Tagebuch, Montag, 6. Februar 2017 – Dozentengespräch

Meine erste Prüfung in diesem Semester war die zum Lektürekurs in Geschichte. Wir konnten uns aus fünf Büchern über das (kurze) 20. Jahrhundert zwei aussuchen und sollten sie über den Zeitraum des Semester lesen. Die Prüfungsleistung war dann ein gemeinsames Gespräch mit dem Dozenten. Wir waren nur fünf Leute und saßen im Büro des Dozenten, weswegen sich das eher nach einem entspannten Plaudern anfühlte; das hat mir sehr gefallen, das hätte ich gerne öfter gehabt.

Drei hatten Hobsbawms Zeitalter der Extreme gelesen, auf das ich keine Lust gehabt hatte, aber nach dem Gespräch gestern werde ich es wohl doch mal lesen. Die drei klangen jedenfalls sehr beeindruckt. Den Sheehan hatte noch eine Kommilitonin mit mir gelesen, den Kershaw noch zwei. Für den Blom hatte sich nur ein Kommilitone entschieden, aber der war recht angetan, und auch der Dozent legte uns das Buch noch einmal ans Herz. Wir plauderten über die Periodisierung von Geschichte, dem jeweiligen roten Faden der Bücher oder der Thesen, die von den Autoren aufgestellt wurden. Dabei merkte ich an, dass ich im Kershaw keine Thesen hatte finden können; auch die Rezension bei hsozkult, die ich nach der Lektüre las, klang nicht gerade euphorisch. Der Dozent fragte, für wen unserer Meinung nach solche Bücher, die eine reine Nacherzählung von Fakten seien, geschrieben werden, woraufhin eine Kommilitonin meinte, für ihren Vater, der lese sowas total gern. Der Dozent meinte, er könnte sowas wie den Kershaw überhaupt nicht lesen, woraufhin ich erst grinsen musste und dann etwas verstimmt war, dass das Buch überhaupt auf der Liste war. Was ich aus diesem Kurs mitgenommen habe: Gute Bücher haben Thesen (wie der Sheehan) und mit Militärgeschichte könnte ich mich auch mal intensiver beschäftigen. Der Dozent meinte, es fehle für das 20. Jahrhundert noch ein großes Werk zur Entwicklung der Zivilgesellschaft, gerade die nach 1945. Falls also eine/r von euch Lust hat?

Weiter für die beiden noch ausstehenden Klausuren gelernt, eher lustlos, weil sie keinerlei Erkenntnisgewinn mehr für mich haben. Pflichtübung halt.

Die blöde blaue Miles-and-more-Karte im Briefkasten gehabt, mit der meine schöne silberne Frequent-Traveller-Karte ungültig wird. Jetzt wo ich nicht mehr dauernd fliege, darf ich auch nicht mehr in die Flughafenlounges, was ich sehr vermissen werde. Mir geht es dabei nicht um den besseren Kaffee oder die größere Zeitungsauswahl; die ignoriere ich eh meist, nehme mir aber oft eine französische Zeitung mit, um mir selbst den Eindruck zu vermitteln, ich würde was lernen. Nein, was mir wirklich fehlen wird, ist die Ruhe. Man wird nicht wie unten am Gate alle 30 Sekunden mit einer Durchsage genervt, es gibt natürlich weniger Durchgangsverkehr, die Leute haben meist verstanden, wie man Tastentöne deaktiviert (okay, den telefonierenden Businesskasper gibt’s überall) und als letzten Punkt: Die Klos sind angenehmer. Seufz.

Spätes Abendessen: Milchreis mit Zimt und Zucker und vielen Butterinseln.