Montag, 31. Mai 2004

Hey, PDS – ich fand euch ja schon immer erbärmlich, aber seit ich eure Wahlplakate zur Europawahl gesehen habe, habe ich fast Mitleid. Habt ihr gar nichts mehr zu sagen oder wie ist die absolute Nullnummer „Es reicht! Für eine bessere Politik!“ zu erklären?

Ich hätte da noch ein paar: „Nie wieder! Gegen Pappnasen im Bundestag!“ oder „Aufhören! Kein Kuschelkommunismus mehr!“ oder „Schluss jetzt! Das Plakat ist zu Ende!“

Bedient euch. Kann eh nicht mehr schlechter werden.



Schönes Porträt von Christopher Walken im NYT Magazine: Odd Man In.
„His bizarro word rhythm and gleeful disregard for punctuation makes even his most banal utterances sound dramatic. At the grocery store, he stared at a plump tomato and then put it back. ''I DON'T. Buy the tomatoes with. The stems. On them. They don't. Degrade. They go. Down the sink. And into the WATER. Then. They get lodged in the throats of little. OTTERS.''

Armed with the voice and the hair, Walken merrily hoofs his way through the Hollywood minefield with the blissfully oblivious demeanor of someone who doesn't know any better or, more precisely, doesn't know any other way.

And he doesn't. The son of a German father who worked as a baker and a Scottish stay-at-home mother, he has been in show business since the age of 14 months, when he posed with kittens for a calendar shoot. As a child, he would go with his mother and two brothers from his home in Queens to Rockefeller Center for auditions. Walken appeared in hundreds of television's early productions, including a skit with Jerry Lewis and Dean Martin. When he was a teenager, he played the lion tamer's son in a traveling circus. ''He must have not been very good,'' Walken says of the lion tamer. ''He had scars all over his back.''“




Sonntag, 30. Mai 2004

Für Frau Lu: I'm going down 2 Alphabet Street, I'm gonna crown the first girl that I meet, I'm gonna talk so sexy she'll want me from my head 2 my feet, yeah, yeah, yeah ...

A - Age: 35

B - Band listening to right now: Air

C - Career future: Drehbuchautor. Schlagertexter. Oder ich bleibe Werber. Tut auch nicht weh.

D - Dad's name: Hans-Jürgen

E - Easiest person to talk to: mein bester Freund Oliver

F - Favorite song: Oh sweet freedom, Michael McDonald

G - Gummy Bears or Gummy Worms: Gummibärchen

H - Hometown: Hamburg

I - Instruments: Akkordeon, Geige, drei Akkorde auf der Wandergitarre und eine Oktave auf der Blockflöte. (Wo ist eigentlich mein Xylophon?)

J - Job: Werbetexter

K - Kids: danke, nein

L - Longest car ride ever: Hannover-Bayreuth. Zu den Festspielen. Dafür halte ich es sogar acht Stunden in einem Auto mit meiner Mutter aus. (Wenn ich gefahren wäre, hätten wir's in fünf geschafft.)

M - Mom's name: Marga

N - Number of people you slept with: wouldn't you like to know

O - Obsession(s): Filme nur im Original, DAS Blog mit EINEM G, korrekte Rechtschreibung und Ortografie (they call me the Kommafee)

P - Phobia(s): Spinnen, Höhe

Q - Quote: It's just money

R - Reason to smile: Job, Kerl, Wohnung, Kontostand. Und ich bin gesund. Innerhalb meiner Parameter jedenfalls.

S - Song you sang last: Won't forget these days, Fury in the Slaughterhouse

T - Time you wake up: Ich muss um 7. Ich würde gerne um 9.

U - Unknown fact about me: Ich war das schönste Baby auf der Station, auf der meine Mama entbunden hat. Deswegen wurde ich „vorgewaschen“. Was bedeutet, dass irgendeine Hebamme den jungen Müttern an mir erklärt hat, wie man ein Baby wäscht. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich daran nicht erinnern kann, und manchmal hoffe ich, dass meine Mama die Story nur erfunden hat. Aber vielleicht erklärt die Geschichte meinen ausgeprägten Drang, mir dauernd die Hände waschen zu wollen.

V - Vegetable you hate: Sellerie

W - Worst habit: tendenzielle Ungeselligkeit

X - X-rays you've had: Zähne, Halswirbelsäule, Lendenwirbelsäule (ungefähr eine Million Mal), rechter Fuß, linke Hand

Y - Yummy food: every food is yummy food

Z - Zodiac sign: Fisch

(via Arianamania)



Und ich war im Kino. Wer wissen will, wie mir Der Wixxer gefallen hat, schaut mal in der Kinoecke vorbei.




Samstag, 29. Mai 2004

SamstagSieben:
1. Du wirst Chefkoch im Adlon in Berlin. Mit welchem Gericht wirst du berühmt?
Mit meinem gnadenlos einfachen Risotto aus Reis (ach!), Knoblauch, Zwiebeln, Weißwein, viel Butter und Hühnerbrühe. Und dazu ein Hauch Parmesan und Pfeffer.

2. Alfred Biolek ruft dich an und will mit dir kochen. Was gibt es?
Selbstgemachte Nudeln. Soweit ich mich an sein erstes Kochbuch erinnere, hat er da behauptet, fertig gekaufte Nudeln schmeckten besser als selbstgemachte. Das sehe ich anders.

3. Horst Köhler ruft dich an und will mit dir essen. Wo gehst du mit ihm hin?
Ich wollte schon immer mal in der Bundestagskantine essen. Ich hoffe nur, dass er da reinkommt, wenn er schon nicht in den Bundestag selbst darf.

5. Blick in deinen Kühlschrank: Für welche warme Mahlzeit reicht es noch?
Auf jeden Fall für mein geliebtes Putenbrust-Gurken-Käse-Sandwich mit Honey Mustard Dressing. Das esse ich aber eigentlich lieber kalt. Ansonsten hab ich immer Kartoffeln und Tiefkühlpizza im Haus.

6. Was dürfte dir niemand wegessen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?
Meine Schokoladenvorräte. Heiliger Boden, Highlander.

7. Dein liebstes Gewürz?
Ganz profan und doch so wichtig: Salz.

8. Wann und warum hast du ein Essen zum letzten Mal zelebriert?
Ich hab für meine Freunde gekocht, die mir geholfen haben, die neue Wohnung auf Vordermann zu bringen: Lampen andübeln, auf Ikea-Lieferungen warten, während ich arbeite und Jalousien anbringen. Die Speisenfolge war relativ unspektakulär, aber lecker: Rucola-Salat mit Birne und Parmesan, Roastbeef mit Backtomaten, Salzkartoffeln und Bohnen und danach meine geliebte Mousse au Chocolat.



Eine Anzeige aus meinem Leib- und Magen-Automagazin Intersection aus dem Vereinigten Königreich, bei der ich vor Neid geweint habe.

Visual: ein völlig verschwommenes Automobil auf einer völlig verschwommenen Straße unter einem völlig verschwommenen blauen Himmel. Vulgo: Man sieht nur blaue und graue Linien.

HL: The Dunlop SP Sport Maxx on what we think is an Audi A8.

Copy: The Dunlop SP Sport Maxx with MRT technology. More road contact. Constant grip. Those corners won't ever see you coming.

Wäre in Deutschland nie durchgegangen. Erstens: Man sieht das Produkt ja gar nicht richtig! Zweitens: Mit deutschen Autos wird nicht gerast! Drittens: keine Konkurrenzprodukte nennen!

Aber den Claim „Drivers know“ könnte Dunlop mal überarbeiten.




Freitag, 28. Mai 2004

Hey, strubbeliger Langzeitstudent: Ist man nicht irgendwann zu alt für einen Lack- und Leder-Rucksack, der aussieht wie Darth Vader?
(fragt die Frau, die bei McDonald's Plastik-Nemos im Happy Meal kauft)



Den Spruch hat garantiert jeder schon mal nach einem miesen Kinofilm gebracht: „Die ganzen guten Szenen waren schon im Trailer.“ Die Kunst, aus einem schlechten Film einen klasse Trailer zu machen (und die Kunst, aus einem klasse Film einen klasse Trailer zu machen) wird honoriert. Vor einigen Tagen fanden die Golden Trailer Awards statt, wo die schönsten Film-Ankündigungen prämiert wurden: Opening Soon:
„There is an art to cutting trailers. Typically the studio sends the editor a rough cut of the movie several months before the release date. "I watch the movie and break it down by scene," says Mr. Gross, who started his Hollywood career as a carpenter for legendary B-movie director Roger Corman, toiling on sets with future luminaries like James Cameron. "Then I write all the interesting dialogue down and come up with a script – which is either going to be narration or graphics."

