Mittwoch, 30. Juni 2004

Totales Copy & Paste von Mo:
Wenn man gelungene Aktionen wie diese sieht, dann kann man nachvollziehen, warum dieser Spieler 130.000 Euro in der Woche verdient.
(TV-Kommentar während des Viertelfinals Schweden-Holland)

HALLO?

Ja, ich weiß: Dass im Profi-Sport jegliches Gefühl für Verhältnismäßigkeit flöten geht, ist kein neues Phänomen. Auf Kommentare wie diesen werden wir dagegen weiterhin vergeblich warten:

Wenn man die liebevolle und kompetente Betreuung der alten Leute sieht, dann kann man nachvollziehen, dass diese Pflegerin 1.300 Euro in der Woche verdient.“



Juchhu, es gibt noch einen Preis: Die Zeit kürt die tollsten Blogger. Bzw. Fachblogger. Hint, hint.



Speaking of Fachblogging: Ich hab mir Höllentour angeguckt. Fahrradhelm auf und ab in die Kino-Ecke.




Dienstag, 29. Juni 2004

Zwei Stationen zu spät aus dem Bus aussteigen, weil man so versunken in Aimee Manns Wise up ist.



The President makes me cry:

"In all our years together, I saw my uncle (Buddy) cry only once. (His wife) Ollie developed Alzheimer's and had to be moved to a nursing home. For several weeks afterwards, she knew who she was for a few minutes a day. During those lucid intervals, she would call Buddy and say, "Oren, how could you leave me in this place after fifty-six years of marriage? Come get me right now." He would dutifully drive over to see her, but by the time he got there, she would be lost again in the mists of the disease and didn't know him.

It was during this period that I stopped by to see him late one afternoon, our last visit at the old house. I was hoping to cheer him up. Instead, he made me laugh with bawdy jokes and droll comments on current events. When darkness fell, I told him I had to go back home to Little Rock. He followed me to the door, and as I was about to walk out, he grabbed my arm. I turned and saw tears in his eyes for the first and only time in almost fifty years of love and friendship. I said, "This is really hard, isn't it?" I'll never forget his reply. He smiled and said, "Yeah, it is, but I signed on for the whole load, and most of it was pretty good." My uncle Buddy taught me that everyone has a story. He told his in that one sentence."

Snif.

Ich bin noch nicht wahnsinnig weitgekommen (remember: workload) aber bisher lässt es sich etwas besser lesen als das Buch seiner Gemahlin. Es ist emotionaler, was allerdings auch nicht jedem gefällt. Ein Leserbrief im heutigen Spiegel, der Auszüge veröffentlicht, lautet:

„Der Vorabdruck eines Teils der Clinton-Autobiografie Mein Leben verdeutlicht, dass es sich bei diesem Text nicht um ein politisches, historisches oder literarisches Meisterwerk handelt, wie es die Autobiografie Benjamin Franklins darstellt. Das Niveau orientiert sich eher an der Oprah Winfrey-Show. Clinton hat nichts dazu gelernt."

Mir gefällt's. Und mir hat auch seine Präsidentschaft gefallen. Jedenfalls besser als die seines Nachfolgers.



Extra, extra, read all about it: Die Stattkatze schreibt wieder. Und hat sie nicht einen wunderschönen Namen?




Montag, 28. Juni 2004

Workload killed the weblog-star.




Sonntag, 27. Juni 2004


Gut war's. Der Kerl hatte zwar auf nackte Weiber gehofft, aber die gab's nicht. Dafür ne Menge nackter Kerle, teilweise sogar ganz nackt. Also rasiert, meine ich. Och nee. Nicht schön. Meine Meinung. Aber das Stück bzw. die Inszenierung hat mir sehr gefallen. Das gesamte Bühnenbild bestand aus einer weißen Wand, so dass die Schauspieler allein mit ihrer Präsenz den Raum füllen mussten und auch gefüllt haben. Allen voran die wunderbare Fritzi Haberlandt, in die ich mich ein klein wenig verknallt habe und die mich sogar die ganze überflüssige Dödelparade hat vergessen lassen.




Samstag, 26. Juni 2004

Und der Kerl guckt mir noch beim Tippscheinausfüllen über die Schulter und meint, nee, nimm nicht Frankreich, die werden nicht Europameister, nimm Tschechien, und Anke sagt noch, nee, Tschechien finde ich doof, ich will ja, dass wir das werden oder England, aber das wird eh nix, also geh ich auf Nummer sicher, ich tipp auf Frankreich, und der Kerl sagt, mach, was du willst, und Anke sagt, ja, genau, wir werden ja sehen, wer recht hat.

Hey, Gott, wenn du irgendwas für mich über hast, dann lass bittebitte morgen die Dänen gewinnen und danach irgendwen außer den Holländern, ist mir jetzt auch egal, Hautpsache nicht die Tschechen, sonst hab ich hier die nächsten vier Jahre die dicke Grinsekatze vor der Nase, die mir bei jedem Fußballspiel, das wir noch zusammen sehen werden, lächelnd mitteilen wird, dass jemand, und ich nenne jetzt keine Namen, es ja schon immer gesagt habe. Okay, Gott? Streng dich an!



SamstagSieben:
1. Was ist dir lieber: VIVA oder MTV?
Ich bin für beides zu alt (oder zu spießig) geworden. Ich trauere dem allerersten Entwurf von Viva 2 hinterher, als sie Spandau Ballet und die Simple Minds rauf- und runtergespielt haben. Und VH-1, wo ich Pop-up Video geliebt habe. Ich gucke MTV nur nebenbei; bei Viva ertrage ich nicht mal das, geschweige denn bei MTV 2.

2. Was ist der erste Song, an den du dich erinnern kannst?
Bevor ich meine eigene Anlage hatte (natürlich vom Konfirmationsgeld erworben), habe ich den alten Plattenspieler meiner Eltern bemüht und auch erstmal ihre Sammlung durchgehört. Da meine Eltern leider nie die Stones oder die Beatles gehört haben, ist eines der ersten Lieder, an das ich mich erinnere, Eloise von Barry Ryan. Ich kann mich auch erinnern, dass ich als Kind mit meiner Schwester Mary Roos und Udo Jürgens gehört habe, aber ich habe keine Ahnung, welche Songs das waren. Und ich war mit 5 oder 6 bei einem Peter Kraus-Konzert. Erste Reihe, Baby. War mir damals allerdings egal; mich hat das alles eingeschüchtert.

3. Dürftest du einen Sänger aus der Musik-Geschichte streichen, wer wäre das?
Hm. Ich glaube, selbst Heino hat irgendwo seine Berechtigung. Ich verstehe nicht, dass irgendjemand freiwillig Volksmusik hört, aber anscheinend gibt es Leute, die es mögen. Genau wie ich Billy Joel und Moby mag, bei denen Marianne und Michael wahrscheinlich kotzen würden. Deswegen würde ich niemanden streichen. Jeder wie er mag. Solange ich nicht alles hören muss.

4. Welches ist das nervigste Lied der Musik-Geschichte?
Ich schalte im Radio grundsätzlich um, wenn Runaway Train von Soul Asylum kommt. Ist im Moment der einzige, der mir einfällt. Alles andere kann ich irgendwie ertragen. Ich höre im Radio ja auch nur Mainstream-Weichspüler-Sender, da tut nichts wirklich weh.

5. Welche Platte in deiner Sammlung ist dir richtig peinlich?
Keine einzige. Die mussten alle sein. Auch wenn ich mir heute Helix' No rest for the wicked oder Tacos After Eight nicht unbedingt nochmal kaufen würde.

6. Welcher Song bedeutet dir am meisten?
All this useless beauty von Elvis Costello, weil ich den mit Karl zusammen gehört habe. Shine on you crazy diamond, weil ich da zum ersten Mal ewig zungengeküsst habe. Human nature von Michael Jackson, weil es eine schöne Sommernacht mit viel Händchenhalten war. Es ist zu laut von den Rodgau Monotones, weil es ein wundervoller Dänemark-Urlaub war. The miracle von Queen, weil es ein noch wundervollerer Dänemark-Urlaub war. Livin' la vida loca von Ricky Martin, weil ich dazu in Toms Chevy über den Highway gebraust bin. Viele Begebenheiten haben einen Song, der in meinem Kopf abgerufen wird, wenn ich an sie denke, aber keinen, der mir wichtiger ist als ein anderer.

7. Der Soundtrack welches Films passt am besten zu deinem Leben?
When Harry met Sally, weil ich It had to be you immer wieder hören und vor allem glauben kann. Selbst wenn ich jahrelang der Meinung war, it had to be me.



