,' the artist politely replied, 'you are mistaken. This ist not a woman, this is a picture.' “



Yesterday, I asked myself ...
... muss ich wirklich schon aufstehen?
... sind die Gardinen eigentlich blickdicht?
... wo habe ich mein Auto geparkt?
... wo ist die neue Shots?
... ist der Evian-Spot jetzt toll oder nur so la la?
... das Putencurry oder die Fetaschnitzel?
... wer klaut immer meine Lieblingskulis von meinem Tisch?
... wie ist die Präse gewesen?
... ist das wirklich Kate Moss auf der iD?
... läuft der Vorverkauf für Matrix schon?
... blamier ich mich beim Spanisch-Kurs?
... schaff ich's noch zum Sport?
... komme ich rechtzeitig zu Sex and the City nach Hause?
... hab ich einen Schirm dabei?
... ist mir vom Curry oder vom Schnitzel schlecht?




Dienstag, 13. Mai 2003

Der Guardian findet, dass Madonnas Swept Away zwar unbestritten fürchterlich ist, aber nicht fürchterlich genug, um in die Reihe der Ganz Fürchterlichen Filme aufgenommen zu werden. Dead in the water:
„In the kingdom of the bad movie giants, almost everyone else is a dwarf. Not Michael Cimino, however. Auteur of such self-indulgent twaddle as The Deer Hunter and Year Of The Dragon, Cimino towers over the competition by virtue of having directed the 220-minute Heaven's Gate. The first time I saw the movie in 1980, I felt like I had been buried alive. The second time I saw it, last week, I felt like someone had dug me up, re-embalmed my festering corpse and buried me again. Featuring fey villains, incomprehensible accents, lovable whores, roller-skating fiddle players and Kris Kristofferson, Heaven's Gate remains, certifiably, the worst movie of all time. A pompous budget-buster that actually destroyed a major studio, Heaven's Gate seems at least as bad today as it did 23 years ago. By comparison, Can't Stop The Music, Xanadu and Town & Country seem like Gone With The Wind.“

Mein persönlich schlechtester Film aller Zeiten ist ja der weltbekannte Klassiker Raging Angels mit Schnucki Sean Patrick Flanery. Der ist garantiert gleich auf Video rausgekommen, und ich bin mir sicher, dass ich die einzige bin, die ihn bis zu Ende gesehen hat. Wenn auch unter Schmerzen und einem konstant fassungslosen Gesichtsausdruck. Schon die Tagline „A rock'nroll tale of the supernatural“ hätte mich misstrauisch machen müssen. Genau wie Alan Smithee als Regisseur.



Die NZZ schreibt über die Methodik von Blockbustern und gibt den Buchtipp, den ich Großkotz schon am 6. März im Weblog hatte: Mittel der Massenverführung.
„Im Kern geht es den Filmemachern vor allem darum, ihre Produktionen leichter zu vermarkten und mit möglichst vielen Elementen auszustatten, die ihnen das verleihen, was man in Hollywood als die „built-in awareness“ für ein Filmprojekt bezeichnet. Wenn die Hälfte der Einnahmen aus dem Eröffnungswochenende stammt, sollte man mit Vorteil sicher sein, dass an diesen Tagen auch wirklich jeder in der Schlange steht; so setzt Hollywood bei Blockbustern bevorzugt auf Filme, die auf einer bekannten, bereits im Vorfeld leicht wiedererkennbaren Vorlage basieren. Ob es sich dabei um Comics oder Computerspiele, Fernsehserien oder Filmklassiker, Buchbestseller oder eben einen erfolgreichen Erstfilm handelt, ist im Grunde egal. Tritt man einen Schritt zurück, wird klar, dass die Serialisierung des Kinos nur Teil einer umfassenderen Recycling-Strategie im Dienste der Werbung ist.

Pop-Ikonen wie Lara Croft oder The Hulk sind längst nicht mehr nur Figuren, sondern globale Markennamen. Der Name einer Erfolgserie wie Charlie's Angels oder eines Buchklassikers wie Lord of the Rings mobilisiert nicht nur die Fanbasis der Originalprodukte, sondern macht auch jene hellhörig, die im Verlauf ihrer Mediensozialisation schon einmal darüber gestolpert sind. Daher auch die Bandwurmtitel: zuerst der Markenname oder das „brand“, wie es mittlerweile auch beim Film mitunter heißt, und dann erst der eigentliche Titel des Films.“



Hey, Pollen – ich hab keine Taschentücher mehr. Könnt ihr mal einen Tag Pause machen, bis ich wieder zum Einkaufen komme? Ständig mit meiner Küchenrolle rumzulaufen, ist total unsexy.