The question of narration is a tricky one, thanks to Don LaFontaine, who is lovingly referred to in trailer circles as the Voice of God. You've heard him. A veteran of 40 years and more than 4,000 trailers, his rumbling basso has enticed millions with dramatic intonations like "In a world where ..."

So ubiquitous was Mr. LaFontaine in the '80s and '90s that today, many trailer makers try to avoid layered-on narration in order to make their product stand out. "There's less and less voiceover being used because people are tending not to respond to that hard sell," says Mr. Gross.

Mike Greenfield, whose company The Ant Farm cut the trailers for The Lord of the Rings, came to the business after being a driver for Andrew Kuehn's Kaleidoscope Films, which helped break up the NSS monopoly in the 1970s. Mr. Greenfield is clear-eyed about the trailer-maker's responsibility: "What we do is not for the sake of the art, it's for the sake of commerce." Still, they take pride in crafting what are essentially big-budget shorts.

What makes a good trailer is a matter of taste, but among trailer experts some common themes emerge. Asked about their favorite trailers, most agree on a short list of The Shining, Rosemary's Baby, Raging Bull and Alien. Each of those movies, of course, is a classic.“

In diesem Zusammenhang: Apples Trailer-Seite, die imdb-Trailer-Seite, Movie-List und die Website der Golden Trailer Awards, die die Gewinner leider nicht direkt verlinkt hat. Aber ihr habt ja jetzt ein paar Quellen.




Donnerstag, 27. Mai 2004

Gestern wurden die Nominierungen für den Grimme-Online-Award bekanntgegeben. Und wie sehr hat mein kleines Herz vor Freude gehüpft, als ich das Gemeinschaftsweblog phlow.net auf der Liste in der Kategorie Medienjournalismus entdeckt habe. Denn auf Phlow bin ich für die Filmkritiken zuständig und somit für den Grimme-Preis nominiert und platze gerade vor Stolz.

Wer mir noch mehr Oberwasser verschaffen möchte, kann sich an der Wahl zum Publikumspreis beteiligen. Wer Pech hat, gewinnt dabei auch noch ein blödes Nicht-Apfel-Notebook. Da kann ich dann aber nix für.

(Das heißt jetzt nicht, dass die liebevollen Geschenke an mich aufhören sollen, nur weil ihr irgendwo hinklickt. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Keine müden Ausreden hier.)



Heute startet The Day After Tomorrow in den deutschen Kinos, ein Film, in dem die Erde in einer neuen Eiszeit erstarrt. Realistisches Szenario? Der Guardian hat mal ein paar Katastrophen auf ihre Wahrscheinlichkeit überprüft. Zum Beispiel eine Invasion von Außerirdischen: The end of the world as we know it.
„American astrophysicist Charles Lineweaver recently identified stars that contain enough heavy elements to form terrestrial planets. "The research shows that 75% of the stars in this habitable zone are older than our sun," he said, "so if there is actually life there, it's probably more evolved than life on Earth." Right. In which case they probably still watch films about little white humans in giant, phallic-shaped rockets coming to their planet and abducting them, but are too intelligent to set up websites claiming that it happened and the government covered it up.“



Gestern einkaufen gewesen, ganz in Gedanken nach Hause gefahren, direkt vor der Haustür einen Parkplatz gefunden, mich darüber gefreut, die Einkaufstüten aus dem Kofferraum gewuchtet, den Schlüssel aus der Jacke gefischt, beim Aufschließen gestutzt: Der passt ja gar nicht? bis mir wieder einfiel: Ich wohne hier seit zwei Monaten nicht mehr.

Goldfischhirn Gröner strikes again. Big time.



And finally: This one's for you, Beatrix.




Mittwoch, 26. Mai 2004

Verdammt! Ich hab den gestrigen Towel Day vergessen. Danke an Herrn Jim für die Erinnerung.



Dave Roos berichtet auf Salon (kostenloser Tagespass erforderlich) über eine musikalische Eigenart in Filmen, die ihm persönlich richtig auf den Zeiger geht: das weibliche Gejammer ("ululating") in großen Blockbuster-Produktionen. Wail Watching:
„The story really took off in 2000 with a quiet indie release called Gladiator. Ridley Scott's Oscar-winner opens over a golden wheat field through which strides a haggard but homebound Russell Crowe. Slowly, a low female voice begins to separate itself from the murmuring strings. In lilting half-steps, the exotic melody rises skyward. It's foreign, but comforting. The woman's words are unidentifiable – Arab? Indian? Bulgarian? – yet speak clearly of home and family and long-awaited happiness just beyond reach. Throughout the film, each time Crowe dreams of this far-off resting place, the plaintive vocal returns, even as he finally joins his family in the afterlife.

Hans Zimmer wrote the Gladiator soundtrack, and is credited, along with vocalist Lisa Gerrard (formerly of Dead Can Dance), with delivering the vaguely ethnic wail to the masses. Five years later, the wail now makes more appearances in Hollywood "epics" than the requisite heat-of-battle beheading. Any movie with a foreign setting is a shoo-in for a wail or two – Tears of the Sun, Black Hawk Down, The Four Feathers, The Passion of the Christ – although stateside flicks aren't immune. Probably the oddest recent wail sighting came in Danny Elfman's score for Hulk, which featured the jolly green giant skipping through the Nevada salt flats to a quasi-Arabian rhythm section and a spirited female screamer of dubious descent.

John Denby, composer for The Passion, admits that the wail is a full-blown fad, like many other movie music trends that came before it. Television and film music from the 1980s was stuck on the Miami Vice sound: repetitive, synthesized riffs over repetitive, synthesized percussion. In the 1970s, it was the saxophone (think Taxi Driver). In the '50s, the UFOs massed overhead to the eerie squeal of the theremin. Now, Denby says, the sound "du jour" is the exotic, warbling, ethnic "female vocal" ("wail" is so ugly). Has it been overused? Sure, says Denby. Has it become a cliché? Probably. Should it be banned from movies forever? Let's not get carried away.“



Zwei Arten von Sprachschwierigkeiten bei Frau Paprotta („Budgetinzidenzanalyse“) und Frau Samulli („diese Sprache der Mörder“).
Ich hab mich trotzdem gefreut, die Vokabel to ululate zu lernen.




Dienstag, 25. Mai 2004

Mein Text-CD in Hochform: „Das klingt ja wie aus'm Glückskeks.“

(She works hard for the money, so hard for it, honey ...)




Montag, 24. Mai 2004

Michael Moores Fahrenheit 9/11 hat die Goldene Palme in Cannes gewonnen. Der deutsche Starttermin für die Dokumentation, die sich mit den Vorgängen rund um die Anschläge auf das World Trade Center beschäftigt, steht meines Wissens noch nicht fest.



Großartiges Billboard für eine großartige Serie:

(gefunden bei Defamer. Das wiederum gefunden durch Herrn Hebig.)



DVDs vom Wochenende:
S.W.A.T. (S.W.A.T. – Die Spezialeinheit): Man weiß gleich, in welcher Art Film man sich befindet, wenn der schwarze LKW der LAPD in Zeitlupe und zu knirschenden Gitarren ins Bild gerollt kommt. So geht der Streifen dann auch weiter: knackige Kerle, ein Quotenweibchen, viele Böse, noch mehr Gute, Knarren ohne Ende ... aber leider ein ziemlich mieses Timing. Die Story zerfällt in viele kleine Storys: Erst wird Colin Farrell aus dem Team rausgeschmissen, dann dient er sich wieder rein, dann wird ein neues Team trainiert, besteht eine Prüfung, und dann fängt der Film eigentlich erst an. Ein Böser bietet 100 Millionen Dollar, um aus dem Gefängnis befreit zu werden. Das lässt sich die Unterwelt nicht zweimal sagen und startet sofort mit blindem Aktionismus. Das S.W.A.T.-Team hat alle Hände voll zu tun, aber seltsamerweise wird es nie wirklich spannend, weil die Handlung trotz ständig treibendem Soundtrack, den üblichen Verfolgungsjagden und überlangen Schießereien nie aus den Puschen kommt. S.C.H.N.A.R.C.H.

Spun: abgefilmter Drogen- und Sextrip von Videoregisseur Jonas Akerlund. Die banale Story wird aufgepeppt durch allerlei optische Gimmicks, die man a) in Requiem for a Dream auch schon gesehen hat und die b) nach drei Malen einfach keinen Spaß mehr machen. Außerdem gibt's total crazy Szenen wie Mena Suvari beim Kacken, John Leguizamo beim Telefonsex mit einem Strumpf über dem Dödel und Eric Roberts als Siegfried oder Roy-Imitation mit blonder Perücke. Alles in allem unausgegoren und pseudo-schockierend. Aber als Mickey „Was sah der Mann mal gut aus“ Rourke vor einem Sternenbanner zugekokst "Don't ask what the pussy can do for you – ask what you can do for the pussy“ von sich gibt, da habe ich schon ein bisschen wehmütig-gerührt gelächelt.