Meine Güte, hat Bill Clinton da viel zusammengeschrieben. Hillarys Buch war nur halb so dick. Wenn sie jemals Präsidentin wird, schreibt sie dann noch eins, das noch dicker ist als das von Bill?




Freitag, 25. Juni 2004

Ich dachte bisher, dass der Kerl schuld daran wäre, dass ich zu nix mehr komme. Wie zum Beispiel ins Kino zu gehen. Aber das stimmt nicht. FUSSBALL IST SCHULD. Toll, dass die Spiele jetzt unter Umständen drei Stunden dauern. Und toll, dass noch ein Team rausgeflogen ist, dem ich die Daumen gedrückt hab. Die Angst des Beckham vorm beim Elfmeter. Dann soll jetzt bitte wenigstens Frankreich gewinnen, damit ich noch ein paar Punkte beim Tippspiel abräume.

(Nebenbei: Ich will Tante Käthe wiederhaben.)



Nee, ist klar, Apple: Jetzt, wo jeder OS X drauf hat, lässt du deine Classic-Fehlermeldungen nicht mehr Korrektur lesen, gell? Und ich rede nicht mal vom Deppen-Bindestrich:




Naja:
„You scored 8 out of a possible 10.
Hudsucker Proxy. True there's a slightly panicked, Jerry Lundegaard quality to some of your answers, a pensive Barton Fink nature to your concentration, but you've basically made the grade. So Fargo, so good.“



Bei meinem geliebten toom-Markt in Altona einzukaufen, ist zurzeit so ungefähr wie in Dark City einzukaufen. Der Markt wird renoviert bzw. modernisiert, wie die Werbeplakate stolz verkünden, die einem entgegenschreien, während man sich mit dem Auto einen Weg um die Baumaschinen und Absperrungen sucht. Das heißt, dass die Waren ständig woanders stehen, weil immer irgendeine Ecke im Markt gerade umgestaltet wird. Eben war das Obst noch da, jetzt steht da das Regal mit Shampoo und Spülungen; wo gestern noch die Zeitschriften waren, kommt morgen ein Café hin, und das Klopapier ist jetzt da, wo sonst die Gemüsekonserven waren.

Das Spannende ist im Moment nicht nur, das zu finden, was man kaufen will. Das Spannende ist, ob das auch in fünf Minuten noch da ist. So wie bei meinem letzten Einkauf, als ich die falsche Salatsauce in den Wagen gepackt habe, es kurze Zeit später gemerkt habe, wieder zurückgegangen bin – um festzustellen, dass die fleißigen Mitarbeiter wirklich in der Zwischenzeit das halbe Regal woanders hingeräumt hatten.

Ich finde es schön, dass der Alltag immer wieder neue Herausforderungen bietet. So schläft das Hirn wenigstens nicht ein. Aber die richtige Sauce habe ich bis heute noch nicht gefunden. Und, nein, ich frag nicht, ich suche sie weiter.

Hiermit stelle ich die gewagte Theorie auf, dass im Supermarkt nicht nach Waren zu fragen, das weibliche Equivalent ist zum männlichen „Nicht nach dem Weg fragen, auch wenn man sich heillos verfranzt hat".




Donnerstag, 24. Juni 2004

Was ist nur aus der ehernen Regel geworden: „Fußball ist ein Spiel mit elf Männern, einem Ball, und am Ende gewinnen immer die Deutschen“? Hm? Damnit.



Herr Sixtus und Herr Sauer berichten von der Verleihung des Grimme Online Awards.



My 9-to-5 is no 9-to-5:

1. werde ich mich nie daran gewöhnen, Kundenklamotten zu tragen. Wer hat jemals festgelegt, dass eine Basecap nicht zu feinem Zwirn passt?

2. würde ich beim agenturinternen Tippspiel auf dem 2. Platz liegen, wenn die blöden Italiener in der blöden Nachspielzeit nicht noch dieses blöde Tor ... das geschieht euch ganz recht, dass ihr raus seid, ihr Pizzanasen!

3. kann man auch mal um 15.30 Uhr Mittag machen.

4. lernt man immer, wenn man alle Vorurteile über sozial verkrüppelte Werber abgelegt hat, genau so einen Fredel kennen.

5. werden Kundenkekse nie von Kunden gegessen, sondern von uns.

6. finde ich es immer wieder erstaunlich, dass an jedem Arbeitsplatz Probleme mit dem stillen Örtchen auftreten. Und seit es E-Mails gibt, erfährt auch jeder davon; auch die, die davon gar nichts erfahren wollen: „An die Jungs im 4. Stock! Wer immer es war, der macht es bitte auch wieder weg. Und – geh mal zum Arzt, Mann."




Mittwoch, 23. Juni 2004

Völlig vergessen zu erwähnen: die Verleihung des Deutschen Filmpreises, die letzten Freitag stattgefunden hat. Hier alle Gewinner:

Bester Spielfilm (Gold): Gegen die Wand
Bester Spielfilm (Silber): Kroko
Bester Spielfilm (Silber): Das Wunder von Bern
Bester Kinder- und Jugendfilm: Die Blindgänger
Bester Dokumentarfilm: Die Kinder sind tot
Beste Hauptdarstellerin: Sibel Kekilli (Gegen die Wand)
Bester Hauptdarsteller: Birol Ünel (Gegen die Wand)
Beste Nebendarstellerin: Fritzi Haberlandt (Liegen lernen)
Bester Nebendarsteller: Detlev W. Buck (Herr Lehmann)
Beste Regie: Fatih Akin (Gegen die Wand)

Weitere hervorragende Einzelleistungen:
- Schnitt: Sarah Clara Weber (Muxmäuschenstill)
- Kamera: Rainer Klausmann (Gegen die Wand)
- Musik: Max Berghaus, Dirk Reichardt, Stefan Hansen (Erbsen auf halb 6)
- Szenenbild: Natascha E. Tagwerk (Schultze gets the Blues)
- verfilmtes Drehbuch: Sven Regener (Herr Lehmann)
- unverfilmtes Drehbuch: Marei Gerken (The Far Side of the Sea)

Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film: Mario Adorf
Bester ausländischer Film: Lost in Translation von Sofia Coppola
Publikumspreis Deutscher Film des Jahres: Das Wunder von Bern
Publikumspreis Schauspieler des Jahres: Peter Lohmeyer.

(via filmz.de)



Mit dem Grimme Online Award hat es leider nicht geklappt. Ich hätte mich auch in den Arsch gebissen, wenn wir den Publikumspreis gekriegt hätte, denn den hat Jeremy Irons übergeben, und ich war nicht bei der Verleihung, sondern hab brav Fußball geguckt. Insofern: Was für ein Glück, dass wir verloren haben.

(Mist. Mist. Mistmistmist. Ich hätte doch so gerne Visitenkarten mit dem Aufdruck „Anke Gröner, Grimmepreisträgerin“ gehabt. Mist.)



Aber wenigstens hat die BBC gestern eine Formulierung gebracht, die den Tag dann doch noch gerettet hat: "Italy experiences the pain of victory."

Wie sehen die Tipps für heute abend aus? In der agenturinternen Tipprunde habe ich 1:1 gesagt. Das war allerdings vor zwei Wochen. Heute hoffe ich auf ein 1:0. Für uns natürlich. Come ON!




Dienstag, 22. Juni 2004

Meine 15 Minuten Ruhm auf Spiegel Online: Magazin im Blog-Pelz:
„Und dabei hat Phlow einen sehr eigenen Stil gefunden. „Es ist eine Art subjektiver Journalismus", erklärt Sauer: „Wenn unsere Filmkritikerin Anke Gröner einen Streifen erbärmlich findet, dann kann man bei uns diese Kritik in der Ich-Form finden. Im traditionellen Journalismus wäre das ein Fehltritt. Ich finde das hingegen ausgesprochen wohltuend, grenzt es doch für jeden Leser klar erkennbar Fakten von subjektiven Einschätzungen der Autorin ab."

Genau das macht die Qualität von Phlow aus. Besonders die Film- und Musikkritiken heben sich durch Ausdrucksstärke und Emotionalität erfrischend vom PR-Blabla der kommerziellen Konkurrenz ab."

(Oh, Cinema, where art thou? Why dost thou not call?)




Montag, 21. Juni 2004

DVDs vom Wochenende:
Matchstick Men (Tricks): entspanntes Filmchen, das sich nicht recht entscheiden kann. Es fängt an wie eine kleine Gaunerkomödie ("You have won an incredible prize"), wird dann zum Familienfilm ("I'm not good at being your dad"), wird dann wieder zum Gaunerfilm, aber diesmal mit Blut, und das Schlussbild beinhaltet eine Großaufnahme eines schwangeren Bauchs. Hm. Nicholas Cage kann endlich mal aus gutem Grund sein overacting einsetzen, weil er jemanden mit einer Menge Tics spielt, und Sam Rockwell gibt lässig seinen Gegenpart. Ich hab mich ganz gut unterhalten, aber immer, wenn die Rührseligkeit einsetzte, habe ich mir den Gaunerfilm zurückgewünscht. Reicht für einen netten Samstagnachmittag.

