Was schön war, Montag, 14. März 2016

Ich habe mit meiner neuen Kamera rumgespielt.

Ich besitze seit Jahren ein Smartphone mit halbwegs okayer Kamera, aber einen großartigen Ehrgeiz, damit richtig gute Fotos zu machen, hatte ich nie – erstens, weil ich um die Limitationen der Kamera wusste und zweitens um die meinen als Fotografin. Vor zehn Jahren kaufte ich mir eine kleine gebrauchte Digiknipse, die erstmal ewig in der Schublade lag, aber dann mit den ersten Kochversuchen zur Futterfotografie genutzt wurde. Einmal durfte sie mit in den Urlaub nach Rom, danach war sie wieder nur für Nahaufnahmen zuständig, weil ich mit den Rom-Fotos nicht so glücklich war und dort schließlich wieder mit dem iPhone knipste. (Man kann das wirklich nicht „fotografieren“ nennen, was ich da trieb.)

Seit ich Kunstgeschichte studiere und mich verstärkt mit Architektur beschäftige, renne ich mit weit offenen Augen und meist dem Kopf im Nacken durch meine Stadt und gucke mir Giebel an, Dachfirste, Trauflinien, Ornamente, Fensterlaibungen und was sonst noch so an Häusern dran ist. Und immer öfter juckt es mich in den Fingern, schöne Details zu fotografieren, um darüber zu bloggen. Ich zücke also das iPhone, knipse – und stelle zuhause fest, dass ich kaum ein Detail so scharf ranholen kann, dass man es abbilden möchte.

Diese Missstand habe ich jahrelang ausgehalten, aber jetzt, wo ich ernsthaft darüber nachdenke, mich mit der Architektur noch tiefergehender zu befassen, als ich das eh schon tue, muss eine vernünftige Kamera her. Die kleine Digiknipse gibt nicht mehr her als das iPhone 6 (inzwischen sogar weniger), und deswegen ließ ich mich von einem charmanten Herrn in meiner Timeline beraten, klickte mir eine gebrauchte Kamera mit zwei Objektiven in den Einkaufswagen und holte das Päckchen am Samstag aus der Packstation.

Während ich mich im Fußballstadion rumtrieb, lud der Akku auf; am Sonntag las ich dann brav die Bedienungsanleitung durch (ja, ich bin eine von denen), klickte mich durch alle Untermenüs, probierte sinnlose Bildeinstellungen aus und fotografierte als erstes anständiges Motiv eine Erbsensuppe. Das ist noch keine Kunst, sondern alles automatisch voreingestellt, aber ich habe mich trotzdem sehr darüber gefreut, in meinen Blogbildern wieder eine gewisse Tiefe vorzufinden, die sie mit den iPhone-Schnappschüssen nicht mehr hatten.

Gestern schraubte ich dann das Zoom-Objektiv auf und ging zu meinem Lieblingsmotiv, dem Königsplatz. Verwirrt musste ich feststellen, dass ich bereits in der Grundeinstellung kaum die Glyptothek aufs Bild bekam, obwohl ich 50 Meter von ihr weg stand. Deswegen kam ich nicht mal auf die Idee, den Zoom auch richtig auszutesten, sondern fotografierte nur das komplette Gebäude in der kleinsten Einstellung (ich Depp). Und trotzdem saß ich 20 Minuten später am Rechner und sagte laut „Whoa“, als ich die Bilder sah. Diese Tiefe! Diese Schärfe! Diese Feinheit in den Details! Aus fucking 50 Meter Entfernung! Und noch nicht mal richtig gezoomt! Als totaler Zoom-Newbie war ich schwerstens begeistert. Und ich kann endlich die Giebelfiguren anständig sehen!

giebel

Es ärgert mich etwas, dass ich euch kein anständiges Foto zeigen kann, weil ich ein bisschen überfordert neben mir stand und eher ziellos auslöste, aber da ich am Mittwoch nach Wien fliege, wo eventuell ein paar Gebäude stehen, bei denen sich ein Zoom lohnt, werde ich das hoffentlich nachholen können.

Ich möchte außerdem darauf hinweisen, dass es mich nur drei Versuche gekostet hat, darauf zu kommen, dass man an diesen Kameras nicht dadurch scharfstellt, indem man aufs Display tippt. Und das Auslösegeräusch kann man auch nicht abstellen, wie mir F. mit einem sehr mitleidigen Blick erklärte („mechanisches Bauteil“).

Smartphones made me stupid.