Love Actually (Tatsächlich Liebe): Schnulzfilm, der damals im Kino besser funktioniert hat. Ich fand ihn noch länger als beim ersten Mal, teilweise nichtssagender, teilweise aber genauso charmant, ergreifend und komisch. Scheint übrigens keinen Unterschied zu machen, ob man ihn als Single oder als Pärchenbestandteil guckt, wie ich erfreut festgestellt habe.




Sonntag, 23. Mai 2004

Leider viel zu kurzes Interview mit Hanif Kureishi im NYT Magazine: Making a Movie Sexy.
„Q: The Mother, the latest movie you've written, tells the story of a 60-something woman who has an affair with a 30-something man, who happens to be sleeping with her daughter. Were you trying to be shocking or, perhaps, romantic?

A: Some of both, probably. A while ago, I was at a restaurant with my mother, and she fancied the waiter's hands. She said to me, ''I worry that I will never be touched again, except by the undertaker.'' I kept thinking about that, how, as you get older, age and time become more and more interesting. The idea for The Mother involves sex of a scandalous nature, and I realized that would be a good starting point. But it was the undressing of her dignity that moved me.

Q: Most of your work has used sex as a point of departure. In the film Intimacy, which was based on two of your short stories, a couple meet weekly for anonymous sex; in your novel, The Body, a man trades his aging vessel for that of an Adonis; and so on.

A: I'm very excited by people liking each other, really falling for each other. Sex is a metaphor for me: it's a good way of meeting other people. Sex can speed up any relationship. In my work, the characters have reached the point when they hopefully meet the wrong person. It changes your life when you meet someone completely wrong.“



Und dann gab's endlich mal wieder Kino: Eternal Sunshine of the Spotless Mind. In der Kinoecke findet sich eine wohlwollende Review.

Der, wie ich finde, wunderschöne Titel stammt übrigens aus Alexander Popes Eloisa to Abelard. Und zum ersten Mal gestehe ich den deutschen Verleihern zu, dass das verdammt schwierig gewesen wäre, den Titel zu übersetzen. Vergiss mein nicht ist allerdings nicht gerade ein Ausbund an Kreativität, und außerdem trifft er den Inhalt des Films schlichtweg nicht ganz.

"How happy is the blameless vestal's lot!
The world forgetting, by the world forgot.
Eternal sunshine of the spotless mind!
Each pray'r accepted, and each wish resign'd.“




Samstag, 22. Mai 2004

SamstachSieben:
1. Bist Du eine Nachteule?
War ich früher, als ich noch bis morgens um 5 Bier gezapft hab. Bin ich heute nicht mehr, ...

2. ... und warum?
... weil ich einen braven Tagesjob habe. Aber ich mag immer noch die Atmosphäre einer langen Nacht. Dieses seltsame Gefühl zwischen allmählich müde werden und eigentlich noch wach bleiben wollen, weil die Gäste grad so spannend, die Getränke grad so lecker und die Gespräche grad so schön sind. In solchen Momenten ist es mir auch egal, dass ich um 7 aufstehen muss. Diese Nächte sind es wert, durchgemacht zu werden.

3. Mit welchem Gedanken bist Du gestern eingeschlafen?
Ist es zu kalt, um das Fenster aufzulassen?

4. Letzte Nacht gut geschlafen?
Bis auf die kurze Unterbrechung bei Sonnenaufgang, als sich zwei Vögel direkt vor meinem offenen Fenster eine Grundsatzdiskussion geliefert haben, sehr gut, danke.

5. Kannst Du Dich an Deine Träume erinnern?
Manchmal, wenn sie so intensiv sind, dass sie sich ins Aufwachen rüberretten. Ich habe eine Zeitlang mal bewusst versucht, mich an sie zu erinnern, um sie aufzuschreiben und ach so tiefsinnige Analysen zu versuchen. Aber ich träume meistens seltsamen Grütz, den ich gar nicht interpretieren will.

6. Was war der letzte Traum an den Du Dich erinnern kannst?
Ich habe meine Schwester geheiratet, aber es gleich nach der Hochzeit bereut. Wir haben beide ein Kleid getragen, und meins war aus fieser verrüschter Spitze. So ein bisschen wie Amy Irving in Yentl.

7. Mit welchem Gedanken bist Du heute morgen aufgewacht?
Erst starre ich ihn an, dann knutsch ich ihn wach.




Freitag, 21. Mai 2004

„Ich hab unter deiner Decke geschlafen – die riecht so gut nach dir."




Donnerstag, 20. Mai 2004

Feststellen, dass das eigene Weblog mehr Unique Visitors hat als die Website von TERRE DES FEMMES. An die West Wing-Folge denken, in der die Pressesprecherin des Weißen Hauses einen Deal mit einem Staat verkünden muss, der Frauenrechte nicht befolgt. Ihre Hilflosigkeit, die in dem Satz gipfelt: "They beat up women!" und ihre Gewissheit, nichts, aber auch gar nichts daran ändern zu können. Geschäfte der Bundesrepublik mit Saudi-Arabien. Alice Schwarzer, die sich von Dumpfbacke Feldbusch ihre „Unweiblichkeit“ vorwerfen lassen muss. Bescheuerte „Diskussionen" über einen guten Blog-Eintrag. Spiegel-Artikel über Frauen in Afghanistan. Waris Dirie. „Wenn Sie dabei an Rasur denken, haben Sie noch nie das Schreien einer Fünfjährigen gehört, der die Schamlippen weggekratzt wurden.“ Mal wieder traurig, müde, fassungslos sein, obwohl man bloß seine Seitenstatistik aufgerufen hat.




Mittwoch, 19. Mai 2004

Schon komisch, wie schnell man von Hamburg nach Indiana kommt. Jedenfalls per Geruch, Geräusch oder Gefühl.

Manchmal reicht der Geruch von Chlor, und ich muss an Karls Küche denken und daran, dass ich mich immer vor einer Gasexplosion gefürchtet habe, sobald er den Herd angemacht hat. Das Geräusch von Pokerchips lässt mich an die fiesen Abende denken, die wir mit seinem Freund Tom und seinem Bruder und viel zu viel Budweiser verbracht haben und an denen ich wirrste Varianten von stud poker gelernt und bis heute behalten habe. Und bei jedem Becher eiskaltem Ben & Jerry's in meiner Hand denke ich an meinen ersten Besuch in einem amerikanischen Supermarkt, bei dem ich fast in die Kühlschränke gekrochen bin, so sehr hat mich die Größe der Teile beeindruckt.

Und manchmal bekommt man sogar alles auf einmal. Einen Geruch, ein Geräusch, ein Gefühl.

Wir hatten gestern in der Agentur unsere so genannte Unitrunde. Dabei wurde unser Team von den Cheffes an einen uns vorher nicht bekannten Ort geführt, wo wir dann uns vorher nicht bekannte Dinge tun würden. Wir trabten also gespannt durch die Hamburger Innenstadt – Thalia Theater? Müssen wir Text lernen? Kunsthalle? Malen? Oder gucken wir uns bloß die Baustelle der Europa-Passage an? –, bis wir vor einer unscheinbaren Tür stehenblieben, die, glaube ich, niemandem von uns jemals aufgefallen war. Aber die Aufschrift an der Tür war deutlich: Hanseatic Gun Club.

Wir würden in der Gegend rumballern dürfen. Mit echten Knarren und scharfer Munition. Der Alptraum jedes Zivildienstleistenden.

Sobald ich das Türschild gelesen hatte, hatte ich ein Grinsen im Gesicht, das den ganzen Nachmittag nicht wieder wegging. Und als ich die automatische Pistole in der Hand hatte, war alles wieder da: die Erinnerung an die Nachmittage mit Karl und Tom auf einer shooting range, drei Sandbahnen, die wie selbst geschaufelt aussahen und sich malerisch direkt hinter einen Campingplatz mitten in der Pampa schmiegten. Meine anfängliche Angst vor den Knarren, die Tom zu dutzenden aus seinem Waffenkoffer holte (stilecht mit NRA-Aufkleber und "Guns don't kill people. People kill people"-Glückskeksweisheit). Meinen Respekt, den mir die beiden vermittelten, indem sie mir jeden Hebel an jeder Waffe erklärten, bevor ich sie überhaupt anfassen geschweige denn laden durfte. Und dieses unglaubliche Gefühl, als ich zum ersten Mal eine Waffe abgefeuert habe.

Als der Plan aufkam, mal auf die shooting range zu fahren, um mir das ultimative Touri-Erlebnis zu bescheren, hatte ich mich mit Händen und Füßen gewehrt. Ich war wirklich nicht wild darauf, mit echter Munition in der Gegend rumzuknallen und hatte, ehrlich gesagt, auch ein bisschen Schiss. Die beiden haben locker gesagt, wenn du nicht willst, dann musst du nicht. Guck erstmal zu, und wenn du doch Bock hast, sag Bescheid.