The Mother (Die Mutter): schwermütiger Film über eine Frau, die gerade ihren Mann verloren hat und eine Affäre mit dem Freund ihrer Tochter anfängt. Und als ob das noch nicht reicht, hat die Tochter generell Probleme, ihr Leben in den Griff zu bekommen, der Sohn und seine zickige Ehefrau haben finanzielle Schwierigkeiten, und alle Enkelkinder sind widerliche Wichte. Fast jeder der Charaktere hat ein paar gute Seiten, die ihn zunächst sympathisch machen, aber zum Schluss ging mir die ganze Truppe einfach nur noch auf die Nerven mit ihrer Egozentrik, ihrer Naivität, ihrer Rücksichtslosigkeit. Ich hätte mir etwas mehr Freude als die paar kleinen Glücksmomente der Mutter gewünscht und das leicht hoffnungsvolle Ende. So bleibt es ein deprimierender Exkurs in eine Familie, deren Bande eher Vorwürfe sind als Liebe.

Girl with a Pearl Earring (Das Mädchen mit dem Perlenohrring): bedächtig erzählte Kunstgeschichte. Scarlett Johansson schreitet mit dem gleichen Blick durch den Film, den sie schon in Lost in Translation drauf hatte: mit leicht geöffneten Lippen und großen, blauen Augen bezirzt sie ungewollt den Maler Johannes Vermeer, der sie schließlich malt, ausgestattet mit den Perlenohrringen seiner Frau, die natürlich eifersüchtig ist undsoweiterundsofort. Das Drehbuch bietet exakt gar keine Überraschung, und sämtliche Charaktere sind eher Scherenschnitte denn vielschichtig. Trotzdem kann man sich den Film anschauen, denn die Set Designer und Kostümbildner haben ganze Arbeit geleistet. Die Ausstattung ist mehr als liebevoll; man fühlt sich die ganze Zeit, als ob man durch ein Museum geht. Aber es sieht nie aus wie ein Kostümfilm, sondern organisch und einfach richtig. Die Gelb- und Brauntöne sind stets warm und erdig, die Blautöne kühl und pudrig. Der Film wirkt von Tempo und Optik behutsam, schwebend, fast träumend; wie eine Reise in ein altes Meisterwerk.

Pieces of April (Ein Tag mit April Burns): Bei den ersten Bildern durch die wackelige Videokamera hatte ich geistig schon fast abgeschenkt. Aber glücklicherweise nur fast. Denn Pieces of April entwickelt sich zu einer sehr schönen, kleinen Charakterstudie.

April Burns ist das schwarze Schaf der Familie, lebt mit ihrem Freund in New York und lädt den Rest der Sippe zu Thanksgiving ein. Nicht, weil sie Lust darauf hat oder gar kochen könnte, sondern weil ihre Mutter in nicht allzu ferner Zeit an Krebs sterben wird und sie noch einmal zusammensein wollen. Die Familie macht sich mit Schwester, Bruder, Mutter, Vater und Oma im Auto auf den Weg, und April versucht derweil, den Truthahn irgendwie fertigzukriegen, denn natürlich streikt ausgerechnet heute ihr Ofen. Sie rennt von Apartment zu Apartment, während ihr Freund in der Stadt "the thing" durchzieht, von dem wir erst sehr spät erfahren, was es denn nun genau ist.

In beiden Handlungssträngen erfahren wir im Gespräch die familiären Hintergründe, das Generve, das Gezicke, die unerfüllten Erwartungen, die sowohl die Eltern an die Kinder als auch umgekehrt der Nachwuchs an die Erzeuger stellen; aber wir erfahren auch die guten Momente, die Talente, die in allen schlummern, ihre Triumphe, ihre Tragödien. Im Laufe des Films entsteht ein sehr schönes, überzeugendes Familienbild, ohne Geigen im Hintergrund und überzogene Dramatik. Ganz im Gegenteil: Der Film nähert sich dem Tabuthema Tod recht respektlos, teilweise sehr, sehr komisch und daher wohltuend ehrlich. Und bis auf wenige Ausnahmen erliegt er nicht der Versuchung, eine heile Welt zu zeigen, wo keine ist.

Was den Film auszeichnet, sind seine vielen kleinen Szenen, die völlig unprätentiös daherkommen und doch noch lange nachhallen. Wenn die Mutter im Fotoalbum ihr liebstes Bild auswählen soll und sie auf das zeigt, auf dem sie keine Brüste mehr hat. Oder wenn April fälschlicherweise glaubt, dass ihre Familie nicht gekommen ist und bitterlich darüber weint, obwohl sie doch morgens gar nicht aufstehen wollte, um sie zu empfangen. Wenn der Vater entsetzt den Wagen anhält, weil er glaubt, seine Frau im Beifahrersitz sei gestorben, obwohl sie nur schläft.

Das Ende versinkt dann leider doch ein wenig im Kitsch und kommt zu hopplahopp daher – ohne Grund, denn der Film ist gerade mal 80 Minuten lang. Da hätte man sich ruhig noch ein wenig Zeit nehmen können. Und ich persönlich wäre auch gerne noch eine Weile bei den Burns' geblieben. So anstrengend sie auch sein mögen.




Sonntag, 20. Juni 2004

Mein Kerl liebt mich nicht. Ich habe seit gestern zehn Zentimeter kürzere Haare, und er hat es nicht gemerkt.

Mein Kerl liebt mich. Er geht nächsten Samstag mit mir ins Theater, obwohl da eventuell die deutsche Mannschaft spielt.
O-Ton: „Vielleicht gibt's ja nackte Weiber.“

Chances are good.

(Vielleicht ahnt er auch nur, dass wir gegen Tschechien böse verlieren und die Holländer die armen Letten plattmachen (keine Wortspiele mit „plätten" in diesem Weblog, doo), wobei ich ja der Meinung bin, dass die Tschechen nur noch mit halber Kraft spielen und sich fürs Viertelfinale schonen, wobei die Letten alles nach vorne werfen, denn wenn wir verlieren und sie Holland schlagen, dann sind sie weiter und wir nicht und Holland sowieso nicht, obwohl mir die gestern ja viel besser gefallen haben als wir (noch ein O-Ton: „Nimm endlich Bobic raus! Wer so heißt, hat sowieso nix in einer deutschen Nationalmannschaft verloren", wobei ich nur kontern konnte: „Aber mit dem Namen Fredi kann er sonst auch nirgendwo unterkommen"), aber das tut ja eigentlich alles nix zur Sache, weil das meinen heutigen Eintrag in eine völlig falsche Richtung lenkt.)




Samstag, 19. Juni 2004

Cult7 waren im Kino und haben sich von 25th Hour inspirieren lassen. Schöne Idee. (Noch schöner ist, dass alle sich die Fragen blind in ihre Blogs kopieren – und damit auch die Fehler. Wenn Sie sich die fünfte Frage mal im Original durchlesen möchten, bitte?)

In 25 Stunden verlässt du das dir bekannte Leben und musst für sieben Jahre unfreiwillig weggehen.
1. Was ist dein letztes Essen zu Hause?
Egal, Hauptsache, meine Freunde sind dabei. Wobei ich als letzte Mahlzeit statt Fischstäbchen in der heimischen Küche zu essen lieber nochmal fett ausgehen wollen würde. 15 Gänge und die ganze Weinkarte.

2. Was ist dein letzter Song?
Love's been good to me von Frank Sinatra. Oder My Way. Jedenfalls irgendso ein wehmütiger, pathetischer Klassiker, bei dem ich richtig heulen muss.

3. Was wird deine letzte Handlung in deiner jetzigen Freiheit?
Eine lange, lange Autofahrt alleine durch die Stadt, dann raus auf die Landstraße, auf die Autobahn, vom Tag in die Nacht und wieder in den Tag. Nochmal Bewegung spüren, Vorwärtskommen, Grenzenlosigkeit.

4. Welchen Ort besuchst du auf jeden Fall noch einmal?
Meine Kirche.

5. Welchen Gegenstand, den du immer bei dir tragen darfst, nimmst du mit?
Mein iBook. Möglichst mit Internet-Zugang. Das muss ich nicht ständig mit mir rumschleppen, aber egal, wo ich bin, muss ich lesen und schreiben können.

