Was schön war, Freitag, 21. April 2017 – Hasenpenis und Kinderkönigin

Ich erwachte immer noch genervt vom Donnerstag, wobei ich inzwischen eher von mir selbst als vom Auslöser der Genervtheit genervt war, weil ich einfach nicht aus ihr rauskam. F. hatte dazu eine Idee, die ich aber erst bemerkte, als ich mich auf den Weg in die Stabi machen wollte, um meine Stinkigkeit abzuschütteln. Ein Lerneffekt des Studiums (neben ein paar kunsthistorischen Erkenntnissen): Wenn’s mir scheiße geht, ich wütend oder traurig bin – ab in die Bibliothek. Hilft immer.

Ich machte mich also bibfertig und packte meinen Rucksack: Laptop, Netzteil, Moleskine, Federmäppchen – ich komme auch nach fünf Jahren nicht darüber hinweg, dass ich wieder ein Federmäppchen habe –, USB-Stick, Kopierkarte, Schließfachmünze und gestern meine gesamte ausgedruckte Stoffsammlung, die ich mit einem Textmarker bewaffnet durchgehen wollte. Außerdem packte ich sechs Bücher, die ich zurückgeben wollte, in meine Residenztheaterstofftasche, in der ich bevorzugt ausgeliehene Bücher transportiere. Dann öffnete ich die Wohnungstür – und entdeckte ein kleines Tütchen am Türgriff. Der Mann meines Herzens hatte mir nachts noch Nervennahrung (aka Schokolade) vorbeigebracht, damit mein Tag gut beginnt. Ich war so gerührt, dass ich aus dem Geschenk erstmal einen Penis basteln musste.

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(Das sind ein Schmunzelhase, ohne den Ostern für mich nicht Ostern ist (danke, Werbung) und zwei von diesen lustigen dicken Lindt-Schäfchen. Das Foto ist aus dem Handgelenk gemacht und daher unscharf. Sorry!)

Schlagartig gut gelaunt radelte ich zur Bibliothek und stellte auf dem Weg fest, dass die Springbrunnen an der LMU wieder vor sich hinplätschern.

In der Stabi hatte ich viel Spaß mit diesem Buch, das ich in gut zwei Stunden durcharbeitete. Noch eine Studiumserkenntnis: Man lernt irgendwann, sinnvoll querzulesen. Dann markierte ich wild durch meine Stoffsammlung und war sehr zufrieden. Inzwischen hatte die Ausleihe geöffnet, ich verstaute Rechner usw. im Schließfach und zerrte meine Rückgabebücher heraus. Nachdem ich sie losgeworden war, ging ich in den Abholbereich, um Nachschub aus meinem Regal zu holen. Plötzlich sprach mich ein offensichtliches Erstsemester an, wo es denn seine Bücher finden könnte und ob die überhaupt schon da wären; ich antwortete, wenn er noch keine Mail bekommen hätte, garantiert nicht. Daraufhin hatte eine weitere junge Dame auch noch eine Frage, worauf ich belustigt antwortete, dass ich hier gar nicht arbeiten würde. Die beiden entschuldigten sich, aber ich freute mich darüber noch stundenlang. Offensichtlich habe ich im zehnten Semester endlich einen allwissenden Gesichtsausdruck drauf.

Eigentlich wollte ich bei meinem Italiener um die Ecke nur Pastamehl kaufen, aber der Mann hatte Salsiccia in der Auslage, und das ist mein Schlüsselreiz. Sobald ich dieses herrliche Zeug irgendwo sehe, muss ich es kaufen. Also gab es Pasta mit Tomaten und Fenchelbrät zum späten Mittagessen.

Abends saß ich noch ein bisschen am Schreibtisch und klickte meinen Mix der Woche auf Spotify an. Gleich das erste Lied – Infanta von The Decemberists, eine Band, von der ich noch nie gehört hatte – lief danach noch zwanzigmal. Außerdem beging ich den Fehler, mal nach dem Wort Infantin zu googeln, das ich nur in Bezug auf Spanien kannte. Daraus entstand die übliche Wikipedia-Link-Kette (via @SonstHarmlos), die mich irgendwann zum Londoner Kutschenstreit führte, von dem ich auch noch nie gehört hatte. Ich liebe das Internet in solchen Momenten so sehr.