Tagebuch Mittwoch, 4. November – Ausfall

Die Dozentin unterrichtete uns am frühen Vormittag per Mail, dass unser Seminar über die Ost-West-Dialoge leider ausfallen müsse. Meine Reaktion: WHAT NOOOOO! Was mich in dieser Deutlichkeit etwas überraschte. Klar mache ich die Uni gerne, aber genauso gerne sitze ich am Schreibtisch oder in der Bibliothek (oder liege im Bett, gucke Serien und esse Ritter Sport Nugat, bei der es mich wahnsinnig macht, dass sie nicht Ritter Sport Nougat heißt). Aber auf das Seminar freue ich mich wirklich sehr. Ich merke immer mehr, wie mich die Geschichte der jungen Bundesrepublik interessiert, vermutlich auch, weil wir heute noch die Wellen spüren, die die damalige Staatsbildung ausgelöst hat. In diesem Zusammenhang: Ich müsste wirklich mal über meinen Besuch im neuen NS-Dokumentationszentrum hier in München schreiben, das hat zu dem Thema sehr viel zu sagen.

Statt in die Uni zu gehen, traf ich mich mit meinen Referat-Mitstreiter, mit dem ich bis jetzt nur wolkige Mails ausgetauscht hatte. Gestern zurrten wir den Streitplan fest, mit dem wir unsere Kommiliton*innen Anfang Dezember beglücken wollen. Praktischerweise studiert er Literaturwissenschaft, weswegen er sich sehr gerne mit der deutschen Mythologie à la Nibelungenlied, Eschenbachs Parzifal, Grimms Märchen und Volksliedern beschäftigen möchte, während ich viel lieber auf die Bilder gucke und mich mit dem politischen und kulturellen Umfeld Ende der 1960er Jahre auseinandersetzen möchte. Passt also. Für die Hausarbeit muss ich mir das natürlich auch noch alles anständig anlesen und nicht nur so oberflächlich wie jetzt gerade, aber dann profitiere ich hoffentlich von seiner Bibliografie, genau wie er gestern von meiner profitiert hat, denn ich hatte schon deutlich mehr gemacht als er.

Abends die letzten Reste des samstäglichen Lammbratens verspeist, einfach kleingeschnitten mit Kartoffeln, Bohnen und Zwiebeln in die Pfanne geworfen und ein bisschen Kräuterquark dazu gemacht. Ãœberraschend desinteressiert am Fußballspiel zwischen Bayern und Arsenal gewesen; nachdem das ZweiNull gefallen war, las ich lieber weiter über die Verwendung der Nibelungensage und der Wagner’schen Musik im NS-Staat.

Ebenfalls gelesen:

– Anika Meiers Hinweise an Museen, dass TweetUps echt nicht mehr der heiße Scheiß sind. Diese Form der Auseinandersetzung mit Kunst habe ich eh nie verstanden – wenn ich eine Führung kriege, will ich zuhören und gucken und nicht tippen.

– das Blog zum Seminar Software für Kunsthistoriker im WS 2015/16 an der LMU, von dem ich mir einige für mich hilfreiche Links verspreche.

– und den Artikel, den gestern vermutlich eh schon alle gelesen haben: Wie falsche Bilder von Flüchtlingen entstehen im BildBlog.