6. Du darfst einen Brief mitnehmen. Von wem ist er, und was steht darin?
Es ist kein Brief, es ist eine ausgedruckte E-Mail. Sie ist von Karl und sie sagt mir immer, wenn ich sie lese, dass ich perfect in my imperfection bin.

7. Welchen Ort besuchst du nach deiner Rückkehr als erstes?
Das Meer. Endlich wieder bis zum Horizont gucken.




Freitag, 18. Juni 2004

Ich blogge, weil es Spaß macht. Ich blogge, weil ich mich mitteilen will. Ich blogge, weil ich etwas zu sagen habe. Ich blogge, obwohl ich nichts zu sagen habe.

Ich blogge, weil niemand meinen Namen kennt. Ich blogge, damit jeder meinen Namen kennt. Ich blogge, weil ich die Welt scheiße finde. Ich blogge, weil ich das der Welt mitteilen will. Ich blogge, weil ich Kommentare will. Ich blogge, obwohl ich keine Widerworte leiden kann. Ich blogge, um Freunde zu finden. Ich blogge, um meine Feinde zu ärgern.

Ich blogge, weil mir langweilig ist. Ich blogge, um den Kopf frei zu kriegen. Ich blogge, um mich vor dem wahren Leben zu drücken. Ich blogge jeden Tag. Ich blogge, um mir auf die Zugriffszahlen einen runterzuholen. Ich blogge, obwohl mich niemand liest. Ich blogge, weil ich hier Dinge sagen kann, die ich sonst nirgends sagen kann. Ich blogge, weil mir sonst niemand zuhört. Ich blogge, weil ich weiß, dass mir alle zuhören.

Ich blogge, weil mich alle lieben. Ich blogge, weil mich alle hassen. Ich blogge, weil alle bloggen. Ich blogge, weil ich niemanden sonst kenne, der bloggt. Ich blogge, weil's umsonst ist. Ich blogge, obwohl mich der Traffic ein halbes Monatsgehalt kostet. Ich blogge, um irgendwann einen Verleger zu finden. Ich blogge, weil mir die ganze Szene scheißegal ist.

Ich blogge, weil ich will.
Ich blogge, weil ich muss.
Ich blogge, weil ich kann.

Ich blogge, weil ich blogge weil ich blogge weil ich blogge.



Und nach ungefähr 15 Stunden endlich da: Emilia. 17. Juni 2004, 21.47 Uhr, 3800 Gramm, 54 Zentimeter, Mama geht's gut, Papa geht's gut, die Großeltern sind im Anmarsch, und Anke geht jetzt Schokolade und Blumen und kleine Nikes kaufen und heult sich vor Freude die Augen aus.

Willkommen, kleiner Schatz. Genieß die Reise.




Donnerstag, 17. Juni 2004

Wenn Max Frisch googeln würde.

1. Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob der Alkohol einen zu großen Platz in deinem Leben einnimmt?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dies der Lokalpresse zu erzählen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, welche Auswirkungen es hätte, wenn Würzburg ohne konkurrenzfähige Mannschaft antritt?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass dein Pferd einfach platzmüde ist?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, einen Nachtclub zu eröffnen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, für dein DP-101 Projekt ein dünnwandiges, 90° gebogenes Abflussrohr aus dem Baumarkt anstatt einer kantig und eckigen Kartonkonstruktion zu verwenden?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, den Kultusminister Bayerns zu verklagen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, die Schweiz zu verlassen?


2. Hast du schon mal darüber nachgedacht, etwas mit Frauen anzufangen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, zwei Frauen auf einmal zu fotografieren?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, einen Dreier zu machen, inkl. deiner Schwester?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wem lesbische Frauen eigentlich gefallen wollen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn du jemanden dabei beobachten könntest, wie er sich selbst befriedigt?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, was genau mit einem passiert, wenn man verliebt ist?


3. Hast du schon mal darüber nachgedacht, was die Ursache dafür ist?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum es diese Veränderungen gibt?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum es dich wirklich so sehr stört?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie eigentlich alles begann?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob du vielleicht den falschen Leuten die falschen Fragen stellst?


4. Hast du schon mal darüber nachgedacht, ein Weblog oder ein Diary zu führen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass die Leute genug von dämlichen Liebesliedern haben?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass unsere Autos mit dem Blut der Kreidezeit im Tank durch die Gegend düsen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, was für Leute eigentlich Bücher lesen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass just in jenem Zeitpunkt, an dem die Zeitansage ausgesprochen wurde, diese schon wieder unaktuell ist?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, was du da schreibst?




Mittwoch, 16. Juni 2004

If they're shooting at you, you know you're doing something right.“



Ich liebe Bücher, die mich auch in den Bus begleiten, in die Mittagspause und in die Zeit zwischen zwei EM-Spielen. Gestern schon empfohlen, heute gnadenlos nochmal zitiert: Nobody's Perfect von Anthony Lane. Im Folgenden in paar Ausschnitte aus seinen Filmkritiken, die ich seit gestern im Dutzend lese. Ich hoffe, man versteht, warum ich den Mann so liebe.

Indecent Proposal: Gage then makes his big offer: a million bucks for a night with Diana – no aftermath, no strings. "It's just my body," Diana explains. "It's not my mind." I was glad to have that cleared up, though it does raise an interesting question: How much would you pay for an evening with Demi Moore's mind?

Speed: Close-cropped and tuned up, (Keanu) Reeves makes an even better tough guy than you'd expect, and SWAT gear really suits him; he should wear it more often. So what if he's never going to be John Gielgud? Delivery isn't an issue here, because he doesn't have speeches – he doesn't have time for speeches. He has lines. In his muted way, Reeves is blessed with perfect pitch: aroused by the hazards thrown up by the plot, but not so smart that he forgets to be frightened by them; strong enough to carry the film, but never trying to swamp it with his presence. There's only one star vehicle here, and it's making hay on the freeway.

Braveheart: William is taken away for a few years of education. As his father once told him, "It's our wits that make us men." This, of course, is the well-established movie code for "Let me teach you how to swing a spiky ball on the end of a long chain." By the time we next see the lad, he has turned – bingo! – into Mel Gibson. Whatever they were putting in his porridge, it did the trick. For this is where the movie kicks into life. (...)(Editor Steven) Rosenblum has accelerated the rhythm of the fighting until there's simply no time for poignancy oder polish; he matches the hacking Scotsmen, cut for cut. The fun thing is that if you turn green and shut your eyes the mayhem will actually get worse, because the sound of flesh under siege has been cranked up to abattoir levels. I would pay a lot of money to see this movie with a vegetarian.“



Für alle, die gerne die rosa Trivial Pursuit-Fragen nehmen bzw. diejenigen, die gerne Kino-Quiz spielen, hat der Guardian eine Menge schöner, aber eher nutzloser Filmfacts zusammengestellt. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Sophia Loren eine Komparsin in Quo Vadis war oder dass Pierce Brosnan mal als Feuerschlucker gejobbt hat. Außerdem im Angebot: fast alle Cameos von Hitchcock, die blödesten Filmtitel aller Zeiten, wie man Filmblut herstellt und warum im Jahre 1976 ein berühmtes Wahrzeichen einer gewissen amerikanischen Filmmetroploe irgendwie anders aussah: Think you know your film facts?

"The iconic Hollywood sign, made up of 50-foot-high letters perched near the tip of Beachwood Canyon's Mount Lee, is on the highest peak in Los Angeles. Built in 1923 by property developers to advertise their new sites, it originally read "Hollywoodland" and used to light up at night. A caretaker looked after the sign and lived in a cabin situated just behind one of the Ls. It was only in the 1940s when the film business mushroomed that the last four letters were removed.

In 1976, vandals changed the sign to read "HOLLYWEED", to applaud newly loosened marijuana laws. Then in 1978 it was altered to read "HOLY WOOD" when Pope John Paul II visited. During the Iran-Contra scandal it briefly became "OLLYWOOD", a reference to Oliver North, the official at the centre of the affair."




Dienstag, 15. Juni 2004

Die bulgarische Hymne klingt wie ein Soundtrack zu einem Film, der im Zweiten Weltkrieg spielt oder wie eine sehr verunglückte Warsteiner-Werbung. Meaning: hachschön.
(Aber genutzt hat's ihnen auch nix.)

Und sah Totti mit seiner Frisur scheiße aus oder sah er scheiße aus? Das nächste Mal bitte stilecht mit Hello Kitty-Haarspangen. Vielleicht kannste dann auch ein Tor schießen, du Mädchen.