Also habe ich zugeguckt, wie die beiden Toms Arsenal scharf gemacht haben. Als ich fragte, worauf sie denn überhaupt schießen würden, grinste Tom nur, öffnete den Kofferraum seines Autos und zerrte drei Müllsäcke voll leerer Bierdosen heraus: "Real Americans aim at real American targets – Budweiser cans."
Karl und Tom bestückten die Sanddüne der 25 Yards-Bahn (die 50er und 100er waren zu meinem Blindfisch-Glück besetzt), stellten sich in Positur und begannen, die Dosen abzuschießen. Natürlich dauerte es nur ungefähr 30 Sekunden, bis ich es auch mal versuchen wollte. Und so habe ich meine erste Waffe in die Hand genommen: eine halbautomatische .40er. Sie war schwerer als ich erwartet hatte, obwohl sie noch nicht geladen war. Ich muss gestehen, ich war von der Optik ziemlich beeindruckt. Innerhalb einer Sekunde war das Unbehagen, eine tödliche Waffe in der Hand zu haben, der Faszination gewichen, ein Stück absolut präzise, kühle Mechanik zu erleben.

Ich habe das Magazin mit den Kugeln bestückt, habe mir nochmal das Zielen erklären lassen, das Entsichern, den Abzug, das Schießen. Tom und Karl hatten mir auch erzählt, dass der Rückstoß sehr stark sei und dass ich mich nicht erschrecken solle. Hab ich natürlich trotzdem, denn auf dieses Gefühl, dass mir gleichzeitig beide Hände hochgerissen und die Schultern zurückgedrückt wurden und es gleichzeitig trotz Ohrstöpseln noch höllisch laut knallte, war ich trotz aller Erläuterungen nicht vorbereitet. Aber nach dem ersten Schreck war ich angefixt. Ich habe wie Dirty Harry breitbeinig im Sand gestanden und wie blöde Bierdosen weggeknallt. Und meine Fresse, hat das einen Heidenspaß gemacht.



Im Laufe meines Urlaubs waren wir noch mehrmals auf der range, teils mit noch mehr Bierdosen (selbst geleert, selbst abgeschossen), teils mit Zielscheiben, die wir in einem Anglerladen beim Campingplatz gekauft haben. Ich bin der .40er treu geblieben, habe aber auch noch mit einem .38er Revolver rumgeballert und der Desert Eagle, eine .44er, die so schwer war, dass ich nach jedem Schuss die Arme runternehmen musste. Dieses Erlebnis und das Gefühl, das ich mitgenommen habe, waren einmalig: sehr intensiv, sehr besonders und sehr amerikanisch.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Gefühl nochmal erleben würde, jetzt, wo Karl nicht mehr mit mir auf Bierdosen schießen kann. Aber komischerweise hat es sich fast so angefühlt, als wäre er gestern dabei gewesen. Ich habe ihn gespürt, als ich zum ersten Mal die Pistole und danach den Revolver in die Hand genommen und erstaunt festgestellt habe, dass sich meine Hände an das Gefühl sofort erinnern, eine Waffe zu halten. Ich hatte keine Angst mehr vor dem Rückstoß und dem Knall, weil ich wusste, was kommt. Und ich habe mich sofort wieder an den seltsamen metallischen Geruch erinnert, der danach an den Händen klebt.

Es war schön, mal wieder nach Indiana zu kommen, auch wenn der Kloß im Hals im Laufe des Abends immer dicker wurde.
Hab mir ne gute Agentur ausgesucht.




Dienstag, 18. Mai 2004

Fernsehkritik 1: Ich war ja noch nie ein Fan von deutschen Late Night Shows. Wer einmal Conan O'Brien gesehen hat, weiß, was ich meine. Harald Schmidt habe ich so gut wie nie gesehen, und wenn, dann immer nur, bis sein Monolog durch war. Bei Anke Engelkes AnkeLateNight werde ich das wohl umgekehrt machen müssen, wenn ich sie weiter gucken werde – aus reiner Solidarität, damit Herr Carrell seine Scheiß-Machowette verliert.

Ich mag Anke Engelke. Ich mag sie, wenn sie in Sketchen tausend verschiedene Gesichter hat. Ich finde sie weit weniger lustig, wenn sie sie selbst ist, und noch weniger, wenn sie versucht, relativ belanglose One-Liner von ihren Autoren zu bringen („The republic formerly known as Yugoslavia“? Hä? Where's the beef?). Stand-up, finde ich, war noch nie ihr Ding; das ist auch immer der Teil, bei dem ich bei Ladykracher nochmal aufs Klo gehe.

Trotzdem hat mir die Show gestern gefallen, erstens, weil ihre Sketche immer diesen Anke-Charme hatten, den ich so mag, und zweitens, weil man mit Bastian Pastewka als Gast eh nix falsch machen kann. Der Mann muss nur „Hallo“ sagen, und ich liege am Boden vor Lachen. Wenn die Autoren das Niveau in den Sketchen halten können und sie Gäste hat, die ihr liegen, könnte ich doch noch Gefallen an deutscher Late Night finden.

(Irrelevanter Fakt am Rand: Wenn man bei Google nach „Anke“ sucht, komme ich vor der Engelke. The ego has landed.)



Seit die Menschheit sich Städte wie New York ausgedacht hat, träumen wir auch davon, sie wieder zu zerstören. Behauptet jedenfalls Peter Conrad im Observer und belegt seine These mit Szenen aus Filmen, Büchern und Hörspielen, allen voran The Day After Tomorrow und The War of the Worlds: Necropolis now.
„Ever since New York became a global capital we have been dreaming up disasters with which to assail it. Oswald Spengler, the historical prophet consulted by the Nazis, concluded that 'the rise of New York' was 'the most pregnant event of the 19th century'; the 20th century, therefore, laid plans for the city's fall. Spengler envisaged Manhattan as 'the stone colossus that stands at the end of the life-course of every great culture', an image of spirit materialised in concrete and steel. The arrogant colossus begs to be knocked off its pedestal. Hence, in New York's imaginary necrology, the upsets suffered by the Statue of Liberty. In Planet of the Apes the allegorical matron lies humbled in a sand dune, and in The Day After Tomorrow she raises an ineffectual arm above the snow drifts, still gripping a torch that has been quenched by ice.

Sometimes the apocalypse arrives in the form of a dismissive breeze that blows away the monuments to our presumption. Bertolt Brecht in a poem written during the 1920s surveyed the 'tall boxes on the island of Manhattan' and predicted that 'of such cities will remain what passes through them, the wind!' Hitler prescribed what his architect Albert Speer called 'a hurricane of fire'. In a frenzied tirade near the end of the war, he raved about the destruction of New York, describing incinerated skyscrapers like gigantic torches flaring in the night sky. He ordered the airforce to work overtime on Messerschmitt's long-range jet bombers. Perhaps Hitler had been reading HG Wells's The War in the Air, in which a contingent of Teutonic zeppelins smashes up New York like a child demolishing a fragile house of cards.

Wells recognised the inevitability of what he so far-seeingly imagined: New York had to be wrecked, 'because she was too strong to be occupied, and too proud to surrender'.“



Fernsehkritik 2: Wer Xenas Sieg beim Eurovision Song Contest oder wie immer der Grütz inzwischen heißt, verpasst hat, kann sich hier nochmal alle Künstler angucken. Allerdings nicht in den peinlichen Kostümen, mit denen wir Samstag gequält wurden, sondern in normalen Musikvideos. Zum Glück, denn gerade bei den in Lack und Netz gewandeten Schnitten aus Polen oder Rumänien habe ich gedacht, Mädels, der Weg in den Westen ist doch noch ein weiter.

Ich persönlich fand ja die Kleine aus Zypern sehr nett, noch so hübsch unbeholfen und nicht ganz so durchprofessionalisiert wie Britney und Konsorten. Ich wurde allerdings den gesamten schönen Song lang durch ihre fiesen Fingernägel abgelenkt.

Mein zweiter Favorit war der blonde Franzackenschnuffi, aber das mag auch am Tattoo am Hals gelegen haben (das er im Video übrigens nicht hat. Ich hoffe, er hat sich das nicht für den Abend stechen lassen und nach seinem hinteren Rang geht es ihm nun wie den ganzen Olympioniken, die für den Rest ihres Lebens durch die fünf Ringe am Oberarm an eine verpatzte Qualifikation in weißdergeierwo erinnert werden).