Montag, 12. Mai 2003

Videos vom Wochenende (aber für's Kino hat die Zeit dann doch nicht gereicht):
Lilo & Stitch: Ach, schöööön. Ich bin ja eh ein fürchterlicher Disney-Fan.Sobald ein neues Zeichentrick-Abenteuer draußen ist, sitze ich im Kino und verwandele mich in einer Sekunde in eine Fünfjährige, die mit offenem Mund auf die Leinwand starrt und brav mitlacht, mitheult und sich danach den Soundtrack kauft. So auch bei Lilo & Stitch. Das Grundthema Familie („Family means: nobody gets left behind“) ist zwar schon verdammt Disney und wird auch ein bisschen zu sehr penetriert, aber dem winzigen Stitch bei seinen Zerstörungsorgien zuzusehen, wiegt das alles wieder auf. Und nebenbei finde ich es schön, dass die Zeichentrickmädels ausnahmsweise nicht auch so magersüchtig aussehen wie ihre Genossinnen aus wenig Fleisch und Blut.
Sweet Home Alabama (Liebe auf Umwegen): Anspruchsloses Samstagnachmittagsfilmchen zum Schmachten (gleich zwei hübsche Kerle, die um Reese Witherspoons Gunst buhlen) und zum Lachen (wenn Reese ihren Südstaaten-Akzent anwirft oder Candice Bergen als unwillige Schwiegermutter ihre Giftsalven ablässt). Und nebenbei gab es das ursprünglich gedrehte Ende auf der DVD, bei dem ich zum ersten Mal dankbar für Test Audiences war. Denn deren vernichtendes Urteil erforderte einen Nachdreh – zum Glück, denn das originale Ende ging gar nicht. Ich behaupte ja immer noch, dass Flatliners garantiert auch zuerst ein anderes Ende hatte. Jedenfalls will ich das glauben. So gerne ich Kiefer aufwachen sehe, so dämlich es ist trotzdem.
The Importance of Being Earnest (Ernst sein ist alles): Schönes, launiges, altmodisches, very britishes Kammerspiel mit Colin Firth, Rupert Everett und nochmal Reese Witherspoon, die auch mit englischem Akzent ganz niedlich klingt. Der Film plaudert so an einem vorbei, ab und zu schnappt man Worte wie countryside, proposal und cucumber sandwich auf, und dann ist er schon wieder vorbei. Ganz und gar unaufregend, aber sommerlich nett.




Sonntag, 11. Mai 2003

There once was a Texter named Welle
Der schickte mal ganz auf die Schnelle
DVDs an die Anke
Die sagt hiermit danke
Und freut sich mit jedweder Zelle.

(PS: Läuft auf dem iBook. Ein Lächeln nach Frankfurt.)



Die Debatte auf Salon über Kinderkriegen oder Nicht-Kinderkriegen geht weiter: hier einige Leserbriefe von einer Frau, die am liebsten ihr Kind rückgängig machen würde bis zu einem Mann, der nie Kinder haben wollte und es nun für das Beste hält, was ihm je widerfahren ist.



Schöne Inspiration von Franziska – ein Fragebogen, auf den man mit Songtiteln eines Interpreten bzw. einer Band antwortet. Ich hab Billy Joel genommen.

01. Are you male or female? She's always a woman
02. Describe yourself: It's all about soul
03. What do some people think about you? The stranger
04. How do you feel about yourself? You're only human
05. Describe your (imaginary) boyfriend: Just the way you are
06. Describe your interest: New York state of mind
07. Where would you rather be? River of dreams
08. Describe what you want to be: Sometimes a fantasy
09. Describe how you live: The night is still young
10. Describe how you love: Don't ask me why
11. Share a few words of wisdom: Tomorrow is today

Ich geh dann mal wieder arbeiten.




Samstag, 10. Mai 2003

1. Would you consider yourself an organized person? Why or why not?
Och jo, doch, schon. Ich verschlafe jedenfalls keine Termine oder Verabredungen, und meine Wohnung ist ziemlich aufgeräumt (wenn auch nicht völlig staubfrei).

2. Do you keep some type of planner, organizer, calendar, etc. with you, and do you use it regularly?
Ich habe einen Kalender, auf dem ich Geburtstage eintrage, weil ich mir die nie merken will oder kann. Sonst brauche ich keinen Filofax oder ähnlichen Schnickschnack. Arzttermine oder so kommen auf ein Post-it an den Schreibtisch. Reicht völlig.

3. Would you say that your desk is organized right now?
Ja, ist er. Ich hasse unaufgeräumte Schreibtische.

4. Do you alphabetize CDs, books, and DVDs, or does it not matter?
Ich ordne alles. Bücher erst nach Sachbuch oder Fiktion, dann Fiktion nach deutsch oder englisch, dann nach Autor. Die Sachbücher sind nach Themen geordnet – da aber lustig zweisprachig durcheinander.