Seit gestern auf meinem Nachttisch: Nobody's Perfect – Writings from the New Yorker von Anthony Lane, meinem zweitliebsten Filmkritiker. Mein Liebling ist immer noch Stephanie Zacharek von Salon, deren einfühlende Art ich mag, selbst in größten Gurken noch ein Fünkchen Gutfilm zu erkennen. Genauso mag ich aber auch ihre ätzende Schelte, wenn sie einen Film richtig mies findet.

Lane dagegen schreibt über gute und schlechte Filme gleich – immer mit diesem höflichen, stets ironischen Plauderton, in dem selbst ein kompletter Verriss nicht so weh tut. Außerdem ist er einer der wenigen Kritiker, die Titanic und Speed mochten und Braveheart dagegen nicht wirklich. My kind of guy. Lane bringt einen Klopfer nach dem anderen, und zwar so locker aus der Hüfte, dass mich jede Pointe überrascht, weil sie sich eben nicht schon drei Sätze vorher ankündigt. Schon das Vorwort zu seinem Buch macht seinen unnachahmlichen Stil deutlich; hier erzählt er über seine Faszination für den New Yorker und warum er aus England nach Amerika gekommen war:

„The editorial attention, too, was of a different order from anything that had prevailed in Britain, being prolonged and scrupulous; as for the noble legend of the New Yorker fact checkers, it turned out to be fact itself. What impressed me most was that they took the trouble to check not only real facts but unreal facts as well; a checker would carry my film review along to a screening and insure that my Sharon Stone quotation was on the money. I know that litigation was a popular sport in America, but it had never crossed my mind that one might be sued by imaginary characters. If I got Godzilla's name wrong, he could take me to the cleaners, and only the fact checkers could keep me in the clear. Given the level of caution that was brought to a hokey movie, one could scarcely imagine the pressure in the checking department when something of genuine weight was at stake; when the page was full of war crimes, or misdemeanors in the White House. Needless to say, such mania for accuracy is a long way from the journalistic practise of England, where most newspapers are ideally read as a branch of experimental fiction.“



Der Guardian spricht mir aus der Seele mit einem Artikel über Labernasen im Kino: Shush!
"I have sometimes called upon psychology to explain cinema talkers – they talk (and twitch and so on) every few minutes to prove they still exist. Another theory is that film, especially Hollywood pap, infantilises its audience and that the babbling, crisp-crunching and Coke slurping, along with the consumption of the feature product itself, is typical of the instant gratification of a two-year-old.

But there is also a political dimension: today's talkers, of all generations, classes and colours, are products of the Anglo-American 80s, when the idol of selfish individualism began its latest battle for supremacy. And the technological aspect: the first video players in 1975 heralded the eventual decline of the distinction between watching a film at the cinema and anywhere else. Now that video competes with cable, pay-per-view, satellite and DVD, not to mention terrestrial TV, more films are being watched than ever before but overwhelmingly on the small screen.

The specialness of the cinema – and its concomitant rules, including silence, and rituals, such as dressing-up – has gone. The law of the lounge has taken its place. "Today," says Bruce Austin, author of Immediate Seating: a Look at Cinema Audiences, "the talking, the eating, the carting of infants and so forth ... is all a part of the theatrical movie experience. And it's all stuff that people have dragged with them from home (in front of the TV) and into the movie theatre."“



Das Gefühl, jemanden zu vermissen, sobald man die Tür hinter ihm schließt. Das Verlangen, die Tür sofort wieder öffnen zu wollen, ihn festzuhalten und nie wieder loszulassen. Dem Verlangen zu widerstehen, weil der Kopf alltagstauglicher ist als das Herz und einem sagt, dass man ihn in zehn Stunden schon wiedersieht.

Seit wann dauern zehn Stunden eigentlich so lange?




Montag, 14. Juni 2004

Ich werde mir heute mal The Sun gönnen. Das gibt auf die Fresse, Becks, mein lieber Herr Gesangsverein.

Wenigstens war mein Ergebnis richtig getippt. ICH krieg drei Punkte, im Gegensatz zu den Löwenjungs ( ... thirty years of hurt ...).



Am Samstag den Gutmenschen gemacht und dafür belohnt worden: Ich war auf dem Supermarktparkplatz extrem tranig drauf und habe etwas zu schwungvoll ausgeparkt. Dass ich zu schwungvoll war, habe ich eher gehört als gemerkt; dieses eklige Blech-auf-Blech-Knirschen ist eines der Autofahrergeräusche, die man nicht mehr aus dem Hirn kriegt, wenn man sie einmal gehört hat. Brav wie ich bin, habe ich auf die Besitzerin (musste eine Frau sein: Diddl-Mäuse auf dem Armaturenbrett) des roten Polos (roter Polo!) gewartet und mich geistig schon damit abgefunden, nicht nur den Kratzer, sondern auch die nicht von mir stammende Beule in ihrem Kotflügel zu zahlen. Aber weit gefehlt: Das Mädel war so davon angetan, dass ich auf sie gewartet hatte, anstatt einfach wegzufahren, dass sie nur meinte: Ach, Schnickschnack, die alte Karre, den Kratzer sieht man doch kaum. Kein Thema. Schönes Wochenende noch

Wow.


Was mich allerdings nicht davor bewahren wird, den hässlichen roten Fleck, der meinen schönen champagnerfarbenen Rocky verunstaltet, professionell entfernen und die fiese Beule und den abgeplatzten Lack wieder instandsetzen zu lassen. Mein Schnucki hat eindeutig mehr gelitten als der Diddl-Polo. Aber immer noch nicht so viel wie ich und mein Stolz, denn wir beide behaupten, wirklich anständig ein- und ausparken zu können. Außer, wenn der Kerl auf dem Beifahrersitz hockt und Witze darüber macht, dass ich gerne auf Stoßstange parke. Ich ahne schon, was ich mir die nächsten zehn Jahre anhören muss. Ächz.



Und wen es jetzt, 100 Jahre nach Filmstart in Deutschland, noch interessiert, wie ich The Day After Tomorrow fand, der setzt sich sein Pudelmützchen auf und stapft mal in die Kino-Ecke.




Sonntag, 13. Juni 2004

Die laienhafte EM-Nachlese:
Nach meiner Rechnung hat Laberbacke Beckmann den Portugiesen an sich viermal als „melancholisch“ bezeichnet und den griechischen Torwart dreimal den „grauen Wolf“ genannt.

Mein EM-Tipp zeigt jetzt schon Schwächen. Immerhin hatte ich bei Spanien richtigerweise auf Sieg getippt. Ist euch aufgefallen, dass ungefähr zwei Drittel der beiden Mannschaften den Rasen berührt und sich bekreuzigt haben? Bei den Spaniern hatte ich das erwartet, bei den Russen hat es mich in der Masse etwas überrascht. Denen bin ich übrigens sehr wohlgesonnen, seit sie die alte Sowjethymne wiederhaben, die schönster aller Hymnen.

Mal sehen, was die Franzmänner heute mit den Jungs von der Insel anstellen. Spaß macht's.



Ich hoffe ja immer noch, dass sich das hier als groß aufgezogener Witz entpuppt.



Herr Konstantin hat in seinem schönen London Leben-Weblog eine Unterseite mit expatriate bloggers aufgemacht, also mit Bloggern, die aus dem Ausland schreiben. Très interesting, chico.



Kleiner Nachtrag zu meinem Post am Freitag: Der dort angesprochene James Thurber hat ein Buch über seine Zeit beim New Yorker und seine leidenschaftlichen Schlachten mit Harold Ross über Zeichensetzung geschrieben: My Years with Ross.




Samstag, 12. Juni 2004

SamstagSieben:
1. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Was gefällt dir am besten?
Der Herbst. Der blöde, viel zu warme Sommer ist vorbei, der schöne, kalte Winter kommt, mit Weihnachten und Eiszapfen und glitzernden Fensterdekorationen und Lichtern in der Innenstadt und einer Woche Urlaub zwischen den Feiertagen. Im Herbst regnet es anstatt zu schneien, und es gibt nichts Schöneres, als im Bett zu liegen, während man dem Regen zuhört. Der Herbst hat genau die Temperatur und die Stimmung, die ich mag. Die hat der Frühling zwar auch, aber da weiß ich, dass der Sommer mir noch bevorsteht.

2. Auf was am Sommer freust du dich am meisten?
Darauf, dass er wieder aufhört. Es gibt nur eine Sache, die den Sommer für mich erträglich macht, nämlich, dass man lange draußen sitzen kann. Sei es mit Freunden in Cafés oder alleine am Elbstrand – es bleibt schön lange hell und man kann langsam in die Nacht gleiten. Und zwar zu einer Zeit, die sich wie Nacht anfühlt und nicht wie im Winter, wo diese schon um 17.30 Uhr beginnt.