Als sich abzeichnete, dass der nervige Animateur aus Spanien, irgendjemand mit irgendeinem Song aus irgendeinem Balkanstaat und eben Xena (Ruslana, pffft, kann mir doch keiner erzählen) den Titel unter sich ausmachen, haben der Kerl und ich brav den Tieren aus der Taiga die Daumen gedrückt. Wenn schon Trash, dann richtig. Hat ja auch geklappt. Twelve points von uns, Kleine. Just can't wait until next year, baby, just can't wait until next ye-he-ear …




Montag, 17. Mai 2004

DVDs vom Wochenende:
Laurel Canyon: Christian Bale als angehender Arzt, Kate Beckinsale als seine Freundin, die an ihrer Dissertation über Fruchtfliegen schreibt (einer Frau eine Brille aufzusetzen, macht sie noch nicht zur glaubwürdigen Intellektuellen, sorry) und vor allem Frances McDormand als Bales rockplattenproduzierende Mama machen den Film wenigstens von den Schauspielern her sehenswert. Die Handlung fühlte sich allerdings so an, als ob eine Amerikanerin mal versucht hat, europäisches Kino zu imitieren. Amoröse Irrungen und Wirrungen, die mich eher genervt denn überzeugt haben, und Charaktere, die so tief sind wie eine Pfütze, machen leider keinen guten Film. Aber die Szene, in der Bale und seine heimliche Angebete Natasha McElhone im Auto darüber reden, wie sie sich vorstellen, miteinander zu schlafen, ist schon heißes Kino. Besser als jede Sexszene. Unglaublich.

My Life Without Me (Mein Leben ohne mich): sehr ruhiger und gefühlvoller Film über eine junge Mutter und Ehefrau, die erfährt, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat und das ihrer Familie verschweigt. Sie erledigt Dinge, die sie schon viel zu lange vor sich hergeschoben hat bzw versucht Dinge zu erleben, die ihr noch in ihrer Biografie fehlen und hofft, ihren Lieben ein Leben ohne sie zu hinterlassen, das nicht zu viele Schmerzen verursacht. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass der Film sich um die Auflösung herumdrückt (gelingt ihr der Plan? Leben danach wirklich alle einfach glücklich weiter?), aber ich mochte die sensible Erzählweise und die unaufgeregten, kleinen Wahrheiten und Denkanstöße, die er mir mitgegeben hat.

Touching the Void (Sturz ins Leere): Dokumentarfilm über eine missglückte Besteigung des Siula Grande in Peru. Die beiden Briten Simon Yates und Joe Simpson wagen sich 1985 an die Erstbesteigung einer Wand des Berges. Beim Abstieg rutscht Joe aus und bricht sich das Bein. Simon versucht ihn abzuseilen; dabei rutscht Joe über einen Vorsprung und hängt nun im Seil, unfähig, sich hochzuziehen. Die beiden hängen 100 Meter auseinander und können nicht miteinander kommunizieren. Simon weiß nicht, was passiert ist und trifft die in seinen Augen einzig mögliche Entscheidung: Er schneidet das Seil durch. Joe stürzt in eine Gletscherspalte. Beide glauben vom anderen, dass dieser tot sei.

Das Unglaubliche: Beide überleben diesen Trip. Der Film mischt Interviews mit den beiden mit einer Art filmischer Nacherzählung. Und obwohl man natürlich weiß, dass beide es geschafft haben, kann man es noch weniger glauben, wenn man die (nachgestellten) Bilder dazu gesehen hat. Atemberaubende Panoramen wechseln sich ab mit klaustrophobischen Geständnissen, vor allem natürlich von Joe, der vier Tage dafür gebraucht hat, zuerst aus der Gletscherspalte herauszukommen, dann für den Abstieg über Eis und Schnee und dann für den letzten, noch quälerenden Weg über Geröll zurück ins Camp, fast wahnsinnig vor Schmerzen und Durst. Seine Erzählung, wie er seinen Verstand behalten hat, wie er sich immer wieder motiviert hat, obwohl er sich sicher war, bald tot zu sein, ist einfach übermenschlich und ging mir persönlich sehr nahe.

Was mich ebenfalls beeindruckt hat: Bis heute verteidigt Joe Simons Entscheidung, das Seil zu kappen. Er hätte es genauso gemacht. Sein Buch über das Erlebnis in Peru hat er Simon Yates gewidmet.

Der Film läuft in einigen Städten noch im Kino. Angucken. Oder mindestens die DVD leihen.




Sonntag, 16. Mai 2004

The Hitchhiker's Guide to the Galaxy wird nun endlich verfilmt. Obwohl ich kaum glaube, dass man es, was den Charme angeht, mit der guten, alten BBC-Serie von 1978 aufnehmen kann. Jedenfalls gibt es ein Produktions-Weblog, das uns die Wartezeit bis Sommer 2005 versüßen soll. Schau'n mer mal.
(via x-ploration)



Herr Lumma hat noch ein paar Ergänzungen zu meinen Erlebnissen bei McDonald's.



Und Herr Scholz hat mal alle Links zur Debatte um Gucken oder Nichtgucken des Nicholas Berg-Videos gesammelt.

My two cents: nicht gucken. Muss ich nicht sehen. Will ich vor allem nicht sehen. In der taz stand's schon gut drin: Man macht sich zum Werkzeug der Täter, wenn man es anguckt.




Samstag, 15. Mai 2004

Völlig vergessen, wie fies es sich anfühlt, wenn man streitet, wenn man gar nicht streiten will, aber irgendwie missverstanden wird und dann auch gerne selbst missversteht und im Bemühen, alles wieder gerade zu rücken, es nur noch schiefer macht und der Bauch zum Schluss richtig weh tut, weil man so hilflos ist, so nah am Wasser, so goldwaagig, so dünnes Eis, so zarte Saiten, so au.



Die Friday Five sind tot, es leben die SamstagsSieben.

1. Du kannst 24 Stunden mit einem Charakter aus einem Film wechseln. Welcher wäre das? Und warum?
Superman. Weil ich fliegen können will. Nicht weil ich mich gerne in Telefonzellen umziehe.

2. Du hast die Wahl: Aus drei schlechten Filmen musst Du einen guten neu zusammenschneiden. Welche schlechten Filme nimmst Du?
Girl mit Sean Patrick Flanery, The Reflecting Skin mit Viggo Mortensen und Encino Man mit Brendan Fraser. Ich schneide die „Handlung“ der Filme raus, reihe eine Leckerszene an die nächste und nenne das Teil Die drei Schnuffis vom Grill. Man reiche mir die Kartoffelchips.

3. Produziere einen Film. Steven Spielberg führt Regie. Wie wäre der Titel?
Friede, Freude, Eierkuchen und den Menschen auf Erden ein Wohlgefallen. (Jetzt mit noch mehr Botschaft!)

4. Welches war Dein erster Film, den Du im Kino gesehen hast?
Bernard & Bianca. Im Palast-Kino in Hannover auf dem Balkon.

5. Deine absolute Lieblingszene aus einem Film?
Der Moment, in dem die Schüler in Dead Poets Society auf die Tische steigen.
Der Moment in LOTR: The Return of the King, als die Leuchtfeuer angezündet werden.
Die Liebeserklärung von Billy Crystal an Meg Ryan in When Harry Met Sally.
Die Szene aus Flatliners, wo Kiefer Sutherland lächelt, der Kamera den Rücken zudreht und sich dann mit der Hand durch seine wunderschönen Haare wuschelt.
Das Mädchen im roten Mantel in Schindler's List.
Das Lied Part of your World in The Little Mermaid.
Die flammende Rede, dass sie nie wieder hungrig sein will, von Scarlett O'Hara in Gone with the Wind.
Die Szene in Misery, in der Kathy Bates James Caan die Unterschenkel zertrümmert (okay, nicht meine Lieblingsszene, aber eine, die ich nie vergessen werde).
Der Augenblick, in dem Elden Henson in The Mighty entdeckt, dass Kieran Culkin gestorben ist und ihn alleine lässt.
Der Blick von Chazz Palmentieri in The Usual Suspects, als er seine Pinnwand anguckt und ihm auf einmal alles klar wird.
Der Moment in East of Eden, als James Dean seinen Vater anfleht, ihn zu lieben.
Wie Richard Beymer in West Side Story in Nathalie Woods Armen stirbt.
Wie Johnny Depp in Edward Scissorhands für Winona Ryder eine Eisskulptur schnitzt.
Wie Renee Zellwegger Tom Cruise in Jerry Maguire mit "You had me at hello" sprachlos macht.
Wie Steve Martin in L.A. Story mit der Anzeigentafel redet.
Wie in Independence Day das Weiße Haus in die Luft fliegt.
Wie Brad Pitt in Meet Joe Black seinen ersten Sex erlebt.
Wie Geena Davis in Thelma & Louise den Tanklaster in die Luft jagt. Wie Walter Matthau in The Odd Couple einen Teller mit Spaghetti (?) an die Wand schmeißt.
Wie Jack Lemmon in The Apartment den zerbrochenen Spiegel von Shirley MacLaine entdeckt.
Wie Hugh Grant in Love Actually zu I'm so excited von den Pointer Sisters durch Downing Street No 10 tanzt.
Wie Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffany's den Kater wiederfindet.
Wie Jonathan Pryce in Brazil den Verstand verliert.
Wie Gene Anthony Ray in Fame auf der Müllkippe zu lesen versucht.
Wie Matt Damon in Good Will Hunting Robin Williams in die Arme fällt.
Wie Tom Hanks in Philadelphia zu Maria Callas einen Monolog hält.
Wie Kevin Kline und Sigourney Weaver ihren toten Sohn Elijah Wood in The Ice Storm in die Arme nehmen.
Wie Dylan Baker in Happiness als Vater seinem Sohn ganz rational erklärt, dass er ein Päderast ist.
Wie Philip Seymour Hoffman in Love Liza um seine Frau trauert.
Wie Harvey Keitel in Reservoir Dogs erkennt, dass Tim Roth ein Polizist ist.
Wie Buzz Lightyear in Toy Story nicht verstehen will, dass er nur ein Spielzeug ist.
Wie River Phoenix in Stand by Me die Geschichte über das geklaute Milchgeld erzählt.
Wie Jodie Foster in The Silence of the Lambs atemlos im dunklen Haus des Mörders umherirrt.
Wie Morgan Freeman in Se7en versucht, Brad Pitt davon abzuhalten, Kevin Spacey zu erschießen.
Wie Viggo Mortensen ... wie nur eine Szene?