CDs sind nach Pop, Klassik und Soundtracks geordnet und in sich alphabetisch.
DVDs/Videos nach Filmtitel, bis auf ein paar kleine Sonderecken: Meine Schnuckels haben eigene Abteilungen. Kiefer, Viggo, Kevin Spacey und Sean Patrick Flanery stehen etwas abseits (aber natürlich in sich wieder alphabetisch geordnet. Ist klar. Total anal, ich weiß. Ich besitze seit letzter Woche ein Euro-Sammelalbum. Muss ich mehr sagen?).

5. What's the hardest thing you've ever had to organize?
Mein kleines wuseliges Leben. Ehrlich gesagt, bin ich immer noch dabei.



Und jetzt hat auch Time endlich The Matrix entdeckt, sogar als Titelstory. Hier die gesammelten Werke. Achtung – die Böslinge verraten die ganze Handlung. Wer noch nicht mehr wissen will, als das, was im Trailer abgeht, sollte den Hauptartikel Unlocking The Matrix mit Vorsicht lesen. Netterweise warnen die Autoren, ab wann Handlungsstränge beschrieben werden.
Ich hab den Teil übersprungen, also erzählt mir bitte nichts in den Kommentaren. Ich will nämlich im Kino sitzen und sabbern und staunen und total plattgemacht werden mit Effekten und einer hoffentlich guten Story. Sind ja bloß noch zwei Wochen.

(Ja, ich weiß, dass mein Blog im Moment recht Matrix-lastig ist. Wartet mal ab, bis im Dezember The Return of the King anläuft. Dann wird das hier RICHTIG widerlich.)



Sehr geehrter Herr Sommer,

ich habe leider keine Ahnung, warum es die ursprüngliche Fassung von Blade Runner nicht auf DVD gibt, sondern nur den Director's Cut, den ich, im Gegensatz zu Ihnen, recht gerne mag.
Da ich Ihre Frage nicht beantworten kann, steht mein Gegenangebot für die großzügig zugesandte DVD immer noch: eine Kritik für einen Film Ihrer Wahl.

Ich verbleibe mit freundlichem Gruß,
Anke Gröner




Freitag, 9. Mai 2003

Blöder Sommer.
WillmeinMotorradwiederhaben.
WillmeinMotorradwiederhaben.
WillmeinMotorradwiederhaben.
Oder noch besser:
WilleinneuesMotorradhaben.

Blöder Sommer.



Artikel über Kostümdesign in The Matrix in der New York Times. Artikel über die Verblödung der Kultur im Guardian. Artikel über die Aussagekraft von E-Mail-Verkehr in der brandeins. Und mein neuer Lieblingsartikel übers Kinderkriegen – ja oder nein (ich stimme für nein) auf Salon. Weblog-Update für Dummies. Ab Dienstag abend wird alles besser. Hoch und heilig Pfadfinder cross my heart.




Donnerstag, 8. Mai 2003






Mittwoch, 7. Mai 2003

Der Lieblingsfilm der Tech-Geeks und New Economy-Anhänger (und vieler anderer), The Matrix, ist inzwischen vier Jahre alt. Die Welt hat sich seitdem verändert. Ist The Matrix nur noch ein sentimentales Abbild einer Phantasie, die schon nicht mehr existiert? Matrix Nostalgia:
„In 1999, we would have scoffed at the idea that our companies might be run by dastardly frontmen for a mysterious and all-encompassing ruler. We bought into the theory that the workplace hierarchy was flat – even our bosses seemed chagrined to be in authority roles.

The stock market was roaring. We worked for companies that gave us flexible hours and a sense of empowerment we never thought possible in the corporate world. We were going to make history, change paradigms, and funk up the cube farms in some kind of Sandinista-worthy coup.

Instead, it's 2003 and we've taken the blue pill. For a few years, we had a glimpse of a reasonable workplace. Now we've gone back into the gray-green, soulless world of Metacortex, Thomas Anderson's software company. Neo doesn't work here anymore.

Can you even remember what 1999 felt like? Before W and the Florida elections? When The Matrix could call Morpheus a terrorist – and no one would think of New York? Even back before Columbine, before this movie could be blamed for inciting suburban rage? Since then, much has changed for the worse, and The Matrix looks a little overused. Everyone from Mountain Dew to Missy Elliott employs "bullet time" to promote their products.

We've gone down the rabbit hole, and not in the way many of us expected.“



Nachricht nach Frankfurt: Deine Musiktipps sind zwar ein bisschen strange, und mir persönlich liegen The Ataris nicht ganz so, aber ich gebe dir völlig recht – die Songzeile „Life is as good as the memories we make“ ist schon Texterglück.



Wir unterbrechen kurz für eine Werbedurchsage:
„The battle for Middle-earth has begun. The Lord Of The Rings: The Two Towers is now available to order for only £16.99 on DVD.“
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(You save £8! Eight, ladies und gentlemen! Dass ich das noch erleben darf.)



