Tagebuch, Donnerstag, 20. April 2017 – Aggro

Mies geschlafen, daher sehr übermüdet am eigenen Schreibtisch gesessen und gelesen. Ausführlicher Mittagsschlaf. Ging nicht anders.

Nachmittags dann eine DM bekommen, die mich über einen Dresscode zu einer Veranstaltung informierte, auf die ich von vornherein sowas von überhaupt keine Lust hatte und von der ich mir auch so gar keinen persönlichen Gewinn verspreche, die ich aber aus Zuneigung zu einem bestimmten Menschen zugesagt hatte. Nun, gut vier Wochen vor dem großen Ereignis, kommt also eine Ansage, was man bitte anziehen und was man bitte nicht anziehen sollte. Seit der DM war der Tag im Eimer, denn ich war von einer Sekunde auf die andere so brastig wie seit langem nicht mehr und kam auch aus dieser Brastigkeitsschleife nicht wieder raus. Ich ärgerte mich über mich selbst, den Scheiß nicht gleich abgesagt zu haben wie ich das mit derartigen Veranstaltungen seit Jahren grundsätzlich so mache, weil ich inzwischen alt genug bin, um zu wissen, dass ich darauf nie, nie, nie Lust habe, und nein, ich habe auch keinen Spaß, wenn ich erstmal da bin, was ja immer die beliebteste Ansage von außen ist. Ich ärgerte mich über die Dreistigkeit, mir vorschreiben zu wollen, was ich tragen darf und was nicht, und ich ärgerte mich darüber, dass mich das nun Geld kostet, denn das verlangte Kleidungsstück habe ich nicht in meinem Schrank. Ich muss also irgendwo sein, wohin ich nicht mal will und dafür auch noch Geld ausgeben, das ich nicht habe. (Nebenbei ist es für dicke Menschen noch problematischer, in diesem relativ kleinen Zeitfenster Kleidung zu bekommen, weil wir eher auf Online-Shops angewiesen sind, was Versand- und eventuelle Retourenzeiten erfordert und vielleicht auch noch Änderungsaufwand.)

Ich hockte also trotz Bücherglück und gutem Tee in meinem Brastigkeitsloch, und das einzige, was mich wenigstens für ein paar Stunden ablenkte, was ein unfassbar komplizierter kunsthistorischer Text, der so anstrengend geschrieben war und so voller Fachsprache steckte, dass ich ihn nicht, wie viele andere Aufsätze, mal eben überfliegen konnte, sondern mich Wort für Wort mit ihm auseinandersetzen musste. Nachdem ich ihn niedergerungen hatte, war aber die Brastigkeit wieder da.

Erneut beschissen geschlafen. Dreckstag.