Tagebuchbloggen, 11.01.2010

Das erste Mal mit den neuen Klamotten in der Agentur gewesen.

„Huch, du siehst ja so schick aus!“

„Mein Vorhaben für die nächste Zeit: wie eine Kontakterin aussehen.“

„Schade, ich hab immer gerne deine Shirts gelesen.“

In meinem schwarzen Kapuzenmantel sehe ich zwar aus wie der Sensenmann ohne Sense, aber ich hab’s schön warm. Und der graurote Schal setzt einen stimmungsvollen Akzent. (Speed- und Dauertexten auf vier verschiedenen Modellen betrieben, das kann ich grad nicht ganz aus dem Schädel kloppen.)

Wie seit Jahren: wunderschöne Autos betextet. Mich wieder darüber gefreut, dass sich Arter freuen, dass ich InDesign in Grundzügen beherrsche, weil sie dann meine Headlines nicht in den Aufriss copypasten müssen, sondern ich das selbst machen kann. (Aufriss = eine Ãœbersicht über sämtliche tausend Doppelseiten eines Katalogs, damit die Arter wissen, was sie fotografieren sollen und ich weiß, auf welcher Seite ich über welches Feature schreibe.) Um den Ablauf zu verdeutlichen – wo sagen wir was über Design, wo was über den Motor, wo was über den Innenraum –, stehen gerne schon vor dem eigentlichen Texten die ersten Headlines. Meistens für Monate, bis sie kurz vor der Blaupause nochmal überdacht werden. (Blaupause = das Ding, unter das alle einen Haken machen müssen, bevor der Katalog gedruckt wird.) Alle! Hersteller sind so. Alle. Und obwohl man’s weiß, hat man seine Lieblinge und will sie verteidigen – und gerade die sterben immer die frühesten Tode. „Ein athletischer Anblick. Ein kraftvoller Motor. Eine Sekunde bis zum Horizont.“ (Ja, ihr mögt die doof finden. Ich trauere ihr seit August hinterher.)

Einen Kollegen mit Links zu Autoblogs und -twitteraccounts versorgt. Wozu ist man denn sonst dauernd online.

Tweetie, das ich auf dem iPhone liebe, geht mir auf dem Mac auf den Zeiger. Wieder aus dem Dock geschmissen und bei Twitterific geblieben.

In vier Bussen, der Mittagspause und vor dem Schlafengehen weiter Krieg und Frieden gelesen. Puschelige Moskauer Salon-Atmo gegen Truppenbewegungen vor Wien eingetauscht. Nicht sehr glücklich darüber gewesen.

In meiner Seitenstatistik Da war mal was/referrer (o.ä.) gefunden. Mich gefragt, ob sich Herr Flix freut, dass ich seine Bücher so gerne mag oder ob ihm das egal ist. (Wahrscheinlich letzteres. Auch okay. I admire him from afar.)

An der Bushaltestelle abends, ich so mit Rucksack und Edeka-Stoffbeutelchen. Ein Typ kommt auf mich zu, Zigarette zeigt erst auf mich, dann auf den Beutel: „Edeka. Wir lieben Lebensmittel.“ und geht weiter. Und ich denk mir, danke, dass du mich nicht weiter vollgequatscht hast. Und dann: Respekt, Grabarz & Partner. Der Claim scheint beim Endkunden angekommen zu sein. Vielleicht nicht unbedingt bei einem, den man als Kassiererin vor sich sehen möchte, aber immerhin.

Apropos Claim. Hallo, Möbelhaus habichvergessen: „5 Jahre Grinsen. 5 Jahre keine Zinsen.“ Nicht jeder Reim, den man machen kann, ist auch einer, den man machen sollte.

Im Laufe des Tages verspeist: Müsli mit Apfel, Milchkaffee, Vollkornbrot mit Käse und Senf, kleiner Salat (Rest von Sonntag), Bio-Kirschjogurt, Gemüsegratin bzw. „Ich glaube, der Blumenkohl muss jetzt echt weg“.