Ein kurzes Interview mit D.A. Pennebaker, dem Dokumentarfilmer hinter solch stilbildenden Filmen wie Don't Look Back über Bob Dylan. Oder auch weniger stilbildende wie Keine Zeit mit Marius Müller-Westernhagen. Shooting for Pop History (Registrierung erforderlich):
„Q: How did Bob Dylan find you for Don't Look Back?

A: Albert Grossman, who was his manager, came to see me. I didn't know Dylan, but I'd read in Time that he was an inconsequential folk singer. That intrigued me. Grossman said, Come along, and I just did anything I wanted with Dylan. He was so lovable. Our innovation then was to take the cameras off their tripods. We tried to use the cameras the way musicians used their instruments. No one had thought to do that. Being with Dylan then was like being inside the tornado. We were in the middle of something, and us being there, filming him, heightened everything for him too. The big difference between fiction movies and documentaries is that the actors in movies know they're actors. But 10 minutes into the shoot, Dylan knew he was an actor, too.

Q: You made another film with him after that.

A: Eat the Document was never released. Dylan directed that one. It had great performance footage, but it was one of those things where people stare at the ceiling and roll their eyes. He hates it.“




Dienstag, 6. Mai 2003

Habt ihr mich immer noch lieb, wenn ich zugebe, dass der neue Song von Justin Timberlake im Moment auf der iPod-Heavy Rotation läuft?
Ach, wenn nicht, ist auch egal. Don't be so quick to walk away, Dance with me, I wanna rock your body, Please stay ... damit überstehe ich sogar den doofen Sommer.



In diesem Jahr starten 25 Fortsetzungen oder Prequels (zumindest in den amerikanischen Kinos). Werden Filmstoffe nur noch verkauft, wenn man von vornherein weiß, dass man daraus eine Serie stricken kann? Hollywood Offers Record Number of Sequels:
„Have studios hit the point of sequel overload?
"I think you have to take each movie for its own value. There will be those you'll roll your eyes over and others you can't wait to see," said Carrie-Anne Moss, who returns in The Matrix sequels. "It all has to do with the intention. If someone's intention is just to make money and exploit something for profit, then it's not good. If it's thoughtfully done, the proof's in the pudding."
Actors can be reluctant to return and characters often wear out their welcome with audiences if sequels become too repetitive. Sometimes, a new twist can reinvigorate a franchise.
Sequels have been a Hollywood habit almost from the start. In silent-movie days, serials such as The Perils of Pauline offered recurring characters, while beloved figures such as Charles Chaplin's Little Tramp had repeated screen adventures.“



Was machen Schauspieler lieber – auf der Bühne stehen oder in einem Film mitspielen? Was ist für den Schauspieler der Unterschied, abgesehen von der offensichtlichen Antwort: Im Film kann man alles noch mal machen, wenn's beim ersten Mal nicht geklappt hat? Stage v Screen:
„Ultimately the difference between making films and putting plays on is analogous to the band of musicians who go into the studio to record an album and the completely different world of performing the music live to an audience. The band can spend months perfecting their recording in the studio, and edit it and shape it into a kind of coherence, just like a film. Only the best takes are used.
But if you want to play live, you'd better be able to play well. Even though the music is available on a CD, the fans want to see it being performed. It's a great feeling to see a talented person perform live in front of you. Curiously, the live experience both demystifies the performer and at the same time creates a whole other set of mysteries: "How do they do that?" “



Ach, wo wir grad bei Schauspielern sind:

Cursive

Outside, foreplay of rain clouds. Inside, you write in your diary – probably about the argument we've been having on and off all morning. Little pen, never stops. Nothing omitted, everything rewritten. Shared past becomes rope, stretches necks. We don't fight, we don't lose. Shorthand presents you. I am exposed. It's not personal, you say, it's art. It's defence, I say. I'll put on my clothes.

Viggo Mortensen




Montag, 5. Mai 2003

Keine Woche fängt gut an, wenn einen das iBook beim Einschalten mit den Worten begrüßt: „Good morning, sucker, mein Netzteil hat sich in der Zeit zwischen Mitternacht und 6.30 Uhr verabschiedet. Meine Batterie ist total leer und ich schalte mich deswegen – JETZT ab. Wiedersehen!“

Nun könnte man sich natürlich etwas schlecht gelaunt zurücklehnen und das einfach mal an sich vorbeigehen lassen, gemütlich frühstücken, sich nach dem Duschen die Haare föhnen und sich schminken, entpannt in die Agentur fahren, sich dort über die Mittagspause einfach ein Netzteil leihen und dann das Blog updaten.

