Tagebuch, Mittwoch, 24. August 2016

Den ganzen Tag im Zentralinstitut für Kunstgeschichte gesessen und gelesen und geschrieben und nachgedacht und umformuliert. Hauptsächlich habe ich die Erkenntnisse aus meinem Wühlen im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufgeschrieben, aber um die zu kontextualisieren, musste ich am Rest der Arbeit auch noch rumschrauben. Und als ich abends fertig war, stellte ich fest, dass ich schon bei 48.000 Zeichen bin. 45.000 bis höchstens 50.000 ist die Marke, bei der ich laut Prüfungsordnung landen soll.

Jetzt könnte ich ein bisschen kürzen, noch drei Zeilen Zusammenfassung rauswürgen und abgeben, aber so einfach geht das natürlich auch nicht. Der Plan war: Aus allen drei Lebensabschnitten von Weldens (Jugend, Ausbildung, erste künstlerische Gehversuche: 1914–1933; NS-Zeit, die in der bisherigen Forschung fast komplett ausgeblendet wird: 1933–1945; Nachkriegszeit und Spätwerk, das halbwegs okay erschlossen ist: 1945–1967) jeweils ein Bild beschreiben, das stellvertretend für seine Arbeit steht und es in den Zeitkontext einordnen. Also ganz doof: Hat er so gemalt wie alle zu der Zeit oder nicht. Bildbeschreibungen fressen aber, wie ich ja schon weiß, irre viele Zeichen, weswegen ich gestern abend dazu übergegangen bin, die Arbeit in eine andere Richtung zu drängeln.

Ich hatte nicht damit gerechnet, so viel über den Mann zu finden – die ganzen Ausstellungsbeteiligungen, die alleine knapp zwei Seiten füllen; die GDK-Sache, die ich erklären muss – was genau habe ich gefunden und was sagt mir das? Ein Foto, das ihn eher in die linke Ecke stellt, was es für mich noch verwunderlicher macht, dass er so schöne NS-Propaganda für die GDK pinselte. Alles Kram, den ich inzwischen für wichtiger halte als eine stilkritische Auseinandersetzung. Aber damit ist das Grundkonzept meiner Arbeit halt hinfällig.

Ich lese mir das jetzt gleich noch mal in Ruhe durch und gehe dann wieder basteln.