Was schön war, Dienstag, 20. Juni 2017 – Puzzlestücke, mal wieder

Für meinen Katalogtext zu Leo von Welden saß ich gestern nochmal im ZI, weil mein Dozent mich auf zwei seiner Aufsätze hingewiesen hatte, die vielleicht für mich interessant seien. Den einen fügte ich nicht ein, beim zweiten saß ich mal wieder grinsend vorm Rechner.

Es geht im betreffenden Absatz um die Ausstellungstätigkeit von Weldens zur Zeit des Nationalsozialismus. Wie wir uns alle, die meine Hausarbeit gelesen haben, erinnern, hat der Mann durchaus ausstellen dürfen, darunter auch in einer Wanderausstellung, von der ich bis vor wenigen Tagen nicht wusste, dass es eine ist.

Ich las einen Hinweis auf generelle Ausstellungstätigkeit in einem Zeitungsartikel von 1943, den ich im Archiv des Historischen Vereins Bad Aibling fand; ich zitiere kurz aus W. K.: „Der Maler unterm Pegasus“, in: Aiblinger Zeitung vom 13.8.1943, Archiv des Historischen Vereins Bad Aibling (AHVBA), Zeitungsausschnittsammlung (ZA) Leo von Welden, wo gesagt wurde, dass wir „seine Zeichnungen gleichzeitig in deutschen Ausstellungen in […] Würzburg, unter den Münchnern in Karlsbad und in der Deutschen Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts in Helsinki und Oslo und Rom“ finden. Aus diesem Artikel wurde mir nicht klar, dass die „Deutsche Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts“ eine Ausstellung war, ich dachte, das wäre eine Bezeichnung für einen Bestandteil der Sammlung. Mein Dozent verwies mich auf seinen Aufsatz: Christian Fuhrmeister: „Dr. iur. Dr. phil. Rolf Hetsch, ‚einziger zünftiger Kunsthistoriker‘ im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“, in: Ders./Klingen, Stephan/Lauterbach, Iris/Peters, Ralf (Hg.): „Führerauftrag Monumentalmalerei“. Eine Fotokampagne 1943–1945, Köln/Weimar/Wien 2006, S. 107–126. Auf S. 113 fand ich eine Beschreibung dieser Ausstellung, an der Rolf Hetsch mitgewirkt hatte, um den es im Aufsatz ging. Sie führte noch durch weitere Städte, nämlich Gent, Lüttich, Venedig, Lissabon und Madrid; in den beiden letzten Städten, wo sie 1944 Station machte, hatte sie einen anderen Namen, den ich mir nicht notiert habe, aber fürs Blog ist das jetzt kurz egal. Denn:

Beim Stichwort Lissabon erinnerte ich mich an einen anderen Zeitungsartikel, den ich schon vor über einem Jahr im Stadtarchiv Rosenheim in der Hand gehabt hatte. Zum Tode von Weldens 1967 stand dort nämlich: „In der diesjährigen Ausstellung im Haus der Kunst in München hängen drei Bilder von ihm. Ausstellungen in Madrid, Rom, Lissabon, Prag, Budapest und Berlin räumten seinen Bildern einen guten Platz ein. Leo von Weldens Name hatte internationalen Klang.“ (Quelle: HG: „Leo von Welden ist tot. Der Künstler ist 67jährig einem Herzschlag erlegen“, unbezeichneter Zeitungsartikel vom 1.8.1967, Stadtarchiv Rosenheim (StadtA Ro), Dokumentarische Sammlung zur Zeitgeschichte (DOK) Leo von Welden.)

Ich hatte seit einem Jahr versucht rauszubekommen, wann zum Teufel der Mann jemals in Madrid, Rom und Lissabon ausgestellt haben sollte. Jetzt weiß ich’s. Auch wieder bezeichnend, dass im Artikel mit keinem Wort erwähnt wurde, dass diese Ausstellungen 1943 und 1944 stattgefunden hatten. Und wieder ein Puzzlestückchen eingefügt.