Man könnte sich aber auch ins Auto setzen, über eine um diese Uhrzeit ziemlich zugestaute Elbchaussee zu einem Freund fahren, der lumpige 10 Kilometer weg wohnt, sich dort sein Netzteil leihen, wieder nach Hause fahren, das Blog updaten, mit nassen Haaren und Basecap zur Arbeit fahren und dort jeden Blickkontakt wegen des fehlenden Augen-Make ups vermeiden.

Es ist jetzt 8.35 Uhr und ihr lest diesen Eintrag. Ratet, was ich gemacht habe.
(Und bei den Jungs von Gravis, die mir dieses Netzteil erst vor fünf Monaten verkauft haben, laufe ich in der Mittagspause mit Schwert auf.)




Filme vom Wochenende:
Mr. Deeds: Ich mag Adam Sandler. Ich mochte seine niedliche Trotteligkeit im Wedding Singer. Ich mochte seine melancholischen Blicke in Punch-drunk love. Ich mochte sogar seine pubertären Klowitze in Big Daddy. Aber wenn er alle diese liebenswerten Eigenschaften einfach mal weglässt und nur noch seinen Text runterbetet, dann kommt leider so ein langweiliger Brei wie Mr. Deeds dabei raus. Winona Ryder mochte ich noch nie wirklich, aber hier tut sie mir sogar fast ein wenig leid, denn Talent hat sie. Das darf sie in Mr. Deeds allerdings nicht mal eine Sekunde unter Beweis stellen. Einziger Lichtblick: der unvergleichliche John Turturro als spanischer Butler, dem jede Szene gehört. Wo war doch gleich Sandler?

Enough (Genug): Haha, Jennifer Lopez als misshandelte Ehefrau, die sich alles bieten lässt und irgendwann zur Selbstverteidigung geht (aber erst nach dem Friseurbesuch), um dann ihren Gatten im hautengen Dress zu Kleinholz zu machen und sich und die total nervige Tochter zu retten. In den DVD-Features meinte Frau Lopez, dass sie ihre Rolle als eine Art weiblichen Rocky gesehen hat. Da fällt mir nichts mehr zu ein.
(Das einzig Positive an dem Film ist ein wunderbarer Thread im imdb-Messageboard, in dem Enough in eine Reihe mit Filmen wie Vertigo und The Wizard of Oz gestellt wird. Leider haben nicht alle Teilnehmer der Diskussion die subtile Ironie mitgekriegt.)

The Sum of All Fears (Der Anschlag): Und gleich einen Film vom Verlobten Ben Affleck hinterher. Filme nach Büchern von Tom Clancy sollte man ja generell misstrauisch gegenüberstehen, vor allem solchen, die in den ersten drei Minuten ein abstürzendes Flugzeug mit einer Atombombe an Bord haben, die dann 23 Jahre in der israelischen Wüste vergessen wird. Ich hab auch nicht viel weiter geguckt. Wie geht er denn aus? Ach, egal.
Nebenbei bemerkt: Das Buch Op Center: Games of State von Clancy spielt in Hannover und hat die Chaostage zur Inspiration gehabt. Wohlgemerkt, zur Inspiration. Aus den Punks sind Nazis geworden, die Straßennamen, die wohl Lokalkolorit bieten sollen, taugen alle nix, und eine Kneipe im Rotlichtviertel trägt den poetischen Namen „Auswechseln“. Ein großartiges Buch. Ich hab damals sehr gelacht. Wenn ihr im Strandkorb nix zu tun habt, dann wäre das ein Tipp.

Orange County (Nichts wie raus aus Orange County): Nee, bin ich zu alt für. MTV Films produziert immer so zielgruppenkompatibles Zeug über High Schools, Surfer und Cheerleader – das geht bei mir gar nicht mehr. Trotz der anscheinend nicht unbegabten Colin „Sohn von Tom“ Hanks und Schuyler „Tochter von Sissy Spacek“ Fisk unter der Regie von Jake „Sohn von Lawrence“ Kasdan.

Wenigstens ein Guter war dabei: Insomnia: Nicht unbedingt nervenzerfetzende Story eines Cops, der sich notgedrungen mit einem Killer zusammentut. Aber die mangelnde Spannung wird durch sehr sorgfältige Charakterzeichnungen, wundervolle Bilder und der Regie von Chris „Memento“ Nolan aufgewogen. Und mit Al Pacino und Robin Williams kann man eh nix falsch machen (wenn man mal von Scent of a woman und Popeye absieht).



Ich habe gestern festgestellt, dass das Salatdressing, das ich seit geraumer Zeit voller Genuss auf meine Bagels streiche, seit fast einem Jahr abgelaufen ist.
Hm.
Ein Hoch den Konservierungsstoffen, würde ich mal sagen. Ich werde das Zeug weiter essen. Wenn's bis jetzt nicht schlecht geworden ist, dann wird's das auch nicht mehr. Keine falsche Scheu vor Lebensmitteln.