3. Was ist deine schönste Sommer-Erinnerung?
Ich kann mich an keinen bestimmten Abend erinnern, aber die oben angesprochenen, die sich anfühlen, als würden sie nie aufhören, die waren immer im Sommer.

4. Was ist deine Abhilfe gegen Temperaturen jenseits der 30 Grad-Marke?
Augen zu und durch. Im Büro läuft der Ventilator, zuhause sitze ich den Sommer irgendwie aus und dusche alle 30 Minuten. Und: Im Sommer sind viele Säle in den Kinos schön auf zwölf Grad runterklimatisiert, und außer mir ist keiner da. Oh, doch noch ne Sache entdeckt, die mir am Sommer gefällt.

5. Auf welches Eis kannst du nicht verzichten?
Alles von Ben & Jerry's. Wenn's allerdings um den Drei-Kugel-Italiener an der Ecke geht: Zitrone.

6. Urlaub? Auf Balkonien, Mallorca oder Grönland? Wo geht es hin?
Ich bin noch in der Probezeit, daher hab ich keinen Urlaub bis Anfang Oktober. Im Moment plane ich nur ein schönes, ruhiges, spießiges, eventuell verlängertes Wochenende mit dem Kerl auf Rügen. Oder irgendwo anders an der Ostsee, wo man am Strand spazierengehen und ein bisschen versonnen aufs Meer gucken kann und abends aus dem Hotelzimmer noch die Wellen rauschen hört.

Wenn ich länger wegfahren/-fliegen würde, dann eher dahin, wo's nicht so warm ist (surprising, isn't it?). Ich mag Städtereisen gerne. Ich würde gerne mal nach Venedig oder St. Petersburg oder Wien oder Stockholm. Und wenn ich richtig Zeit und Schotter übrig habe, wird ein Auto gemietet und die USA unsicher gemacht. Für mindestens sechs Wochen.

7. Was war dein Sommer-Song-Hit 2003?
Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich gegenüber diesem ganzen Ibiza-Müll ziemlich resistent bin. Sobald es warm wird, läuft bei mir die Gute Laune-Liste im iPod. Irgendwas muss man ja gegen die schlechte Laune wegen der Hitze tun.




Freitag, 11. Juni 2004

Ich hatte ja schon einmal auf das wunderbare Werk Eats, Shoots & Leaves von Lynne Truss hingewiesen. Das mache ich hiermit nochmal, denn das kann man gar nicht oft genug tun.

Das kleine Büchlein wendet sich an die so genannten sticklers – Menschen, denen bei falscher Zeichensetzung schlecht wird. Ich zähle mich auch zu diesem Menschenschlag, obwohl wir es nicht leicht haben, denn natürlich gelten wir bloß als blöde Besserwisser. Aber, und in dieser Ansicht bestärkt Eats, Shoots & Leaves kleine Rechtschreibrechthaber wie mich, Zeichensetzung ist wichtig:

„Punctuation marks are the traffic signals of language: they tell us to slow down, notice this, take a detour, and stop. (...) Punctuation directs you how to read, in the way musical notation directs a musician how to play.“

Und wer wüsste besser um seine Leser als ein Schriftsteller? Milan Kundera wird nachgesagt, dass er einmal einen Verleger feuerte, weil der aus einem Semikolon einen Punkt machen wollte. Kundera wäre ein wunderbares Opfer für einen Ladenbesitzer in Bristol gewesen, der absichtlich falsch geschriebene Schilder in seinem Schaufenster platzierte, damit Leute in den Laden kamen und sich beschwerten – und er ihnen etwas aufschwatzen konnte.

Truss erzählt auch die Geschichte über den Humoristen James Thurber, der in den 30er Jahren für den New Yorker geschrieben und sich ewig mit dem Herausgeber Harold Ross über die Kommasetzung gestritten hat:

„If Ross were to write 'Red, white, and blue' with the maximum number of commas, Thurber would defiantly state a preference for 'red white and blue' with none at all, on the provocative grounds that 'all those commas make the flag seem rained on. They give it a furled look.'“

Trotzdem war Ross der Chef und setzte sich durch: „Thurber was once asked by a correspondent: 'Why did you have a comma in the sentence 'After dinner, the men went into the living-room?' And his answer was probably one of the loveliest things ever said about punctuation. 'This particular comma,' Thurber explained, 'was Ross's way of giving the men time to push back the chairs and stand up.'“

Das Schöne an Eats, Shoots & Leaves sind nicht nur kleine Anekdoten wie die oberen. Lynne Truss merkt man ihre Liebe zu den Satzzeichen an; sie hat für jedes eine fast zärtliche Beschreibung. Hier zum Beispiel für den viel geschmähten und selten richtig verwendeten Apostroph:

„Yet by contrast to the versatile apostrophe, they (full stops) are solid little chaps, to say the least. In fact one might dare to say that while the full stop is the lumpen male of the punctuation world (do one job at a time; do it well; forget about it instantly), the apostrophe is the frantically multi-tasking female, dotting hither and yon, and succumbing to burnout from all the thankless effort.“

Oder sie erklärt liebevoll den Unterschied zwischen Doppelpunkt und Semikolon:

„Expectation is what these stops are about; expectation and elastic energy. Like internal springs, they propel you forward in a sentence towards more information, and the essential difference between them is that while the semicolon lightly propels you in any direction related to the foregoing ('Whee! Surprise me!'), the colon nudges you along lines already subtly laid down.“

Meine persönlichen Feinde sind Ausrufezeichen. Ich setze sie ungern, weil sie so vulgär daherkommen. Truss drückt es folgendermaßen aus:

„In the family of punctuation, where the full stop is daddy and the comma is mummy, and the semicolon quietly practises the piano with crossed hands, the exclamation mark is the big attention-deficit brother who gets overexcited and breaks things and laughs too loudly.“

Eats, Shoots & Leaves erzählt von den Ursprüngen der Zeichen, woher sie kommen und warum sie so aussehen, wie wir sie heute kennen. Es zeigt natürlich auch den korrekten Gebrauch, sowohl im britischen als auch im amerikanischen Englisch. Es stellt einen Vergleich zwischen dem geschriebenen Wort in Büchern und im Internet auf und huldigt der Erfindung der Emoticons. Und es gibt einem – jedenfalls mir – dieses wohlige Gefühl, nicht alleine zu sein mit seiner Faszination für Sprache und was sie alles bewirken kann, wenn man sie richtig einsetzt.

Mein Lieblingssatzzeichen ist das Semikolon, der kleine König der Interpunktion. Ein Freund von mir, ebenfalls Texter, und ich haben neuerdings eine Wette laufen, wer es als erster schafft, ein Semikolon in einer Copy beim Kunden durchzukriegen. Denn Kunden können die Faszination für den kleinen Schatz selten nachvollziehen.

Ich arbeite seit kurzem in einer neuen Agentur. Dabei betreue ich einen Kunden, der das gleiche Produkt herstellt wie ein Kunde in meiner alten Agentur. Die Art, über dieses Produkt zu schreiben, ist ähnlich, soll aber natürlich etwas anders klingen; gemeinsam ist beiden Kunden allerdings, dass sie keine Semikolons mögen (da war übrigens gerade eins – ist es nicht niedlich?). Während der „alte“ Kunde lieber Punkte haben wollte und so aus meiner wunderbaren Aufzählung auf einmal fünf Hauptsätze wurden, die martialisch hintereinander herschritten, mag der „neue“ Kunde Kommata lieber, so dass nun meine Sätze widerstandslos ineinandersuppen. Ich arbeite trotzdem weiter daran, irgendwann Kunden von der Schönheit cleverer Interpunktion zu überzeugen. Das wird noch ein bisschen dauern, fürchte ich. Solange könnt ihr Eats, Shoots & Leaves lesen, damit ihr genauso sentimental werdet wie ich, wenn es um mein Handwerkszeug Sprache geht.

(Ich brauch mal ein Taschentuch. Und ein paar korrekte Gedankenstriche zur Aufmunterung.)




Donnerstag, 10. Juni 2004

Ach, es gäbe so viel zu erzählen, zum Beispiel, dass Herr shhhh eine Mücke erlegt hat oder dass Frau Catatonia einen sehr schönen Story-Anfang ersonnen hat oder dass Herr Hebig sehr beeindruckend im Bild festgehalten hat, wie hier gestern fast die Welt unterging oder dass Herr Kesselhut jetzt ne Brille trägt, aber das muss alles warten, denn gestern sind die letzten drei DVDs von Friends bei mir angekommen. Und die werden jetzt geguckt. Ihr entschuldigt mich.






