Was schön war, Montag, 1. Mai 2017 – Mein erstes Wagyu

Akute Unlust, am Referat weiterzuarbeiten. Ich gab mich hemmungslosem Konsum von Serien und einem neuen Roman hin, bis ich abends zu F. fuhr, um mit ihm im Theresa essen zu gehen.

Das Theresa ist so ein bisschen „unser Laden“ – so wie andere „unser Lied“ haben, haben wir halt „unser Steak-Restaurant“ –, und daher hatten wir uns sehr gefreut, dort mal wieder essen zu gehen. Es ist nicht ganz günstig, weswegen wir das nicht alle vier Wochen machen. Was schön war: die freundliche Begrüßung, der Tisch in unserer Lieblingsecke, sofortiges Jackenwegbringen und Nach-Wasser-Fragen sowie die Beratung zum aktuellen Fleischangebot und den passenden Beilagen. Wir entschieden uns für ein Stück Wagyu-Flank und ein Stück Hanging Tender, die uns gleich auf zwei Portionen verteilt serviert wurden. Im Theresa gibt es keine festen Portionsgrößen, es wird angeboten, was da ist und das dann wild verteilt; mir gefällt das sehr gut. Auch die Beilagen teilten wir uns, wobei ich die dick geschnittenen, knusprigen Pommes fast alleine verzehrte, während F. seine geliebten Speckbohnen für sich behielt. Die knackigen Pariser Erbsen mit Kopfsalat gab’s für uns beide. Dazu ließen wir uns einen Ribero del Duero schmecken, der zunächst nur nach Barrique-Vanille schmeckte und recht dünn daherkam, im Laufe des Abends aber zu einem vanillefreien breitschultrigen Holzfäller wurde. Und ich genoss mein erstes Stück Wagyu-Rind und war sehr angetan.

Was leider nicht so schön war, und das ist das erste Mal, das wir das im Theresa erlebten: Der Service nahm sich anscheinend eine lange Pause oder hatte seine Augen nicht mehr ganz so auf. Bei kleinen Tischen wie unseren steht die Weinflasche gerne auf einem langen Servicetisch, und der Kellner gießt einem dauernd nach. Das ist schön, aber nur, wenn’s funktioniert. Nachdem ich das erste Mal fünf Minuten vor meinen leeren Glas gesessen hatte, schenkte mir F. nach und stellte die Flasche wieder ab; beim nächsten Mal holten wir sie uns und bunkerten sie danach. Nachdem unser Geschirr abgeräumt wurde, dauerte es ewig, bis mal jemand nachfragte, ob wir vielleicht noch was wollten, dann dauerte es ewig, bis wir die Karte hatten, dann dauerte es ewig, bis Dessert (für F.) und Käse (für mich) kamen, und dann war die Käseauswahl auch noch total lachhaft. Vier nichtssagende Stückchen, aber immerhin leckerer Feigensenf. Ich tunkte etwas missmutig mein Brot in den Senf und aß die Weintrauben und die Erdbeeren. Eigentlich wollten wir noch einen Espresso trinken, waren inzwischen aber so genervt, dass wir zahlten (was ewig dauerte) und dann gehen wollten – wenn wir unsere Jacken gehabt hätten. Auch darauf mussten wir warten, während ein Bro-Kellner noch mal kurz mit einem Kumpel schnackte, bevor er sich dazu herabließ, uns unser Zeug zu bringen. Der blöde Abschluss, aber dafür kann das Theresa natürlich nichts: Wir hatten unsere nassen Regenschirme in den Schirmständer am Eingang platziert, und irgendein Idiot hatte sich den Schirm von F. gegönnt, den dieser gerade einen Tag lang besessen hatte.

Leider etwas missgelaunt stapften wir durch den Regen heim, konnten uns aber immerhin noch über die beiden Damen am Nachbartisch amüsieren, die in einem der besten Fleischläden Münchens vor zwei Caesar Salads und Pommes saßen, weil die eine Dame anscheinend gerade Vegetarierin geworden war.