Im Lichtspielhaus war ich natürlich auch: X2. Wer wissen will, wie ich's fand, schaut in der Kino-Ecke vorbei. Popcorn nicht vergessen.




Sonntag, 4. Mai 2003

Hat das Medium DVD unsere Art, Filme zu sehen, verändert? Terrence Rafferty setzt sich im New York Times Magazine mit dieser These auseinander und behauptet, kein Mensch brauche Hintergrundinformationen, deleted scenes oder gar alternate endings. Film sei eine Kunstform, die vom Zuschauer verlange, sich ihr ganz und gar hinzugeben. Jegliche Form von Interaktivität würde das Erlebnis Film verfälschen.
Ich finde den Artikel sehr spannend, weil er sich auch mit der Frage beschäftigt, ob die so genannten Director's Cuts auf der DVD nun der wahre Film sind oder die quasi unperfekten Versionen, die im Kino gelaufen sind.
Ich persönlich mag Hintergrundinfos, Making ofs und Kommentare auf der DVD, weil sie mir zusätzliches Wissen liefern, auch wenn Rafferty der Meinung ist, eben das sei unnütz. Wenn ich ein Buch lese, informiere ich mich auch meist über seinen Autor, seine Zeit, seine Biografie, um das Werk einordnen zu können. Ich stimme ihm allerdings absolut zu, dass geänderte Enden völliger Blödsinn sind. Das bedeutet für mich nur, dass der Regisseur anscheinend selbst nicht wusste, welches Ende nun das richtige ist und es dem Zuschauer überlässt. No way, baby. Das ist dein Job.
Everybody gets a cut (Registrierung erforderlich):
„Feeling slightly melancholy, I call up David Lynch, who is not only a director whose works – Blue Velvet, Mulholland Drive – demand a pretty high level of surrender on the part of the viewer, but also one who has in recent years refused to allow voice-over commentary or scene access on the DVD's of his movies. ''The film is the thing,'' he tells me. ''For me, the world you go into in a film is so delicate – it can be broken so easily. It's so tender. And it's essential to hold that world together, to keep it safe.'' He says he thinks ''it's crazy to go in and fiddle with the film,'' considers voice-overs ''theater of the absurd'' and is concerned that too many DVD extras can ''demystify'' a film. ''Do not demystify,'' he declares, with ardor. ''When you know too much, you can never see the film the same way again. It's ruined for you for good. All the magic leaks out, and it's putrefied.'' “



Nochmal die New York Times (ihr seid ja inzwischen registriert, gell?): Diesmal geht es um Affären bzw. Beziehungen von Schauspielern, die ihre Zuneigung auch auf der Leinwand darstellen sollen. Momentanes Lieblingsbeispiel sind sicherlich Jennifer Lopez und Ben Affleck, die gleich in zwei Filmen ein Liebespaar spielen (Jersey Girl, Gigli). Nancy Griffin stellt sich die Frage, ob das Wissen der Zuschauer, dass die Protagonisten auch im wahren Leben ein Paar sind, den Film nun besser macht oder ihn ruiniert.
When Love Hurts (a Movie): Affairs to Forget:
„Movies that feature real-life couples can be divided into two main categories. The first type, which occurs when the leading actors court and spark during shooting, can succeed if the director can capture their crackling sexual tension. Mr. (Kevin) Smith is hopeful that he's got lightning in a bottle in Jersey Girl. "We got Ben and Jennifer at a perfect time," he says. "They were falling in love in real life and falling in love on film." Shooting their PG-13 love scenes, he adds, was a breeze: "I don't know that they had to act that much. There were times when we'd say 'cut' and that didn't seem to matter to them."
(...)
The second category is much gnarlier, consisting of movies where already established couples share the screen. Stars from earlier generations knew how to use their relationship as a jumping-off point instead of a destination; witness the dignified collaborations between Jessica Tandy and Hume Cronyn (Cocoon) and Paul Newman and Joanne Woodward (The Drowning Pool.) But most recent romantic star vehicles seem to have been afflicted with a kind of connubial curse. Tom and Nicole (Far and Away, Eyes Wide Shut), Madonna and Sean (Shanghai Surprise), Melanie and Antonio (Two Much), Kevin Bacon and Kyra Sedgwick (Pyrates) – many are the celebrated couples who have immortalized their love on celluloid, with results ranging from disappointing to catastrophic.“



Nachtrag zu gestern: Can't fight this feeling anymore – REO Speedwagon. Send me an angel – Scorpions. Together forever – Rick Astley.
Tjaha, jetzt müsst ihr euch aber ganz schön lang machen.




Samstag, 3. Mai 2003

FridayFive:
1. Name one song you hate to admit you like.
Hröm. Ti amo von Howard Carpendale ist sicher der, der am schwersten zuzugeben fällt. Als Duschmusik mag ich aber auch wahnsinnig gerne N'Syncs Tearing up my heart. Oder zum Mitsingen im Auto Could it be magic von Barry Manilow. So. Ich hab's gesagt. Seid ihr noch da?