Mittwoch, 9. Juni 2004

Es geht also noch schlimmer als Blog mit zwei G: Bloggy. Mein Bloggy. Mein kleines, schnuffiges Bloggy. Niedlich. Und doch so sehr zum Kotzen.

(Homepagy? Internetty? Oh misery.)

(Ein bisschen editiert, weil der Herr Werbewunderland wohl recht hat. Und der Rest darf weiter in diese unschuldigen Zeilen reininterpretieren, was er will. Enjoy.)



Evolutionsbiologische Sackgasse“. Herr Dahlmann hat schlechte Laune, und ich krieg davon gute Laune. War sicher nicht im Sinne des Erfinders, gibt aber bestimmt ein paar Karmapunkte.



Im Kino gab's Die Spielwütigen.
Kurze Fassung: angucken. Lange Fassung mit ein paar winzigen Spoilern: in der Kino-Ecke.




Dienstag, 8. Juni 2004

Du bist so niedlich, wenn du aufwachst.

Wird's heute eklig warm, eklig schwül oder regnet's schön kühl, wie sich's für Hamburg gehört?

Hört der Rest vom Bus eigentlich, wenn mein iPod Christina Aguilera spielt oder sollte ich lieber zu Moby wechseln?

Was ist das denn für ein fies aufdringliches After Shave? Ach, und: Da badet man nicht drin, Schwachmat.

Oh, lecker, Croissants. Danke, Agentur.

Ich tippe, also bin ich.

Der neue Ring nervt.

Aber abnehmen gilt nicht.

Ach, komm, egal.

„Hallo, Frauen ... hallo, Hand.“

Hab ich Hunger oder will ich mich nur davon ablenken, dass mir grad nix Gescheites einfällt?

Hab ich in dem Blog da kommentiert oder hab ich das nur geträumt?

Wieso träumt O. eigentlich von nordkoreanischen Kinderaufzuchtsstationen?

War der errechnete Geburtstermin nicht gestern?

Soll ich jetzt Patentante werden oder nicht?

Und wenn ja, welches Stofftier kauf ich als erstes?

(Das ich dann sowieso behalte.)

DVDs zurückbringen ist langweilig, wenn man keine neuen dafür mitnehmen darf.

Wie, Fettfinger sorgen dafür, dass mein Player die nicht spielt?

Ach, Kratzer sind egal?

Wieder was gelernt.

Das war doch bloß ne Ausrede, damit die Videothekentante mir kein Geld zurückgeben muss, weil die Dogville-DVD mittendrin gezickt hat.

Ich fühl mich in der Hamburger Innenstadt immer arm und fett.

Bzw ärmer und fetter als sonst.

Apropos: Ich nehm dann den Chicken Bagel auf Sonnenblume.

Zum Mitnehmen.

Hab ich jemals vorher Putenjagdwurst mit Pistazien gekauft?

Und noch so'n Ticken von der Schinkensalami, bitte.

Seufzzzzzz ... frisch gepresster O-Saft, I salute you.

Nicht mal in Ruhe den Spiegel kann man hier durchblättern.

Wird wirklich Zeit für ne Yahoo-Mailingliste.

Niedlich, die beiden.

Ich freu mich.

Schickes Layout.

Ist das Ashton Kutcher da auf der Dazed?

Yum-MY.

Oh, lecker, Obst. Danke, Agentur.

Was soll das heißen, der Kunde will keine englischen Headlines?

Aber das ist ein Songtitel, der ist nun mal auf ...

Aber dann ist das Wortspiel doch für'n ...

Ja, ich schreib was neues.

Mamba Himbeer.

Frankreich wird Europameister.

Nee, nicht Italien.

Und England schon gar nicht.

Auch, wenn ich's ihnen gönnen würde.

Fünf Euro in die Tippkasse, dankeschön.

Ja, kopier dir deinen Schein ruhig, bevor wir uns mit eurem Einsatz in die Karibik absetzen.

Kunde 1 abgearbeitet, Kunde 2 abgearbeitet, Kunde 3 liegt in der Warteschleife, Kunde 2 muss umgeschrieben werden, Kunde 1 gibt kein Feedback.

Ich liebe meine neue Monatskarte.

Sehr geehrte Mitreisende, Frau Gröner hat einen total mediokren Musikgeschmack.

Dann kann ich auch die Jackson 5 anmachen.

Türkis, orange, rot und weiß, meine Wohnung ist heißer Scheiß.

Und Reimschemata werden total überbewertet.

Ach, das Bookmark muss ich ja noch updaten.

Ex-Kollege.

Mann, seid ihr alle doof.

Und ich guck euch trotzdem.

Guckt das noch wer außer mir und der lieben Katja aus Köln, die erst vor kurzem das Internet entdeckt hat und das hier garantiert nicht liest, auch wenn ich sie gerade „die liebe Katja“ genannt habe?

Esklingeltesklingeltesklingelt.

Ja, mein Tag war schön.

Danke fürs Kistenschleppen.

Guten Appetit.

Mmmmmmmhhhhh.

Du bist so niedlich, wenn du einschläfst.

Scheiße, was schreib ich morgen bloß ins Blog?




Montag, 7. Juni 2004

DVDs vom Wochenende:
Behind the Red Door: Mal wieder ein Kiefer-Filmchen, bei dem ich schon vorher wusste, dass er fürchterlich werden würde. Aber immerhin darf Kiefer die ganze Zeit aussehen wie ein wandelnder Armani-Katalog. Ansonsten geht es um Brüderlein und Schwesterlein (Kyra Sedgewick, alt ist sie geworden), die sich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen haben, und jetzt, wo Brüderlein, der schwule Modemagazin-Herausgeber an Aids stirbt, treffen sie sich wieder, sie pflegt ihn, obwohl er ein Arschloch ist, sie versöhnen sich, und nebenbei arbeitet sie auch noch ein traumatisches Ereignis aus ihrer Kindheit auf, das in wackeligen Schwarzweiß-Bildern erzählt wird. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass die Drehbuchautoren eine Strichliste neben sich liegen hatten, auf der alle blöden Kitschfilm-Klischees draufstehen. Diese Liste haben sie einfach abgearbeitet, inklusive Sonnenuntergang und tränenreichem "I love you dearly“. Aber dieses Badezimmer mit Blick auf den Ozean hätte ich auch gerne.

Dogville: Ich wollte diesen Film nicht mögen, weil ich Nicole Kidman nicht abkann und Lars von Trier mir oft zu zeigefingerig daherkommt. Frau Kidman muss ich hier Abbitte leisten; in dem engen Korsett, das ihr Charakter ihr lässt, macht sie ihre Sache hervorragend, genau wie der Rest der Besetzung, der aus vielen, großen amerikanischen Namen besteht. Den Zeigefinger hat der Film aber trotzdem, und man ahnt schon nach einer halben Stunde, wie er ausgeht. Umso nerviger, dass man noch weitere zweieinhalb braucht, um sich bestätigt zu sehen. Trotzdem fand ich ihn als Experiment sehr sehenswert, wenn auch viele von von Triers guten Absichten nicht funktionieren; dafür wird die Geschichte der Frau, die in einer fremden Stadt um Hilfe bittet und dafür übelst bezahlen muss, zum Schluss zu plakativ und schlicht. Dass alles in Gewalt endet, ist meiner Meinung nach ein „richtiges“ Ende. Aber trotzdem fühlt es sich an wie eine naive Kapitalismus-Kritik, wo der Kleine dann doch den Großen eins auswischt.

Der fast Brecht'sche Aufbau der Bühne hat mich sehr fasziniert, auch wenn es sich selten wie ein abgefilmtes Theaterstück anfühlte, sondern mehr wie ein Guckloch, durch das man in eine Welt bzw. in eine Stadt hineinschaut. Von den Dialogen und der parabelähnlichen Handlung erinnerte mich Dogville ein wenig an Frischs Andorra. Allerdings zieht sich Andorra nicht so fürchterlich lang hin und ist vor allem nicht ganz so moralinsauer wie Dogville.

Den Vorwurf des Anti-Amerikanismus kann ich nicht nachvollziehen. Für mich könnte Dogville auch überall sonst auf der Welt spielen, in der eine Mehrheit die Macht über einen Einzelnen bekommt und sie missbraucht. Dass von Trier hier eine amerikanische Stadt genommen hat – nun gut. Es macht den Film nicht besser und nicht schlechter.

Ash Wednesday: Schon nach zehn Minuten keine Lust mehr auf sepia-getöntes Hell's Kitchen gehabt. Edward Burns geht mir nur noch auf den Keks, und Elijah Wood sieht mit Knarre in der Hand einfach albern aus.



So geht's doch auch. Danke für die Antwort.