6. Mit welchem Film- oder TV-Zitat nervst Du Deine Umgebung am häufigsten?
"Shut up, listen and learn." Kevin Spacey in Swimming with Sharks.

7. Welche drei Filme haben warum Dein Leben im weitesten Sinne verändert?
Bernard und Bianca – weil's der erste war.

Flatliners – der Film, den ich 30mal im Kino und bis heute über 20mal auf Video und DVD geguckt habe. Der erste Film, bei dem ich mir eingestanden habe, dass mir Kino manchmal wichtiger ist als das wahre Leben.

Postcards from the Edge – mein erster Film im Originalton. Ich hab nicht alles verstanden, aber ziemlich viel. Und der Bauch hat danach gesagt: Das fühlt sich viel besser an als synchronisiert.




Freitag, 14. Mai 2004

"Did Big Brother ever imagine what little people can do with digital cameras?“

Meine Morgenlektüre Salon.com gibt mir mal wieder Denkanstöße. Vor einigen Tagen erschien der Artikel How could women do that? über Lynndie England, in dem entsetzt darüber berichtet wurde, dass Frauen, die ja nach der allgemeinen Theorie nicht ganz so grobschlächtig drauf sind wie Männer, anscheinend doch genauso grobschlächtig drauf sind wie Männer, wenn man sie nur lässt.

„When the subject of women in combat was a hot topic in the 1980s, proponents argued that female soldiers would humanize the hypermasculinized machinations of the military – perhaps even help prevent scandals like Abu Ghraib from happening. But the terrifying reports from the past week have thrown a major wrench into that theory. For centuries, women have been the casualties of mass rape and sexual torture during wartime, but for the first time in American history, women are accused of being perpetrators of sexual humiliation against male prisoners of war. Besides England, two other of the six soldiers who face court-martial for abusing Iraqi prisoners are women (Spc. Megan Ambuhl and Spc. Sabrina Harman). And, of course, there's former Brig. Gen. Janis Karpinski, the only female commander in the war zone, who oversaw Abu Ghraib and two other large jails until she was relieved of her position.

Linda DePauw, a retired professor of history at George Washington University and head of Pasadena, Md.'s Minerva Center, a nonprofit educational foundation that studies women in the military and in combat, says, "The military took women because of militaristic necessity in the '70s. Men stopped signing up in the Vietnam War. Women were good troops because they were less likely to cause disciplinary problems. This idea that women will make the military kinder and gentler is counterintuitive – we don't want a gentler military. You join the Red Cross or Greenpeace to be kind and peaceful – not the military." “

Gestern erschienen dazu einige Leserbriefe, von denen mir einer besonders im Gedächtnis geblieben ist, denn auch ich habe bisher immer die These vertreten, dass die Welt ein besserer Platz sein könnte, wenn man uns Mädels nur machen ließe. I may have to rethink that one.
„Women are human beings, just like men, and so have the same moral failings and temptations that men have. The reason why this may not seem apparent is because the structure of our society carefully corrals women into (or out of) situations where they need to make moral choices that many of their male peers are forced to make. This is the flip side of the oppression of women, the side effect that has always made us look good in comparison to men. Just as men once argued that women shouldn't be educated because they were not intelligent enough, all the while pointing to uneducated women as proof of their inherent stupidity, feminists have often pointed to women's inherent moral superiority because we haven't been involved in incidents like the My Lai massacre ... all the while overlooking the fact that we weren't allowed to be there and so weren't faced with the moral dilemma of participating.

I have wondered what would be revealed about the moral character of women once they were allowed the freedom to act in the sort of situations that men have been thrust into willingly or unwillingly for centuries. What has been shown is that we are indeed the same as men: just as corruptible, just as violent, just as gleeful about perpetrating petty acts of domination, and just as capable of despicable and cruel abuse.“

(alle Salon-Artikel wie immer per day pass oder als Premium-Abonnent erreichbar.)



Nein, ich war nicht in Troy, trotz Orlando, trotz Brad. Irgendwie mag ich grad keine Sandalenfilme gucken, und sonst scheint wirklich ü-ber-haupt nichts angelaufen zu sein, was sich lohnt.

Dafür habe ich gestern ein wenig mein Tee-Wissen aufpoliert. Arglos wie ich bin, habe ich mich in der Mittagspause in den Teeladen getraut, der in Sichtweite der Agentur ist. Ich bin weder überzeugter Kaffee- noch Teetrinker, ich mag beides, aber man kann mich eher mit Cola light oder Kakao glücklich machen. Seltsamerweise hat es mich trotzdem schon länger gejuckt, mal ein bisschen die Welt des grünen Tees zu erforschen. Und diesen hilflosen, aber wissbegierigen Gesichtsausdruck muss ich auch draufgehabt haben, denn die Teeladentante (wie sie im Buche steht: Seidentüchlein, leichter Oberlippenbart und garantiert abgebrochenes Sozpäd-Studium) hat sofort ihr gesamtes Repertoire rausgeholt: Ich durfte an Dutzenden von Proben riechen, mir wurde der Unterschied zwischen dem grünen Tee aus Japan und dem aus China erklärt, warum die Blätter so aussehen und nicht anders, dass man den Tee nicht mit kochendem, sondern nur mit 90° heißem Wasser zubereitet (Gerbstoffe! Teufelszeug!), dass man ihn höchstens zwei Minuten ziehen lassen sollte, was man alles an Aromen reintun kann (eher sahnig oder eher fruchtig? Mir ist ja schon bei der Frage alles im Mund zusammengelaufen), dass alles aus biologischem Anbau wäre und überhaupt. Es war sehr spannend, und ich habe zum Dank für die ausführliche Beratung brav zwei Anfängerportionen gekauft und noch eine Probepackung aromatisierten Tee dazubekommen.

Statt eines Männerfilms habe ich mir also den totalen Mädchenabend gegönnt: heißes Schaumbad, Mango-Duftkugeln en masse, Kerzenlicht, Mozart (den hör ich wirklich nur zum Baden. Vielleicht noch zum Essen), ein bisschen Lindt-Schokolade und dazu eine schöne Schale Karameltee. Das machen wir mal wieder.
(Und vor allem: Das kaufen wir mal wieder. Gut gemacht, Teeladen-Tante. Angefixt und abgefüllt.)



Die Steiff-Website macht mich fertig.
(Nein, nicht wegen des fehlenden Kommas.)





Der Kerl hat übrigens gerade eine ganze Palette an miesen Kalauern zu „steif“ und „Bär“ losgelassen, aber ich werde derartigen Niveaulosigkeiten hier natürlich keine Plattform bieten. Ich nicht!




Donnerstag, 13. Mai 2004

Die Frau Emily geht also gerne zu McDonald's. Ja, wer nicht. Ich auch. Ich hab da sogar mal gearbeitet.

Ich muss sagen, von allen Studentenjobs, die ich so hatte, war McDonald's einer der angenehmeren. Das mag daran gelegen haben, dass ich in einem sehr netten, recht jungen und vor allem schnellen Team gearbeitet habe, für das diese 1-Minuten-Kampagne überhaupt kein Problem gewesen wäre. Das mag auch daran gelegen haben, dass ich meistens die Nachtschicht hatte (bis 7 Uhr morgens), was bedeutete, dass ich recht wenig Kindergeburtstage zu erdulden hatte. Und im Zweifelsfall ist mir ein Trupp debiler Discogänger, die sich immer noch auf 98 Dezibel unterhalten, lieber als eine Horde Fünfjähriger, die noch nicht wissen, was Zucht und Ordnung ... aber das wissen die meisten Discogänger um 4 in der Frühe auch nicht mehr. Egal. Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht.