2. Name two songs that always make you cry.
Mama said – Metallica. Sail away sweet sister – Queen.
(Go the distance – Michael Bolton. Ich mische in jede Kategorie noch einen Song, den man nicht zugeben sollte. Als Runner-up hätte ich noch Thank you for the music von Abba zu bieten. Oder den kompletten Yentl-Sountrack.)

3. Name three songs that turn you on.
Sex und Musik gleichzeitig ist genauso doof wie Knutschen im Kino: Eine Sache kommt immer zu kurz. Bei manchen Dingen verweigere ich Multitasking. Aber um auf der Couch rumzukuscheln und sich süßholzigen Blödsinn in Babysprache zuzuflüstern, reichen folgende Songs:
Be my number two – Joe Jackson. She's got a way – Billy Joel. La mer ressemble à ton amour – Yves Duteil.
(No place that far – Westlife)

4. Name four songs that always make you feel good.
Don't tell me – Madonna. River deep, mountain high – Ike & Tina Turner. One more time – Daft Punk. Oh sweet freedom – Michael McDonald.
(Can you feel it – The Jacksons)

5. Name five songs you couldn't ever do without.
Porcelain – Moby. This song is over – The Who. Free – Vast. Goodbye, my love – Frank Sinatra. Kelly watch the stars – Air.
(Baby Baby – Amy Grant)

Musikfragen sind doof. Ich habe die FridayFive vor einer Stunde beantwortet, und inzwischen sind mir zu jeder Kategorie noch mindestens 17 Alternativen eingefallen. Egal. Ich lass das mal so stehen.
Was ich an den Fragen spannend fand, ist, dass ich meinen iPod ähnlich kategorisiert habe. Natürlich habe ich bergeweise CDs drauf. Aber ich habe auch Listen, die Gute Laune heißen, Sweet'n'low, Cry me a river, Favorites oder einfach nur Gitarren. Ich glaube, diese Kategorie werde ich mal eben anwerfen. Adrenaline, keeps me in the game, adrenaline, you don't even feel the pain ... YEAH, BABY! ROCK ON!
(Es ist alles in Ordnung. Gehen Sie weiter.)



Videos vom freien Tag:
Red Dragon (Roter Drache): Ach, naja. Schöne Besetzung (ist völlig an mir vorbeigegangen, dass Edward Norton da mitspielt), belanglose Story, aber hübsche Bilder.
Ich bin immer noch der ketzerischen Meinung, dass man Silence of the lambs nienienie hätte fortsetzen oder prequeln dürfen (ich entschuldige mich für das Wort „prequeln“). Lambs ist für mich bis heute einer Angst einflößendsten, gemeinsten und bösartigsten Filme. Und kein Splatter-, Horror-, wasauchimmerfilm nach ihm hat mich so dermaßen beeindruckt.
Heute ist er ja bereits Teil der Popkultur, jeder kennt ihn, jeder hat ihn schon hundertmal auf RTL gesehen, und Hannibal Lecter und seine Zitate mit den Favabohnen und dem Chianti gehören bestimmt zu den meistgenutzen Parodievorlagen ever. Aber als ich ihn das erste Mal gesehen habe, hat er mir tagelang Angst gemacht. Es war am hellichten Tag, es war eine Pressevorführung mit lauter abgebrühten Journalisten, alles scherzte und freute sich auf den Film, und als ich rauskam, hat die Sonne geschienen, und es war eigentlich ein netter Tag. Aber ich habe mich für den Rest der Woche nur noch an der Wand langgedrückt, weil ich nicht wollte, dass irgendwer hinter mir geht, und ich hatte das Gefühl, die ganze Welt sei plötzlich voller Psychopathen. So ein Gefühl habe ich nie wieder im Kino gehabt. Und daher ist Red Dragon auch einfach eine Klasse drunter, weil Anthony Hopkins nie wieder so überraschend, hinterhältig, widerlich, faszinierend sein kann wie beim ersten Mal.

The Anniversary Party (Beziehungen und andere Katastrophen): Ich hätte es wissen müssen: Wenn Jennifer Jason Leigh schon ein Drehbuch schreibt, kann das ja nur pseudo-intellektuelles, leidendes Gewäsch werden. Isses dann auch. Ich hab's nicht zu Ende gesehen. Filme mit zwölf Hauptdarstellern, die nichts anderes tun als reden, kann Robert Altman besser.