Sonntag, 6. Juni 2004

Ich habe selten so extreme Reaktionen auf eine Filmkritik bekommen wie zu Irréversible. Seit ich meine Rezension im September auf die Seite gestellt habe, vergeht eigentlich keine Woche, in der nicht noch ein Kommentar aufläuft oder ich eine Mail kriege. Leider muss ich die meisten dieser Wortauswürfe löschen, denn sie beschränken sich so gut wie immer auf: Ich habe den Film nicht verstanden, ich sei ein blödes Weichei, ich möge doch bitte meine unwissende Fresse halten, und ich habe es gar nicht verdient, dieses Meisterwerk zu sehen.

Ich überlege seit September, ob ich die Kritik einfach von der Seite schmeiße, um meine Ruhe zu haben. Genau wie ich die Rezension zu The Believer runtergenommen habe, um keine Nazipost mehr zu kriegen. Aber ich stehe nun mal zu meiner Meinung und will nicht noch einmal nachgeben. Manchmal habe ich aber trotzdem einfach die Schnauze voll davon, mich blöd anpaulen zu lassen. Aber das scheint ja der Preis zu sein, den man im Internet zu zahlen hat.

Was ich allerdings komisch finde: All diese Scheißmails und Kommentare sind entweder anonym oder kommen von Männern. Womit ich nicht ein ganzes Geschlecht über einen Kamm scheren will; ich habe nur noch von keiner Frau gehört, dass ihr dieser Film gefallen habe.

Was mich zu der Überlegung führt: Haben Frauen das vielleicht einfach nicht nötig, sich dieses ach so großartige Abbild der Gewalt in unserer Gesellschaft, vor der man nicht die Augen verschließen darf, anzuschauen, weil sie einfach öfter Opfer dieser Gewalt sind? Oder zumindest sensibler auf Gewaltdarstellungen, besonders an Frauen, reagieren?

Wäre in dem Film ein Mann vergewaltigt worden und seine Freundin wäre auf einen Rachefeldzug gegangen, wäre das dann immer noch die große Kunst, von der mich die Mailschreiber überzeugen wollen? Oder wäre das dann nur noch das peinliche B-Movie, für das ich Irrevérsible halte?




Samstag, 5. Juni 2004

SamstagSieben:
1. Deine schönstes Kindheitserinnerung?
Mit meiner Schwester zusammen die Sommerferien bei Oma und Opa zu verbringen. Sie haben direkt am Waldrand gewohnt, und wir haben zusammen mit drei Jungs aus der Nachbarschaft wochenlang nichts anderes gemacht als auf Bäume zu klettern, Wasserräder in Bächen zu bauen, mit dem Fahrrad durch den Wald zu radeln und Schnitzeljagden zu veranstalten. Klingt total nach Kinderbuchkitsch, war aber klasse.

2. Deine schlimmste Kindheitserinnerung?
Ich hab mir die schlimmen Erinnerungen für das Erwachsenen-Dasein aufgehoben.

3. Könntest du, würdest du deinen Berufswunsch aus Kindertagen versuchen?
Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mehr, was ich als Kind werden wollte. Ich erinnere mich an eine Faszination für Indianer und Kreuzritter, aber nicht an etwas wie Tierärztin oder Pilotin.

4. Du hast einen Wunsch frei: Was aus deiner Kindheit würdest du dir in deinem heutigen Leben wünschen?
Meine Bäume, auf die ich geklettert bin. Oder das rote Mobile, das an einer Feder an der Decke hing; jedenfalls so lange, bis ich die Feder so weit zum Boden gezogen hatte, dass das Mobile verdammt zügig in Richtung Decke schnellte und dort sein Leben lautstark in Einzelteilen beendete.

5. Bist du kein Kind mehr und wärst gern noch einmal eins, oder hast du nie aufgehört eins zu sein?
Ich bin kein Kind mehr, und ich will auch keins mehr sein. Aber ich habe mir Dinge ins Erwachsenen-Dasein mitgenommen. Nämlich so „kindischen“ Kram wie Teddy auf dem Nachttisch, Angst bei Gewittern und leuchtende Augen beim Anblick von Weihnachtsbäumen.

6. Was kannst du für dich von Kindern lernen?
Vertrauen.

7. Zurück: Du bist zehn Jahre alt und kannst dir ein Spielzeug aussuchen. Was wird es?
Eine Barbiepuppe mit Haus und Auto und Pferd und Ken und Sportausrüstung und Skipper und Haarfärbestiften und Badezimmer, dessen Badewanne Schaum macht, und Swimming-Pool und Gitarre und Rollerskates und Abendkleider und Glitzerohrringe.

Oder doch lieber ein Buch.




Freitag, 4. Juni 2004

body count-journalismus



Auch wenn unser Buch noch ein wenig auf sich warten lässt (hier erklärt einer der Herausgeber in seiner unnachahmlich charmanten Art, warum), gibt es natürlich ein Weblog zu eben diesem Buch. Ein Mittelding zwischen Bestandsaufnahme, persönlichen Anmerkungen der einzelnen Blogger und einer Konkurrenzveranstaltung zu Muhammad Ali.







Der breitschultrige Grufti, der vor der Sonne kapituliert und seinen langen, schwarzen Mantel auszieht, um dünne, weiße Ärmchen zu offenbaren. Die blonde Eisente im Bus, die formvollendet an der tropfenkalt beschlagenen Cola Light-Flasche nippt. Der Eiscreme-Truck-Fahrer, der sich mit einem batteriebetriebenen Hand-Ventilator das Gesicht kühlbraust. Die Apotheke, deren einzige Schaufenster-Deko das unübersehbare Schild „Durchfall auf Ferienreisen – wir beraten Sie gerne!“ ist. Die Armada von jungen Männern, die Grills auf Rädern in Richtung Elbstrand rollen, verfolgt von bauchfreien Mädchen, die sich mit Kühltaschen und Handtüchern abschleppen. Das plötzliche Auftauchen von unzähligen Cabrios, Sonnenbrillen und Bermuda-Shorts. Die weißen Plastikstühle vor jedem Kiosk, jeder Eisdiele und jeder Würstchenbude.

Es wird Sommer in Hamburg.




Donnerstag, 3. Juni 2004

Wenn blöde Spammer, die mir ihre blöde Anti-Spam-Software verticken wollen, von ganz alleine im blöden Spam-Ordner verschwinden.

Isn't it nice when things just work.



Ich wollte schon schreiben: typisch Britisch, als ich den Artikel im Guardian gelesen hatte, aber die Musiker des Gemüse-Orchesters kommen aus Wien. Pascal Wyse hat sich selbst am Gurkophon versucht: Cue pumpkin solo.
„The next day is a lesson in making and playing veg instruments. We're going to have a jam. Or maybe a pickle. In the Festival Hall cafe, Barbara is frowning at a jug of Pimm's: "Is that cucumber?" What an absurd situation. She probably plays the cucumber on stage. Is this like giving a flautist a piccolo to stir their Martini with?

We head to the Green Room (no jokes please) to pick up some instruments the group made earlier for a photo call, and to collect the necessary tools (generally, instruments are made as close to the gig as possible – they sound much better when they are fresh): two electric hand-drills and enough knives to run a catering company. But where is the veg? All eyes fall on a group of musicians chatting on the sofa. One flushes, then announces: "Oh, yes, we had them removed. They were smelling pretty bad." It's yet another obstacle for the vegetable player – your instrument can practically go off in your hands.

Ernst confides that the smell does get to him after a while. "But hey, at least we're not a meat orchestra." They are serious about what they do, but have not blinded themselves to the funny side. "Why the hell do this?" just prompts a patient smile that says: "Why the hell not?"“



Eine schöne Seite für Typeface-Nitpicker: Mark Simonson achtet auf den korrekten Einsatz von Schriften in Filmen. Leider viel zu wenig Beispiele. Link via Andreas.

Ich persönlich achte ja auf Rechtschreibfehler in Abspännen, auf Gläser, die sich per Schnitt und Gegenschnitt gerne füllen und wieder leeren, auf alles, was z.B. auf eine Schultafel geschrieben wird und eine Sekunde später ganz anders aussieht, weil es irgendein Assi zwei Wochen später nochmal schreiben musste, und natürlich auf die obligatorischen Mikros im Bild. Auf was achtest du?




Mittwoch, 2. Juni 2004

Nothing rhymes with Blog.

Notizblock

Kein Bock

Clock

Cog

Cock

Doc

Dock

Eierstock

Gorch Fock

Jogg!

Kloc

Rock

Schmock

Sock

Spock

Wok




Dienstag, 1. Juni 2004

"Don't pay any attention to what they write about you.
Just measure it in inches."

Andy Warhol