Als Einstieg musste man damals eine Zeitlang in der Küche arbeiten, dann durfte man schnellstmöglich an die Kasse. Grund (der sich bis heute bestimmt nicht geändert hat): Die Leute lassen sich lieber von Mädels bedienen.

In der Küche habe ich mit Salat angefangen. Bis heute erinnere ich mich verzückt an die eingeschweißten Zehnerrollen hartgekochter Eier, die man aus ihrer Plastikröhre rausploppen konnte, um sie im Eierschneider für den Chefsalat zu zerteilen.

Nächste Station war das so genannte Dekorieren. Im Klartext: Matsch auf Brötchen verteilen. Vor einem liegt ein Tablett mit zwölf toasterfrischen Brötchen (buns), auf die man aus futuristisch klackernden Trichtern Ketchup und Senf klickt. Dann greift man ins Zwiebeltöpfchen, um kleingeschnittene Zwiebelstückchen wie eine Prise Salz auf die Brötchen zu streuen. Jedes Brötchen bekommt noch eine eingelegte Gurkenscheibe (eine!), und dann folgt das Kommando, das ich so geliebt habe zu brüllen: „Auf zwölf?“ worauf die Kontrolle (der Mensch, der hinter der Ausgabe steht und die Burger einwickelt) nach einem kurzen Blick auf die Vorräte zurückbrüllt: „Auf sechs!“ Oder auf vier oder auf neun oder auf irgendwas zwischen 0 und 12. Was bedeutet: Auf diese Anzahl von Brötchen kommt ein Scheibchen leckerer Käse, das aus einem langweiligen Hamburger die Geschmacksexplosion Cheeseburger macht.

Beim BigMäc ist natürlich alles anders. Hier gibt es eine Art Pistole (kenne ich auch aus dem Baumarkt, wo man Fugenkitt reinspannt), in der BigMäc-Sauce ist, die man auf die Brötchen spritzt. Der Gourmet bekommt hier zwei (zwei!) Scheibchen Gurke und eine Handvoll Eisbergsalat.

Wenn man mit dem Dekorieren fertig ist, gibt man das Tablett an den Griller weiter, damit der die Buletten (patties) draufpackt. Am Grill standen fast immer Kerle, denen es nichts ausgemacht hat, sich ständig mit heißem Fett vollzuspritzen bzw die es körperlich geschafft haben, acht Stunden lang nach jedem Grillvorgang mit einem Riesenspachtel den Grill abzuschaben, damit er wieder sauber war. Ich Dekoriertante musste ja nur alle zehn Minuten mal ein bisschen Salat und Zwiebeln zusammenfegen, die vielleicht danebengegangen waren. Soviel zum Thema Sauberkeit. In dem store (wie wir cool people sagen), in dem ich gearbeitet habe, konnte man vom Fußboden essen. Ernsthaft.

Die Station, die ich am langweiligsten fand, war die Fritteuse. Apfeltaschen, Fischmacs, Chicken McNuggets. Jede Fritteuse hatte neben dem „Fertig!“-Lämpchen noch ein eigenes Piepsen, so dass man auch akustisch unterscheiden konnte, was raus musste. Die Nuggets lagen nach dem Frittieren in kleinen Wärmeschubladen aus Draht, in die man dann flugs mit der Kelle reingehen und lustig Sechser, Neuner oder Zwanziger füllen konnte. Dabei war man angewiesen, auch ja darauf zu achten, nicht mehr als die vorgeschriebene Anzahl in die Kartons zu packen (Gipfel des zivilen Ungehorsams! Zehn Nuggets im Neunerkarton!). Bis heute zähle ich nach, ob ich nicht endlich endlich endlich mal einen zuviel gekriegt habe. Habe ich aber noch nie.

Den Warnhinweis „Vorsicht, heiß!“ auf den Apfeltaschen sollte man übrigens ernst nehmen. Jedenfalls wenn sie frisch sind. Wenn sie aus dem Fett kommen, liegen sie erstmal eine halbe Stunde lang in der Küche zum Auskühlen, und selbst dann ist die Füllung noch das Zentrum der Sonne. Bevor sie ins Fett kommen, sehen die Taschen übrigens farblich aus wie Nacktmulle. Kleine, rechteckige Nacktmulle. Ich liebe das Zeug.

Aber am schönsten waren die Schulungsvideos. Während der ersten Tage musste ich mir in der Mittagspause Lehrfilmchen angucken, in denen mir erklärt wurde, wie das Arbeiten bei McDonald's so funktioniert. Was alles in der Küche passiert, wie lange die Brötchen im Toaster bleiben (30 Sekunden? Vergessen) und vor allem, wie man sich der Kundschaft gegenüber zu verhalten hat. Natürlich immer freundlich, immer höflich und – immer bestrebt, ein komplettes Menü zu verkaufen. Die schönen Sparmenüs von heute gab's damals noch nicht, und daher war man angehalten, bei der Bestellung „Einen Cheeseburger und ne Cola“ freundlichst nachzufragen: „Möchten Sie Pommes frites dazu?“, bei „BigMäc, Fanta und ne große Pommes“ „Möchten Sie ein Dessert dazu?“ und bei Kindern – gar nichts. Schade, wäre leichte Beute gewesen und meine persönliche Rache für die Kindergeburtstage („Der kleine Philipp darf sich heute seinen eigenen Hamburger machen, gell, Philipp? Die Tante zeigt dir mal, was da alles drauf kommt.“ Ob die Tante will oder nicht). War aber oberste Regel: Kindern nix andrehen. Lieber ein lustiges Fähnchen oder einen crazy Luftballon dazulegen. Ja, damals waren Kinder noch mit einem Fähnchen glücklich zu machen.

Die Schulungsvideos sind natürlich für den amerikanischen Markt produziert worden, wahrscheinlich Ende der 70er Jahre, wenn ich mich korrekt an die Frisuren und Brillen erinnere. Für die Kolonien wurden die Filmchen dann von irgendwelchen Praktikanten übereifrig nachsynchronisiert, so dass ich in der Pause vor Lachen kaum zum Essen kam. Essen durfte man damals für zehn Mark am Tag. Und so gerne ich das Zeug mag, es stimmt schon: Nach drei Tagen kann man echt keine BigMäcs mehr sehen. Meistens lief mein Essen auf Salat, ein, zwei Buns nur mit Käse drauf, O-Saft und Wasser raus. Mal ein Eis zum Nachtisch. Und vielleicht ein paar Chicken McNuggets.

Abends ging's dann ans Großreinemachen. Die komplette Küche wurde quasi unter Wasser gesetzt, die Milkshake-Maschine in Einzelteile zerlegt, alles, was noch in der Auslage war, wurde weggeschmissen, und dann wurde jede, aber auch wirklich jede Ecke in der Küche geputzt bis zum Abwinken. Die Kerle mussten die Müllsäcke zum Shredder bringen, wo eine weitere Regel in Kraft trat: nie zu nah am Shredder stehen. Irgendwelche Spaßvögel haben damals gerne die Plastiktabletts mit ihren Packungsüberresten in den Müll geschmissen. Und wenn die in den Shredder kommen, schmeißen die ganz unschöne, große, ziemlich scharfe Plastikspäne.

Was ich eigentlich sagen wollte: Die 1-Minute-Regel ist in einem gut laufenden Store überhaupt kein Problem. Warum ich trotzdem jedesmal ewig warte oder im McDrive rechts ranfahren muss – keine Ahnung. Aber ich ärgere mich immer drüber, weil ich weiß, dass es anders geht. Und ich kann bis heute das Pommes-Piepsen vom Chicken McNuggets-Piepsen unterscheiden. Ich liebe es.




Mittwoch, 12. Mai 2004

„Den fand ich schon ganz hübsch. Machst du ein bisschen mehr gute Laune rein? ... Nicht so viel ... jetzt wieder ein bisschen mehr ... lächel doch einfach mal, wenn du's sprichst ... nee, jetzt klingst du, als ob du dich über den Text totlachst ... ist mir egal, ob du das innerlich tust, ich will das nicht hören, das tut mir als Texter doch weh, ich kann doch nichts dafür, dass ich Produktvorteile aufzählen muss ... bzw. du ... Der ist jetzt wieder ganz nett ... kannst du den noch ein bisschen knackiger kriegen? ... Nicht so großkotzig ... souverän, aber nicht arrogant ... nee, der klingt jetzt wie Großgrundbesitzer ... der war mir zu weggesprochen ... und der zu auf Speed ... hm ... lass uns mal was anderes versuchen: Mach doch mal einen, der total überzeugt vom Produkt klingt ... nicht so, als ob du mich erschießt, wenn ich's nicht kaufe ... wieder ein bisschen freundlicher ... nicht so werbisch ... NICHT SO WERBISCH ... hm... eigentlich fand ich den ersten schon okay ... legst du den mal aufs Bild? ... Ja, ist doch super. Gekauft. Wie, schon Mittag?"



Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel rezensiert Roland Emmerichs The Day After Tomorrow und Wolfgang Petersens Troy in einem Aufwasch und kommt zu dem Schluss, dass beide sich von ihrem früheren „amerikanischen Optimismus“ losgesagt haben: Verdammt in alle Ewigkeit.
„Auch in ihren neuen Genre-Filmen, so thematisch konträr sie auch angelegt sein mögen, nehmen die beiden deutschen Hollywood-Erfolgsregisseure Bushs politisches Handeln in die Zange. In Petersens Troja zieht als oberster Griechenfeldherr ein Agamemmnon als zynischer Machiavelli in die Schlacht nach Kleinasien – und in den hämisch verkniffenen Zügen des Brian Cox meinen wir das Geltungsbedürfnis des derzeitigen geopolitischen Gernegroß wiederzuerkennen. Emmerich gibt in The Day After Tomorrow einem wissenschaftsfeindlichen Öko-Muffel aus der Entourage der Macht eine zweite Chance und lässt den Geläuterten zum Präsidenten eines durch die neue Eiszeit halb zerstörten Amerika aufsteigen. Mit einer ebenso simplen wie wirkungsvollen Moral für Potentaten wie Bush: Wer etwa über das Kyoto-Protokoll zur Verringerung der Treibhausgase nur spottet, wird rigoros von der Klimakatastrophe verschlungen, die er selbst heraufbeschworen hat.

Mag sein, dass die beiden Regisseure mit ihren markigen Polit-Interviews nur geschickt ihre neuen Werke bewerben; doch das Abrücken vom mitunter peinlich vasallenhaften Wahlpatriotismus, mit dem sie das US-Kinovolk über Jahre bedient haben, Emmerich penetranter als Petersen, geht tiefer. Obgleich beide ihre neuen Monumentalfilme, in denen sie Menschen und (Computer-)Material auf wieder einmal höherem logistischen Niveau zusammenführen, zu einem Zeitpunkt konzipiert haben, als sich die Invasion in den Irak allenfalls abzeichnete, kommen diese ins Kino, da die US-Führung im Irak jeden Kredit verspielt. Sie scheinen den Paradigmenwechsel in der Perspektive des Global Village auf seinen furchterregenden Dorfpolizisten wenn nicht zu intonieren, so doch zu illustrieren.“




Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von dir.



Die EU überlegt, europaweit einheitliche Altersbeschränkungen für Filme einzuführen. Robin Duval, Leiter des British Board of Film Classification meint, das sei keine gute Idee, denn jedes Land achte auf andere Dinge, wenn es um die Altersfreigabe gehe: UK fears over film rating idea.
""The British are almost alone in Europe, although not in the world, to their sensitivity to bad language," Mr Duval said. "The French place a much higher premium upon the cultural value of film than other nations when they classify."
For example Pulp Fiction, The Exorcist, Hannibal, Gangs of New York and Secretary were all rated 18 in Britain yet received a more lenient 12 rating in France.
Mr Duval added: "The Spanish tend to take a harder line than anyone on sexual immorality and the Scandinavians are most sensitive on violence and least on sex." He said films may follow the example of video games, now regulated across most of Europe, in requiring liberal nations to abide by the ratings demanded by more conservative ones."



Und vom australischen Agenturkollegen, der mal eben aus Amsterdam rübergekommen ist und kein Deutsch versteht, gefragt zu werden, ob man Deutsche oder Amerikanerin sei, hat dann doch meinen Tag gemacht.




Dienstag, 11. Mai 2004

Das tat gut.

Das war mal nötig.

Das tat gut.

Das war mal nötig.





Wenn ich letzte Woche gebloggt hätte, hätte das hier letzte Woche schon gestanden: Danke an das Team von knallgrau, die mir freundlicherweise und für lau ein Exemplar von readme.txt zugeschickt haben.

Schon gelesen, schon gelacht, schon genickt, schon gewundert, dass es noch ne Menge Weblogs gibt, die ich nicht kannte.
(Und dass die geschätzte Frau Understood wirklich jeden zukommentiert, der nicht schnell genug auf den Bäumen ist.)



Catherine Deneuve hat ihre Tagebücher veröffentlicht: A l'ombre de moi-même erzählt von den Dreharbeiten zu sechs ihrer knapp 100 Filme und umspannt die Zeit von 1968 bis 1999. Die Kritiken in Frankreich waren alles andere als begeistert: Angeblich erscheint die Deneuve nach der Lektüre nicht mehr wie eine überirdische Leinwandgröße, sondern wie ein 16jähriges Schulmädchen. Le Figaro meint, dass im Vergleich zu ihr Marilyn Monroe wie eine Intellektuelle wirke. Liz Hoggard vom Guardian findet allerdings trotzdem Lesenswertes: Belle de nos jours.
„Part of the problem is that, as the model for Marianne, symbol of the French Republic and the muse of Yves Saint Laurent, Deneuve has always been most powerful as a visual image. In films such as Belle de jour, Repulsion and The Hunger, she's a blank canvas on to which we project our deepest desires. Gérard Depardieu declared: 'Catherine Deneuve is the man I'd like to be', while David Bailey described their seven-year marriage as 'like trying to manage a Maserati when you're used to a Ford'. No wonder we're uneasy when the goddess turns out to have feet of clay.

Critics have pilloried the diaries as a shopping list of banalities: she misses a flight, she steals a 1950s rubbish bin, she buys nylon stockings. True, she doesn't dish the gossip about family or lovers, but one senses this was never intended as a high-wire act of exposure ('Get ready for very little,' she warns us). What she is offering are fragmentary, intimate jottings. In a culture obsessed with celeb-rity, she claims we lack insight into the 'internal voyage of a hardworking and independent actress'.“



Nachtrag zu letzter Woche: Der Text, der tagelang zu lesen war, ist kein Gedicht, sondern ein Songtext gewesen, und zwar zum Lied Maria aus The Sound of Music. Die Frau Kaltmamsell hat's erkannt und mir per Mail gestanden, den Film zu lieben. Dann sind wir ja schon zwei.



Und noch ein Nachtrag und dann ist's auch gut: Danke für eure ganze Post.




Mittwoch, 5. Mai 2004

"How do you hold a moonbeam in your hand?

When I'm with her I'm confused,
Out of focus and bemused,
And I never know exactly where I am.

Unpredictable as weather,
She's as flighty as a feather,
She's a darling, she's a demon, she's a lamb.

She'd out-pester any pest,
Drive a hornet from its nest,
She could throw a whirling dervish out of whirl.

She is gentle, she is wild,
She's a riddle, she's a child.
She's a headache! She's an angel ...

... she's a girl."
---



Montag, 3. Mai 2004

i'm tired
i'm happy
i'm busy
i'm sad
i'm curious
i'm in love

i'm just around the corner
---



Sonntag, 2. Mai 2004

Mein begehbarer Kleiderschrank aka „Desaster Area“. Der Grund, warum der Rest der Wohnung ziemlich aufgeräumt ist.




Der folgende Kommentar steht unter diesem, wie immer sehr hübschen Eintrag bei Herrn Dahlmann. Und er hat meinen Tag gemacht:
„"Gleich sauber" is ein Ausdruck ... den wohl nur Maenner kennen, und vermutlich auch nur single Maenner. Bei Frauen gibts "sauber" und "nicht sauber", bei uns gibts "frisch gewaschen", "ziemlich sauber", "relativ sauber", "stinkt nicht", "stinkt nicht sehr", "kann man noch mit deo ueberdecken" und "kann man nur noch zum fussball gucken anziehen".“



Aber das Wichtigste: Es gibt's zwei neue Sorten Ben & Jerry's: Karamel Sutra und Peace of Cake. Ein Hoch auf die Namensfinder der besten Eismarke der Welt.

Irgendwie befürchte ich, nur umgezogen zu sein, weil ich hier jetzt einen Spar-Markt 150 Meter von der Haustür entfernt habe, der Ben & Jerry's führt. Damn you, subconsciousness!




Samstag, 1. Mai 2004

Der Flur aka „Meine einzige Funktion ist es, eine Wand zu haben, an die man ein Schwert lehnen kann. Ach ja, und ich bin türkis. Nicht weiß und nicht hellblau. Und Anke ist gerade zu faul zum photoshoppen“.



Wenn der Kerl da ist.


Wenn der Kerl nicht da ist.



It's not a message. It's just a shirt.

It's not a message. It's just a haircut.

It's not a message. It's just a song.

It's not a message. It's just a building.

It's not a message. It's just a sheep.

It's not a message. It's just a website.

So get off my back.