The Rookie (Die Entscheidung): Drei Filme in einem – Vater versteht Sohn nicht (Beziehungsdrama), Sohn ergreift irgendeinen Job, gibt dafür seinen Traum auf, macht ihn schließlich aber doch noch wahr (Coming of Age-Drama), Sohn trainiert erfolgloses Baseballteam, das irgendwie trotzdem Bezirksmeister wird (Mighty Ducks ohne Eis). Zu lang, zu viel, zu Disney. Aber immerhin mit Dennis Quaid. Und ich mag Superzeitlupe in Sportlerfilmen immer wieder.




Freitag, 2. Mai 2003

Wir Werber feiern uns einmal im Jahr selbst, und zwar beim ADC. Dann werden die schönsten Kampagnen, Fotos, Bücher, Zeitschriftenbeiträge usw ausgezeichnet, und zwar mit Gold, Silber, Bronze und, hätten Sie's gewusst, Auszeichnungen. Und als Preis, den man sich ins Regal stellen kann, gibt es goldene, silberne etc Nägel. Die sehen zwar ziemlich billig aus, haben aber einen hohen ideellen Wert und machen sich total toll in der Schreibtischschublade.
Und wer dieses Jahr nichts gewonnen hat, der schaut einfach mal bei eBay vorbei und macht sich die Sache ganz einfach.
(Nur dumm, wenn man dann trotz Nagel nicht im ADC-Buch steht.)



Die Zeit stellt eine Veränderung in der Thematik von Horrorfilmen fest: kein ironisches Gemetzel mehr, sondern eine Rückkehr zu den handfesten Ursprüngen des Splatter-Genres. Das Ende ist verdammt nahe:
„Tatsächlich findet sich in einzelnen Einstellungen solcher Filme mehr Verzweiflung und endzeitliche Vorahnung als in den gesammelten Katastrophen- und Alien-Invasions-Produktionen, die in den späten neunziger Jahren den Milleniumswechsel angekündigt hatten. Vor dem Hintergrund des smarten Zynismus und der Desaster-Verliebtheit des vergangenen Jahrzehnts markiert der Rekurs auf die gewalttätige Schmuddelkultur der Sechziger und Siebziger vielleicht eine neue Sehnsucht des Genrekinos nach Verbindlichkeit. Wobei die allerdings nicht mehr so einfach zu haben ist in einer unübersichtlicher gewordenen Welt, in der der Feind so amorphe Züge angenommen hat wie die Matrix oder der körperlose Schurke Sauron im Herrn der Ringe. Vielleicht ist es diese Unsicherheit, die den neuen „gruftigen“ Filmen ihre seltsam archetypischen Arrangements, ihren Hang zu biblischem Furor und satanischer Boshaftigkeit eingibt.“



Selbst wenn der Beruf des Schriftstellers optisch nicht viel hergibt, so taugt er doch als Basis für viele Filme. Der Artikel Stick a pen in my heart aus der Times zählt eine Menge Beispiel für gelungene und eher missratene Filme über Schriftsteller auf. Nur so als Tipp für den nächsten Videothekenbesuch.
„The key to all these films is that each subject suffers. It’s the only option to infuse some drama into the uncinematic activity of writing. That’s why most writers on screen are miserable outsiders or chain-smoking alcoholics, tormented by writer’s block and facing a formidable black Remington portable; even when authors have access to a PC, they tend to use typewriters because they’re more romantic and clack dramatically in Dolby. There is also usually someone – a spouse, lover, friend or editor – whose tough love keeps the furies at bay.“



Ich lese übrigens gerade (seit Wochen, wenn ich ehrlich bin) The Emperor of Ocean Park von Stephen L. Carter. Ich habe selten so lange für ein Buch gebraucht, aber komischerweise kann ich es immer nur in kleinen Stückchen lesen.
Das Buch handelt von einem Richter, der ermordet wird (oder auch nicht?), seinem Sohn, der versucht, den Mord aufzuklären, wenn er denn passiert sein sollte, dessen Eheproblemen, seiner ehrgeizigen Frau, seiner seltsamen Familie, FBI-Agenten, die keine sind, vom Leben der höher gestellten Schwarzen in den USA und vom Rechtssystem dieses Landes.
Viel Stoff, viele Handlungsstränge, viele Indizien, die einfach so auftauchen und dann 80 Seiten lang nicht mehr erwähnt werden – normalerweise ist sowas überhaupt nicht mein Ding, aber Emperor entwickelt in seiner seltsam altmodischen und detailverliebten Schilderung einen unwiderstehlichen Sog. Es passiert so wenig auf der reinen Handlungsebene, aber soviel in den Beschreibungen drumherum, dass ich immer tiefer in das Geschehen hineingezogen werde. Ich bin gerade auf Seite 283 von 650 und weiß immer noch nicht, ob der alte Richter nun ermordet wurde oder nicht. Ein seltsames Buch. Aber ein gutes.



Dear referrer – nicht bei mir. Häkeln auch nicht. Sorry. (Niedlich.)




Donnerstag, 1. Mai 2003